Katholiken

Brian Moore veröffentlichte 1972 seine Erzählung Catholics, die ein Jahr später mit Trevor Howard, Martin Sheen und Cyril Cusack verfilmt wurde. Die Handlung spielt in einer Zeit nach dem Vierten Vatikanischen Konzil, als ein junger Priester in eine Abtei auf einer kleinen Insel vor Irland geschickt wird, in der nach wie vor die lateinische Messe in der hergebrachten Form zelebriert wird. Katholiken aus allen Teilen der Erde strömen dorthin, der Andrang ist so groß, dass die Messe im Freien auf einem Berg zelebriert werden muss.

Tiberius hat übrigens bereits vor zwei Jahren auf Buch und Film hingewiesen. Ich habe beides jetzt bestellt, in den nächsten Tagen erwarte ich Post.

Nachtrag: Das Buch ist schon da. Ich habe mich für das englische Original entschieden. Es gibt aber auch eine deutsche Übersetzung.

Brian Moore: Catholics (engl.)
Brian Moore: Katholiken (dt.)
Katholiken (Film)

et vias peccatórum dispérdet

Da wir es gerade so mit passenden Bibelstellen zur Katastrophe von Duisburg haben – mein altes Brevier kommentierte heute früh wie folgt:

Dóminus custódit ádvenas, pupíllum et víduam suscípiet: * et vias peccatórum dispérdet.
Psalm 145, 8

Luther (1984) übersetzt so:

Der HERR behütet die Fremdlinge / und erhält Waisen und Witwen; aber die Gottlosen führt er in die Irre.

Und die Einheitsübersetzung:

Der Herr beschützt die Fremden und verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht. Der Herr liebt die Gerechten, doch die Schritte der Frevler leitet er in die Irre.

Das Klagegeschrei über Sodom und Gomorra

Das Klagegeschrei über Sodom und Gomorra, ja, das ist laut geworden, und ihre Sünde, ja, die ist schwer.
Gen 18, 20b

Ein Kommentar von Eva Herman schlägt in diesen Tagen jede Menge Wellen im Netz. Sie bezeichnet dort, passend zur ersten Lesung des vergangenen Sonntags, an dessen Vorabend die Katastrophe von Duisburg geschah, die Love Parade als „Sodom und Gomorrha“ und stellt eine provokante These in den Raum, an der vor allem sich der öffentliche Zorn entzündet:

Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte mit eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen.

Dass die Love Parade nicht erst seit Duisburg eine völlig verkommene Veranstaltung ist, diese Diagnose allein erklärt noch nicht die neuerliche Aufregung über Eva Herman. Aber mit ihrer These, es könnte sich bei der aktuellen Katastrophe um so etwas wie eine Strafe Gottes handeln, reizt sie die säkulare Mehrheitskultur bis aufs Blut. Dabei ist das tatsächlich ein interessanter Gedanke, nicht zuletzt vor dem Hintergrund von Gen 18, 20-32, gestern als erste Lesung in jeder Messe zu hören, wenn örtliche Hochfeste, pastorale Gründe oder schlechte Gewohnheiten nicht dagegen sprachen.

Abraham verhandelt mit dem Herrn, der sich Sodom aus der Nähe ansehen möchte, wohl um es zu vernichten, wie Abraham fürchtet. Er fragt den Herrn, ob er Sodom verschonen würde, fänden sich dort nur fünfzig Gerechte. Als der Herr dies bejaht, handelt er ihn in mehreren Etappen auf schließlich nur zehn Gerechte herunter, die sich dort finden müssten. Abraham befürchtet die Vernichtung der Stadt zur Strafe für ihre Sünden und ringt um ihre Verschonung.

Der Salzburger Weihbischof Andreas Laun hat sich Anfang der 90er Jahre in einem lesenswerten Aufsatz* mit der Frage beschäftigt, ob AIDS eine Strafe Gottes sei. Er analysiert darin, warum sich der heutige Mensch so vehement gegen diesen Gedanken wehrt:

Denn wer von „Strafe“ redet, hat natürlich an Sünde gedacht und damit an ein Tabu der Zeit gerührt! Prophetisch hat ja schon Pius XII. gesagt, „daß die Sünde des Jahrhunderts der Verlust des Bewußtseins von Sünde ist“. Da aber weite Schichten unserer Gesellschaft den Gedanken, in ihrem Leben gebe es Sünde, kategorisch von sich weisen und darum auch dem Gedanken, Christus könnte sie von ihren Sünden erlöst haben, verständnislos gegenüberstehen, rührt die Rede von der Strafe an einen besonders empfindlichen Nerv:
In dem Begriff der Strafe steckt logisch die Behauptung von der Sündigkeit des Menschen, ein Stück Anklage also – und wer läßt sich das schon ohne weiteres gefallen!

Die Love Parade als sündige Veranstaltung zu bezeichnen, ist nicht so populär wie die Love Parade selbst, aber deshalb noch nicht falsch. Leid und Tod als Folge der Sünde zu deuten ist möglich, solange nicht ein linearer Zusammenhang zwischen der Schwere der Sünde und dem Ausmaß von Leiden und Tod konstruiert wird.

Aus Sünde folgen Leid und Tod, auch ohne dass es dazu des direkten Eingreifens Gottes bedürfte. Laun führt den auf den ersten Blick paradoxen Gedanken aus, dass eine Krankheit wie AIDS sich durchaus als Strafe Gottes verstehen (weil jedes Leid und jede Krankheit etwas mit der Sünde zu tun haben) und gleichzeitig nicht als Strafe Gottes verstehen lässt (weil es keine Entsprechung im Sinne einer „gerechten“ Strafe gibt).

