Roman-Catholic Choirs are singing

Als ich neulich im Radio jenen Song von Coldplay hörte, den Stanislaus heute ausgegraben hat, fragte ich mich, warum darin ausgerechnet römisch-katholische Chöre singen und aus welchem unverständlichen Grund auch immer der Heilige Petrus seinen Namen nicht rufen würde. Wie sich dann herausstellte, sind es Roman cavalry choirs, die da singen. Was auch immer das bedeuten mag. Und das Rätsel mit Peter ist noch immer ungelöst.

Das Annehmen eines Rufes erfordert auch Demut

Die Suche beziehungsweise das Annehmen eines Rufes erfordert auch Demut, das heißt: Gott sucht für mich nicht die nach meiner Meinung beste aller Möglichkeiten aus, sondern ich muss mich einlassen auf das, was Gott mir zuweist und zutraut. Und hier ist in der Tat auch bei religiös eingestellten jungen Menschen eine Diskrepanz festzustellen. Da fehlt es dann etwas an der Demut. Und die Demut, die kann eigentlich nur gefördert werden im Miteinander, durch einen klugen und frommen geistlichen Wegbegleiter.

Bischof Gregor Maria Hanke OSB in einem ZENIT-Interview (14.04.2008)

Die wahrscheinlich größte Filialkirche der Welt

Am 14. August 2008 haben wir den Kölner Dom besucht. Daran habe ich mich gestern erinnert, als ich auf dem frisch entwickelten analogen Film noch ein paar Bilder entdeckt habe. Meine gute, alte Spiegelreflexkamera macht immer noch die besten Fotos und hat ihre digitalen Nachfolger bis jetzt noch alle überlebt.

Hohe Domkirche St. Peter und Maria zu Köln

Dieses Bild allerdings habe ich mit einem Nokia E61i gemacht.

Etwas irritierend finde ich ja die Tatsache, dass der Dom seit dem 1. Januar 2010 Filialkirche (!) der Kirchengemeinde St. Aposteln ist. Wedelt da nicht der Schwanz mit dem Hund?

Schon der bloße Gedanke an Gott ist ein Skandal

Woher rührt die öffentliche Aufregung, die der Salzburger Weihbischof Andreas Laun mit seiner Klartext-Kolumne Love-Parade, Sünde und die Strafe Gottes hervorgerufen hat? Er selbst hat diesen Zusammenhang in just jener Kolumne treffend beschrieben:

So falsch die konkrete, moralische Verurteilung der Toten ist und bleibt, wäre es doch auch höchste Zeit zu fragen, warum viele Menschen heute auf den Begriff „Strafe“ wie von der Tarantel gebissen reagieren!

Natürlich, sie finden Strafe gut und fordern sie, wenn derjenige bestraft wird, der sie selbst geschädigt hat oder etwas tut, was sie verurteilen! Aber sie sind empört bei dem Gedanken, sie selbst verdienten Strafe, und erst recht: Gott könnte sie strafen!

Was aber die Loveparade betrifft und den Gedanken, das Unglück mit „Strafe Gottes“ in Verbindung zu bringen, empfindet man als empörend, weil und wenn man denkt: „Sünde? Wer? Wir doch nicht, wir amüsieren uns, wie wir wollen! Gott soll sich unterstehen, einen solchen Gott gibt es nicht!“

Mit anderen Worten: Man weigert sich anzuerkennen, dass die Loveparade, abgesehen von ihrem krankhaften Erscheinungsbild, auch mit Sünde zu tun haben könnte und darum, folgerichtig, auch mit dem richtenden und strafenden Gott!

Ähnlich auch in einem Aufsatz, den Laun Anfang der neunziger Jahre schrieb, und den ich hier bereits zitiert habe:

Wer von “Strafe” redet, hat natürlich an Sünde gedacht und damit an ein Tabu der Zeit gerührt! Prophetisch hat ja schon Pius XII. gesagt, “daß die Sünde des Jahrhunderts der Verlust des Bewußtseins von Sünde ist”.

