Diktatur des Relativismus (2)

Shrine of the Holy Whapping über die muslimische Aufregung über eine päpstliche Vorlesung:

In thinking about this, I think we see again that now, 1 1/2 years after his election, just as in the case with the upcoming liturgical documents, Benedict is returning to the themes of his opening homily. He said at that time that we lived in a dictatorship of relativism. I honestly wouldn’t have thought to employ the example which Benedict did, but it has certainly caused a stir: secularists are outraged that Benedict dare argue that Christianity is better or true, muslims are outraged that the Pope –the Pope– didn’t affirm that Islam is better or true. Is there a dictatorship of relativism? Benedict may very well have purposely let this vivid quote fly, just to prove precisely this point.

Still no one else is talking about the fact that a Turkish Muslim killed a German Catholic priest the very day that Benedict critized violence in the name of religion…

Selbstverliebt

Manche machen es sich recht einfach mit der Begründung, warum Bundeswehrsoldaten nicht an einer internationalen Truppe im südlichen Libanon teilnehmen sollten: Nach dem Verbrechen des Völkermords an den europäischen Juden, sagen sie, dürften niemals mehr Juden mit einer deutschen Uniform konfrontiert werden. Für diese Lehre läßt sich die deutsche Geschichte weder vom FDP-Vorsitzenden Westerwelle noch von Repräsentanten der Linkspartei in Anspruch nehmen. Sie ist bloß die besondere, auf Israel bezogene Fassung jenes selbstverliebten pazifistischen Imperialismus, der nicht nur die deutsche Linke immer wieder einmal anwandelt.

Leitartikel der FAZ vom 5. August 2006

Abschied von der Ehe

Confiteor: Seit dem letzten Bundestagswahlkampf habe ich mit dem Gedanken gespielt, erstmals in meinem Leben (m)eine Stimme der CDU zu geben. Doch davon bin ich nun, dank der im Februar begonnenen und heute fortgesetzten Programmdebatte, erst einmal gründlich kuriert. Denn was entnehme ich der heutigen Tagesschau?

Die CDU will sich von der Ehe als Norm verabschieden und künftig alle „Lebensentwürfe“ gleich behandeln. Mit den Worten von Peter Müller:

Ich glaube, dass unsere Familienpolitik keine dieser Lebensformen diskriminieren oder privilegieren darf. Darauf müssen wir achten.

Diese Einsicht kommt zu spät. Solche Positionen sind längst politisches Allgemeingut. Hier hatte die CDU ein Alleinstellungsmerkmal, weil sie als einzige Partei am Grundgesetz festhielt, das Ehe und Familie unter besonderen Schutz stellt. Gibt sie das auf, dann werde ich den Gedanken an eine Stimme für diese Partei wieder begraben. Und zwar gründlich.

Wertedebatte

Die hier zuletzt heftig gescholtene CDU debattiert ihr neues Grundsatzprogramm. Johannes Leithäuser weist in der Wochenendausgabe der FAZ auf Differenzen zwischen demjenigen von 1994 und dem sechs Jahre jüngeren familienpolitischen Leitbild hin.

1994: Die Ehe ist das Leitbild der Gemeinschaft von Frau und Mann. Sie ist die beste Grundlage für die gemeinsame Verantwortung von Mutter und Vater in der Erziehung der Kinder.2000: Familie ist überall dort, wo Eltern für Kinder und Kinder für Eltern Verantwortung tragen.

„Verabschiedet sich die CDU vom christlichen Menschenbild?“, fragte im Januar die Tagespost:

In der „Mainzer Erklärung“ […] kommt der Begriff „christliches Menschenbild“ nicht mehr vor. Es scheint sogar vordergründig, dass abgerückt wird von einer christlichen Perspektive und Werteverortung der politischen Entscheidungsprozesse.

Heute hingegen betonte Angela Merkel, das christliche Menschenbild bleibe Leitbild der CDU. Und Christoph Böhr erläuterte die Details:

Aus dem christlichen Menschenbild müsse ein zeitgemäßes Gesellschaftsbild folgen.

Wir dürfen gespannt sein.

