Martenstein mit einem bemerkenswerten Schluss: &#...

Martenstein mit einem bemerkenswerten Schluss: „Viele sagen ja zum Glauben, aber nein zur Kirche. Der Individualismus oder auch Hedonismus hat auf die Religion übergegriffen. Jeder bastelt sich privat sein Ding, nach dem religiösen Lustprinzip, und wenn Probleme auftauchen, trennt man sich halt, vom Partner wie vom jeweiligen Glauben. Dieser spirituelle Egotrip kommt mir, obwohl es mich als Ungläubigen eigentlich nichts angeht, ein bisschen zu bequem vor. Viele Linke sagen ja auch: Der Sozialismus ist eine wunderbare Idee, sie wurde lediglich schlecht ausgeführt. Das ist in etwa der gleiche Gedanke. Die Theorie kann gerettet werden, indem man so tut, als habe sie mit der Praxis wenig zu tun.

Nein, wenn ich an Gott glauben könnte, müsste ich auch in der Kirche sein. Zwar ist die Theologie sich unschlüssig, wieweit und ob überhaupt Gott sich für das Treiben der Menschen interessiert. Aber wenn ich an ihn glaube, dann muss er doch ein überindividuelles Prinzip sein, einer, der für meinen Nächsten genauso da ist wie für mich, eine gemeinschaftliche Angelegenheit der Menschen, eine Brücke. Falls das Gebot der Nächstenliebe gilt, sollte ich nicht nur an meinem eigenen Seelenheil interessiert sein. Hauptsache, Gott spricht mit mir – ihr anderen könnt ruhig in der Hölle schmoren: So klingt, auf boshafte Weise zugespitzt, die Devise der kirchenfernen Individualchristen.

Es ist erstaunlich, wie viele Menschen jeden Kontakt zum Glauben verloren haben, nie oder höchstens an Weihnachten und zum Heiraten in die Kirche gehen. Trotzdem schrecken sie davor zurück, den letzten Schritt zu tun und sich als ungläubig zu bezeichnen. Eine vage Angst vor Strafe spielt garantiert häufig eine Rolle, in anderen Fällen handelt es sich um lauwarme Unentschiedenheit. Dieses Laue finde ich nicht gut, das erinnert mich an nikotinarme Zigaretten und Low-Fat-Jogurt, da ist mir, wenn ich schon rauche, ein Zigarillo und ein knallharter Traditionskatholik lieber. Der Ungläubige nimmt den Glauben ernster als der lau Gläubige.

Dabei bin ich selbst lau. Bei uns Ungläubigen gibt es zwei grundverschiedene Antworten auf die Glaubensfrage. Die eine, knallharte, lautet: Atheismus. Die andere, etwas bescheidenere und pragmatischere Antwort gibt der Agnostizismus. Agnostiker bestreiten keineswegs, dass es ein höheres Wesen geben könnte. Sie sagen lediglich: Gott zeigt sich nicht, er gibt sich mir nicht zu erkennen, deswegen bin ich, als vernunftgesteuertes Wesen, nicht in der Lage, an ihn zu glauben. Das menschliche Wissen ist gering. Möglich ist vieles. Aber bis auf weiteres halte ich mich an das, was ich erkennen kann, und da sehe ich keinen Gott.

Streiten wir nicht. Es ist das Fest des Friedens, und zu Lebzeiten liegt uns die Erde näher als der Himmel. Auch die meisten Ungläubigen feiern alle Jahre Weihnachten, mit dem vollen Programm. Sie singen die Lieder, sie zünden die Kerzen an, sie freuen sich, und manchmal horchen sie in sich hinein.“

Bernd Ulrich in der Zeit 53/2004 („Zumutung...

Bernd Ulrich in der Zeit 53/2004 („Zumutung des Glaubens„): Natürlich kommt das Christentum ohne Zumutungen nicht aus. Vielmehr ist es von Anfang an als eine solche gedacht gewesen. Dieser Glaube ist eingespannt in Widersprüche: der Gott, der einer ist und drei, allmächtig ist und Mensch wird, der stirbt, um dann wieder zu leben; die ungeheure Zumutung der Feindesliebe; der Mensch, der von Jesu gerettet wurde und doch ständig in voller Freiheit zur Schuld leben muss.

Und nach dem Einstieg nun auch noch der Schluss: &#...

Und nach dem Einstieg nun auch noch der Schluss: „Was Drewermann und Küng für die Amtskirche, ist Klaus Berger für die Gemeinde der Betroffenen und die Theologen von der weichspülenden Observanz. Berger hat sichtlich Lust auf die Rolle des Aufmischers, und er ist aufmerksam darauf bedacht, keinen Fettnapf der theological correctness auszulassen. Dabei verlässt er aber nie im Ernst den Garten der Vernunft. Es macht ihm Spaß, auf der Mauer zu sitzen und dem Publikum Reden zu halten über die Wildnis außerhalb des Gartens und die verlockenden Fernen, damit seine Zuhörer den Garten nicht für die Welt halten.

Zwar dient das dem intellektuellen Vergnügen des Lesers, aber es führt auch zu einem völlig unnötigen Selbstmissverständnis. Berger hat den falschen Feind ausgemacht. Ist wirklich die Aufklärung am Siechtum des Christentums schuld? Das Gegenteil ist richtig. Gerade die Herausforderungen durch die Buchreligion des Islams zeigt, dass das Christentum die Religion der Moderne ist. Die Christen können sich eine harte Bibelkritik leisten. Denn das Wort ist Fleisch geworden.“

Eckhard Nordhofen rezensiert Klaus Berger („...

Eckhard Nordhofen rezensiert Klaus Berger („Jesus„): „Seit es ihn gibt, hat der Monotheismus ein Medienproblem. Wie kann ein Gott, der kein Ding in der Welt, vielmehr der Schöpfer aller Ding und der mystische Hintergrund des Seins ist, präsent gemacht werden? Die Frage nach dem Medium des Monotheismus wird durch die aktuelle Konfrontation von Christentum und Islam neu angeschärft. Die Antwort heißt Weihnachten.“ Großartiger Einstieg. (Den Rest habe ich noch nicht gelesen.) [via Perlentaucher]