Dominica III Post Pascha


Weiße Mohnblume

Der dritte Sonntag nach Ostern liegt auf halber Strecke zur Himmelfahrt. Das Evangelium (Joh 16, 16-22) greift eine der Ankündigungen des Leidens, der Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn heraus.

Modicum * et non videbitis me, dicit Dominus: iterum modicum, et videbitis‘ me, quia vado ad Patrem, alleluia, alleluia.
Noch kurze Zeit, dann seht ihr mich nicht mehr, spricht der Herr, und wieder eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich sehen, denn ich gehe zum Vater. Halleluja, halleluja.
Antiphon zum Benedictus (Joh 16,16)

Doch noch dominiert die Freude über die Auferstehung. Es ist eine geistliche Freude, die wahre Freude, die Christus in Joh 16,20 verheißen hat.

Amen dico vobis, * quia plorabitis et flebitis vos: mundus autem gaudebit, vos vero contristabimini: sed tristitia vestra convertetur in gaudium, alleluia.
Amen, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet bekümmert sein, aber euer Kummer wird sich in Freude verwandeln. Halleluja.
Antiphon zum Magnificat (Joh 16,20)

Foto: http://www.flickr.com/photos/wdwbarber/ / CC BY-NC 2.0

Dominica Secunda Post Pascha


Der gute Hirte. Russische Ikone, 19. Jh.

Ego sum pastor ovium: * ego sum via, veritas, et vita: ego sum pastor bonus, et cognosco oves meas, et cognoscunt me meae, alleluia, alleluia.
Ich bin der Hirt der Schafe. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ich bin der gute Hirt; ich kenne meine Schafe, und meine Schafe kennen mich. Halleluja, Halleluja.
Antiphon zum Benedictus (vgl. Joh 10; Joh 14)

Die Benedictus-Antiphon kombiniert das Wort vom guten Hirten aus dem Evangelium des zweiten Sonntags nach Ostern (Joh 10) mit dem Wort, in dem Jesus sich als den Weg, die Wahrheit und das Leben bezeichnet (Joh 14). Es sind zwei Schlüsselworte aus dem Johannesevangelium, in denen Jesus sich selbst als Sohn Gottes offenbart. Im Alten Testament erscheint Gott selbst als der Hirte Israels (vgl. zum Beispiel Ps 23). Papst Benedikt schreibt dazu in Jesus von Nazareth:

So gehören auch „die Schafe“, die ja von Gott geschaffene Personen, Abbilder Gottes sind, dem Hirten nicht wie Dinge – in dieser Weise nimmt sie der Räuber und der Dieb sich zu eigen. Eben dies ist der Unterschied zwischen dem Eigentümer, dem wahren Hirten, und dem Räuber: Für den Räuber, für die Ideologen und Diktatoren sind die Menschen nur Sache, die sie besitzen. Für den wahren Hirten aber sind die frei auf die Wahrheit und die Liebe hin; der Hirte erweist sich als ihr Eigentümer eben dadurch, dass er sie kennt und liebt, sie in der Freiheit der Wahrheit will. Sie gehören ihm durch das Einssein des „Kennens“, in der Gemeinschaft der Wahrheit, die er selber ist. Eben darum gebraucht er sie nicht, sondern gibt sein Leben für sie.

Das Wort vom guten Hirten, der sein Leben hingibt für seine Schafe, verweist auf die freie Hingabe Jesu am Kreuz.

Ego sum pastor bonus, * qui pasco oves meas, et pro ovibus meis pono animam meam, alleluia.
Ich bin der gute Hirte, ich weide meine Schafe, und ich gebe mein Leben hin für meine Schafe. Halleluja.
Antiphon zum Magnificat (vgl. Joh 10)

Dominica in Albis in Octava Paschae


Caravaggio: Die Ungläubigkeit des Thomas

Der Oktavtag von Ostern steht im Zeichen des Apostels Thomas. Das Johannesevangelium (20, 19-31) beschreibt die Zeitspanne vom Tag der Auferstehung bis zum achten Tag, an dem sich die Jünger erneut versammeln – wie sie es seitdem an jedem achten Tag tun.