Da aber weite Schichten unserer Gesellschaft den Gedanken, in ihrem Leben gebe es Sünde, kategorisch von sich weisen und darum auch dem Gedanken, Christus könnte sie von ihren Sünden erlöst haben, verständnislos gegenüberstehen, rührt die Rede von der Strafe an einen besonders empfindlichen Nerv: In dem Begriff der Strafe steckt logisch die Behauptung von der Sündigkeit des Menschen, ein Stück Anklage also – und wer läßt sich das schon ohne weiteres gefallen!

Es gibt aber noch einen weiteren Punkt, der unserer säkularisierten Mehrheitsgesellschaft sauer aufstößt. Das ist der Gedanke an einen Gott, der wirklich eingreift in unser Leben. Mehrheitsfähig ist bestenfalls noch ein deistischer Uhrmachergott, nicht aber der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der sich selbst offenbart – und den man sich deshalb eben nicht so leicht passend machen kann.

Ein Skandal ist schon der bloße Gedanke an einen Gott, der sich nicht nach Abschluss seiner Schöpfung zur Ruhe gesetzt hat und den Dingen ihren Lauf lässt, sondern der innerhalb der Welt, an uns handelt und erfahrbar ist. Diesen Gott zu verkünden, ist den heutigen Neuheiden ein Ärgernis. Denn der Glaube an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs kann nicht ohne ganz konkrete Konsequenzen bleiben – und diese scheut die Mehrheit, die sich aufregt.

Abtei Mariawald und Muck Abbey

Ein kleines Fazit am Tag nach meiner Rückkehr.

In gewisser Weise ist Mariawald das passgenaue Gegenstück zu Muck Abbey, jener Abtei im fernen Irland, von der die hier schon erwähnte Erzählung von Brian Moore handelt. Die irischen Mönche halten als letzte an der alten, lateinischen Messe fest, bis sie schließlich ein Verbot aus Rom bekommen. Die Trappisten hingegen sind die ersten im deutschen Sprachraum, die wieder zur alten Messe zurückkehren, weil sie die entsprechende Erlaubnis aus Rom bekommen haben.

Abtei Mariawald

Die Realität dieser Abtei in der Eifel ist zum Glück erfreulicher als die Fiktion jener Abtei auf der irischen Insel. Dennoch ist die mutige Reform alles andere als ein Selbstläufer. Die Mönche von Mariawald brauchen unsere Unterstützung durch Gebet, durch Einkauf im Onlineshop oder auch durch direkte Spenden. Die Arbeit der Mitbrüder und die Einnahmen aus den klostereigenen Betrieben reichen nicht aus, um den Erhalt der Abtei zu sichern.

Wenn ich nach bis jetzt drei Klosteraufenthalten meine persönlichen Favoriten nennen sollte, dann wäre die Reihenfolge klar:

  1. Mariawald
  2. Gerleve
  3. Meschede

Nun ist die Reihe an Euch, liebe Leser. Welches Kloster sollte ich als nächstes besuchen? Vorschläge bitte in die Kommentare.

Ich harre der Vorschläge, die da kommen, und nehme jetzt noch einen kleinen Original Trappisten-Abtei-Tropfen (sehr zu empfehlen und hier zu erwerben!).

Was war noch gleich der Grund für die Liturgiereform?

Ein Thema hatte ich gestern ausgespart: die Hl. Messe. Die ersten drei Tage in Mariawald haben meinen Kontostand, was die Messe in der außerordentlichen Form angeht, glatt verdoppelt. Man sieht schon, ich bin noch Anfänger, auch wenn ich seit heute früh immerhin schon beide Hände zum Zählen brauche.


Seitenaltar in der Abteikirche Mariawald

Was ich aber immer weniger verstehe, ist der Sinn und Zweck der Liturgiereform, die ja um Haaresbreite zur Abschaffung der alten Messe geführt hätte. Ich könnte jetzt zwischen der vom Konzil intendierten Reform und der tatsächlich durchgeführten Revolution unterscheiden, aber das Thema erspare ich uns für heute.

