Liturgische Fehlleistungen

Die liturgischen Fehlleistungen meines Ortspfarrers sind hier gelegentlich gewürdigt worden. Dass anderswo im Bistum Ähnliches geschieht, konnte ich in den letzten Monaten selbst beobachten. Einige Beispiele.

In der Nachbargemeinde in B. bemüht sich der neue Dechant redlich um eine würdige Messfeier. Ihm macht das liturgische Erbe seines langjährigen Vorgängers sichtlich zu schaffen. So stehen ihm vier Damen unterschiedlichen Alters in weißen, messgewandähnlichen Phantasiekleidern zur Seite, deren Aufgabe darin besteht, in jeder Messe die Kommunion in beiden Gestalten zu reichen.

Der Vorgänger, zu dessen Errungenschaften auch eine gemeinsame Fronleichnamsprozession von katholischen und evangelischen Christen gehört, ist inzwischen nach C. versetzt worden, wo eine weitere Gemeinde seiner Reformbestrebungen teilhaftig wird. Als er noch in B. tätig war, bekam ein damaliger Kaplan nach einer Vertretung zu hören, es sei ja auch mal wieder ganz schön gewesen, eine Messe im alten Ritus zu erleben. Er hatte nichts anderes getan als nach dem Messbuch zu zelebrieren. Dem von 1970.

In meiner alten Heimatgemeinde in D. hat der dort seit 21 Jahren amtierende Propst, inzwischen Domkapitular, die Rationalisierung der Messe zur Perfektion getrieben. Ein einstrophiges (mehr Strophen werden bei ihm nur selten gesungen) Eingangslied, in dem das Wort Kyrieleis vorkommt, ersetzt ihm Kyrie und Schuldbekenntnis. Dafür ersetzt er Tages-, Gaben- und Schlussgebet gern durch eigene Kreationen, leitet die Lesungen durch kurze Erklärungen ein und wünscht am Schluss einen schönen Sonntag, was die Gemeinde mit „Danke, gleichfalls!“ beantwortet.

Der Pfarrer von Bad S. lässt die Schlussdoxologie durch die gesamte Gemeinde vortragen, betet das Gebet des Herrn händchenhaltend mit Kommunionhelfern und Messdienern und verzichtet auf den Embolismus.

Die Erstkommunion in G. wird zur einer Leistungsschau aller Beteiligten. Im Altarraum steht ein großer Leuchtturm („Jesus, unser Leuchtturm“), vor der Messe werden maritime Geräusche eingespielt und statt der Lesungen ein Text vorgetragen. Auch hier frei erfundene Orationen.

Eine Heilige Messe, wie sie im Buche steht, ist offensichtlich zur Seltenheit geworden. Irgendwas ist immer. Und sei es nur, dass irgendjemand die große Bühne für seine eigenen, womöglich noch guten Zwecke nutzt.

Questioning Dawkins‘ Intelligence

Ein Dialog, vor zwei Tagen auf Twitter geführt:

Richard Dawkins: „If God designed everything, who designed God then?“

Questions like that make me question Dawkins‘ intelligence.

Why?

Dawkins obviously has no proper definition of the term he uses. God usually is defined as creator (not designer) and as eternal. And „eternal“ of course implies „not created“. So his question doesn’t make sense at all. It’s a soundbite, nothing more.

I guess Dawkins says: Explaining a complex world by introducing an even more complex being that created everything is not a solution.

Maybe. But that would be another topic and is quite common sense since Hugo Grotius (etsi deus non daretur).

Zwei Nachbemerkungen:

  1. Richard Dawkins argumentiert im Wesentlichen gegen die Idee des Intelligent Design. Seine Argumentation scheint jedoch nicht viel zu taugen. Ihr fehlt es an theologischer Tiefe, um nicht zu sagen, sie ist reichlich oberflächlich.
  2. Hugo Grotius, auf den der Satz etsi deus non daretur zurückgeht, hat für ein Naturrecht unter dieser Prämisse plädiert, für ein Naturrecht also, das auch dann Bestand haben würde, sofern es Gott nicht gäbe. Der methodische Atheismus der modernen Naturwissenschaften ist zwar ein benachbartes Thema, aber davon zu unterscheiden.

Wahre Freiheit

Das Bundesverfassungsgericht hat in dieser Woche über Ausnahmen vom Rauchverbot in Gaststätten entschieden. Richtig so. Im Geiste dieser wegweisenden Entscheidung schlage ich vor, als nächstes dem staatlichen Kinderkrippenwesen die Grundlage zu entziehen. Auch hier greift der Staat weiter in den persönlichen Bereich ein als wünschenswert.

Meint übrigens auch Volker Kauder. Sich um sich selbst zu kümmern, das sei nicht nur Bürde, sondern auch Freiheit, zitiert ihn die Zeit. Doch Freiheit ist in Deutschland ein schwieriges Thema, wie Alan Posener treffend feststellt:

Dass die wahre Freiheit nicht Hemmungslosigkeit sei, sondern bedeuten könnte, sich freiwillig einem durchaus strengen sittlichen Regiment unterzuordnen, erkannte zuerst Paulus; dieser Gedanke ist auch der Kern des Protestantismus. Aber schon Martin Luther hielt das nicht durch und erklärte die „Freiheit eines Christenmenschen“ (sprich: eines Deutschen) zur Freiheit, sich seinem Fürsten zu unterwerfen, was etwas völlig Anderes ist.