Der Liebe Raum schaffen selbst durch den Kampf

In tätiger Liebe aufbrechen zu Christus und der Liebe Raum schaffen selbst durch den Kampf, in beidem aber demütig offen sein für die Impulse des Geistes Gottes, das macht die Heiligkeit des Martinus aus.
Ludwig A. Winterswyl in der Einleitung zu „Das Leben des Heiligen Martin, Bischofs und Bekenners, berichtet von Sulpicius Severus. Freiburg im Breisgau 1940.“

Ein einziges großes Missverständnis

Die Causa Limburg, soviel scheint sicher, hat ihren Höhepunkt überschritten. Die Überberichterstattung flaut langsam ab und macht differenzierterer Betrachtung Platz. Was bleibt, sieht aus wie ein einziges großes Missverständnis. Drei Aspekte scheinen mir der Betrachtung wert.

1. Seit wann ist Franz-Peter Tebartz-van Elst ein Konservativer? Nun ist ja die Einordnung in diese kirchenpolitischen Schubladen immer schwierig. Es gehört zum Auftrag jedes Bischofs, den Glauben zu bewahren (lat. conservativus – erhaltend, bewahrend). Nur über das Wie kann es legitime Differenzen geben, aber nicht über das Ob. In Deutschland kommt spätestens seit der Reformation ein besonderes Spannungsverhältnis zu Rom hinzu. Wer treu zum Papst steht, gilt schnell als konservativ. Oder galt, denn Papst Franziskus scheint diese Schublade gesprengt zu haben.

Franz-Peter Tebartz-van Elst ist von Haus aus Pastoraltheologe, was ihn auf den ersten Blick nicht gerade als Konservativen ausweist. Zu seinen Themen gehört die Entwicklung von pastoralen Räumen, eine brisante und aktuelle Frage speziell in Deutschland, wo Gemeinden fusioniert und in größeren Einheiten zusammengefasst werden. Was er noch als Weihbischof in Münster zu diesem Thema sagte und schrieb, lässt sich kaum in die konservative Schublade zwängen. So beispielsweise in einem Vortrag aus dem Jahr 2006, dort unter dem Künstlernamen Hans-Peter Tebartz-van Elst:

Die pastoralen Leitlinien des Erzbistums Freiburg zeigen ein sensibles Bewusstsein dafür, wo sich die Sozialgestalt der Kirche verändert, und einen wachen Geist der Erkundung, in welche Richtung Vernetzung und Vergemeinschaftung in missionarischer Ausrichtung gesucht werden will. In diesen Bemühungen kristallisiert sich zunehmend als pastoral vorrangige Fragestellung heraus, wie die christlich-kirchliche Identität in der Erfahrung einladender Sammlung vermittelt werden kann und zugleich die missionarische Sendung angesichts der Vielfalt, die Christen heute in ihren Glaubens- und Gemeindebezügen aufnehmen, profiliert werden kann.

Redet so ein Konservativer? Vielleicht kann das im Bistum Limburg so aussehen, aber das wäre dann eine Limburger Besonderheit. Für deutsche Verhältnisse ist das Gesagte eher Mainstream. Was also qualifiziert den Limburger Bischof zum Konservativen? Oder haben wir es hier mit dem Versuch einer Achsenverschiebung zu tun, die den Mainstream in eine progressive Richtung zwingen will und dazu vieles ausgrenzt, was genuin katholisch und bis dato völlig unumstritten ist?

Das Lagerdenken ist ohnehin von Übel, aber wenn schon Theologen aus dem Mainstream in eine konservative Ecke gedrängt werden, dann liegt doch einiges im Argen. Und damit wären wir beim zweiten Punkt.

2. Wer trägt die Verantwortung für die kommunikative Katastrophe, die hier geschehen ist? Bei allen Fehlern, die der Bischof von Limburg gemacht hat, wäre es doch viel zu einfach, ihn zum Sündenbock zu machen. Die Kommunikationsverhältnisse in deutschen Bistümern, nicht nur in Limburg, sind schwer gestört. Diese Störung lässt sich im Großen wie im Kleinen erkennen. Sie betrifft auch weit mehr als nur die Medienarbeit, aber an dieser Stelle wird sie besonders deutlich erkennbar.