Cum esset sero die * illa una sabbatorum, et fores essent clausae, ubi erant discipuli congregati in unum, stetit Jesus in medio, et dixit eis: Pax vobis, alleluia.
Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger die Türen verschlossen hatten, trat Jesus in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Halleluja.
Antiphon zum Benedictus (vgl. Joh 20, 19)

Wir befinden uns in der Zeit zwischen Auferstehung und Himmelfahrt, in der Jesus nach seiner Auferstehung erscheint, „zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben.“ (Apg 10, 41) Der Gruß, mit dem der Auferstandene in die Mitte seiner Jünger tritt, heißt: Der Friede sei mit Euch! In der Heiligen Messe ist dies der Gruß des Bischofs nach dem Kreuzzeichen zu Beginn.

Post dies octo * januis clausis ingressus Dominus dixit eis: Pax vobis, alleluia, alleluia.
Acht Tage darauf waren die Türen verschlossen. Da trat Jesus in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Halleluja, halleluja.
Antiphon zum Magnificat (vgl. Joh 20, 26)

Am achten Tag begründen die Jünger und der auferstandene Herr die ewig wiederkehrende Feier des Sonntags. Bis heute tritt Jesus in die Mitte seiner Jünger, die sich zur Feier der Eucharistie versammeln.

Auferstehung und Erlösung

Erst die Auferstehung bringt die letzte Klarheit darüber, was Erlösung heißt. Nicht nur, daß uns offenbart wird, wer Gott ist, wer wir selbst, und was die Sünde; nicht nur, daß der Weg zu neuem Tun der Kinder Gottes gewiesen und die Kraft zum Beginnen und Vollbringen gegeben wird; ja nicht einmal nur, daß die Sünde gesühnt und so die Vergebung in ein Übermaß der Liebe und Gerechtigkeit verwurzelt wird – sondern Größeres, oder richtiger gesagt, Leibhaftigeres: Erlösung bedeutet, daß Gottes umschaffende Liebesmacht unser lebendiges Sein erfaßt. Wirklichkeit also, nicht nur Idee, Gesinnung, Richtung des Lebens. Erlösung ist der zweite göttliche Beginn nach dem ersten der Schöpfung.
Romano Guardini, Der Herr

Feria II infra octavam Paschae


Gang nach Emmaus, Gemälde von Robert Zünd, 1877

Jesus junxit se * discipulis suis in via, et ibat cum illis: oculi autem eorum tenebantur, ne eum agnoscerent: et increpavit eos, dicens: O stulti et tardi corde ad credendum in his, quae locuti sunt Prophetae, alleluia.
Jesus kam zu seinen Jüngern hinzu und ging mit ihnen. Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen, sodass sie ihn nicht erkannten. Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Halleluja.
Antiphon zum Benedictus, vgl. Lukas 24

Jene Achsendrehung, die „Glauben“ heißt


Meister Francke, Schlafende Wachen (Detail der Auferstehung Christi)

Sobald wir uns selbst zum Maßstab nehmen: unser menschliches Dasein, wie es ist; die Welt, wie sie um uns besteht; die Weise, wie unser Denken und Fühlen vorsichgeht – und von dort aus Jesus Christus beurteilen, dann müssen wir den Auferstehungsglauben als ein Ereignis bestimmter religiöser Erschütterungen, als ein Erzeugnis anfangender Gemeindebildung, das heißt aber als Täuschung ansehen. Und dann ist es nur eine Frage der Konsequenz, wie schnell man ihn samt seinen Voraussetzungen und Folgerungen ausscheidet und ein „reines Christentum“ herauszuarbeiten sucht. Das freilich wird nicht viel mehr sein, als eine dünne Ethik und Frömmigkeit.

Oder aber es wird uns klar, was die Christusgestalt fordert, nämlich Glaube. Wir erkennen, daß sie nicht gekommen ist, um uns neue Erkenntnisse und Erfahrungen innerhalb der Welt zu bringen, sondern uns vom Bann der Welt zu befreien. Wir hören ihre Forderung und gehorchen ihr. Wir nehmen die Maßstäbe, von denen aus über Christus gedacht werden muß, von ihm selbst entgegen. Wir sind bereit, zu lernen, daß er nicht mit edleren oder innerlicheren Werten und Kräften die Welt weiterführt, sondern daß mit ihm das neue Dasein beginnt.