Wie konnte man überhaupt auf die Idee kommen, etwas so wunderbares und geradezu überirdisch schönes wie die alte Messe reformieren oder gar abschaffen zu wollen? Und wozu sollte das gut sein? Warum nahezu alle Texte austauschen, alles kräftig umrühren und neu zusammenbauen? Wozu der Neubau auf der grünen Wiese? Hätte nicht eine anständige Renovierung genügt?

Ich werde wohl einschlägige Literatur hinzuziehen müssen, um das zu verstehen begreifen. Verstehen werde ich es wohl nicht mehr.

Wie der liturgische Kalender der Zisterzienser es so wollte, wurden alle drei Messen in weiß gefeiert, die vierte morgen früh dann auch. Gestern und heute kam zudem ein überaus wohlriechender Weihrauch zum nicht gerade kleinlichen Einsatz. Der Bruder Thuriferar legte sogar vor der Wandlung noch einmal in Eigeninitiative nach, auf dass sich die Abteikirche ordentlich in Nebel hülle. Der köstliche Duft hält sich trotz geöffneter Fenster den ganzen Tag.

Als kleine Konzession an den Zeitgeist oder auch um zu zeigen, dass hier keine Ideologen am Werk sind, werden Epistel und Evangelium auf Deutsch vorgetragen, während der zelebrierende Abt sie leise am Altar rezitiert. Das war es dann aber auch mit dem modernistischen Einschlag, soweit ich als blutiger Anfänger das erkennen kann.

Was soll ich sagen? Die Messe dauert, auch ohne Predigt, ungefähr eine Stunde. Ohne Weihrauch vielleicht etwas weniger. Hier lässt man sich Zeit. Dem Gebet ist nichts vorzuziehen. Der Messe erst recht nicht.

Möge sich der Chorraum in den nächsten Jahren stetig mit neuen Mönchen füllen und der Liturgie zu neuem Glanz verhelfen, ad majorem Dei gloriam.

Ist der Dalai Lama ein Liberaler oder ein Konservativer?

No one ever asks wether the Dalai Lama is a liberal or conservative Buddhist. Why? Because we instinctively understand that these are the wrong categories through which to grasp the nature and purpose of a venerable, subtle, and richly textured religious tradition. Shouldn’t the same self-discipline be applied to thinking about the Catholic Church?
George Weigel, The thruth of Catholicism (Kap. 3, S. 38)

Das Problem der verschiedenen liturgischen Kalender

Ist es wirklich eines? Und wenn ja, ist es ein dringliches? Der von Elsa zitierte Kommentar von Guido Horst diskutiert ja ein anderes Thema, das der unterschiedlichen theologischen Grundströmungen in der heutigen Kirche. Die Kalenderfrage lässt sich kaum diesem Thema zuordnen.

Das Problem, wenn es denn eines ist, besteht in der Parallelexistenz zwei verschiedener liturgischer Kalender, nämlich des Kalenders von 1960 für die außerordentliche Form und des heutigen Kalenders für die ordentliche Form des römischen Ritus. Der Kalender nach der Liturgiereform unterscheidet sich in zahlreichen Details vom traditionellen Kalender, der seinerseits auch schon vor 1960 zum Teil erheblich verändert wurde.

Was genau ist das Problem? Verschiedene Feste und Gedenktage am gleichen Tag gibt es selbst innerhalb des neuen Kalenders, je nach Ort. Verschiedene liturgische Texte am gleichen Tag scheinen mir hingegen gerade der Sinn der Parallelexistenz von ordentlicher und außerordentlicher Form zu sein. Wären die beiden Formen identisch, wozu dann überhaupt zwei Formen?

In der Praxis folge ich mit meinem Brevier dem traditionellen Kalender (1960), gehe aber gewöhnlich, auch mangels Alternativen, zur Messe in der ordentlichen Form. Das Problem schien vor meinem Wechsel von der Liturgia Horarum zum Breviarium Romanum größer als es tatsächlich war. Nun war es allerdings gerade der traditionelle Kalender, der mich zum Wechsel bewegt hatte.

