Dixieland am Grab

HHS_trompete.jpgHeute war ich auf einer wunderbaren Beerdigung. Ja, das gibt es. An sich eine ganz normale protestantische Beerdigung, also eher schmucklos und zudem recht kurz und knackig. Doch dann, gerade betraten die acht Sargträger die kleine Dorfkirche St. Johannis, kündigte der Pastor an, dass nun eine Dixieland-Combo dem Sarg voran zum Friedhof ziehen würde, der direkt um die Kirche liegt.

Und diese, es waren die Hedgehog Stompers aus Buxtehude, machten ihre Sache ausgezeichnet. Es war der Wunsch der Verstorbenen, die diesen Brauch aus New Orleans kannte, und es passte wie die Faust aufs Auge. Bei strahlendem Sonnenschein und mit der dem Dixieland eigenen gewissen Leichtigkeit, die zugleich alles andere als oberflächlich ist, bekam die Szene viel Würde und sogar einen Hauch von Fröhlichkeit, was mir gerade am Freitag der Osteroktav und in Erwartung der Auferstehung sehr passend zu sein schien. Als die Band am Grab “When The Saints Go Marching In” spielte, musste ich ein Tränchen verdrücken, das zugleich Freude wie Trauer ausdrückte.

Verglichen mit dem sonst doch oft recht kärglichen, ungestützten Gesang der Trauergemeinde war dies eine sehr würdige, gelungene musikalische Gestaltung, gegen die sich höchstens einwenden lässt, dass sie keiner einheimischen Tradition entspricht. Aber in diesem Fall, bei einer Verstorbenen, die öfter in den USA war, diesen Brauch kannte und den ausdrücklichen Wunsch hatte, fällt mir kein Einwand ein. Im Gegenteil – verglichen mit Musik vom Band, wie sie bei Beerdigungen immer öfter zu hören ist, würde ich eine Dixieland-Combo jederzeit vorziehen.

Sollte also jemand in die Verlegenheit kommen, meine Beerdigung gestalten zu müssen – Dixieland ist definitiv eine Option. Vorziehen würde ich selbstverständlich ein Requiem in der außerordentlichen Form des römischen Ritus, aber falls das nicht möglich sein sollte… Die Hedgehog Stompers spielen übrigens inzwischen öfters auf Beerdigungen, wie ich heute hörte.

Foto: Hedgehog Stompers

Außerordentliche h-Moll-Messe 2017 – ein Projekt?

Der Gedanke ist nicht neu, aber bestechend. Im Jahr 2017 sollte es in Deutschland ein feierliches Hochamt in der außerordentlichen Form des römischen Ritus geben, bei dem als Ordinarium die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach erklingt. Das wäre mal ein würdiges Reformationsgedenken!

Der große lutherische Musiker krönte sein Schaffen mit dieser außergewöhnlichen Komposition, die in vielerlei Hinsicht Maßstäbe gesetzt hat. Schon die Tatsache an sich, dass er eine katholische Messe vertont hat, verdient Beachtung. Aber wie er das getan hat! Es ist eine der bedeutendsten geistlichen Kompositionen.

Könnte das ein Projekt für 2017 sein? Welches Ensemble wäre dazu in der Lage? Welche Kirche böte sich an? Welcher Zelebrant (Diakon, Subdiakon)? Welcher Termin? Muss das Projekt was kosten oder spielt es gar Geld ein?

Fragen über Fragen.

Ein Jahr mit Bach

Am 1. Sonntag nach Trinitatis, wie der heutige Sonntag in der lutherischen Tradition heißt, habe ich vor einem Jahr die erste Playlist mit den Bachkantaten zum Tage auf Spotify angelegt. Seitdem kam an den meisten Sonn- und Feiertagen eine neue Playlist hinzu.

Somit feiere ich heute ein kleines Jubiläum: ein Jahr mit Bach. Das geistliche Werk dieses Großen der Musikgeschichte ist einfach unglaublich faszinierend. Dabei sind die Kantaten nicht einmal alles, sondern sozusagen der Cantus firmus, der rund ums Jahr den geistlichen Takt angibt. Man denke an seine Oratorien, die Passionen oder auch die h-Moll-Messe.

Das lutherische Kirchenjahr wies schon zur Zeit Bachs gegenüber dem katholischen eine Reihe von Lücken auf, sodass zu manchen Festen wie Fronleichnam oder Mariä Himmelfahrt keine Kantaten gebraucht wurden. Gleiches gilt für die Advents- und Fastenzeit, in der die die Bachsche Kantorei überwiegend schwieg.

An solchen Sonntagen habe ich mangels Bach auf der Suche nach geistlicher Musik einen seiner weniger bekannten Zeitgenossen entdeckt, den Komponisten Christoph Graupner. Er hat ein vom Umfang her noch einmal deutlich größeres Werk geistlicher Kantaten hinterlassen. Allerdings steht davon nur ein kleinerer Teil als Aufnahme bei Spotify zur Verfügung.

In den nächsten zwölf Monaten werde ich die noch fehlenden Playlists soweit wie möglich ergänzen, gelegentlich auch noch andere Aufnahmen der gleichen Kantaten hinzufügen und für die Festtage ohne Bachkantaten nach geeigneten Alternativen suchen. Wer sich dafür interessiert, kann dem Geschehen auf Spotify oder auch Facebook folgen.