Dixieland am Grab

HHS_trompete.jpgHeute war ich auf einer wunderbaren Beerdigung. Ja, das gibt es. An sich eine ganz normale protestantische Beerdigung, also eher schmucklos und zudem recht kurz und knackig. Doch dann, gerade betraten die acht Sargträger die kleine Dorfkirche St. Johannis, kündigte der Pastor an, dass nun eine Dixieland-Combo dem Sarg voran zum Friedhof ziehen würde, der direkt um die Kirche liegt.

Und diese, es waren die Hedgehog Stompers aus Buxtehude, machten ihre Sache ausgezeichnet. Es war der Wunsch der Verstorbenen, die diesen Brauch aus New Orleans kannte, und es passte wie die Faust aufs Auge. Bei strahlendem Sonnenschein und mit der dem Dixieland eigenen gewissen Leichtigkeit, die zugleich alles andere als oberflächlich ist, bekam die Szene viel Würde und sogar einen Hauch von Fröhlichkeit, was mir gerade am Freitag der Osteroktav und in Erwartung der Auferstehung sehr passend zu sein schien. Als die Band am Grab “When The Saints Go Marching In” spielte, musste ich ein Tränchen verdrücken, das zugleich Freude wie Trauer ausdrückte.

Verglichen mit dem sonst doch oft recht kärglichen, ungestützten Gesang der Trauergemeinde war dies eine sehr würdige, gelungene musikalische Gestaltung, gegen die sich höchstens einwenden lässt, dass sie keiner einheimischen Tradition entspricht. Aber in diesem Fall, bei einer Verstorbenen, die öfter in den USA war, diesen Brauch kannte und den ausdrücklichen Wunsch hatte, fällt mir kein Einwand ein. Im Gegenteil – verglichen mit Musik vom Band, wie sie bei Beerdigungen immer öfter zu hören ist, würde ich eine Dixieland-Combo jederzeit vorziehen.

Sollte also jemand in die Verlegenheit kommen, meine Beerdigung gestalten zu müssen – Dixieland ist definitiv eine Option. Vorziehen würde ich selbstverständlich ein Requiem in der außerordentlichen Form des römischen Ritus, aber falls das nicht möglich sein sollte… Die Hedgehog Stompers spielen übrigens inzwischen öfters auf Beerdigungen, wie ich heute hörte.

Foto: Hedgehog Stompers

Zugang zum Papstamt

Unser Verständnis des Amtes und der Kirche unterscheidet sich doch sehr von dem der Katholiken. Auch ich habe im Moment keine Idee, wie ich als Protestant einen positiven Zugang zum Papstamt und dem Anspruch, der damit verbunden ist, finden soll.
Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), kurz vor Weihnachten

Das verstehe ich gut. Den ersten Satz kann ich unterschreiben. Und auch ich habe im Moment keine Idee, wie ich als Katholik einen positiven Zugang zum Amt des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland und dem Anspruch, der damit verbunden ist, finden soll. In der Bibel steht davon nix, das Petrusamt hingegen finde ich dort sehr wohl.

Katholisch zu sein ist das Allerschlimmste

In einem Interview mit der taz sagt die evangelische Bischöfin Maria Jepsen nebst einigem Unsinn, den Bischöfinnen (das Wort selbst ist schließlich eine contradictio in adjecto) bei solchen Gelegenheiten gewöhnlich sagen, auch diese bemerkenswerten Sätze:

Ich bin in den Fünfzigerjahren in Norddeutschland aufgewachsen. Ich hieß Maria, meine Schwester Elisabeth. Wir waren verdächtig, katholisch zu sein – und das war das Allerschlimmste.

An diesem antikatholischen Vorbehalt hat sich in den letzten fünfzig Jahren in Norddeutschland wenig geändert. Zwar ist den meisten Protestanten, die ich kenne, ihr eigener Glaube mittlerweile herzlich egal. Doch wehe, einer der ihren wende sich der katholischen Kirche zu – schon ist die Aufregung groß.

Kein Argument ist dann zu blöd, Hauptsache dagegen. Das steht im krassesten denkbaren Gegensatz zu allen ökumenischen Lippenbekenntnissen und der vollmundig vorgetragenen Beteuerung, die Unterschiede seien ja nicht so wichtig, die Gemeinsamkeiten hingegen groß.