Eine Einheitsliturgie, wenn auch in verschiedenen Sprachen, mit einem weitgehend vereinheitlichten Kalender wie nach der Liturgiereform ist überhaupt ein recht junges Phänomen. Früher hatten alle großen Orden und sogar viele Bistümer eigene Formen des römischen Ritus, zum Teil gar eigene Riten (wie heute noch Mailand) und selbstverständlich eigene Kalender. Das Modell des Römischen Generalkalenders mit eingebetteten regionalen Eigenkalendern ist eine relativ neue Errungenschaft.

Wie hätte man sich eine erneute Kalenderreform vorzustellen? Würde nur der gröbste Unfug des neuen Kalenders abgestellt und die schwersten Verluste gegenüber dem alten Kalender rekonstruiert? Würden die Heiligengedenktage wiederhergestellt? Oder würde eine Kompromisslösung gebastelt? Wie könnte die aussehen?

Die Liturgiereform bestand ja gerade darin, praktisch keinen Stein auf dem anderen zu lassen. Fast alle Orationen wurden ausgetauscht, die Leseordnung neugefasst, die Zählung der Sonntage umgestellt und die Heiligen anders sortiert. Und das ist längst nicht alles.

Es wäre durchaus möglich, die neuen liturgischen Bücher auf den traditionellen Kalender umzustellen. Dazu bedürfte es einer einzigen Tabelle für die Zuordnung der Sonntagstexte. Die fehlenden Heiligen können aus dem Commune gefeiert werden oder ausfallen. Umgekehrt geht es auch: Man kann auch mit dem neuen Kalender die traditionelle Liturgie feiern.

Wo ist das Problem?

In Mariawald angekommen

Lange hatte ich überlegt, ob ich lieber mit dem Auto oder doch mit der Bahn fahren sollte. Am Ende blieb ich beim Auto, und schließlich waren es fünfeinhalb Stunden, inklusive einer kurzen Rast an der Tankstelle, bis zur Abtei Mariawald. Nun darf ich die letzten Ferientage im Gästehaus der hiesigen Trappisten verbringen.

Mehr dazu später, denn jetzt ist es höchste Zeit für die Bettruhe, schließlich werden die Vigilien hier schon um 3.15 Uhr gesungen…

Katholiken. Das Buch.

Brian Moore zeichnet in seiner 1972 veröffentlichten Erzählung Catholics das Bild einer konsequent modernistischen katholischen Kirche nach dem IV. Vatikanischen Konzil, das irgendwann um die Jahrtausendwende stattgefunden haben muss. Die älteren Protagonisten können sich immerhin noch an die alte Messe erinnern, die 1970 de facto abgeschafft und später offenbar verboten wurde. Die konsequent ökumenisch nivellierte Kirche befasst sich gerade mit der Einigung mit dem Buddhismus.

Da passt eine einsame Abtei im fernen Irland, die noch immer die alte Messe zelebriert und an überholten und verfemten Bräuchen wie der Ohrenbeichte festhält, nicht gut ins Bild. Vor allem nicht, nachdem das Fernsehen das Treiben weltweit bekannt gemacht hat und die Massen selbst aus fernen Ländern nach Irland streben, nur um einmal die traditionelle lateinische Messe zu hören.

Der Generalobere des Ordens schickt einen jungen Priester vom Ökumenischen Zentrum, das ausgerechnet in Amsterdam residiert und als eine Art Superbehörde offenbar auch über dem Vatikan angesiedelt ist. Der Priester, der sich nicht als solcher kleidet, hat den Auftrag, das illegale Treiben zu beenden und die abtrünnige Abtei zurück in den Schoß der modernen Kirche zu führen. Der geforderte Gehorsam kollidiert mit dem katholischen Glauben der Mönche – ein auch heute noch aktuelles Thema.

Brian Moore zieht die Linien der frühen siebziger Jahre weiter und zeigt eine deprimierende Zukunftsvision, die so zu unser aller Heil bis dato nicht Wirklichkeit geworden ist und es sicher auch nicht werden wird. Was wäre geworden, wenn sich die progressiven Kräfte, die Beschwörer des Konzilgeistes hätten durchsetzen können? Das zeigt dieses kleine Buch, das sich als Satire lesen lässt – eine Lektüre, bei der dem Leser das Lachen oft im Halse stecken bleibt.

Brian Moore: Catholics

Abbildung: Loyola Press