Wozu dient den Heiligen unser Lob, wozu unsere Verherrlichung, wozu dieses ganze Hochfest? Was sollen ihnen irdische Ehren, da doch der Vater im Himmel sie ehrt, wie der wahrhaftige Sohn versprochen hat? Was soll ihnen unser Lobpreis? Die Heiligen brauchen unsere Ehren nicht. Unsere Frömmigkeit gibt ihnen nichts. Offenbar steht es in unserem, nicht in ihrem Interesse, daß wir ihrer gedenken und sie ehren. Ich gestehe, daß mich starkes Verlangen erfaßt, wenn ich das bedenke.
Das aber ist das erste Verlangen, das die Gedächtnisfeier der Heiligen in uns erweckt oder verstärkt: daß wir ihre ersehnte Gemeinschaft erlangen und Mitbürger und Zeitgenossen der seligen Geister sein dürfen, daß wir uns unter die Schar der Urväter, die Reihe der Propheten, die Ratsversammlung der Apostel, das große Heer der Märtyrer, die Schar der Bekenner und die Chöre der Jungfrauen mischen dürfen, daß wir, mit allen Heiligen versammelt, an ihrer Freude Anteil gewinnen. Jene Gemeinde der Erstgeborenen erwartet uns, und wir denken nicht daran. Die Heiligen verlangen nach uns, aber wir unterschätzen es. Die Gerechten warten auf uns, und wir beachten es nicht.
Bernhard von Clairvaux: Aus einer Predigt zum Fest Allerheiligen. Zweite Lesung der Lesehore zum Hochfest Allerheiligen (Auszug).
Mehr zum Hochfest bei fono, im Kompendium, bei St. Dymphna und, ganz wichtig, Ulrich T. G. Hoppe über die Aktualität des Ablasses.