Abtreibungsstatistik 2005

124.000 Abtreibungen sind im letzten Jahr dem Statistischen Bundesamt gemeldet worden, 5.600 weniger als im Jahr 2004. Das Verhältnis von Abtreibungen zu Geburten, im Jahr 2004 bei 18,4 Prozent, blieb in etwa gleich, da die Zahl der Lebendgeburten ebenfalls sank, und zwar auf 680.000 bis 690.000 (genauere Zahlen liegen noch nicht vor).

Der Blick in den Fünfjahresvergleich (2000 bis 2005) zeigt ein interessantes Phänomen: Da das Jahr 1999 mit seinen gegenüber 2000 geringeren Abtreibungsquoten aus der Vergleichsbetrachtung herausgefallen ist, fällt der Anstieg nicht mehr auf. Tatsächlich sind die Abtreibungsquoten seit 1996 vor allem in den jungen Altersgruppen deutlich gestiegen – die zahlenmäßig schon deutlich schwächer sind als die älteren, bedingt durch den Geburtenrückgang seit Anfang der siebziger Jahre.

Das Jahr 2005 war das zehnte Jahr der neugeregelten Abtreibungsstatistik, die seit ihrer Einführung deutlich höhere Zahlen (1995: 97.937; 1996: 130.899) gezeigt hatte. Das Verhältnis von Abtreibungen zu Geburten hat sich seit 1996 (16,4 Prozent) auf nun ca. 18,0 bis 18,2 Prozent verschlechtert (2004: 18,4 Prozent).

Im November hatte ich in fünf Teilen die Abtreibungsstatistik genauer betrachtet:

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Abtreibungsstatistik Teil 5

Baden-Württemberg stellt eine aufschlussreiche Statistik bereit. Hier zeigt sich seit 1996 ein klarer Trend:

1996: 14.486 Abtreibungen / 114.657 Geburten (12,6%)
2000: 14.537 / 106.182 (13,7%)
2004: 14.204 / 96.655 (14,7%)

Die Abtreibungszahlen stagnieren, während die Zahl der Geburten sinkt. Im Vergleich mit den gesamtdeutschen und den thüringischen Zahlen ist das Verhältnis von Abtreibungen zu Geburten zwar besser, aber der Trend entspricht dem Bundestrend. Würden sich die Acht-Jahres-Trends so fortsetzen, dann wäre 2008 schon eine Relation von 16 Prozent erreicht.

Abtreibungsstatistik Teil 4

Am Beispiel des Landes Thüringen lässt sich erkennen, wie das Verhältnis von (nahezu vollständig erfassten) Abtreibungen zu Geburten in der DDR war und im Osten heute ist.

1975: 13.507 Abtreibungen / 29.775 Geburten (45,4 %)
1980: 14.333 / 40.027 (35,8 %)
1985: 13.761 / 36.674 (37,5%)
1990: 11.118 / 28.780 (38,6%)
1991: 9.354 / 17.470 (53,5%)
1992: 4.386 / 14.615 (30,0%)
1995: 5.343 / 13.788 (38,8%)
1996: 5.213 / 15.265 (34,2%)
2000: 5.251 / 17.577 (29,9%)
2004: 4.757 / 17.310 (27,5%)

Von einigen Ausreißern abgesehen ist es konstant hoch und sinkt erst in den letzten Jahren, bedingt durch seit dem Tiefstand Mitte der 90er Jahre steigende Geburtenziffern und seit 2000 zurückgehende Abtreibungszahlen.

Auch hier gelten natürlich die Anmerkungen des Statistischen Bundesamtes zu den unterschiedlichen Erhebungsmethoden der Abtreibungsstatistik.

Abtreibungsstatistik Teil 3

Pro Leben hält dankenswerterweise jede Menge Abtreibungsdaten und -statistik bereit, insbesondere auch alle Zahlen seit Beginn amtlicher Erhebungen (DDR: 1972, Bundesrepublik: 1976).

Ein erster Langzeitvergleich ergibt dieses Bild:

1980: 92.103 (DDR) / 87.702 (Bundesrepublik)
1985: 90.254 / 83.538
1990: 66.459 / 78.808
1995: 97.937 (Gesamt)
1996: 130.899
2004: 129.650

Auf Basis dieser Zahlen und der Geburtenstatistik des Statistischen Bundesamtes ergibt sich folgendes Verhältnis von Abtreibungen zu Geburten:

1980: 21,0 %
1985: 21,6 %
1990: 16,3 %
1995: 12,8 %
1996: 16,4 %
2004: 18,4 %

Die Zahlen sind mit einiger Vorsicht zu genießen. So gingen zwar die Abtreibungszahlen im Osten ab 1990 zurück – aber dieser Rückgang dürfte der Abschaffung der vorigen, praktisch lückenlosen Erfassung geschuldet sein. Leider liegt mir derzeit keine Geburtenstatistik für die DDR vor – auf deren Basis könnte das Verhältnis von Abtreibungen zu Geburten für die DDR relativ zuverlässig berechnet werden.

