Fronleichnam in der Diaspora

Hier im Norden sind ja Häretiker, Agnostiker, Atheisten und die Anhänger anderer Religionen (die Reihenfolge stellt keine Wertung dar) in der Mehrheit. Deshalb ist Fronleichnam leider kein gesetzlicher Feiertag. Üblicherweise kein Problem, denn es gibt ja Abendmessen.

Heute allerdings musste ich einen Elternabend wahrnehmen, da die Frau meines Herzens anderweitig beschäftigt war. Was mich schließlich dazu bewog, um 10 Uhr die Messe im Mariendom zu besuchen und meinen Arbeitstag entsprechend später zu beginnen. Nun hatte ich allerdings die Anreise nicht optimal geplant und demzufolge einige Zeit im Stau verbracht. Auch ein Parkplatz ist vormittags in St. Georg nicht leicht zu finden.

Zudem handelte es sich bei der Messe, was mir erst klar wurde, als es zu spät war, um den Schulgottesdienst der Domschule St. Marien. Waren wir als Schüler in den Schulmessen eigentlich auch so laut wie die heutige Generation? Was die Liturgie betrifft, so scheint sich wenig geändert zu haben – sie kommt heute wie damals nicht ohne Anpassungen an die vermeintlichen Erwartungen der Zielgruppe aus.

Bedauerlich. Wenigstens zum eucharistischen Segen am Schluss kam Weihrauch zum Einsatz. Ansonsten war die Liturgie eher karg, was vermutlich in meiner heutigen Heimatgemeinde deutlich anders gewesen wäre. Dort war um 9.30 Uhr Messe. Allerdings liegt meine Gemeinde nicht gerade am Arbeitsweg, im Gegenteil: Es ist genau die andere Richtung. Alternativ wäre noch eine Messe um 8 Uhr in unmittelbarer Nähe meiner Arbeitsstelle in Frage gekommen, allerdings hätte ich dann das Haus eine Stunde früher als gewöhnlich verlassen müssen. So blieb der Mariendom.

Ansonsten habe ich den Feiertag zusammen mit einem Kollegen beim Italiener mit Scaloppina nebst Dessert und Espresso gewürdigt, um dann zeitig gen Gymnasium zum Elternabend aufzubrechen. Ich kam trotzdem ein paar Minuten zu spät, weil im Elbtunnel mal wieder die Feuerwehr in Aktion treten musste. Die Schule liegt übrigens in Steinwurfweite der Hauptkirche meiner heutigen Gemeinde, wo just zur gleichen Stunde wie der Elternabend die Abendmesse begann…

Nun lasse ich den hochfestlichen Abend mit einem Glas Cuvée Martin ausklingen, nachdem meine Sachen für das kommende Wochenende in Hildesheim gepackt sind. Dort beginnt morgen mit den Einführungstagen das erste Jahr meiner Ausbildung zum Diakon. Und dort werde ich wohl auch die umgebaute Seminarkirche zu Gesicht bekommen.

Deshalb werde ich morgen vorzeitig von meiner Arbeitsstelle aufbrechen und zum 60 Kilometer entfernten Treffpunkt fahren, von wo wir drei Nordlichter dann gemeinsam die verbleibenden 124 Kilometer nach Hildesheim zurücklegen werden. Hier in der Diaspora sind wir ja weite Wege gewohnt.

Das Kirchenjahr beschert uns morgen gleich ein weiteres Hochfest, die Geburt Johannes des Täufers betreffend. Ein Messbesuch wird leider nicht drin sein. Bedauerlich.

Spaß mit dem Duden

Extra ecclesiam nulla salus – der Duden weiß Bescheid. Ihm zufolge ist besonders die katholische Kirche die allein seligmachende (oder allein selig machende) Kirche. Nur schade, dass das schöne Adjektiv „alleinseligmachend“ der Rechtschreibreform zum Opfer gefallen ist.

Wo wir gerade dabei sind – auch Google ist im Bilde:

Zisterzienserkloster Walkenried

Am Montag hatte ich Gelegenheit, das ehemalige Zisterzienserkloster Walkenried zu besuchen. Von der beeindruckenden Klosteranlage sind vor allem der Kreuzgang, das Klausurgebäude und die Ruine der Klosterkirche erhalten. Seit 2006 befindet sich im Kloster eine sehr sehenswerte Ausstellung, für die wir leider nicht genügend Zeit hatten. Das ist aber nicht schlimm, da wir von Zeit zu Zeit dort ganz in der Nähe Verwandte besuchen und also noch des Öfteren nach Walkenried kommen können.

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Bedauerlicherweise traten die letzten Mönche von Walkenried im Jahre 1546 zum Protestantismus über, was das Ende des Klosters als solches bedeutete. Schon 1525 zerstörten aufständische Bauern den Dachreiter der Klosterkirche. Das resultierende Loch im Kirchendach blieb, die Kirche wurde unbrauchbar und in der Folgezeit ab dem 17. Jahrhundert als Steinbruch benutzt. So ging Walkenried eine der größten Kirchen Norddeutschlands verloren – und damit eine echte Touristenattraktion.

Ganz zu schweigen von den geistlichen Verlusten, die allerdings wohl auch wirtschaftliche Gründe hatten. Denn schon Mitte des 14. Jahrhunderts begann der Niedergang des einst bedeutenden Klosters:

Das Walkenrieder Kerngeschäft Montanwesen stagnierte durch die Krise im Harzer Bergbau. Zudem geriet die Agrarwirtschaft durch Pest und ökologische Probleme in eine Krise. 1509 war der Klosterkonvent auf das kanonische Minimum von 12 Mönchen und einem Abt geschrumpft.

Mit der gleichen Zahl hatte 1129 die Geschichte der Walkenrieder Abtei begonnen. Im Kapitelsaal, der nach der Zerstörung des Dachreiters zur Kapelle umgebaut und ab 1570 als solche genutzt wurde, hält bis heute die evangelische Gemeinde Walkenried ihre Gottesdienste ab.

In seiner Zeit als Mönch soll übrigens Martin Luther die damals noch intakte Walkenrieder Klosterkirche besucht und erklärte haben, es werde die Zeit kommen, in der in diesem herrlichen Bau die Wölfe Junge hecken werden. Einer Sage zufolge wäre der Reformator bei seinem Besuch in dem noch dezidiert katholischen Kloster beinahe durch eine Falltür vom Schlafhaus der Mönche in einen bis heute erhaltenen Schacht gefallen, in die „Lutherfalle“, doch nur ein Hündchen fiel herunter und rettete so den Reformator.