Angie bei Benedikt

Angela Merkel hatte eine Privataudienz beim Papst. Sie war locker, sie war gelöst… Ich habe Frau Merkel nicht mehr so happy gesehen seit dem 1:0 bei der WM gegen Polen.

Für den Papst war es auch toll, mit Angie zu reden: eine Frau, eine Protestantin und eine Ostdeutsche, das sind drei kirchliche Problemgruppen in einem Gespräch. [Harald Schmidt]

Geschieden und wiederverheiratet ist sie auch…

Religiöse Gefühle

Und noch einmal meine Landesbischöfin. In ihrer Deutung der jüngsten Pop-Blasphemie nutzte sie wieder das Wort von den „religiösen Gefühlen“, die hier „verletzt“ würden. Ich wollte mich schon seinerzeit anlässlich der Mohammed-Karikaturen über diese falsche Wortwahl beschweren.

Denn was sind „religiöse Gefühle“? Sind sie in irgendeiner Weise kalkulierbar? Oder obliegt es der subjektiven Befindlichkeit des Einzelnen, ob er seine individuelle Gefühlslage durch Dritte beeinträchtigt sieht? Können „religiöse Gefühle“ schutzwürdig sein?

Da halte ich es doch eher mit dem guten, alten Konzept der Blasphemie.

Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 166 (1) StGB

Der Paragraph zeigt übrigens aufs Schönste, dass öffentlicher Protest gegen jegliche Blasphemie erforderlich ist – sonst wäre ja der öffentliche Friede nicht gestört und damit der Paragraph wirkungslos. (Auch wenn Frau Bischöfin sich deshalb von Gestalten wie Wiglaf Droste abmeiern lassen muss – ihr Zeugnis ist notwendig.)

Karrierefrauen

Was haben Alice Schwarzer, Margarethe Schreinemakers, Ildikó von Kürthy, Amelie Fried und Hera Lind mit Margot Käßmann gemeinsam? Sie alle sind Karrierefrauen, die Eva Herman für ihre unbotmäßigen Thesen eins auf den Deckel geben. [Focus]

Windhauch

In der Lesehore ist gerade Kohelet an der Reihe. Geniales Buch.

Immer wenn Gott einem Menschen Reichtum und Wohlstand geschenkt und ihn ermächtigt hat, davon zu essen und seinen Anteil fortzutragen und durch seinen Besitz Freude zu gewinnen, besteht das eigentliche Geschenk Gottes darin,
dass dieser Mensch sich nicht so oft daran erinnern muss, wie wenige Tage sein Leben zählt, weil Gott ihn sich um die Freude seines Herzens bemühen lässt. (5,18-19)

Schmidt über Herman

Der WDR bereitet den Start von Harald Schmidt nach der Sommerpause vor. Mit einem Interview:

Für mich ist Eva Herman jemand, die schreibt, wie Simone de Beauvoir geschrieben hätte, wenn sie nicht unter den negativen Einfluss von Sartre geraten wäre. Eva Herman ist eine Frau, die zwei Dinge auszeichnet: Eine rasiermesserscharfe Intelligenz, gepaart mit einem ansprechenden Äußeren. Und sie ist in der Lage, eine eigene Meinung abseits vom Mainstream zu riskieren. Deswegen bin ich happy, dass sie nur pausiert bei der Tagesschau und in zwei Jahren zurückkommen will.WDR.de: Sie wollen uns aber nicht erzählen, dass Sie Eva Hermans Bücher von der ersten bis zur letzten Seite gelesen haben, oder?

Schmidt: Gar nicht. Aber habe ich auch die Bibel nicht. Das brauch ich nicht, denn das spür ich schon, wenn ich die Zitate lese und den Buchtitel kenne. Übrigens hätte der Grass-Titel „Beim Häuten der Zwiebel“ auch gut zur Herman gepasst. Sie war sicherlich nicht in der Waffen-SS, da stimmt sicherlich alles. Und ich bin jetzt nicht befugt, Ratschläge zu erteilen. Aber ich als ARD würde Eva Herman langfristig binden, denn gute Frauen haben es oft noch schwerer als schlechte Männer.

In Transfiguratione Domini

transfiguratione.png

Als kleinen Nachtrag zur rätselhaften Ergänzung der Oration von Verklärung des Herrn habe ich hier mal die Oratio aus dem alten Missale [PDF, 16 MB] abgedruckt. Wenn es der Wahrheitsfindung dient. Zum Vergleich hier nochmal der Text aus dem Schott:

Allmächtiger Gott,
bei der Verklärung deines eingeborenen Sohnes
hast du durch das Zeugnis der Väter
die Geheimnisse unseres Glaubens bekräftigt.
Du hast uns gezeigt, was wir erhoffen dürfen,
wenn unsere Annahme an Kindes statt
sich einmal vollendet.
Hilf uns, auf das Wort deines Sohnes zu hören,
damit wir Anteil erhalten an seiner Herrlichkeit.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Der Relativist

Am Sonntagmorgen spricht der Deutschlandfunk derzeit über die Wiederkehr der Religion. Heute mit Gianni Vattimo [MP3], über den die Wikipedia lapidar schreibt:

Er bezeichnet sich selbst als homosexuell und ist bekennender Katholik.

