Bibel. Lesen!

Es war damals im Paulus-Jahr, als ich begann, die gesamte Bibel zu lesen. Immer ein Kapitel pro Tag. Das dauert. In diesem Tempo: Jahre.

Nach einiger Zeit begann ich, jeweils einen Vers (oder einen Teil davon) aus meinem Kapitel des Tages zu twittern. Die Suche nach dem Twittervers des Tages ist noch einmal eine ganz besondere Art der Bibelmeditation.

Inzwischen bin ich einmal mit der gesamten Bibel durch, habe das Neue Testament ein zweites Mal gelesen, diesmal in der richtigen Reihenfolge, und mit dem Alten Testament begonnen, diesmal ganz vorne.

Der aktuelle Plan lautet, die Bibel einmal von vorne bis hinten zu lesen, in der richtigen Reihenfolge. Wie es danach weitergeht, weiß ich noch nicht. Das hat aber auch noch ein paar Jahre Zeit, denn derzeit verweile ich lesend beim Buch Genesis.

Bei der zweiten Lektüre fällt mir nun auf, wie sehr die Bibel bei aller Heterogenität doch eine organische Einheit bildet. Sie ist ein lebendiges Buch, ein Buch des lebendigen Gottes.

Von Anfang an handelt die Bibel vom Werben Gottes um sein Volk, die Nachfahren Abrahams, das Volk Israel, aus dem Jesus Christus hervorging, der Erlöser der Welt, durch den schließlich alle Menschen zu Kindern Abrahams werden. Und von der Abwendung des Menschen von Gott, der Zuwendung zu anderen Göttern, die doch nur Götzen sind.

Was also in unseren Tagen geschieht, die Abkehr vom Gott unserer Väter, die Zuwendung zu allerlei Götzen, das findet sich bereits auf den ersten Seiten der Bibel. Das ist überhaupt nichts Neues.

Überaus spannend zu lesen ist, wie sich der Spannungsbogen von der Urgeschichte bis zur Apokalypse aufbaut. Die Bibel ist das großartigste Stück Weltliteratur, das ich kenne. Wer sie noch nicht gelesen hat, der sollte das unbedingt nachholen.

Die hilflose Kommunikation der Kirche in Deutschland

Heute vor einem Jahr brachte der Kölner Stadt-Anzeiger eine bis dahin nahezu beispiellose Medienkampagne gegen die katholische Kirche ins Rollen. Die Kampagne kam nur deshalb vorläufig zum Erliegen, weil schon vier Wochen später, am 11. Februar, Papst Benedikt XVI. seinen Amtsverzicht erklärte und damit den Kölner Klinik-Skandal, der in erster Linie ein Medienskandal war, aus den Schlagzeilen verdrängte.

Doch nur wenige Monate später strebte die zweite große Kampagne des vergangenen Jahres ihrem Höhepunkt zu: die mediale Hetzjagd auf den Bischof von Limburg. Auch in diesem Fall war es dem Papst, nun Franziskus, zu verdanken, dass der Bischof aus der Schusslinie verschwinden konnte. Und auch diese Kampagne ist noch längst nicht ausgestanden. Noch im Januar könnte der nächste Akt folgen, sollte bis dahin der Bericht der Untersuchungskommission vorliegen.

Mit der Insolvenz des Weltbild-Konzerns steht nun schon die dritte Kampagne binnen kurzer Zeit ins Haus. Gewerkschaften und Betriebsrat laufen sich bereits warm. Knapp eine Woche nach dem Insolvenzantrag scheint allerdings die Botschaft noch nicht so recht zu zünden. Zum Glück für die hilflosen Kommunikatoren der katholischen Kirche in Deutschland. Bis jetzt.

Wenn sich eines sagen lässt, dann wohl dies: Die Krisenkommunikation funktioniert nicht. Wenn es überhaupt eine solche gibt. Wer auch immer für kirchliche Kommunikation in Deutschland Verantwortung trägt, ob Bischöfe und andere Würdenträger oder Laien in entsprechenden Funktionen, der dringt mit seiner Botschaft nicht durch. Oder er versucht es gar nicht erst.

