Als ich die Überschrift las, dachte ich sofort an einen Konvertiten. Stimmte auch. Allerdings anders als gedacht.
Januar 2007
Knut
Heute hat unser Weihnachtsbaum das Haus verlassen. Er wartet nun im Garten auf die Abholung. Die Krippe bleibt noch stehen, und die weihnachtlichen Lichter am Haus schalte ich erst in der Nacht zum 3. Februar ab.
Argumentative Achillesferse
Rechtgläubige katholische Internetplattformen gibt es, Deo gratias, wie Sand am Meer. Auf einer mir bis heute unbekannten fand ich ein, wie mir scheint, valides Argument, das sich auf das schon erwähnte Interview von Radio Vatikan mit Eberhard Amon stützt, der das Deutsche Liturgische Institut in Trier leitet:
Die Aussagen von Herrn Amon machen dankenswerter Weise aber wieder einmal deutlich, daß es wirklich einen Bruch zwischen alter und neuer Liturgie gibt, was von manchen Verteidigern des Novus Ordo immer wieder bestritten wird. Wenn es aber einen solchen Bruch gibt, dann ist klar, wo die Wahrheit liegen muß, denn es ist unmöglich, daß die Kirche jahrhundertelang in der Auffassung des zentralen Geheimnisses der Messe geirrt und erst auf dem II. Vatikanum wieder zur Wahrheit zurückgefunden hat.
Schon die schlichte Tatsache, dass überhaupt sinnvoll von alter oder neuer Messe gesprochen werden kann, deutet darauf hin, dass hier etwas nicht ganz stimmen kann.
Wer die Messe Pauls VI. als bahnbrechende Innovation darstellt, kann schlecht gleichzeitig behaupten, sie sei kein Bruch mit der Liturgiegeschichte gewesen. Liebe Freunde der Logik, einen Tod müsst Ihr hier sterben.
Was außerdem fehlt
Bessere Medienpolitik im Vatikan. Guido Horst (Die Tagespost) fasst die Schwierigkeiten päpstlicher PR prägnant zusammen:
Bereits drei Mal haben die führenden Medien vor allem des englisch- und des französischsprachigen Raums versucht, Papst Benedikt XVI. in Bedrängnis zu bringen. Nach der Regensburger Vorlesung, als ein kurzes Zitat ohne den dazugehörenden Zusammenhang durch die – vor allem – muslimische Welt befördert wurde.
Dann während der Türkei-Reise des Papstes, als führende Zeitungen so taten, als habe Benedikt XVI. im Gespräch mit dem türkischen Ministerpräsidenten seine persönliche Haltung zum Beitritt des Gastlandes zur europäischen Union geändert. Und schließlich am Anfang dieser Woche, als wieder fast dieselben Blätter den Skandal von Warschau als Fehler des Papstes hinstellen wollten.
Es gibt die einflussreichen Kräfte in der internationalen Medienszene, die – auch komplizierte – Vorgänge nicht erläutern wollen, sondern diese nutzen, um der Kirche und vor allem ihrer „Zentrale“ in Rom zu schaden. Es scheint, dass die „Schonfrist“ für den deutschen Theologen-Papst abgelaufen ist.
Für den Vatikan wird das vor allem zwei Konsequenzen haben: Seine eigene Medienpolitik zu überdenken und zu verbessern. Bisher hat man hier eher reagiert als Initiativen entwickelt. Zum Zweiten gilt es, das Instrument der Nuntiaturen in aller Welt auf den Prüfstand zu stellen. Eine Panne wie die in Warschau darf sich nie mehr wiederholen.
Vgl. dazu auch fono: Was der Vatikan von Apple lernen könnte
Was heute fehlt
Radio Vatikan sollte seine Satiren besser als solche kennzeichnen. Sonst verstehe ich schlichtes Gemüt sie womöglich falsch. Solche Kennzeichen hat mein Lieblingsblatt auch mal eingeführt, nachdem seine Leser den „Letzten Brief“ für bare Münze nahmen.
Was sonst noch zum liturgischen Interview zu sagen war, hat Peter schon gesagt und Peter schon gebilligt – bleibt nur die Frage: Was wird Paul sagen?
Dem Scipionischen Vorschlag zur Blogozesenreform kann ich mich nur vorbehaltlos anschließen. Werde mich dann mal wieder an meine end- wie nutzlosen und flachen Konvolute setzen.
Vorher schlage ich aber noch nach, was eigentlich Konvolute sind. Aha:
Kon|vo|lut […v…]; das; -[e]s, -e <lat.> (Buchw. Bündel [von Schriftstücken oder Drucksachen]; Sammelband)
con-volvo 3. volvi, volutus 1. zusammenrollen: terga V. 2. herumrollen: convolvitur Ales [Gestirn] kreist.