Bistümer kommunizieren wie Behörden. Wobei die meisten Behörden heute zumindest nach außen sehr viel professioneller kommunizieren als die Diözesen. Dabei ist die Verkündigung des Evangeliums doch eine höchst anspruchsvolle Kommunikationsaufgabe. Wie konnte es geschehen, dass unsere Kirche an dieser zentralen Stelle so versagt? Wie kann es sein, dass jedes Skandälchen (und mehr kann ich in Limburg nun beim besten Willen nicht erkennen) eine Institution mit zweitausendjähriger Geschichte und 24,3 Millionen Mitgliedern allein in Deutschland so sehr in die Defensive bringt?

Ist dieser ganze Apparat wirklich von innen so hohl, dass er nur noch vom Geld zusammengehalten wird?

3. Ist der Honeymoon mit Papst Franziskus schon vorbei? Das kann gut sein. Wenn der Pontifex morgen Franz-Peter Tebartz-van Elst zur Audienz empfängt und ihn nicht mit sofortiger Wirkung seines Amtes enthebt (was er gar nicht könnte, aber wen in deutschen Redaktionsstuben interessiert das schon?), dann dürfte ihm der Wind aus den hiesigen Medien zum ersten Mal kräftig ins Gesicht wehen. Bei seinem Vorgänger hat es immerhin 18 Monate gedauert, bis nach der Regensburger Rede das Wohlwollen in Verachtung umkippte. Wie viel Zeit hat Papst Franziskus noch?

Überlegungen eines Wechselwählers

Meine Wahlentscheidung war in diesem Jahr relativ einfach. Im meinem Wahlkreis treten für die beiden großen Parteien zwei neue Direktkandidaten an, nachdem die 2009 gewählte CDU-Abgeordnete Martina Krogmann ihr Mandat schon nach relativ kurzer Zeit zurückgegeben hatte. Beide Kandidaten erscheinen mir wählbar, ich habe mich für Oliver Grundmann (CDU) entschieden.

Bei der Zweitstimme ist die Überlegung auch nicht sehr kompliziert. Da auf der CDU-Landesliste Ursula von der Leyen auf Platz 1 steht, die ich nach wie vor für unwählbar halte, gebe ich meine Zweitstimme der FDP-Landesliste mit dem Katholiken Philipp Rösler an der Spitze, dem in Stade geborenen Patrick Döring auf Platz 2 und dem Stader Rechtsanwalt Serkan Tören an sechster Stelle. Sofern die FDP in den nächsten Bundestag einzieht, wird Serkan Tören mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit meine Region auch weiterhin im Parlament vertreten.

Da bei dieser Bundestagswahl mit keinem Kanzlerwechsel zu rechnen ist (was schon Anfang 2012 absehbar war), ist die wesentliche Frage, mit welchem Koalitionspartner Angela Merkel in ihre dritte Legislaturperiode als Kanzlerin gehen wird. Meine Zweitstimme für die FDP trägt dazu bei, die schwarz-gelbe Option zu erhalten. Aber auch eine Große Koalition scheint mir kein Beinbruch zu sein. Die Grünen werden völlig zu Recht ein schlechtes Wahlergebnis einfahren und nicht an der nächsten Bundesregierung beteiligt sein.

Generell erscheint mir das verbreitete parteienfeindliche Gerede wenig zielführend zu sein. Eine Bundestagswahl ist keine Liebesheirat. Letztlich geht es nur darum, für die kommenden vier Jahre ein arbeitsfähiges Parlament zu wählen, das dann eine ebensolche Bundesregierung installiert. Weder Parlament noch Regierung haben den Auftrag, die Gesellschaft zu verändern oder den Bürgern unnötige Detailvorschriften zu machen, wie sie ihr Leben zu führen haben.

So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört! (Mt 22,21) Eine Partei, die ich wähle, muss nicht in allen Punkten meiner Meinung sein. Exemplarisch zeigt der Wahl-O-Mat anhand von 38 Fragen, wie hoch der Grad der Übereinstimmung mit den Wahlprogrammen der Parteien ist. Immerhin 78,3 Prozent erreicht dabei in meinem Fall die am besten abschneidende Partei. Kein schlechtes Ergebnis.

In der Bundesrepublik des Jahres 2013 ist es nicht mehr sehr wahrscheinlich, eine Partei mit glasklarem christlichen Profil im Deutschen Bundestag zu finden. Das kann zwar traurig stimmen, aber es gibt auch eine gewisse Freiheit der Wahl. Schwierig wird es immer da, wo Gewissensfragen berührt sind. Das allerdings wird tendenziell bei immer mehr Parteien zum Problem.