Alle drei Kampagnen haben eines gemeinsam – ihr Hintergrund ist das Geld. Immer geht es um die Finanzierung des kirchlichen Apparates und kirchlicher Einrichtungen in Deutschland, um den Umgang mit Finanzmitteln und die Frage, wer darüber bestimmen darf. Fast möchte es scheinen, als ob die von Papst Benedikt 2011 postulierte Entweltlichung mit einer atemberaubenden Zwangsläufigkeit angelaufen ist.

Die Kirche ist nach dem Staat der zweitgrößte Arbeitgeber in Deutschland, schafft es aber schon lange nicht mehr, ihre Stellen mit gläubigen Menschen zu besetzen – was einen entsprechenden Verlust an eigener Glaubwürdigkeit erzeugt. Im Gegenteil, trotz schon seit Jahrzehnten konstant sinkender Mitgliedszahlen expandieren kirchliche Betriebe weiterhin und verschärfen so das Glaubwürdigkeitsproblem.

Die überfällige Debatte über diesen Problemkreis kam im Februar 2013 zum Stillstand, weil die Weltsensation eines Papstrücktritts wichtiger schien. Doch die Problematik besteht weiter, und ich kann nicht erkennen, dass die Verantwortlichen auf die erwartbare und unausweichliche Debatte vorbereitet wären – Versäumnis No. 1.

Auch die Hetzjagd auf den Limburger Bischof kam nicht über Nacht, sondern hatte einen jahrelangen Vorlauf. Vorbeugende Kommunikation und Vorbereitung auf das, was schließlich in diesem Sommer kam – Fehlanzeige. Versäumnis No. 2.

Schließlich Weltbild. Auch dieses Thema, die Krise der katholischen Publizistik und des daraus hervorgegangenen Handelskonzerns hat ebenfalls eine lange Vorgeschichte. Wo ist die entsprechende, langfristig vorbereitete Kommunikationsstrategie für den seit langem absehbaren Krisenfall? Versäumnis No. 3.

An dieser Stelle wäre auch über den Missbrauchsskandal zu sprechen, der spätestens seit den Enthüllungen in den USA vorhersehbar war. Auch hier hatte sich offensichtlich niemand an den entscheidenden Stellen auf das Unvermeidliche vorbereitet. Die Krisenkommunikation war hilflos und stolperte von einem Missgeschick zum nächsten.

Warum ist das so? Und welche Folgen sind daraus zu erwarten? Mehr dazu demnächst.

Weltbild-Insolvenz ist eine Chance – und der Beginn des nächsten Kommunikationsdesasters

Weltbild hat heute einen Insolvenzantrag gestellt. Damit geht das Drama um den katholischen Medienkonzern in eine neue Runde. Denn ein solcher Antrag muss keineswegs ein schnelles Ende bedeuten. Die Schlüssel hat nun der Insolvenzverwalter in der Hand, die deutschen Bischöfe und ihre Institutionen haben nur noch den schwarzen Peter.

Kommunikativ droht damit nach der Causa Limburg das nächste Desaster. Denn nun wird „die Kirche“ pauschal für alles verantwortlich gemacht, was wem auch immer nicht in den Kram passt – während sie zugleich alle Steuerungsmöglichkeiten aus der Hand gegeben hat.

Schade, aber am Ende unvermeidlich. Der Insolvenzverwalter wird versuchen zu retten, was zu retten ist. Neue Gesellschafter werden sich mit der Sanierung des Sanierbaren zu befassen haben. Der Rest wird abgewickelt, wie es im Jargon der alten Treuhand so schön heißt.

Die Geldsorgen mit Weltbild sind die deutschen Bischöfe damit los, und auch die Verantwortung für unchristliche Sortimentspolitik. Als Buhmann aber werden sie weiterhin gebraucht. Jetzt erst recht.