Wir vollziehen jene Achsendrehung, die eben „Glauben“ heißt und nach welcher nicht mehr von der Welt her über Christus nachgedacht wird, sondern von ihm her über alles sonst. Dann sagen wir nicht mehr: In der Welt gibt es kein Lebendigwerden eines Gestorbenen, also ist die Auferstehungsbotschaft ein Mythos – sondern: Christus ist auferstanden, also ist die Auferstehung möglich, und seine Auferstehung die Grundlage der wahren Welt.
Romano Guardini, Der Herr

Nur das leere Grab


Sacro Monte di Crea, Das Auffinden des leeren Grabes Christi, Statuen von Antonio Brilla, 1889

Können wir Menschen glauben, vertrauen, Dinge behaupten, jenseits unserer eigenen Vorstellungskraft, unserer eigenen Erlebniswelt? Sind die Zeugen der Bibel glaubwürdig? Maria Magdalena und die Jünger sahen den auferstandenen Christus mit eigenen Augen. Sie sprachen, gingen, aßen mit ihm. Jedes Evangelium legt Wert darauf, dass es eine wahre Geschichte erzählt. “Und der das gesehen hat,” heißt es bei Johannes, “der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr; und dieser weiß, dass er die Wahrheit sagt, auf dass auch ihr glaubt.”

Karfreitag und Karsamstag nachzuvollziehen fällt leicht. Von Tod und Leid ist jedes Leben durchdrungen. An der Auferstehung scheiden sich die Geister. Sie steht quer zu allem Alltag, quer zu jeder menschlichen Existenz. Durch dieses Nadelöhr aber muss hindurch, wer dem Tod das letzte Wort nicht gönnt. Mit der Auferstehung, sagte Benedikt XVI. in der Osternacht 2009, ereignet sich eine “Eruption des Lichts”. Seit diesem Tag ist “die Gravitation der Liebe stärker als die des Hasses, die Schwerkraft des Lebens stärker als die des Todes”.

Für diesen Sieg ist es nötig, dass die Auferstehung ein Faktum ist – in den Worten Benedikts: eine “geschichtliche Realität, weder ein Mythos noch ein Traum, weder eine Vision noch eine Utopie, kein Märchen, sondern ein einmaliges und unwiederholbares Ereignis”. Das Grab war wirklich leer, der Tod wirklich besiegt. So und nur so lautet die christliche Erzählung der österlichen Tage. Zuweilen hört man aus Christenmund, die Auferstehung sei eine fromme Legende. Entscheidend sei nicht das Ereignis, sondern dessen gemeinschaftsstiftende Folge. Weil die Jünger nicht davon abließen, ihrem gekreuzigten Meister erinnernd die Treue zu halten, sei er in die Gemeinde hinein auferstanden – als Sprachspiel und Moralregel. Und für einen solchen blassen Schemen sollen die Märtyrer sich haben rösten lassen?

Nur das leere Grab kann eine derart unwiderstehliche Bewegung wie das Urchristentum in Gang gesetzt haben. Nur die leibliche Auferstehung kann zu all den Gebeten an Jesus als den Christus ermuntert haben. Und nur im Vertrauen auf den Wahrheitsgehalt dieser Erzählung werden aus Anhängern einer “jesuanischen Ethik” Christen. Um keinen Deut billiger ist der christliche Glaube zu haben. Natürlich muss niemand ihn teilen, muss niemand sich von den Zeugen selbst überzeugen lassen. Es aber tun oder nicht tun markiert die Grenze. Christentum und Auferstehungsglaube sind dasselbe. Seit damals haben Christus und Christenheit dieselbe Geschichte.

Auch die Kirche, weiß Benedikt, “scheint immer untergehen zu müssen, und immer ist sie schon gerettet”.
Alexander Kissler: Christentum ist Auferstehungsglaube

Dominica Resurrectionis


Fra Angelico, Auferstehung Christi und Frauen am Grab

Et valde mane * una sabbatorum veniunt ad monumentum, orto jam sole, alleluia
Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging. Halleluja.
Mk 16,2 (Antiphon zum Benedictus)

Gesegnete und frohe Ostern!
Surrexit Dominus vere, * Alleluia.

Sabbato sancto


Giotto di Bondone (1267-1337), Die Beweinung Christi

Mulieres sedentes * ad monumentum lamentabantur, flentes Dominum.
Die Frauen saßen dem Grab gegenüber; sie klagten und weinten über den Herrn.
Antiphon zum Benedictus, vgl. Mt 27,61