Zur Lage im Bistum Limburg und anderswo

Die Causa Limburg hat in jüngster Zeit einige Dynamik gewonnen. Von hier aus sieht sie nicht nach einer Causa Tebartz-van Elst aus, jedenfalls nicht nur. Doch ins Detail sei an dieser Stelle nicht gegangen.

Interessieren soll uns hier, dass sich inzwischen die Kommunikationsfachpresse mit dem Thema beschäftigt. Auf der Website des Werbefachblatts W&V gibt Kommunikationsberater Hasso Mansfeld seine Einschätzung der Lage kund. Am gleichen Tag führt der Bischof Gespräche mit der römischen Bischofskongregation.

Es handelt sich um eine für die deutsche Kirche nahezu typische Kommunikationskrise. Darauf deutet auch die sehr abgewogene und um Ausgleich bemühte Stellungnahme von Bruder Paulus hin.

Solche Krisen haben übrigens wenig mit der kirchenpolitischen Ausrichtung des jeweiligen Bischofs zu tun. Zwar bieten profilierte Bischöfe wie Joachim Kardinal Meisner mehr Reibungsfläche, und ihre Aussagen lassen sich vom linksliberalen Mainstream aus leicht skandalisieren. Doch das Grundproblem ist ein anderes.

Es fehlt einfach an einer flächendeckenden professionellen Medienarbeit. Dazu hat im Detail übrigens der hier schon erwähnte Unternehmensberater Thomas von Mitschke-Collande in seinem ebenfalls schon erwähnten Buch einige erhellende Beobachtungen zu Papier gebracht.

Hinter dem Phänomen der schwachen Medienarbeit steht eine in der hiesigen Kirche weit verbreitete Geisteshaltung, die sich am besten mit Stichworten wie elitär, selbstbezogen und selbstzufrieden beschreiben lässt. Hier fehlt die Mission, es gibt keinen Mitteilungsdrang über die eigenen Kreise hinaus. Man hat nichts mehr zu sagen und weiß auch nicht wem.

Das ist die eigentliche Tragik.

Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.

Officium Divinum Parvum im Test

Schon seit geraumer Zeit hatte ich ein Auge auf das Officium Divinum Parvum geworfen. Es handelt sich um den direkten Vorläufer des Christuslob und war wie letzteres vor allem in den tätigen Frauenorden in Gebrauch. Der Seckauer Benediktiner P. Hildebrand Fleischmann OSB, von dem auch das 1933 erschienene Volksbrevier stammt, hat das Officium Divinum Parvum 1947/50 im Auftrag der Fuldaer Bischofskonferenz publiziert. Diese Rezension bezieht sich auf die 9. Auflage, die 1958 erschien. Der Episkopat, so heißt es im Bischöflichen Geleitwort, wolle

mit diesem neuen Offizium den Ordensgenossenschaften, die zum Römischen Brevier nicht verpflichtet sind, aber doch einen engeren Anschluss ans Kirchenjahr wünschen, an Stelle des Marianischen Offiziums ein kleines Brevier darbieten, das sich ihren Bedürfnisen anpasst und nichts anderes ist als ein vereinfachtes, verkürztes Römisches Brevier.

Das trifft es sehr genau. Das Büchlein hat in etwa das Format unseres Kleinen Stundenbuches und bringt das Kunststück fertig, in einem einzigen Band nicht nur das gesamte Kirchenjahr abzubilden, sondern auch sämtliche acht Horen – von der Matutin bis zur Komplet – und immerhin 128 der 150 Psalmen. Sie sind in zwei Wochenreihen angeordnet, sodass jede Hore höchstens drei Psalmen enthält. Längere Psalmen werden in mehrere Teile aufgespalten, wie es auch im Römischen Brevier Usus ist. Die mir vorliegende Ausgabe ist in deutscher Sprache gehalten. Es gibt aber auch lateinisch-deutsche Ausgaben, und eine solche suche ich noch.

Seit einigen Tagen bete ich aus diesem Kleinen Officium neben Laudes und Vesper noch die Komplet, wenn auch nicht jeden Tag. Diese drei Horen sind recht kurz – weil die Fürbitten fehlen, sogar kürzer als im heutigen Stundenbuch. Diese Kürze lässt theoretisch auch dem berufstätigen Beter Raum dafür, weitere Horen in den Tagesablauf zu integrieren. Beim Römischen Brevier bin ich meistens am Umfang der Komplet gescheitert: Auf der Bettkante bin ich schon zu müde dafür. Beim Officium Divinum Parvum ist das kein Problem. Die Komplet hat nur einen Psalm, der wochenweise wechselt, und ist zudem jeden Tag identisch.