Ein einziges großes Missverständnis

Die Causa Limburg, soviel scheint sicher, hat ihren Höhepunkt überschritten. Die Überberichterstattung flaut langsam ab und macht differenzierterer Betrachtung Platz. Was bleibt, sieht aus wie ein einziges großes Missverständnis. Drei Aspekte scheinen mir der Betrachtung wert.

1. Seit wann ist Franz-Peter Tebartz-van Elst ein Konservativer? Nun ist ja die Einordnung in diese kirchenpolitischen Schubladen immer schwierig. Es gehört zum Auftrag jedes Bischofs, den Glauben zu bewahren (lat. conservativus – erhaltend, bewahrend). Nur über das Wie kann es legitime Differenzen geben, aber nicht über das Ob. In Deutschland kommt spätestens seit der Reformation ein besonderes Spannungsverhältnis zu Rom hinzu. Wer treu zum Papst steht, gilt schnell als konservativ. Oder galt, denn Papst Franziskus scheint diese Schublade gesprengt zu haben.

Franz-Peter Tebartz-van Elst ist von Haus aus Pastoraltheologe, was ihn auf den ersten Blick nicht gerade als Konservativen ausweist. Zu seinen Themen gehört die Entwicklung von pastoralen Räumen, eine brisante und aktuelle Frage speziell in Deutschland, wo Gemeinden fusioniert und in größeren Einheiten zusammengefasst werden. Was er noch als Weihbischof in Münster zu diesem Thema sagte und schrieb, lässt sich kaum in die konservative Schublade zwängen. So beispielsweise in einem Vortrag aus dem Jahr 2006, dort unter dem Künstlernamen Hans-Peter Tebartz-van Elst:

Die pastoralen Leitlinien des Erzbistums Freiburg zeigen ein sensibles Bewusstsein dafür, wo sich die Sozialgestalt der Kirche verändert, und einen wachen Geist der Erkundung, in welche Richtung Vernetzung und Vergemeinschaftung in missionarischer Ausrichtung gesucht werden will. In diesen Bemühungen kristallisiert sich zunehmend als pastoral vorrangige Fragestellung heraus, wie die christlich-kirchliche Identität in der Erfahrung einladender Sammlung vermittelt werden kann und zugleich die missionarische Sendung angesichts der Vielfalt, die Christen heute in ihren Glaubens- und Gemeindebezügen aufnehmen, profiliert werden kann.

Redet so ein Konservativer? Vielleicht kann das im Bistum Limburg so aussehen, aber das wäre dann eine Limburger Besonderheit. Für deutsche Verhältnisse ist das Gesagte eher Mainstream. Was also qualifiziert den Limburger Bischof zum Konservativen? Oder haben wir es hier mit dem Versuch einer Achsenverschiebung zu tun, die den Mainstream in eine progressive Richtung zwingen will und dazu vieles ausgrenzt, was genuin katholisch und bis dato völlig unumstritten ist?

Das Lagerdenken ist ohnehin von Übel, aber wenn schon Theologen aus dem Mainstream in eine konservative Ecke gedrängt werden, dann liegt doch einiges im Argen. Und damit wären wir beim zweiten Punkt.

2. Wer trägt die Verantwortung für die kommunikative Katastrophe, die hier geschehen ist? Bei allen Fehlern, die der Bischof von Limburg gemacht hat, wäre es doch viel zu einfach, ihn zum Sündenbock zu machen. Die Kommunikationsverhältnisse in deutschen Bistümern, nicht nur in Limburg, sind schwer gestört. Diese Störung lässt sich im Großen wie im Kleinen erkennen. Sie betrifft auch weit mehr als nur die Medienarbeit, aber an dieser Stelle wird sie besonders deutlich erkennbar.

Bistümer kommunizieren wie Behörden. Wobei die meisten Behörden heute zumindest nach außen sehr viel professioneller kommunizieren als die Diözesen. Dabei ist die Verkündigung des Evangeliums doch eine höchst anspruchsvolle Kommunikationsaufgabe. Wie konnte es geschehen, dass unsere Kirche an dieser zentralen Stelle so versagt? Wie kann es sein, dass jedes Skandälchen (und mehr kann ich in Limburg nun beim besten Willen nicht erkennen) eine Institution mit zweitausendjähriger Geschichte und 24,3 Millionen Mitgliedern allein in Deutschland so sehr in die Defensive bringt?

