Tagesgebete

Dominica VII “per annum” [zit. nach Missale Romanum 2002]

Collecta
Præsta, quǽsumus, omnípotens Deus,
ut, semper rationabília meditántes,
quæ tibi sunt plácita, et dictis exsequámur et factis.
Per Dóminum.

Fr. John Zuhlsorf übersetzt:

Grant, we beg, Almighty God,
that we, meditating always on rational things,
may fulfill those things which are pleasing to You
by both words and deeds.

ICEL [zit. nach Zuhlsdorf, a.a.O.]

Father,
keep before us the wisdom and love
you have revealed in your Son.
Help us to be like him
in word and deed…

7. Sonntag im Jahreskreis [zit. nach Schott]

Tagesgebet
Barmherziger Gott,
du hast durch deinen Sohn zu uns gesprochen.
Lass uns immer wieder über dein Wort nachsinnen,
damit wir reden und tun, was dir gefällt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Dominica in Quinquagesima
[zit. nach Missale Romanum ca. 1950]

Oratio.
Preces nostras, quǽsumus,
Dómine, cleménter exáudi:
atque, a peccatórum vínculis
absolútos, ab omni nos adversitáte
custódi. Per Dóminum.

Tagesgebete

Dominica VI “per annum” [zit. nach Missale Romanum 2002]

Collecta
Deus, qui te in rectis et sincéris manére pectóribus ásseris,
da nobis tua grátia tales exsístere,
in quibus habitáre dignéris.
Per Dóminum.

Fr. John Zuhlsdorf übersetzt:

O God, who declared that you remain in upright and pure hearts,
grant us to manifest ourselves to be, by your grace, the sort of people
in whom you have deigned to abide.

ICEL [zit. nach Zuhlsdorf, a.a.O.]

God our Father,
you have promised to remain for ever
with those who do what is just and right.
Help us to live in your presence.

6. Sonntag im Jahreskreis [zit. nach Schott]

Tagesgebet
Gott, du liebst deine Geschöpfe,
und es ist deine Freude,
bei den Menschen zu wohnen.
Gib uns ein neues und reines Herz,
das bereit ist, dich aufzunehmen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Dominica in Sexagesima
[zit. nach Missale Romanum ca. 1950]

Oratio.
Deus, qui cónspicis, quia ex
nulla nostra actióne confídimus:
concéde propítius; ut,
contra advérsa ómnia, Doctóris
géntium protectióne muniámur.
Per Dóminum.

Worum geht es bei der Freigabe der alten Messe?

Fragt Regina Einig in der Tagespost, und es antwortet der Präsident der Kommission Ecclesia Dei, Darío Kardinal Castrillón Hoyos:

Der Heilige Vater hat ein enormes Feingefühl für liturgische Spiritualität und möchte einen Schatz der Kirche erhalten – und zwar nicht fürs Museum, sondern als lebendiges Erbe für die Gemeinschaft, damit die Menschen, die ein Gespür für Tradition haben, in den Genuss dieses Reichtums kommen. Mich überrascht immer wieder, dass junge Menschen, die den alten Ritus zuvor nicht kannten, die Ruhe und das Mysterium der alten Messe entdecken. Es kommt darauf an, beide Riten nicht gegeneinander auszuspielen, sondern die Schönheit und Heiligkeit in beiden zu sehen.

Orationen, statistisch betrachtet

Wieviele Orationen aus dem Missale Romanum von, sagen wir, 1962 waren 1970 im neuen Messbuch noch enthalten? Fr. John T. Zuhlsdorf hat die Antwort:

I found a useful, if tendentious, booklet by Anthony Cekada, The Prayers of the Modern Mass (Rockford: TAN Books and Publishers, 1991). This is what Cekada claims (p. 9):

Above we quoted a statement from Father Guy Oury that the Missal of Paul VI contains three-quarters of the Missal of St. Pius V. Surely such a statement would be accurate if the revisers had – as advertised – merely “touched up” and “enriched” the orations here and there.

The statistics, however, tell a different story: The traditional Missal contains 1182 orations. About 760 of those were dropped entirely. Of the approximately 36% which remained, the revisers altered over half of them before introducing them into the new Missal. Thus, only some 17% of the orations from the old Missal made it untouched into the new Missal.

Even this paltry percentage may be greatly reduced. The first figure of 1182 orations reflects only individual texts in the traditional Missal – it does not take into account the many times these texts were repeated in toto in several different Masses celebrated at various points during the liturgical year.

However one may compute it, the bulk of the traditional orations simply disappeared under the revisers’ busy blue pencils. In terms of numbers and statistics alone, therefore, the contents of Paul VI’s Missal represent a radical break with the Church’s liturgical tradition.

Cekada calculated that “about 425 of the old orations were used in the 1970 Missal. Of those 425, approximately 225 were changed in some way, and approximately 200 were left untouched” (p. 34 n. 15).