Brillant ist die Flexibilität des Officium Divinum Parvum, erlaubt es doch ein kürzeres, mittleres oder längeres Officium. Beim kürzeren wird die Lesung in der Matutin auf den ersten Absatz gekürzt und in jeder Hore nur ein einziger Psalm gebetet. Die anderen Teile der Lesung und die ausgelassenen Psalmen können dann wochenweise an die Reihe kommen. Das mittlere Officium lässt die II. Nokturn an Festtagen weg, die im längeren Officium gebetet wird.

Mit dem Officium Divinum Parvum lässt es sich also sehr leicht anfangen, zum Beispiel mit nur einer Hore am Tag, vielleicht zu einer bereits geläufigen Gebetszeit, und mit nur einem Psalm. Das Pensum kann dann nach und nach schrittweise gesteigert werden, bis sich ein Gleichgewicht zwischen dem Wünschenswerten und dem Machbaren einstellt. Die gleichen Grundprinzipien können im Übrigen auch auf andere Stundenbücher angewandt werden.

Ich persönlich halte es für einen Vorzug des hier vorliegenden Buches, dass es sich seiner Natur gemäß am vorkonziliaren Kalender orientiert. Einige Heiligenfeste sind weggelassen worden, lassen sich aber mit Hilfe des Commune dennoch berücksichtigen. Auch wird der Hymnus in Laudes, Vesper und Komplet nicht am Anfang, sondern wie es sich gehört erst nach den Psalmen gesungen. Und die Psalmen sind noch vollständig und nicht politisch korrekt verkürzt wie in der Liturgia Horarum und dem heutigen Stundenbuch.

Die Sprache ist für jemanden, der wie ich mit der Einheitsübersetzung aufgewachsen ist, etwas gewöhnungsbedürftig. So beginnt zum Beispiel das Benedictus mit den Worten

Gelobt sei der Herr, unser Gott, *
denn heimgesucht hat er sein Volk, und ihm Erlösung gebracht.

Doch das schadet nicht, im Gegenteil helfen ja bekanntlich andere Übersetzungen beim Textverständnis. Die Psalmenübersetzung stammt übrigens von Romano Guardini.

Da ich gleich zwei Exemplare dieses Bändchens besitze, kann ich eines gerne günstig abgeben. Dabei handelt es sich um die 8. Auflage (1957). Bitte bei Interesse einen Kommentar hinterlassen.

Als ginge es um Macht

1.8.13 (Kipa) „Doch leider hat er in seinen Ämtern als Erzbischof, als Kardinal, als Vorsitzender der Glaubenskongregation, als Papst nicht durchgesetzt, was er vorher selbst in unzähligen Werken geschrieben hat. Ich finde es unglaublich schade, dass er seine eigenen Einsichten als Konzilstheologe später nicht umgesetzt hat, als er dazu die Macht hatte. Das kritisiere ich, aber nicht den grossen Theologen oder die Person.“
Der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Erwin Teufel, über den emeritierten Papst Benedikt XVI. in der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“ vom 1. August. Von Teufel erscheint im August das Buch „Ehe alles zu spät ist. Kirchliche Verzagtheit und christliche Sprengkraft“.
(kipa/kna/gs)

Als Berufspolitiker kann Erwin Teufel vermutlich nicht anders als in Machtkategorien denken. Anders lässt sich dieser Vorwurf nicht erklären. Der Papst hat nicht die Art von Macht, die dem ehemaligen Ministerpräsidenten hier vorzuschweben scheint. Er kann nicht einfach seine eigenen theologischen Ideen umsetzen. Das ist nicht seines Amtes Sache.

Sünder und Sünde

Die Sünde hassen und den Sünder lieben. Der Satz wird Aurelius Augustinus zugeschrieben. Er beschreibt trefflich die christliche Devise im Umgang mit der Sünde.

Die heutige Gesellschaft sieht das umgekehrt: Sie liebt die Sünde, aber hasst dafür den Sünder. Der Begriff Sünde ist so sehr verniedlicht, dass ihn die Werbung schon positiv verwendet. Eissorten heißen „7 Sünden“, die einstige Todsünde Geiz ist nun „geil“.

Der Sünder hingegen steht am Medienpranger, bis er öffentlich zu Kreuze kriecht, auf alle Ämter verzichtet und um Vergebung bittet. Die Beichtstühle stehen in Fernsehstudios, das Intimste wird ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt.

