Krankheit als Schauspiel

Theaterkritiker Gerhard Stadelmaier im Feuilleton der FAZ über das öffentliche Leiden des Papstes:

„Nie hat man einen Mächtigen, einen Herrscher so klein, so niedrig, so hilflos, so krank, so erbarmungswürdig gesehen. Vor aller Augen. Aber auch noch nie so sich aufbäumend in seiner Kleinheit, so groß in seiner Ohnmacht, so beredt in seiner Stummheit.“

Das Christentum hat, wie der Perlentaucher berichtet, auch Einfluss auf seine Berufsauffassung:

„Wer daran glaubt, wird zum Beispiel Regisseure, die Gott spielen, aber an Menschenkindern nicht interessiert sind, nicht ganz für voll nehmen.“

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Donnerstag der Osteroktav

Er sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen,
und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden.
Ihr seid Zeugen dafür.
Lk 24,46-48

Emmaus

Der Deutschlandfunk berichtet in der heutigen Ausgabe von Europa heute über die Communauté de Forbach in Lothringen, die zur internationalen Emmaus-Organisation gehört. Die Gemeinschaft versetzt dort obdachlose Männer in die Lage, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen: Sie gibt ihnen Arbeit, Unterkunft, Verpflegung, Taschengeld – und damit ihre Selbstachtung zurück.

Der Gründer von Emmaus ist der französische Priester Abbé Pierre.

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Mystizismus versus natürliche Metaphysik?

Das Kapitalismus-Magazin referiert einen Artikel von John Podhoretz, den der Autor wohl nicht ganz treffend als Mystiker bezeichnet, zum philosophischen Hintergrund des Streits um Theresa Schiavo:

„Die Rationalisten sagen, dass sie nicht leiden wird durch das langsame Aushungern, weil sie nichts mehr fühle. Diejenigen, die an die Seele glauben, sagen, dass es keinen Weg gibt, dies herauszufinden, dass die Wissenschaft Grenzen habe und dass sie ihre Grenzen erreicht, wenn sie versucht, zu definieren, was es bedeutet, menschlich zu sein.“

Er zieht dann folgenden Schluss:

„Tatsächlich stehen sich diese beiden Positionen auch unversöhnlich gegenüber, denn zwischen der mystischen Sicht einer von Gott gegebenen Menschen Seele, die die Essenz eines Menschen bildet, und der säkularen Auffassung von der Bindung der menschliche Personalität an die einzigartige Form des menschlichen Bewußtseins, die durch Denken, Kreativität und Konzeptionalität geprägt wird, gibt es keine Gemeinsamkeit. Die Person Terri Schiavo hat aufgehört zu existieren, als sich ihr zerebraler Kortex aufgelöst hat.“

Den hier aufgebauten Gegensatz halte ich für intellektuell unredlich, weil er eine Zwangsläufigkeit des Urteils unterstellt, die es nicht gibt (als Beispiel siehe dazu heute Gesa Lindemann in der Frankfurter Rundschau, die in diesem Schema wohl als Rationalistin gelten müsste, aber zu völlig anderen Schlüssen kommt). Und der Schluss zeigt die zynischen und an Menschenverachtung grenzenden Konsequenzen dieser Art des Denkens. Zugleich auch ein Verrat an der Idee der Menschenrechte, denn die war immer inklusiv und nicht selektiv.

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Ich bin bei euch alle Tage…

Ich glaube (an) die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Und daran, dass sie bis zum Ende der Welt Bestand hat, weil der Herr dies zugesagt hat (Mt 28,20). Allerdings bedeutet diese Zusage nicht, dass jede konkrete Sozialgestalt von Kirche jetzt und alle Zeit bestehen muss. Im Gegenteil: Es kann sein und ist in der Kirchengeschichte auch schon häufig geschehen, dass einzelne Gemeinden und ganze Ortskirchen von der Bildfläche verschwinden. Jeder Weihbischof ist Titularbischof einer untergegangenen Diözese und gemahnt insofern an die Vergänglichkeit.

Daraus ergibt sich sogar ein hartes Falsifikationskriterium für die Einheit, Heiligkeit, Katholizität und Apostolizität einer Ortskirche: Wenn sie verschwindet, war sie jedenfalls nicht einig, heilig, katholisch und apostolisch. Mindestens einer der vier kritischen Faktoren muss gefehlt haben. Und weiter: Dieses Kriterium kann ich auch auf die gesamte Kirche anwenden. Mein Glaube wäre falsifiziert, falls die Kirche zu bestehen aufhörte.

Einem strengen Popperianer wird das vermutlich nicht genügen. Mir jedoch verschafft dieser Gedanke eine gewisse Gelassenheit beim Blick auf die konkreten, weithin beklagenswerten Zustände in Gemeinden und Bistümern. Von ihrer Fortexistenz in Form einer Körperschaft des öffentlichen Rechts jedenfalls hängt nicht das Heil der Welt ab.

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Protestantismus

Gesehen mit den Augen eines in die katholische Kirche aufgenommenen früheren Anglikaners:

„Protestantism to me has always seemed sentimental and silly. It took me years to not see Jesus as some sentimental hippy with flowers and bunnies all around him because of Protestant influences.“ (Pontificator: When my son became Catholic)

Nun, ich würde – schon mit Rücksicht auf meine Frau, die der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers angehört – diese Formulierung anders wählen. Aber ist sie so ganz falsch?

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