Die Abschaffung der Toleranz im Namen der Toleranz

Dass im Namen der Toleranz die Toleranz abgeschafft wird, ist eine wirkliche Bedrohung, vor der wir stehen. Die Gefahr ist, dass die Vernunft – die sogenannte westliche Vernunft – behauptet, sie habe nun wirklich das Richtige erkannt, und damit einen Totalitätsanspruch erhebt, der freiheitsfeindlich ist. Ich glaube, diese Gefahr müssen wir sehr nachdrücklich darstellen.
Papst Benedikt XVI., Licht der Welt

Johannes Paul II. und die Theologie des Leibes

Völlig entgangen war mir bisher, dass das epochale Werk Menschliche Liebe im göttlichen Heilsplan von Johannes Paul II. schon seit fast zwei Jahren wieder lieferbar ist. Ich hatte seinerzeit das Buch Theologie des Leibes für Anfänger: Einführung in die sexuelle Revolution von Papst Johannes Paul II. von Christopher West mit Gewinn gelesen, dann aber vergeblich nach den Texten gesucht.

Rheinisch-katholisch hat übrigens schon im Februar angesichts der damals noch relativ frischen Missbrauchsdebatte auf die Theologie des Leibes und die beiden Bücher hingewiesen. Eine Einführung besonders für Jugendliche findet sich beim You-Magazin.

Weltjugendtag Madrid 2011

Ein gutes Jahr noch, dann findet in Madrid der nächste Weltjugendtag statt. Das Design und die offizielle Website finde ich ganz gelungen. Auf Facebook hat der Weltjugendtag in der englischen Version schon 23.782 Freunde, auf Deutsch sind es 2.588, das werden sicher noch mehr werden. Bei Twitter ist die Nachfrage mit 2464 Followern deutlich schwächer, was wahrscheinlich an der spanischen Sprache liegt. Hier gibt es Banner und dergleichen. Und das ist der offizielle Trailer:

Father Z strikes again

In zwei weiteren Podcasts befasst sich Father Z mit der Einführung des neuen Römischen Messbuches vor vierzig Jahren. Zu Wort kommt wieder Paul VI., diesmal mit seiner Generalaudienz vom 19. November 1969, eineinhalb Wochen vor dem Start, und der Apostolischen Konstitution Missale Romanum, mit der das Messbuch in Kraft gesetzt wurde.

Und wieder lässt Father Z die späten 60er Jahre aufleben. Mir drängt sich eine Parallele zum Baader-Meinhof-Komplex auf. Der Film lief gestern und vorgestern im deutschen Fernsehen. Er zeigt die Zeitspanne von den Studentenprotesten 1967 bis zum Deutschen Herbst 1977.

Diese Zeit scheint schon sehr weit weg zu sein, dabei sind etliche der handelnden Personen noch heute aktiv. Interessantes Detail aus dem Film: Papst Paul VI. bot sich 1977 zum Austausch gegen die Geiseln in der von palästinensischen Terroristen entführten Lufthansa-Maschine an.

Paul VI. am Vorabend des Novus Ordo

Father Z, einer der profiliertesten Priester im Web, hat einen sehr speziellen Podcast zum bevorstehenden 40. Jahrestag der Einführung des Novus Ordo produziert. Sein Gast ist Papst Paul VI., und zu hören ist dessen Ansprache bei der Generalaudienz am 26. November 1969, wenige Tage bevor das Missale von 1969/70 in der lateinischen Kirche flächendeckend eingeführt wurde.

Da im Sommer 1969 geboren, gehörte ich damals noch nicht zu den regelmäßigen Kirchgängern. Für mich beginnt jetzt die lange Reihe der Ereignisse, die sich zum 40. Mal jähren und ich schon miterlebt habe. Meine ersten, noch sehr diffusen Erinnerungen datieren etwa von 1972, da werde ich also noch etwas warten müssen.

Man beachte insbesondere die kongeniale Musikauswahl, stets eine der Stärken der Podcasts von Father Z. Ich will nicht zuviel verraten, aber die späten 60er Jahre sind nicht zu überhören. Es muss eine wilde Zeit gewesen sein vor vierzig Jahren, auch in der Kirche. Kurz nach meiner Geburt fand Woodstock statt, und am Sonntag (nach MEZ vor) der ersten bemannten Mondlandung wurde ich getauft.

Papst Paul VI. hat sich im Spätherbst 1969, nur wenige Jahre nach dem Ende des jüngsten Konzils, schon ein deutliches Stück von Sacrosanctum Concilium entfernt. So verabschiedet er an jenem denkwürdigen Mittwoch im November das Latein als liturgische Sprache und den Gregorianischen Choral – auf beides legten die Konzilsväter in der nur sechs Jahre zuvor verabschiedeten Konstitution noch größten Wert.

Bemerkenswert sind auch die großen Erwartungen des Papstes an die erneuerte Liturgie. Aus dem Abstand von 40 Jahren ist offenkundig, dass sich nur weniges davon erfüllt hat. Wir sind jetzt schon im dritten Jahr der Ära Summorum Pontificum. Das Jahr 2007 wird, im Abstand von 40 Jahren betrachtet, als ein ähnlich bedeutungsvoller Einschnitt gelten wie das Jahr 1969.