Ist dieser ganze Apparat wirklich von innen so hohl, dass er nur noch vom Geld zusammengehalten wird?

3. Ist der Honeymoon mit Papst Franziskus schon vorbei? Das kann gut sein. Wenn der Pontifex morgen Franz-Peter Tebartz-van Elst zur Audienz empfängt und ihn nicht mit sofortiger Wirkung seines Amtes enthebt (was er gar nicht könnte, aber wen in deutschen Redaktionsstuben interessiert das schon?), dann dürfte ihm der Wind aus den hiesigen Medien zum ersten Mal kräftig ins Gesicht wehen. Bei seinem Vorgänger hat es immerhin 18 Monate gedauert, bis nach der Regensburger Rede das Wohlwollen in Verachtung umkippte. Wie viel Zeit hat Papst Franziskus noch?

Zur Lage im Bistum Limburg und anderswo

Die Causa Limburg hat in jüngster Zeit einige Dynamik gewonnen. Von hier aus sieht sie nicht nach einer Causa Tebartz-van Elst aus, jedenfalls nicht nur. Doch ins Detail sei an dieser Stelle nicht gegangen.

Interessieren soll uns hier, dass sich inzwischen die Kommunikationsfachpresse mit dem Thema beschäftigt. Auf der Website des Werbefachblatts W&V gibt Kommunikationsberater Hasso Mansfeld seine Einschätzung der Lage kund. Am gleichen Tag führt der Bischof Gespräche mit der römischen Bischofskongregation.

Es handelt sich um eine für die deutsche Kirche nahezu typische Kommunikationskrise. Darauf deutet auch die sehr abgewogene und um Ausgleich bemühte Stellungnahme von Bruder Paulus hin.

Solche Krisen haben übrigens wenig mit der kirchenpolitischen Ausrichtung des jeweiligen Bischofs zu tun. Zwar bieten profilierte Bischöfe wie Joachim Kardinal Meisner mehr Reibungsfläche, und ihre Aussagen lassen sich vom linksliberalen Mainstream aus leicht skandalisieren. Doch das Grundproblem ist ein anderes.

Es fehlt einfach an einer flächendeckenden professionellen Medienarbeit. Dazu hat im Detail übrigens der hier schon erwähnte Unternehmensberater Thomas von Mitschke-Collande in seinem ebenfalls schon erwähnten Buch einige erhellende Beobachtungen zu Papier gebracht.

Hinter dem Phänomen der schwachen Medienarbeit steht eine in der hiesigen Kirche weit verbreitete Geisteshaltung, die sich am besten mit Stichworten wie elitär, selbstbezogen und selbstzufrieden beschreiben lässt. Hier fehlt die Mission, es gibt keinen Mitteilungsdrang über die eigenen Kreise hinaus. Man hat nichts mehr zu sagen und weiß auch nicht wem.

Das ist die eigentliche Tragik.

Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.

Die Kommunikationsstrategie des Papstes

Je länger ich über die Äußerungen von Papst Franziskus gegenüber Journalisten auf dem Rückflug nach Rom nachdenke, um so mehr fällt mir eines auf: Der Papst hat einen kommunikativen Befreiungsschlag – man beachte die militärische Metapher – gelandet, und das, indem er die katholische Lehre vertreten hat (wie es seine Aufgabe und die jedes Katholiken ist). Oder wie Elizabeth Scalia formuliert [via]:

A pope is teaching the Christian faith, and the press is accurately quoting him, in blazing headlines that everyone will read.

Das ist brillant.

Selbstverständlich schreibt die Presse viel Unsinn, auch in diesem Fall, und es wäre nun die Aufgabe der Bischöfe, Priester und Laien katholischen Glaubens, die katholische Lehre in ihrer Gänze darzulegen, gefragt oder ungefragt. Doch dies fällt nicht mehr in die direkte Verantwortung des Papstes.