Im Westen hingegen war die Erfassung stets lückenhaft. Erst seit 1996 – also nach der letzten Neuregelung – gibt es eine Auskunftspflicht und die Möglichkeit zur Kontrolle.

Der Vergleich zwischen 1996 und 2004 zeigt, dass zwar die absoluten Zahlen leicht gesunken sind, das Verhältnis von Abtreibungen zu Geburten sich jedoch deutlich verschlechtert hat.

Zur Qualität der Daten merkt das Bundesamt für Statistik an:

Die verschiedenen Zeitabschnitte müssen […] getrennt betrachtet werden (früheres Bundesgebiet bis 1992, neue Länder bis 1992, Deutschland 1993 bis 1995 und ab 1996). Hinsichtlich der Erhebungsmethodik gibt es erhebliche Unterschiede:

– In der ehem. DDR wurden Schwangerschaftsabbrüche bis 1990 über das sog. Krankenblattsystem erfasst, womit von einer fast vollständigen Meldung der Abbrüche zur Statistik auszugehen ist, denn Abbrüche wurden nur in Krankenhäusern vorgenommen.

– Im früheren Bundesgebiet geschah die Meldung dagegen bis Ende 1995 auf einem Erhebungsbogen, der anonym abgegeben werden konnte. Dadurch und wegen der Tatsache, daß viele Stellen, die Schwangerschaftsabbrüche vornahmen, dem Statistischen Bundesamt nicht bekannt waren, ist dort bis 1995 von einer erheblichen Untererfassung auszugehen.

Erst ab 1996 sind die Inhaber von Krankenhäusern und Arztpraxen verpflichtet, auf dem Erhebungsbogen als (später abzutrennendes) Hilfsmerkmal Name und Anschrift der Einrichtung anzugeben. Erst seit 1996 kann dadurch die Einhaltung der Berichtspflicht kontrolliert werden.

Mit der Neuregelung der Bundesstatistik über Schwangerschaftsabbrüche ab 1. Januar 1996 sind die Inhaber der Arztpraxen sowie Leiter der Krankenhäuser, in denen innerhalb von zwei Jahren vor dem Quartalsende Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt wurden, auskunftspflichtig. Als Hilfsmerkmale werden entsprechend §17 SchKG der Name und die Anschrift der Einrichtung sowie die Telefonnummer der für Rückfragen zur Verfügung stehenden Person erhoben. Dadurch ist es dem Statistischen Bundesamt möglich, die Einhaltung der Auskunftspflicht zu kontrollieren. Jedoch gelten auch weiterhin Einschränkungen hinsichtlich der Vollständigkeit der erhobenen Daten.

Abtreibungsstatistik Teil 2

Noch ein beängstigender Blick ins Detail: Die altersgruppenspezifischen Geburtenziffern für Berlin machen einen näherungsweisen Blick auf das Verhältnis von Abtreibungen zu Geburten in den verschiedenen Altersgruppen möglich. Und das sieht finster aus:

15-18: 63,2 % (1999: 49,4)
18-20: 42,2 % (29,9)
20-25: 29,0 % (20,5)
25-30: 17,1 % (15,0)

Diese Zahlen setzen voraus, dass die Abtreibungszahlen in Berlin dem Bundesdurchschnitt entsprechen. Das wird vermutlich nicht der Fall sein ist auch so, wie ich mittlerweile anhand der Abtreibungsstatistik 2003 überprüfen konnte. Trotzdem Also dürfte der Trend klar erkennbar sein: Unter den minderjährigen Frauen kommen inzwischen fast zwei Abtreibungen auf drei Geburten. Dramatisch erscheint insbesondere auch der Anstieg in der gesamten Altersgruppe bis 30 binnen nur fünf Jahren.

Abtreibungsstatistik

Bei fono tobt eine heftige Diskussion. Es ist sicher von Nutzen, zunächst die Zahlenbasis zu betrachten. Der eigentlich wünschenswerte Zehnjahresvergleich ist mir nicht möglich, weil ich dazu keine Zahlen gefunden habe.

Auf den ersten Blick hat sich in absoluten Zahlen von 1999 bis 2004 wenig verändert. Die Zahl der dem Statistischen Bundesamt gemeldeten Zahlen sank leicht von 130.471 (1999) auf 129.650 (2004). Auch die Quote blieb mit 77 Abtreibungen pro 10.000 Frauen bis 55 Jahren gleich. Von 1999 bis 2004 sank die Zahl der Geburten insgesamt von 770.744 auf 705.622. Das Verhältnis von Abtreibungen zu Geburten verschlechterte sich also von 16,9 auf 18,4 Prozent.