Wer hat Angst vor der alten Messe?

Die römische Liturgie gleicht einem uralten, knorrigen Baum. Im Jahr meiner Geburt wurde dieser Baum radikal gestutzt. Man hat ihm einen Ast aufgepropft, der seitdem kräftig gewuchert ist. Heute mühen sich manche Gärtner, an sich bewährter liturgiereformerischer Praxis entsprechend, die schlimmsten Wucherungen zurückzuschneiden.

Aus dem zur Unterlage gestutzten Baum sprießten indes von Anfang an auch wilde Triebe vom alten Holz. Hier griffen viele Gärtner mit sehr viel größerer Strenge durch. Was motivierte zum kräftigen Rückschnitt? Ich vermute, es war und ist Angst: die Angst vor der alten Messe.

Paul VI. musste 1969 fürchten, dass das neue Messbuch sich nicht sofort und flächendeckend durchsetzen würde. Also setzte er selbst es durch. Bis heute treffen sich die Kritiker der „vorkonziliaren“ Liturgie in der Scheu vor dem Wettbewerb mit eben dieser „alten“ Messe. Warum?

Wäre das Messbuch von 1969/1970 über jeden Zweifel erhaben, dann müsste es den Wettbewerb nicht scheuen. Würde jeder, der die Wahl hat, ohne Zögern zum neuen Messbuch greifen, dann hätte die alte Messe gar keine Chance. Könnte die „nachkonziliare“ Messe in der freien liturgischen Wildbahn überleben, dann müsste sie nicht vor der alten Messe geschützt werden.

Eines der häufigsten Argumente gegen eine mögliche Koexistenz ist die Furcht vor dem Biritualismus. Doch mit diesem Argument, ich schrieb es bereits, lässt sich das praktisch flächendeckende Verbot der alten Messe nicht begründen. Denn handelte es sich bei der neuen Messe um einen anderen Ritus, dann fehlte ihm die Legitimation der Tradition. Das Biritualismus-Argument richtet sich in letzter Konsequenz gegen die neue Messe, nicht gegen die alte.

Pius V. verbot 1570, als er das Missale Romanum für die ganze römische Kirche vorschrieb, nur jene Messbücher, die jünger als 200 Jahre waren. Altehrwürdige Riten sollten in Gebrauch bleiben. Nur die ketzerischen Neuerungen der Reformationszeit und der Zeit davor lehnte er im Geist des Konzils von Trient ab. Und damals ging es nicht um die Neufassung des Messbuchs ein- und desselben Ritus, sondern um eine althergebrachte liturgische Vielfalt.

400 Jahre später sehen wir ein komplett anderes Bild. Die meisten anderen Riten, die Pius V. damals faktisch unter Schutz gestellt hatte, sind inzwischen fast völlig verschwunden. Und der römische Ritus selbst ist einer fast brachial zu nennenden Reform unterzogen worden, die um ihrer Durchsetzung willen zu verzweifelten Mitteln greifen muss.

Statt der früheren organischen Vielfalt traditioneller Riten hat seitdem innerhalb des einen, reformierten römischen Ritus eine kreative, selbstgemachte Vielfalt Platz gegriffen. Die einst unverfügbare, hergebrachte Liturgie ist zur Verfügungsmasse von Klerus und selbsternannten Liturgiegestaltern geworden. Ist die Angst vor der alten Messe etwa die Angst davor, ein liebgewonnenes Spielzeug hergeben zu müssen?

Womöglich ist diese Angst sogar begründet. Vielleicht bricht das Kartenhaus des liturgischen anything goes tatsächlich zusammen. Denn heute geht liturgisch alles – nur eines nicht: die Messe nach dem Missale von 1962.

Was eigentlich genau soll passieren, wenn diese Messe wieder überall möglich wird? Würde das Messbuch von 1969/1970 sofort zur Seite gelegt? Würden alle Priester nur noch die alte Messe lesen?

Die Messe Pauls VI. ist so alt wie ich. In ihrem 38. Jahr ist sie auch schon ein Stück Tradition geworden. Sie wird vermutlich nicht einfach wieder verschwinden, und warum sollte sie es auch? Das Messbuch von 1969/1970 ist bereits revidiert worden und wird auch künftig revidiert werden. Liturgische Bestimmungen kommen und gehen. Neue Priestergenerationen werden die neue Messe würdig feiern oder auch nicht. Die unwürdige Feier des heiligen Messe hat es zu allen Zeiten gegeben.

Die alte Messe würde im Falle einer Freigabe aus ihrer traditionalistischen Nische befreit, aber weiterhin ein Nischenphänomen bleiben. Wahrscheinlich jedoch, stärker noch als unter den heutigen Restriktionen, ein wachsendes. Denn es setzten bald demographische Effekte ein, die binnen einer Generation das Bild genau dort stark verändern würden, wo schrumpfende, vergreisende Gemeinden der Generation Messbuch 1969/1970 den wachsenden, jungen Gemeinden gegenüberstehen, die die traditionelle Messe feiern. Zum Beispiel in Frankreich.