Er hat uns aus einer Ecke herausgeholt, in die wir niemals gehörten, und positive Schlagzeilen zu einem kontroversen Thema gemacht, das an sich, mindestens im säkularen Westen, schon lange verloren schien. Davon können sich die deutschen Bischöfe und ihre Kommunikationsverantwortlichen mal eine ordentliche Scheibe abschneiden.

Sünder und Sünde

Die Sünde hassen und den Sünder lieben. Der Satz wird Aurelius Augustinus zugeschrieben. Er beschreibt trefflich die christliche Devise im Umgang mit der Sünde.

Die heutige Gesellschaft sieht das umgekehrt: Sie liebt die Sünde, aber hasst dafür den Sünder. Der Begriff Sünde ist so sehr verniedlicht, dass ihn die Werbung schon positiv verwendet. Eissorten heißen „7 Sünden“, die einstige Todsünde Geiz ist nun „geil“.

Der Sünder hingegen steht am Medienpranger, bis er öffentlich zu Kreuze kriecht, auf alle Ämter verzichtet und um Vergebung bittet. Die Beichtstühle stehen in Fernsehstudios, das Intimste wird ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt.

Und das soll ein Fortschritt sein?

Für die Aufgabe nicht geeignet

Vor einem Monat hieß es auch an dieser Stelle, Papst Franziskus habe Thomas von Mitschke-Collande als Berater für seine geplante Reform der römischen Kurie hinzugezogen. Nun scheint es, dass es nicht der Papst war, der ihn an Bord geholt hat. So berichtet Katholisches.info:

Der Auftrag wurde vom „mächtigen Sekretär“ (Sandro Magister) der deutschen Bischofskonferenz, dem Jesuiten Hans Langendörfer erteilt, der als graue Eminenz des Buchriesen Weltbild eine unrühmliche Rolle bei dessen „Geschäft mit Pornos“ spielte.

Erzbischof Reinhard Kardinal Marx von München-Freising war alles andere denn begeistert von der Eigenmächtigkeit Langendörfers. Kardinal Marx, einer der acht Kardinäle, die von Papst Franziskus zu seinen persönlichen Beratern ernannt wurden, fühlte sich durch den Sekretär der Bischofskonferenz hintergangen. Zudem hält der Kardinal von Mitschke-Collande nach der Lektüre von dessen jüngstem Buch mit dem polemischen Titel: Schafft sich die katholische Kirche ab? Analysen und Lösungen eines Unternehmensberaters, nicht für geeignet für die Aufgabe. Mitschke-Collande aus schlesischem Adel ist Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Das Vorwort zum Buch steuerte mit Karl Lehmann ein anderer deutscher Kardinal und Diözesanbischof bei.

Wie Sandro Magister schreibt, habe inzwischen eine andere „hohe Persönlichkeit“ der deutschen Kirche eine andere Veröffentlichung von Mitschke-Collandes der Glaubenskongregation in Rom zukommen lassen. Darin wurden alle Stellen gekennzeichnet, in denen das ZdK-Mitglied von der katholischen Glaubenslehre abweicht oder Irrtümer verbreite.

Nun habe ich besagtes Buch zu lesen begonnen. Nach knapp 70 Prozent des Textes kann ich sagen, dass das Werk seine Stärken und Schwächen hat. Wie zu befürchten war, bricht an vielen Stellen der unternehmensberaterische Ansatz brachial durch – auch dort, wo dogmatische, theologische, moralische oder disziplinäre Grundsätze berührt sind. Dass ein Kardinal nach dieser Lektüre den Autor nicht für geeignet hält, ihn bei der Kurienreform zu beraten, ist leicht einsichtig.

Stark finde ich hingegen die Analyse der kirchlichen Kommunikationsverhältnisse in Deutschland. Die sind ja bekanntlich schwach, und auch dort spielt der Jesuit Hans Langendörfer keine rühmliche Rolle, da er für die miserable Medienarbeit der katholischen Kirche in Deutschland ein gewisses Maß an Verantwortung trägt.