Da steh‘ ich nun…
Was fehlt
Das Fest der Taufe des Herrn, mit dem vorgestern die Weihnachtszeit endete und zugleich die Zeit im Jahreskreis begann, wurde vor der Liturgiereform immer am 13. Januar als dem Oktavtag von Erscheinung des Herrn gefeiert. Der Sonntag nach Erscheinung des Herrn war stattdessen der Festtag der heiligen Familie – ein relativ junges Fest, das erst 1920 verbindlich eingeführt worden war. Dieses Fest, nun in die Weihnachtsoktav vorgezogen, verdrängt heute in manchen Jahren die Feste des Hl. Stephanus (26.12.), des Hl. Apostels Johannes (27.12.), der Hll. Unschuldigen Kinder (28.12.) oder auch den Gedenktag des Hl. Silvester (31.12.).
Auf die Oktav von Erscheinung des Herrn folgen im alten Kalender die Sonntage nach Erscheinung des Herrn, in diesem Jahr vier drei an der Zahl (No. 2 bis 4 – zwei weitere fallen aus und werden im November zwischen dem 23. und dem letzten Sonntag nach Pfingsten nachgeholt). Die liturgische Farbe dieser Zeit ist grün. Die Weihnachtszeit wird erst am 2. Februar mit dem Fest Mariä Lichtmess (heute Darstellung des Herrn im Tempel) abgeschlossen.
In diesem Jahr kommen dann die drei Sonntage der Vorfastenzeit (Septuagesima, Sexagesima, Quinquagesima) an die Reihe. Die liturgische Farbe wechselt bereits auf Violett, Gloria und Halleluja entfallen.
Mehr im liturgischen Kalender nach dem Codex rubricarum von 1960.
Krasser Übergang
In aller Kürze sei notiert, wie krass mir auch in diesem Jahr wieder das verfrühte Ende der Weihnachtszeit und der Übergang zur liturgisch gesichtslosen Zeit im Jahreskreis erschien. Da wünsche ich mir dringend die Sonntage nach der Erscheinung des Herrn und die der Vorfastenzeit zurück.
Im Vergleich zum heutigen Zustand ist das ein sanftes Gleiten von Weihnachten zur Fastenzeit – und im größeren Maßstab sehe ich einen einzigen, großen Jahresfestkreis, der mit dem Vorgebirge Advent und Weihnachten beginnt, durch die Ebenen von Vorfasten- und Fastenzeit zum Gipfel des Triduums aufsteigt, an den sich eine 50-tägige Höhenwanderung zum zweiten, kleineren Gipfel Pfingsten anschließt, von wo aus schließlich der Abstieg über Dreifaltigkeitssonntag, Fronleichnam und Herz-Jesu-Fest in die lange Ebene der Zeit nach Pfingsten folgt.
Die Liturgiereform des XX. Jahrhunderts
Seit Mitte Oktober beschäftigt sich dieses Notizbuch verschärft mit Liturgie im Allgemeinen und der Liturgiereform des XX. Jahrhunderts im Besonderen. Meine Versuche, die Reform in ihren einzelnen Schritten zu rekonstruieren, sind auf den ersten Blick etwas unübersichtlich ausgefallen.
Deshalb sei hier passend zum neuen Jahr ein neues Stück Übersichtlichkeit hergestellt. Die wichtigsten bereits erschienenen und noch geplanten Beiträge in chronologischer Reihenfolge, nicht des Erscheinens, sondern der jeweils beschriebenen Thematik:
- „Mediator Dei“ (1947)
- Tätige Teilnahme 1.0
- Die Neuordnung der Karwoche (1955)
- Mehr als eine Terminänderung
- Traditionalistische Kritik
- Die Reform der Rubriken (1955)
- Die Reformen Johannes’ XXIII. (1960 bis 1962)
- Die Liturgiekonstitution (1963)
- “Inter Oecumenici” (1964) und die Reform von 1965
- Die Liturgiereform als Kirchenumbauprogramm
- Der hölzerne Volksaltar
- “Tres abhinc annos” (1967)
- Die apostolische Konstitution “Missale Romanum” (1969)
- Das Missale von 1969/1970
- Die heutige liturgische Praxis
- Kleine Zwischenbilanz
Warum das alles? Scipio schreibt treffend:
Die Liturgie ist schließlich keine Angelegenheit von Liturgiekommissionen und -kongregationen, sondern einer der zentralen Orte, an denen wir realiter ins Heilgeschehen, ins Ereignis von Tod und Auferstehung Jesu mithineingezogen werden, und genau deshalb ist es z.B. nicht ganz gleichgültig, wie das „pro multis“ bzw. „hyper pollon“ der Bibel und der lateinischen Liturgie ins Deutsche übersetzt wird (um einen möglichen, inzwischen aber entschiedenen Anlaß für Geplänkel zu nennen).
Mein Reformulierungsvorschlag: „Die Liturgie ist schließlich nicht nur eine Angelegenheit von Liturgiekommissionen und -kongregationen…“
Zum Thema siehe auch More is better, Standby, Multitasking oder was? Ein sehr laienhafter Versuch über die „tätige Teilnahme“ (von Scipio).
Alle Jahre wieder reloaded
Wie nahezu in jedem Jahr hatte die Weihnachtsausgabe des Spiegel auch diesmal eine antireligiöse Titelgeschichte. Und wie zur Abwechslung außerdem offen antisemitisch, meint Alan Posener.