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Selbstverliebt

Manche machen es sich recht einfach mit der Begründung, warum Bundeswehrsoldaten nicht an einer internationalen Truppe im südlichen Libanon teilnehmen sollten: Nach dem Verbrechen des Völkermords an den europäischen Juden, sagen sie, dürften niemals mehr Juden mit einer deutschen Uniform konfrontiert werden. Für diese Lehre läßt sich die deutsche Geschichte weder vom FDP-Vorsitzenden Westerwelle noch von Repräsentanten der Linkspartei in Anspruch nehmen. Sie ist bloß die besondere, auf Israel bezogene Fassung jenes selbstverliebten pazifistischen Imperialismus, der nicht nur die deutsche Linke immer wieder einmal anwandelt.

Leitartikel der FAZ vom 5. August 2006

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Kommentar

  1. Stimmt, Martin.

    Bei der Frage nach einer solchen Beteiligung, sollte man sich zuerst fragen (und zwar in dieser Reihenfolge):

    1. Was soll der Einsatz bewirken (und ist dieser Zweck realistisch)?
    2. Wollen die Konfliktparteien einen solchen Einsatz?
    3. Will Deutschland sich daran beteiligen?
    4. Kann Deutschland sich daran beteiligen (oder haben wir schon genug Truppen im Einsatz)?
    5. Wollen die übrigen Beteiligen eine deutsche Beteiligung?, dazu gehört:
    5.a. Will Israel eine deutsche Beteiligung?

    Wir müssen Fragen 1-4 beantworten, nicht die Frage 5.

    Also aufhören mit der „wenn der Sicherheitsrat ruft können wir uns nicht verschließen“-Litanei, denn natürlich könnten wir.

    Und aufhören mit dem Grübeln, ob deutsche Soldaten für Israel zumutbar wären. Wenn Israel Frage 5a positiv beantwortet, dann haben sie wohl keine Probleme damit, wenn negativ, dann erübrigt sich alles weitere.