Entsprechend bekennt er sich auch zum Relativismus als unlösbarem Kennzeichen einer liberalen Gesellschaft und ist enttäuscht vom Papst, den er als Intellektuellen eigentlich schätzt. Seinen Glauben beschreibt er so:

Das neue Christentum, das ich glaube zu glauben, ist ein Christentum ohne metaphysische Gründe, ohne Objektivitäten.

Sein Gesprächspartner Jochen Rack macht es ihm sehr leicht, indem er auf Nachfragen zu seinen Thesen quasi vollständig verzichtet und sich stattdessen als Stichwortgeber hervortut: Schwangerenberatung („die Kirche ist immer noch dagegen“), Homosexualität, Frauenpriestertum. Fazit Rack:

Es gibt eine Reihe von Normen, die die Kirche nicht bereit ist, zur Disposition zu stellen.

Vattimo bekennt, dass er zur Kommunion gehe, ohne zu beichten.

Ich glaube nicht mehr an diese Administration der Sakramente.

Eine meiner Lieblingsthesen aus dem Munde Vattimos: Die Kirche behindere die aktuelle Wiederkehr der Religion, weil viele Leute zwar religiös sein, aber nichts mit dieser Kirche zu tun haben wollten. Selbstverständlich fordert Vattimo die Abschaffung des Zölibats und der Unfehlbarkeit des Papstes.

In einem der raren lichten Momente des Gespräches fragt der Journalist nach Liturgie und Sakramenten. Wenn es so sei, dass die Kirche sich reformieren und die letzten Wahrheiten abschaffen müsse, die ihre Struktur und die Sakramente begründen, wie könne sie dann noch verbindliche Praktiken ausbilden? Wie kann ein Gottesdienst aussehen, der diesen reformistischen Ansprüchen entspricht? Seine Antwort: Die Kirche solle – sola scriptura – nur das Neue Testament predigen. Die wache Gegenfrage: Kein Glaubensbekenntnis? Darauf Vattimo:

Ich kann zwar das Glaubensbekenntnis sagen, aber ich sage es wie eine allgemeine Mythologie. Ich glaube nicht, dass Jesus sitzt zur Rechten des Vaters. Ich glaube nicht, dass Gott existiert irgendwo.

An dieser Stelle, gegen Ende des Gespräches, wird klar, dass hier wieder einmal ein Kranker dem Arzt zur Therapie raten will. Nicht die Gesunden brauchen den Arzt…

In der Summe ein unglaublich dummes Gespräch. Ein schwadronierender Philosoph und ein Journalist als sein Steigbügelhalter.

Eva Herman legt nach


Heute in der BamS. In einem bemerkenswert sachlichen Interview, garniert von drei zustimmenden Meinungsäußerungen.

Ansonsten wird in der veröffentlichten Meinung weiter an der Hinrichtung der in der vergangenen Woche beurlaubten Tagesschau-Sprecherin, Moderatorin und Mutter gearbeitet. So heute in der WamS, natürlich von einer Frau verfasst:

Irgendwie dachten oder hofften wir wohl eher, das Thema Eva Herman sei erledigt. Schon der Magazin-Beitrag der Fernsehmoderatorin im Frühjahr dieses Jahres zum Thema Emanzipation und Mutterschaft schien so wenig belebend wie Pollenflug für Allergiker. Alt, abgedroschen, aufmerksamkeitssüchtig schienen im aufgeklärten Jahr 2006 ihre Thesen, wonach Feminismus nur ein Irrtum der Geschichte sei und Frauen dem Wahn verfallen seien, beweisen zu müssen, dass sie zu allem fähig seien.

In der vergangenen Woche hatte ich Gelegenheit, das deutsche Privatfernsehen in seiner ganzen Absurdität ausführlich zur Kenntnis zu nehmen. Ich lag nämlich ein paar Tage mit gebrochenem und inzwischen wieder zusammengeschraubtem Sprunggelenk im Krankenhaus, und mein Bettnachbar (beide Fersen zertrümmert) schaltete noch vor dem Frühstück den Fernseher ein.

Dort jedenfalls hörte ich die Abfertigung, die die beiden Frühstücksfernseh-Tussen und ihr männlicher Compagnon Eva Herman angedeihen ließen, nachdem sie am Vortag ihre Tagesschau-Auszeit genommen hatte. Ziemlich dumm, gnadenlos und peinlich. Getroffene Hündinnen, und der Quotenrüde sekundiert pflichtschuldigst.

Ihr Buch Das Eva-Prinzip erscheint Mitte September.

Mehr dazu:

Nabelschau-Demografie

Der Perlentaucher fasst zusammen, was Ulrich Beck in der Süddeutschen schreibt:

„Nicht Deutschland altert, die Welt altert. Nicht Deutschland hat die geringsten Kinderzahlen (1,32 pro Frau), sondern Länder wie Ukraine (1,17), Slowakei, Slowenien, auch Süd-Korea (alle 1,2), gefolgt von Italien (1,29), Spanien (1,3)“, schreibt der Soziologe Ulrich Beck und warnt vor der „Nabelschau-Demografie“, die in der deutschen Debatte vorherrsche. Fest stehe nur eins: „Die Weißen europäischer Herkunft schrumpfen auf ein Fünftel der Weltbevölkerung und weniger“. Statt nun Selektionsprinzipien für nicht-weiße Migranten aufzustellen, sollten wir lieber versuchen, „den Zusammenhang von Bevölkerungsrückgang, alternder Gesellschaft, notwendiger Reform sozialer Sicherungssysteme und gezielter Einwanderungspolitik als europäisches Problem zu definieren“.