Und das soll ein Fortschritt sein?

Für die Aufgabe nicht geeignet

Vor einem Monat hieß es auch an dieser Stelle, Papst Franziskus habe Thomas von Mitschke-Collande als Berater für seine geplante Reform der römischen Kurie hinzugezogen. Nun scheint es, dass es nicht der Papst war, der ihn an Bord geholt hat. So berichtet Katholisches.info:

Der Auftrag wurde vom „mächtigen Sekretär“ (Sandro Magister) der deutschen Bischofskonferenz, dem Jesuiten Hans Langendörfer erteilt, der als graue Eminenz des Buchriesen Weltbild eine unrühmliche Rolle bei dessen „Geschäft mit Pornos“ spielte.

Erzbischof Reinhard Kardinal Marx von München-Freising war alles andere denn begeistert von der Eigenmächtigkeit Langendörfers. Kardinal Marx, einer der acht Kardinäle, die von Papst Franziskus zu seinen persönlichen Beratern ernannt wurden, fühlte sich durch den Sekretär der Bischofskonferenz hintergangen. Zudem hält der Kardinal von Mitschke-Collande nach der Lektüre von dessen jüngstem Buch mit dem polemischen Titel: Schafft sich die katholische Kirche ab? Analysen und Lösungen eines Unternehmensberaters, nicht für geeignet für die Aufgabe. Mitschke-Collande aus schlesischem Adel ist Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Das Vorwort zum Buch steuerte mit Karl Lehmann ein anderer deutscher Kardinal und Diözesanbischof bei.

Wie Sandro Magister schreibt, habe inzwischen eine andere „hohe Persönlichkeit“ der deutschen Kirche eine andere Veröffentlichung von Mitschke-Collandes der Glaubenskongregation in Rom zukommen lassen. Darin wurden alle Stellen gekennzeichnet, in denen das ZdK-Mitglied von der katholischen Glaubenslehre abweicht oder Irrtümer verbreite.

Nun habe ich besagtes Buch zu lesen begonnen. Nach knapp 70 Prozent des Textes kann ich sagen, dass das Werk seine Stärken und Schwächen hat. Wie zu befürchten war, bricht an vielen Stellen der unternehmensberaterische Ansatz brachial durch – auch dort, wo dogmatische, theologische, moralische oder disziplinäre Grundsätze berührt sind. Dass ein Kardinal nach dieser Lektüre den Autor nicht für geeignet hält, ihn bei der Kurienreform zu beraten, ist leicht einsichtig.

Stark finde ich hingegen die Analyse der kirchlichen Kommunikationsverhältnisse in Deutschland. Die sind ja bekanntlich schwach, und auch dort spielt der Jesuit Hans Langendörfer keine rühmliche Rolle, da er für die miserable Medienarbeit der katholischen Kirche in Deutschland ein gewisses Maß an Verantwortung trägt.

Lumen

„Lumen Christi“ singt der Diakon in der Osternacht, wenn er mit der brennenden Osterkerze in die dunkle Kirche einzieht. Für mich der größte Moment der Liturgie im ganzen Kirchenjahr.

„Lumen Gentium“ heißt die Dogmatische Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche.

Und nun: „Lumen Fidei“, die erste Enzyklika von Papst Franziskus, mit der die Trias abgeschlossen wird, die Benedikt XVI. mit „Deus Caritas est“ und „Spes Salvi“ begonnen hatte.

Wie schön.

Außerordentliche h-Moll-Messe 2017 – ein Projekt?

Der Gedanke ist nicht neu, aber bestechend. Im Jahr 2017 sollte es in Deutschland ein feierliches Hochamt in der außerordentlichen Form des römischen Ritus geben, bei dem als Ordinarium die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach erklingt. Das wäre mal ein würdiges Reformationsgedenken!

Der große lutherische Musiker krönte sein Schaffen mit dieser außergewöhnlichen Komposition, die in vielerlei Hinsicht Maßstäbe gesetzt hat. Schon die Tatsache an sich, dass er eine katholische Messe vertont hat, verdient Beachtung. Aber wie er das getan hat! Es ist eine der bedeutendsten geistlichen Kompositionen.

Könnte das ein Projekt für 2017 sein? Welches Ensemble wäre dazu in der Lage? Welche Kirche böte sich an? Welcher Zelebrant (Diakon, Subdiakon)? Welcher Termin? Muss das Projekt was kosten oder spielt es gar Geld ein?

Fragen über Fragen.