Ist das so schlimm? Sollte die Kirche in Europa etwa besser ganz aussterben? Angst ist kein guter Ratgeber, und die Angst vor der eigenen Tradition erst recht nicht. Mehr als eine Generation nach der Einführung des Messbuchs Pauls VI. ist es höchste Zeit, ein unbefangenes Verhältnis zu dieser Tradition des römischen Ritus zurückzugewinnen.

Wer hat Angst vor der alten Messe?
Niemand.
Und wenn sie kommt?
Dann laufen wir.

Nur wohin – das ist die Frage.

Tagesgebete

Dominica V „per annum“ [zit. nach Missale Romanum 2002]

Collecta
Famíliam tuam, quǽsumus, Dómine,
contínua pietáte custódi,
ut, quæ in sola spe grátiæ cæléstis innítitur,
tua semper protectióne muniátur.
Per Dóminum.

Fr. John T. Zuhlsdorf schreibt dazu:

This Collect was in the pre-Conciliar 1962MR, the so-called “Tridentine” Missal, for the 5th Sunday after Epiphany. Let us see the Google… er um… ICEL version we will hear on Sunday in our parish churches and then immediately our slavishly literal WDTPRS version.

ICEL (1973 translation of the 1970MR):
Father,
watch over your family
and keep us safe in your care,
for all our hope is in you.

LITERAL TRANSLATION:
Guard your family, we beseech you, O Lord, with continual mercy,
so that that (family) which is propping itself up upon the sole hope of heavenly grace
may always be defended by your protection.

5. Sonntag im Jahreskreis [zit. nach Schott]

Oration
Gott, unser Vater,
wir sind dein Eigentum
und setzen unsere Hoffnung
allein auf deine Gnade.
Bleibe uns nahe in jeder Not und Gefahr
und schütze uns.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Dominica in Septuagesima [zit. nach Missale Romanum ca. 1950]

Oratio.
Preces pópuli tui, quǽsumus,
Dómine, cleménter exáudi:
ut, qui juste pro peccátis nostris
afflígimur, pro tui nóminis glória
misericórditer liberémur. Per
Dóminum nostrum.

Dorfkino

Hape Kerkeling in seinem Buch Ich bin dann mal weg:

Während ich bereits bei weit geöffnetem Fenster im Bett liege, frage ich mich, was Gott eigentlich für mich ist.

Viele meiner Freunde haben sich schon lange von der Kirche abgewendet. Sie wirkt auf sie unglaubwürdig, veraltet, vergilbt, festgefahren, unbeweglich, geradezu unmenschlich und somit haben die meisten sich auch von Gott abgewendet. Wenn sein Bodenpersonal so drauf ist, wie muss er selbst dann erst sein … wenn es ihn überhaupt gibt! Geh mir weg mit Gott, sagen leider die meisten. Ich sehe das anders. Egal ob Gott eine Person, eine Wesenheit, ein Prinzip, eine Idee, ein Licht, ein Plan oder was auch immer ist, ich glaube, es gibt ihn!

Gott ist für mich so eine Art hervorragender Film wie “Ghandi”, mehrfach preisgekrönt und großartig!

Und die Amtskirche ist lediglich das Dorfkino, in dem das Meisterwerk gezeigt wird. Die Projektionsfläche für Gott. Die Leinwand hängt leider schief, ist verknittert, vergilbt und hat Löcher. Die Lautsprecher knistern, manchmal fallen sie ganz aus. Man sitzt auf unbequemen, quietschenden Holzsitzen und es wurde nicht mal sauber gemacht. Da sitzt einer vor einem und nimmt einem die Sicht, hier und da wird gequatscht, und man bekommt ganze Handlungsstränge gar nicht mehr mit.

Kein Vergnügen wahrscheinlich, sich einen Kassenknüller wie “Ghandi” unter solchen Umständen ansehen zu müssen. Viele werden rausgehen und sagen: “Ein schlechter Film.” Wer aber genau hinsieht, erahnt, dass es sich doch um ein einzigartiges Meisterwerk handelt. Die Vorführung ist mies, doch ändert sie nichts an der Größe des Films. Leinwand und Lautsprecher geben nur das wieder, wozu sie in der Lage sind. Das ist menschlich.

Gott ist der Film und die Kirche ist das Kino, in dem der Film läuft. Ich hoffe, wir können uns den Film irgendwann in bester 3-D- und Stereo-Qualität unverfälscht und mal in voller Länge angucken. Und vielleicht spielen wir dann ja sogar mit!

[zitiert bei Vries-Land, via ecclesiola]