Wie bei Asterix

Die Römer hocken im befestigten Lager Babaorum Saeculasaeculorum und sprechen sich gegenseitig Mut zu:

»Passt auf, Zenturio! Ich habe nämlich eine Idee: Ihr bleibt hier und bewacht den Gefangenen. Wir gehen und stoßen zu unseren Kameraden. Und wenn man euch angreift…« »Ruhe! Wir bleiben alle!«

Die Gallier sitzen derweil hinter ihrem Palisadenzaun.

»Die sind gar nicht da, die Römer! Wenn ich die Augen schließe, dann sehe ich keine!«

Sie versichern sich gegenseitig, nicht mehr nach den Römern schauen zu wollen.

Nur Obelix versteht das nicht:

»Die sind doch da. Die Knaben sind in Ordnung. Wir werden denen was bieten! Sie werden’s nicht bereuen, dass sie hiergeblieben sind.«

Doch von Zeit zu Zeit siegt die Neugier, und die Sache nimmt unvermeidlich ihren Lauf.

»Meine Freunde! Jetzt wird der Zaubertrank unseres Druiden Miraculix serviert…« »Bravo!« »Auf unser Wohl!« »So, nun sollt ihr sehen, wie er wirkt. Zur Feier des Tages greifen wir das Römerlager Babaorum Saeculasaeculorum an. Vor dem Essen. Das macht Appetit!« »Kommt nicht zu spät zurück! Römer können warten, Wildschweine nicht!«

Wird fortgesetzt.

Abschied von der Ehe

Confiteor: Seit dem letzten Bundestagswahlkampf habe ich mit dem Gedanken gespielt, erstmals in meinem Leben (m)eine Stimme der CDU zu geben. Doch davon bin ich nun, dank der im Februar begonnenen und heute fortgesetzten Programmdebatte, erst einmal gründlich kuriert. Denn was entnehme ich der heutigen Tagesschau?

Die CDU will sich von der Ehe als Norm verabschieden und künftig alle „Lebensentwürfe“ gleich behandeln. Mit den Worten von Peter Müller:

Ich glaube, dass unsere Familienpolitik keine dieser Lebensformen diskriminieren oder privilegieren darf. Darauf müssen wir achten.

Diese Einsicht kommt zu spät. Solche Positionen sind längst politisches Allgemeingut. Hier hatte die CDU ein Alleinstellungsmerkmal, weil sie als einzige Partei am Grundgesetz festhielt, das Ehe und Familie unter besonderen Schutz stellt. Gibt sie das auf, dann werde ich den Gedanken an eine Stimme für diese Partei wieder begraben. Und zwar gründlich.

S. Marci Evangelistæ


Protexísti me, Deus, a convéntu malignántium, allelúja: a multitúdine operántium iniquitátem, allelúja. allelúja.
Exáudi, Deus, oratiónem meam, cum déprecor: a timore inimíci éripe ánimam meam.
Introitus (Ps. 63,3.2), Die 25 Aprilis, S. Marci Evangelistæ

Erlaubt oder verboten

Liebe Journalisten,

die Ihr dieser Tage darüber spekuliert, ob Papst Benedikt XVI. wohl den Gebrauch von Kondomen unter bestimmten Umständen erlauben könnte: Hier liegt ein Irrtum vor.

Der Papst hat in dieser Sache nichts zu erlauben oder zu verbieten. Wir Katholiken leben nicht in einer Diktatur. Der Papst hat nur Auskunft darüber zu geben, was nach der Lehre der Kirche gut und was böse ist.

Und seine Stimme wie die des Lehramtes insgesamt hat Gewicht. Offensichtlich so viel, dass selbst säkulare Medien die kirchliche Lehre wie ein Gesetz betrachten.

Doch in diesem Fall ist der Gesetzgeber Gott, und das Recht, über das wir diskutieren, ist das Naturrecht. (Auch wenn das vielleicht nicht gern gehört wird.)

Das Naturrecht selbst ist unveränderlich, nicht aber dessen Kasuistik. Und genau darum geht es hier: die Anwendung sittlicher Normen auf den Einzelfall.

Beste Grüße,
M.