Die Entwicklung in der Altersgruppe bis 30 ist dramatisch.

15-18: 51 (1999: 39)
18-20: 107 (93)
20-25: 130 (118)
25-30: 115 (110)

Obwohl die Zahl der Frauen im Alter von 15 bis 30 von 7,12 auf 7,0 Mio. zurückging, stieg die Zahl der Abtreibungen von 69.424 auf 75.385, was sich im entsprechenden Anstieg der Quoten zeigt. Die Gruppe der 30- bis 45-Jährigen ist mit 9,74 (1999: 9,9) Mio. deutlich größer, so dass ein relativ kleiner Rückgang der Abtreibungsquoten den erheblichen Anstieg unter den jüngeren Frauen kompensiert.

In dieser komplementären Entwicklung dürfte sich auch ein anderer Trend widerspiegeln: Das durchschnittliche Alter der Mütter bei der Geburt ihrer Kinder steigt an. Im Jahr 2004 lag es bei genau 30 Jahren (2002: 29,8). Der steigenden Zahl von Abtreibungen entsprechen sinkende altersspezifische Geburtenziffern (hier am Beispiel Berlin) bei Frauen bis 29, während ab 30 die Geburtenziffern gestiegen und die Abtreibungsquoten gesunken sind. Ist es überzogen, daraus zu folgern, dass bei jüngeren Frauen die Abtreibung immer mehr zum festen Bestandteil der Familienplanung wird?

Alle Zahlen, soweit nicht anders angegeben, stammen vom Statistischen Bundesamt.

Was war (3): Eva und die Wölfe

Was mich an der Aufregung der letzten Wochen über Eva Herman am meisten gestört hat, war die Geringschätzung, ja Verachtung der Mutterschaft, die in vielen Wortmeldungen zum Ausdruck kam. Mutter zu sein ist in Deutschland inzwischen etwas völlig Nachgeordnetes, das hinter allem Möglichen zurückstehen muss. Wer Mutter wird, hat offensichtlich nichts Besseres zu tun. Oder ist zu blöd zum Verhüten.

Eine zynische, menschen- und frauenverachtende Haltung scheint Allgemeingut geworden, jedenfalls in der veröffentlichten Meinung. Sie korrespondiert aufs Genaueste mit der jüngst veröffentlichten Abtreibungsstatistik und der Berichterstattung darüber. Angesichts von 42 Millionen Kindstötungen jährlich scheint die ganze Sorge den Zehntausenden Frauen zu gelten, die bei Abtreibungen ums Leben kommen.

Selbstverständlich ist das eine berechtigte Sorge, aber ist es nicht zynisch und menschenverachtend, die getöteten Kinder keines einzigen Gedankens zu würdigen? Und nimmt sich nicht die als Holocaust (Ganzopfer, Brandopfer) bezeichnete industrielle Ermordung der europäischen Juden im Vergleich zu 42 Millionen getöteten Kindern pro Jahr fast mickrig klein aus?

Eva Herman wird für ungeschickte Äußerungen zur nationalsozialistischen Familienideologie von mediokren Talkmastern öffentlich hingerichtet und in die Nähe zum Nationalsozialismus gerückt – während die Ideologie, gegen die sie sich wendet, Jahr für Jahr eine Zahl von Opfern fordert, die an die des Zweiten Weltkriegs heranreicht. Diese Ideologie ist die Geringschätzung des Lebens selbst und die Unterordnung des Lebens der nächsten Generation unter unsere Wünsche und Bedürfnisse.

Es ist in Deutschland fast schon rechtfertigungspflichtig geworden, Kinder aufzuziehen statt sie zu verhüten oder abzutreiben. Werte wie Liebe, Familie und Kinder waren einmal selbstverständlich und sind es in jeder gesunden Gesellschaft. In Deutschland nicht.

Das Statistische Bundesamt hat gestern seine Abtreibungsstatistik...

Das Statistische Bundesamt hat gestern seine Abtreibungsstatistik für 2004 vorgelegt. Demnach sind dem Amt im vergangenen Jahr 129.600 Abtreibungen gemeldet worden, also 1,3 Prozent mehr als 2003. Die Nachrichtenagentur AP setzt diese Zahlen in Relation zu den Vorjahren. Viel interessanter finde ich indes den Vergleich mit den Zahlen der Geburten und Sterbefälle, die das Amt gerade zwei Tage zuvor veröffentlicht hat. Demnach wurden 2004 insgesamt 712.000 lebendgeborene Kinder registriert, 0,5 Prozent weniger als 2003. Es starben 821.000 Menschen, 4,3 Prozent weniger als 2003. Demnach steht also fünfeinhalb Geburten eine Abtreibung gegenüber, und der sogenannte Sterbeüberschuss (wir reden hier auch über Demographie) von rund 110.000 ist geringer als die Zahl der Abtreibungen.