Das Elend der Bistumspresse

Im Bistum Essen jedenfalls hat es bald ein Ende. Zum Jahresende 2013 stellt das Bistum als erstes in Deutschland seine Kirchenzeitung „Ruhr-Wort“ ein. Die Zahlen sind dramatisch und ähneln denen, die oft anlässlich von Kirchenschließungen zu nennen sind.

So schwand die Auflage binnen 30 Jahren von 60.000 auf heute nur noch 15.000 Exemplare. Vor fünfzehn Jahren waren es noch 30.000. Demnach halbiert sich die Auflage alle 15 Jahre, was in gewisser Weise sogar eine Verlangsamung des gleichwohl unaufhaltsamen Niedergangs bedeutet. Die Entscheidung des Bischofs dürfte Vorbildcharakter für weitere Bistumsblätter haben.

Letztlich kranken die bistumseigenen Kirchenzeitungen in Deutschland schwer an ihrer Profillosigkeit. Eine pauschale Aussage, die ich in der Tat nicht aus eigener Anschauung belegen kann, die aber auch schwer zu widerlegen scheint. Die redaktionelle Linie der mir bekannten Blätter laviert zwischen halbherziger Anpassung an den Zeitgeist und mühsamer Vermeidung allzu offensichtlicher Skandale.

Weder sind sie wirklich glaubensfest noch geben sie dem kirchenfeindlichen Mob nach, der sich regelmäßig in den Leserbriefspalten austoben darf. Ihr Journalismus ist nicht unabhängig, aber auch nicht die Stimme ihrer Herren, der deutschen Bischöfe. Sie sind lau in jeder Hinsicht. Und damit langweilig.

Über Rom und die Weltkirche wird gern mit pseudokritischem Unter- und häufig auch Oberton berichtet, der gleichwohl kaum zu echter Unterscheidung fähig ist. Texte zu Glaubensfragen eiern gern im Ungefähren herum. Die einzige Stärke ist, und dieses Schicksal teilt die Kirchenpresse mit den meisten Tageszeitungen, das Lokale, hier also das Regionale.

Auch wenn Bernhard Remmers bei katholisch.de die Lage schönzureden versucht: Alles in allem haben sich die redaktionellen Konzepte der Bistumspresse längst überlebt. Die Leserschaft war schon überaltert, als ich zu meiner Schulzeit in den achtziger Jahren die Kirchenzeitung ausgetragen habe. Bei einigen Lesern musste ich damals noch in bar kassieren, vermutlich weil sie über kein Konto verfügten und ihre Rente bei der Post abholten.

Im Bistum Essen wird nun an neuen Konzepten gearbeitet. Bischof Overbeck schreibt in der Weihnachtsausgabe des Ruhr-Wort,

auch die Katholische Kirche könne nicht die Augen davor verschließen, dass sich das Mediennutzungsverhalten verändert habe. Deshalb sei es ihm ein wichtiges Anliegen, nach neuen Wegen zu suchen, die Botschaft des Evangeliums in die Welt zu tragen. Bereits vor mehr als einem Jahr hatte der Ruhrbischof deshalb eine Projektgruppe initiiert, um alternative Konzepte der Medienarbeit und Kommunikation zu erarbeiten. Nachgedacht wird unter anderem darüber, wie neue und größere Zielgruppen erreicht werden können.

Ein Modell scheint ein Magazin zu sein, das einer Tageszeitung beigelegt wird, um damit größere Zielgruppen zu erreichen. Dies berichtet die ebenfalls in Essen erscheinende WAZ.

Und damit wären wir bei dem, was aus dem einst glanzvollen Rheinischen Merkur geworden ist. Und aus seinem protestantischen Gegenstück, dem Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt. Doch dazu später mehr.

Der erste Teil dieser kleinen Reihe handelte von der Verlagsgruppe Weltbild.