Drei der üblichen Verdächtigen über das gegenwärtige Pontifikat

The European lässt vier mehr oder weniger Prominente jeweils eine Zwischenbilanz des Pontifikats Benedikts XVI. ziehen, darunter die unvermeidliche Margot Käßmann und den ehemaligen Leiter des deutschen Programms von Radio Vatikan, Pater Eberhardt von Gemmingen. Den freundlichsten und sachkundigsten Beitrag liefert Volker Resing.

Als komplett ahnungslos steht allerdings Alan Posener da, den ich bis dato für sein früheres Blog Apocalypso durchaus geschätzt habe. Er hat sich in seiner Fehde mit dem Papst leider als nicht satisfaktionsfähig erwiesen. Schade.

Der Papst und die Würde des Menschen

„Reflexhaft und billig“ findet laut DLF-Presseschau die Hessische/Niedersächsische Allgemeine aus Kassel die Kritik am Papst.

Denn sie ignoriert, dass es gerade die Kirchen sind, die sich weltweit im Kampf gegen Aids engagieren. Die Empörten übersehen den grundsätzlichen Ansatz des Mannes aus Rom. Er wagt es, den Blick auf die Treue zwischen Menschen zu lenken, auf die Würde des Menschen überhaupt – und eben auch auf Afrika. Afrika? Da gäbe es viel Anlass zur Empörung: Machtmissbrauch und Korruption. Armut, Krankheit, Kriege. Ausbeutung. Aber da müsste man dem Papst ja Recht geben.

Auch vom reflexhaften und billigen, noch dazu törichten Geschwätz von Leuten, die sich offensichtlich nicht einmal die kleine Mühe machen, die päpstlichen Äußerungen im Zusammenhang zu lesen, bietet besagte Presseschau eine Auswahl. Was hat er wirklich gesagt?

Ich denke, die wirksamste, präsenteste und stärkste Realität im Kampf gegen AIDS ist gerade die katholische Kirche mit ihren geistlichen Bewegungen und ihren verschiedenen Gruppen. Da denke ich etwa an die Gemeinschaft von Sant’Egidio, die sichtbar und unsichtbar sehr viel im Kampf gegen AIDS tut, an die Kamillianer, an all die Schwestern, die den Kranken beistehen. Ich würde sagen, das Problem AIDS löst man nicht mit Geld allein. Geld ist nötig, hilft aber nur, wenn dahinter eine Seele steckt, die es gut einzusetzen weiß. Ebenso wenig ist es getan mit der Verteilung von Präservativen: Im Gegenteil, sie verstärken das Problem. Die Lösung muss eine doppelte sein. Das erste ist eine Humanisierung der Sexualität, das heißt eine spirituelle und menschliche Erneuerung, die zu einer neuen Art des Umgangs sowohl mit dem eigenen Körper als auch zu einem neuen Umgang miteinander führt. Das zweite ist Freundschaft mit und für die Leidenden, eine Hilfsbereitschaft, die auch mit persönlichen Opfern verbunden ist, um an der Seite der Kranken zu sein – diese Fähigkeit zum Mitfühlen mit den Leidenden und in schwierigen Situationen dazubleiben. Das sind die Faktoren, die helfen und die echte, sichtbare Fortschritte bringen. Die Kirche tut das und leistet so einen großen und wichtigen Beitrag. Ich danke allen, die da mitwirken.

Mehr dazu bei Jochen Scherzer. Siehe auch BlogKon.

Treffer!

Während sich die Kondomimperialisten echauffieren, zitiert die Presseschau des Deutschlandfunks zwei sehr treffende Kommentare. Paul Badde schreibt in der Welt:

Die ersten Nachrichten, die noch aus dem Flieger Benedikts des Sechzehnten zurück in die europäischen Redaktionen gefunkt wurden, drehten sich natürlich um Kondome. Große Überraschung. Andere Fragen fallen den werten Kollegen zum Schwarzen Kontinent kaum noch ein – obwohl die Rate der HIV-Infizierten in Washington, D.C. höher ist als in Westafrika. Was soll es in Afrika noch zu entdecken geben? Diese Welt interessiert den Westen nicht wirklich, jedenfalls nicht wie den alten Papst, der die Strapaze dieser Tour noch vor den anstrengenden Osterfeierlichkeiten auf sich genommen hat.

Und in der Süddeutschen Zeitung heißt es (kostenpflichtig) schreibt Matthias Drobinski:

Der Papst hat recht. Auch wenn es notorische Kirchenkritiker noch so ärgert: Aids breitet sich in den armen Ländern aus, weil Männer dort Frauen als Beute sehen, weil Frauen nicht gelernt haben, sich zu wehren, weil Armut, Mangel an Bildung und tägliche Gewalt dazu führen, dass Sexualität nichts mit Liebe, Partnerschaft oder Verantwortung zu tun hat. Dass sich dies ändert, daran arbeitet auch die katholische Kirche in Afrika.