Markt der Werte

„Die Phrase vom ‚Markt der Werte‘ ist nicht ganz neu, aber nun ist die Gelegenheit günstig, sie sich einmal gewissermaßen auf der Zunge zergehen zu lassen. Bleibt die Ankündigung der Ministerin von der Leyen in puncto Erziehungsbündnis reichlich nebulös – ‚Bausteine aus der Praxis für die Praxis‘ -, so wird Bischöfin Käßmann hinsichtlich der für die christliche Bildungsinitiative zu wählenden Methode konkret: Nach marktwirtschaftlichen Strategien also ist die Wertevermittlung der beiden christlichen Kirchen zu organisieren. Man könnte sich die Folgen eines solchen Ansatzes detailliert ausmalen. Aber man muß es gar nicht, denn die Ergebnisse des scheinbar zukunftsträchtigen Konzepts sind bereits zu besichtigen. Denken wir einige Jahre zurück. Die Kirchen verloren dramatisch Marktanteile. Der Islam, verschiedene christliche Sekten und esoterische Bewegungen warben mit Erfolg (potentielle) Kunden ab. Es war also an der Zeit, die Geschäftsstrategie zu überdenken. Man holte sich Unternehmensberater ins Haus. Vielleicht, fragte man sich, liegt es ja an der Werbung in eigener Sache? Man plakatierte großflächig, schaffte sich verschiedene Internetpräsenzen, tauchte in Talkshows auf, legte sich ein ‚unverkrampftes‘ Image zu – erst kürzlich verteilte Käßmann in der Fußgängerzone Hannovers lustigsaure ‚Lutherbonbons‘ – und ging auch sonst mit der Zeit: Die ‚Bild‘-Zeitungs-Kolumne der Bischöfin etwa kann man sich via Internet auf den iPod laden. Die Kampagne zeitigte indes kaum Erfolge. Was also tun? Ist das kirchliche Angebot zu anspruchsvoll? Man bot es deshalb günstiger feil: ‚Niederschwellige Angebote‘ zum Wiedereintritt in die Kirche wurden entwickelt. Keiner sollte das Gefühl haben, das Bekenntnis zum Christentum sei mit Aufwand verbunden. All das hat kaum geholfen. Das marktwirtschaftliche Konzept der Bischöfin Käßmann, formuliert in modischem ‚Managersprech‘, ist in Wahrheit ein alter Hut.“ [Aus einer Glosse der FAZ]

Wertebündnis

Habe ich was verpasst?

Von der Leyens Vorstoß ist – gelinde gesagt – irritierend in einer säkularen Gesellschaft, die sich die Trennung zwischen Staat und Kirche in die Verfassung geschrieben hat. Und die garantiert nicht nur die Freiheit der Religion, sondern auch das Recht, ganz ohne sie zu leben.

So heißt es heute im Kommentar der Frankfurter Rundschau [via Deutschlandfunk/Presseschau]. Trennung zwischen Staat und Kirche? Mein Grundgesetz sieht etwas anders aus.

Es gibt im Europa der EU im Prinzip drei verschiedene Typen des Verhältnisses von Staat und Kirche:

  1. Staatskirchen (Dänemark, England, Griechenland, Schweden und Finnland)
  2. Trennungssysteme (Frankreich, Niederlande)
  3. Kooperation zwischen Staat und Kirche (Deutschland, Spanien, Italien, Belgien, Luxemburg und Österreich)

Rechtliche Grundlage für das dritte Modell sind in Deutschland neben dem schon zitierten Grundgesetz die Konkordate. Das sind Verträge zwischen Staat und Kirche, die beiderseitig Rechte und Pflichten festlegen. Es gibt in diesem Sinne keine Trennung von Staat und Kirche.

Aber das Problem des gestern vorgestellten Bündnisses liegt für meine Begriffe woanders, und das bringt wie so oft die andere Zeitung aus Frankfurt auf den Punkt:

So wichtig es ist, die Erziehungsverantwortung zu stärken, so sehr bleibt ein Bündnis für Erziehung – ähnlich wie der sogenannte Integrationsgipfel – auf seinen zeichenhaften Charakter beschränkt. Allein der Gedanke, zu bestimmten Werten erziehen zu wollen, geht in die falsche Richtung, weil er den Eindruck erweckt, Werte ließen sich isoliert und autoritativ vermitteln.

Die Kirche(n) als Werteagentur(en) – das ist ein von Anfang an zum Scheitern verurteilter Ansatz. Funktionieren würde dieser Ansatz nur, wenn er mit einem Missionierungsprogramm verbunden wäre. Aber wie lange ließe wohl eine säkulare Gesellschaft ihre Kindergärten von Kirchen betreiben, die plötzlich wieder missionarisch wären?

Anselm reloaded

Auch wenn sein Gedenktag in diesem Jahr in die Osteroktav und damit ausfällt, sei doch wieder einmal Scipio gegrüßt und Anselm zitiert:

Meine Seele streckt sich aus, um noch mehr zu sehen. Aber jenseits von dem, was sie gesehen hat, erblickt sie nur Finsternis. Ja, sie sieht auch keine Finsternis, da es die nicht in dir gibt. Aber sie merkt, daß sie wegen ihrer eigenen Finsternis mehr nicht sehen kann.

Wirklich, Herr, das ist das unzugängliche Licht, in dem du wohnst; es gibt wirklich nichts anderes, was in dieses Licht eindringen und dich dort sehen könnte. Wahrhaftig, deswegen kann ich nicht sehen, weil es zu hell für mich ist.