Das erfreulichste Ereignis des nun ablaufenden Jahres war ohne Zweifel die Goldene Hochzeit meiner Eltern, die wir im Mai feiern durften. Dieser sonnige und warme Frühlingstag wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Mein Vater, der in diesem Jahr seinen 85. Geburtstag erlebt hat, war lange Zeit skeptisch, wenn er auf seinen 50. Hochzeitstag angesprochen wurde. Doch nun war es soweit, und es war ein glücklicher Tag. Dazu trug auch bei, dass meine Neffen dabei waren, nach etlichen Jahren ohne Kontakt. Die beiden, im Alter genau zwischen unseren beiden Söhnen, sind inzwischen zu jungen Männern herangewachsen, die schon ihre ersten Schritte ins Berufsleben gesetzt haben.
Für mich sind in diesem Jahr die Chancen, einmal in ferner Zukunft meine Goldene Hochzeit feiern zu können, drastisch gesunken. Am 2. Januar teilte mir meine Frau mit, dass sie nicht mehr mit mir zusammenleben will. Nach dem ersten Schock habe ich schnell beschlossen, das Beste aus der neuen Lage zu machen, den Schaden zu begrenzen und eine mögliche Katastrophe abzuwenden. Und das ist uns bis jetzt auch ganz gut gelungen.
Es ist etwa so wie im Gefangenendilemma: Das Beste ist es, wenn beide Partner miteinander kooperieren. Verhält sich einer unkooperativ, dann verlieren beide. So geschieht es häufig bei Trennungen. Der Spieltheorie zufolge lässt sich das nur vermeiden, wenn das Spiel offen bleibt – wenn die Zahl der Runden nicht begrenzt ist. Es muss also darum gehen, das Spiel offen zu halten. Uns hat bis jetzt wohl ein gewisser Pragmatismus geholfen, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen. Es wäre schön, wenn das so bliebe. Ich bin einigermaßen optimistisch.
Zu Anfang des Jahres steckten wir noch mitten in der Sanierung unserer Häuser, die neuen Mieter zogen dann zum Februar und März ein. Da war noch etliches zu regeln, und meine Sorge war zudem, unsere finanziellen Verhältnisse zu stabilisieren und auf die neue Situation anzupassen. Am Ende dieses Jahres scheint das erreicht. Die neuen Zinsvereinbarungen sind unterschrieben, die Häuser sollten bis 2028 schuldenfrei sein.
Meine Frau ist Anfang Februar in eine neue Wohnung gezogen, nicht weit von hier. Meine Söhne haben viel darüber gelernt, was in Haus und Garten zu tun ist. Im August ging unser Großer dann aus dem Haus, um sein Studium aufzunehmen. Seitdem habe ich ihn nur noch zweimal gesehen, als wir das 60-jährige Ordensjubiläum meiner Tante und den Geburtstag meiner Mutter gefeiert haben. Erst zu Weihnachten wird er wieder für ein paar Tage hier sein.
Seit Ende August leben also unser Jüngster und ich zu zweit in diesem schönen, großen Haus, das wir gemietet haben. Es gab also in diesem Jahr doch einiges, an das wir uns erst gewöhnen mussten. Den Dänemark-Urlaub haben wir diesmal in zwei Etappen verbracht: in der ersten Woche meine Söhne und ich, in der zweiten Woche unser Jüngster und meine Frau. Eigentlich wollte unser ältester Sohn auch zwei Wochen in Aarhus bleiben, aber dann bekam er kurzfristig eine Zusage für seinen Studienplatz und musste deshalb vorzeitig abreisen, um die Formalitäten zu regeln. Aarhus war in diesem Jahr Kulturhauptstadt Europas und auch unabhängig davon eine Reise wert. Wir hatten dort ein wunderbares Ferienhaus, in dem wir uns sehr wohl gefühlt haben.
Unser Jüngster hat im Sommer nach der 10. Klasse seinen ersten Schulabschluss gefeiert, mit einer Abschlussfeier in der Schule und einer Party für Schüler und Eltern. Es war schon fast wie eine Abifeier, die meisten Mädchen trugen lange Kleider, die Jungen Anzüge oder Sakko. Nach den Sommerferien haben nun für ihn die drei Jahre Oberstufe begonnen, in einer neu zusammengesetzten Klasse.
Beruflich lief in diesem Jahr alles rund. Ich habe eine Reihe von Büchern auf den Markt gebracht und zu diesem Zweck für meinen Arbeitgeber einen kleinen Verlag gegründet. Ich schreibe auch selbst regelmäßig und habe viel Freude daran. Die Firma, für die ich arbeite, ist Anfang des Jahres an einen großen IT-Konzern verkauft worden. Es ist klar, dass sich daraus in den nächsten Jahren diverse Veränderungen ergeben werden.
Nimmt man die letzten Jahre zusammen, so zeigt sich, dass kaum ein Lebensbereich ohne große Veränderungen geblieben ist. Es fühlt sich wie ein Neustart an, mit allen Konsequenzen. Unter dem Strich haben die verschiedenen Neuanfänge jede Menge Energie freigesetzt, die zuvor gebunden war. Auch schmerzhafte Veränderungen haben ihre guten Seiten, obwohl das nicht immer leicht zu erkennen ist. Um es mit einem Song von Mark Forster zu sagen: „Egal was kommt, es wird gut, sowieso. Immer geht ne neue Tür auf, irgendwo. Auch wenn’s grad nicht so läuft, wie gewohnt. Egal, es wird gut, sowieso.”
Paulus schreibt im 1. Brief an die Korinther (13,13): „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.“ Und Papst Benedikt notierte vor zwölf Jahren in seiner Enzyklika „Deus caritas est“:
Die Hoffnung artikuliert sich praktisch in der Tugend der Geduld, die im Guten auch in der scheinbaren Erfolglosigkeit nicht nachläßt, und in der Tugend der Demut, die Gottes Geheimnis annimmt und ihm auch im Dunklen traut. […] Der Glaube, das Innewerden der Liebe Gottes, die sich im durchbohrten Herzen Jesu am Kreuz offenbart hat, erzeugt seinerseits die Liebe. Sie ist das Licht — letztlich das einzige –, das eine dunkle Welt immer wieder erhellt und uns den Mut zum Leben und zum Handeln gibt.
Frohe, gesegnete Weihnachten und ein glückliches Jahr 2018!