Die Love Parade hielt der säkularen Mehrheitskultur über 20 Jahre den Spiegel vor, bis zum buchstäblich bitteren Ende. Auch deshalb ist das Erschrecken jetzt so groß, da wir in unsere eigene Fratze starren. Nun hat es Tote gegeben, und die Love Parade ist Geschichte. Ein viel zu hoher Preis.

In Sodom fanden sich am Ende wohl doch keine zehn Gerechten, sodass der Herr die Stadt durch Schwefel und Feuer vernichtete, die vom Himmel regneten (Gen 19, 24-25).

* In: Aktuelle Probleme der Moraltheologie. Wien 3.Aufl 1993, 157-176.

Der Römische Kanon nach Hans Küng

Interessant und mir bis jetzt unbekannt: Hans Küng hat 1963 eine Revision des Römischen Kanons, heute relativ wenig bekannt und gebraucht als Erstes Hochgebet, vorgeschlagen und eine Neufassung publiziert. Father Z bringt in seinem jüngsten Podcast eine englische Übersetzung zu Gehör.

Hans Küng, „Das Eucharistiegebet: Konzil und Erneuerung der römischen Liturgie“, Wort und Wahrheit 18 (1963) 102-107. (Literaturnachweis)

Was ich an der Missbrauchsdebatte gut finde

Immerhin darf jetzt wieder pervers genannt werden, was pervers ist. Auch wenn das Adjektiv gelegentlich unangebracht verwendet wird.

Bis jetzt war es doch so, dass nicht der Perverse pervers war (und auch so genannt werden durfte), sondern die Situation, in der er lebt. Immerhin Pädophile dürfen jetzt wieder pervers genannt werden. Das ist doch schon einmal ein Fortschritt.

Ferienprogramm

Heute ist der erste von insgesamt 20 (ok, vermutlich wird zwischendurch ein Bürotag nötig, also 19) Urlaubstagen, die mir vier freie Wochen oder auch 30 Tage fern der alltäglichen Routine bescheren werden. Ich habe mir für die Ferienzeit einen Plan gemacht, um sie etwas zu strukturieren und nicht von einem Extrem ins andere zu verfallen. Das Grundgerüst bildet ein Raster mit sechs Elementen:

  • Gebet: Laudes, Bibellektüre, Vesper, Komplet
  • Arbeit: Haus, Garten, Beruf
  • Sport: Laufen, Radfahren, Schwimmen (Freibad!)
  • Lesen
  • Kochen und Essen
  • Entspannen

Für jedes dieser Elemente sehe ich etwa zwei Stunden vor, was insgesamt 12 Stunden ergibt. Bleiben weitere zwölf Stunden für Schlaf, Sonstiges und falls irgendetwas mal wieder länger dauert.

Gebet und Bibellektüre nehmen wahrscheinlich weniger als zwei Stunden am Tag in Anspruch. Die Arbeit in Haus und Garten sowie gelegentlich auch Berufliches hingegen auf nur zwei Stunden am Tag zu beschränken ist schon schwieriger. Ein Freibadaufenthalt mit Junior dauert allein schon länger als zwei Stunden, während es mir gar nicht so leicht fällt, zwei Stunden am Tag zu lesen. Trotz einer langen Leseliste und überquellender Bücherregale reicht meine Konzentration selten für ausgedehnte Lesestrecken.

Kochen und Essen addieren sich inklusive Rezeptauswahl und Einkauf schnell auf mehr als zwei Stunden pro Tag, sodass ich mal sehen muss, ob noch Zeit zur Entspannung (zum Beispiel Musik hören, Klavier üben oder Mittagsschlaf halten) bleibt. Eine Woche werden wir mit insgesamt vier Kindern in Schloss Dankern verbringen. In dieser Zeit werden sich die Akzente vermutlich leicht verschieben, aber am Grundraster ändert sich nichts.

Und ganz am Ende meiner Ferien werde ich dann noch Gelegenheit haben, ein paar Tage bei den Trappisten von Mariawald zu Gast zu sein. In jener ersten Augustwoche beginnt dann auch schon wieder das neue Schuljahr.


Abtei Mariawald

Dominica VII Post Pentecosten


Carl Heinrich Bloch: Bergpredigt

Attendite * a falsis prophetis, qui veniunt ad vos in vestimentis ovium, intrinsecus autem sunt lupi rapaces: a fructibus eorum cognoscetis eos, alleluia.
Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie (harmlose) Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Halleluja.
Antiphon zum Benedictus (Lk 7, 15-16a)

Non potest arbor * bona fructus malos facere, nec arbor mala fructus bonos facere: omnis arbor, quae non facit fructum bonum, excidetur, et in ignem mittetur, alleluia.
Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten. Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Halleluja.
Antiphon zum Magnificat (Lk 7, 18-19)

Zwischen Jericho und Jerusalem


Herberge an der Straße von Jericho nach Jerusalem

Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halb tot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter.

Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn.
Lk 10, 30b-34

Dieser Beitrag von Jill Bevilacqua im englischen Programm von Radio Vatikan hat mich dazu gebracht, nach einem Bild von jener Herberge an der Straße von Jericho nach Jerusalem zu suchen. Auf der anderen Straßenseite sind offenbar die Überreste einer dem Hl. Euthymius geweihten Kirche zu finden, die dort im 5. Jahrhundert zum Gedenken an das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter gebaut wurde.


Straße nach Jericho (Foto: Yonidebest, Lizenz)

Die etwa 27 Kilometer lange Straße nach Jericho war berüchtigt, bot ihre Lage doch Räubern jede Menge Gelegenheit, ihrer Tätigkeit nachzugehen. Sie fällt stark ab, verläuft in zahllosen engen Kurven und trägt den Beinamen „Straße des Blutes“, eben jener Verbrecher wegen.


Judäisches Bergland in der Nähe der Herberge des Barmherzigen Samariters