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Familienpolitik

Ganz schön viel Text, den ich da provoziert habe.Nur eine Bemerkung: Ich bin der Überzeugung, dass unsere westlichen Gesellschaften sich mit dem Abschied von der Familie als normativer Lebensform in letzter Konsequenz von sich selbst verabschiedet haben. Denn die demographische Entwicklung zeigt deutlich: Diese Gesellschaften haben in ihrer heutigen Form keine Zukunft, sie werden schlicht und einfach aussterben. Zum langfristigen Selbsterhalt ist eine Geburtenrate von 2,1 Kindern pro Frau erforderlich, die seit mittlerweile 35 Jahren nicht mehr erreicht wird.

Daran wird die Mobilisierung sämtlicher Sozial- und Politiktechnik überhaupt nichts ändern. Was ich der CDU indes vorwerfe, ist dass sie sich selbst an der Demontage der Norm (und in 16 Jahren Kohl auch an der Demontage der Familie, die Adenauer seinerzeit mit der Rentenreform eingeleitet hatte) beteiligt. CDU-Familienpolitik war schon immer verlogen, weil sie aus dem Lippenbekenntnis zur Familie nicht die nötigen Schlüsse gezogen hat.

Adenauer hat seinerzeit – gegen einschlägige Warnungen – ein gigantisches Schenkkreis-System zu Lasten der Familien mit Kindern und zu Gunsten Kinderloser installiert. Seit dieser Rentenreform waren Kinder optional, und der Lebensstandard Kinderloser besser gesichert als derjenige von Eltern. Es hat dann noch eine halbe Generation und einen gesellschaftlichen Umbruch gedauert, bis das Resultat in der Geburtenstatistik ablesbar war.

Seit inzwischen 30 Jahren konnten wir wissen, was wir tun. Vor 23 Jahren kam die CDU wieder an die Regierung, versprach diffus eine geistig-moralische Wende – und installierte Norbert „Die Rente ist sicher“ Blüm. Jetzt kommt die CDU in der Familienpolitik der großen Koalition mit einem technokratischen Ansatz daher, wie ihn die letzte SPD-geführte Regierung nicht zu realisieren wagte. Und noch dazu mit den falschen Instrumenten.

Ein Blick auf meine Gehaltsabrechnung zeigt, dass die Steuerbelastung nicht das entscheidende Problem ist. Die Sozialabgaben sind in der Summe etwa doppelt so hoch wie die Steuern. Und bitte nicht vergessen: Mein Arbeitgeber zahlt die gleiche Summe noch einmal direkt an die Sozialkassen. Meine Sozialabgaben sind also viermal so hoch wie die Steuern. Und was ist der größte Teil davon? Der Rentenbeitrag.

Wenn die CDU wirklich etwas für Familien mit Kindern tun wollte, würde sie den Arbeitnehmeranteil der Rentenbeiträge nach der Zahl der Kinder staffeln. Je mehr Kinder, desto weniger Rentenbeitrag. Das wird aber nicht geschehen, also zahle ich weiterhin schön fleißig die Rente jener Generation, die uns diesen ganzen Schlamassel eingebrockt hat.

Geschäft und Weltbild

Auch diese Trouvaille des heutigen Perlentauchers (aus den Untiefen der SZ) kann ich nicht übergehen:

Selbst wenn die „Kindergärtnerin an der Spitze“ noch so lächelt: Auch Ursula von der Leyen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die CDU gerade ihr traditionelles Bild der Normalfamilie zugunsten einer leistungsfähigeren Gesamtbevölkerung aufgibt, meint Johan Schloemann.

„Ganztagsschulen, Kinderkrippen, Elterngeld, Schlechterstellung der hedonistischen Kinderlosen, Integration durch gleiche Bildung für alle in Kindergarten und Schule, Ausschöpfung der Arbeitskraft möglichst aller Bürger – das sind klassische Kennzeichen einer massiv in die Gesellschaft und die Lebensplanung hineingreifenden staatlichen Planung: Und nun soll all dies nach gut 60 Jahren CDU nicht mehr als eine kosmetische Korrektur sein? Wenn man genauer hinsieht, erkennt man jedenfalls, dass, wer sich dem bürgerlichen Lager zurechnet, heute unter einer prekären Gespaltenheit zwischen Geschäft und Weltbild zu leiden hat.“

Alles in allem übrigens genügend Gründe, nicht CDU zu wählen, denn mit einem „christlichen Verständnis vom Menschen und seiner Verantwortung vor Gott“ (CDU-Grundsatzprogramm von 1994) hat das nichts zu tun.