Schützenfest und Glaubenszeugnis

Anstatt die heutigen liturgischen Missgriffe meines Ortsordinarius zu Protokoll zu geben (nun ja, nur die bis jetzt hier unerwähnten: die Ministranten trugen rot, der Pfarrer nur eine grüne Stola über der Albe, häßliche Keramikschalen und dazu passender Kelch, ohne Kelchvelum, und vieles andere mehr), notiere ich lieber, wie das hiesige Schützenfest sich zur Kirche verhält, nämlich gar nicht bis destruktiv.

In katholischen Gegenden mag eine Sonntagsmesse im Festzelt zu den ortsüblichen Sitten und Gebräuchen eines Schützenfestes zählen. Zeltmessen als solche sind auch nicht ohne Probleme, aber darum soll es hier nicht gehen. Hier in der Diaspora und dem ehemals protestantischen Alten Land ist das anders. Es gibt keinen evangelischen Gottesdienst. Statt dessen findet am Sonntagvormittag das Königsfrühstück und damit einer der Höhepunkte des Schützenfestes statt.

Für den Christen wäre dies die Gelegenheit zum Glaubenszeugnis durch demonstratives Fernbleiben und ebensolchen Gottesdienstbesuch. Allerdings nicht im Ort selbst. Hier wird erst nächste Woche wieder evangelischer Gottesdienst gehalten.

Nachtrag: Das Schützenfrühstück begann, wie ich gestern erfahren habe, erst um 12 Uhr. Also keine Terminkollision.

Hebdomada Sancta et Triduum Paschale

Meine Notizen zu den vergangenen Tagen, angeregt durch Scipio.

15. März: S. Joseph, Sponsi Beatæ Mariæ Virginis
Hochfest, in diesem Jahr vorgezogen. Auch das ist ungewöhnlich. Auftakt zur Heiligen Woche.

16. März: Dominica in Palmis de Passione Domini
Hosanna dem Sohne Davids! Der Jubel verweist schon auf den Ostersonntag.

20. März: Feria quinta in Cena Domini
Die Aushilfsorganistin, die ihre Sache sonst gut macht, spielt nach dem Gloria unverdrossen weiter auf der Orgel. Warum sie die Antiphon zur Fußwaschung, warum ich den Ruf vor dem Evangelium ohne Orgel gesungen habe?

21. März: Feria sexta in Passione Domini
Der nicht so wichtige Pfarrer ersetzt die Großen Fürbitten durch banale Bitten auf kopierten Zetteln nebst gesungenem Fürbittruf von ebensolchen. Warum die Lektoren dabei mitspielen? Schlusskanon: Der Himmel geht über allen auf

22. März: Vigilia Paschalis
Im Schneetreiben mit Eltern, Bruder und Söhnen zur Klosterkirche. Das Osterfeuer im Hof will nicht richtig anbrennen. Beim Exsultet, das ein Diakon singt, will Junior nach Hause. Ich bringe ihn und komme zur dritten Lesung zurück. Anschließend vor der Kirchentür bläst der eiskalte Wind die kleine Osterkerze aus. Später Glühwein für meinen Vater.

23. März: Dominica Paschæ in Resurrectione Domini
Päpstliche Ostermesse auf dem Petersplatz in strömendem Regen. Nach dem Essen am Grab meiner Schwester. Wir bringen ihr eine Osterkerze aus der Vigil. Ein Oster-Festbier von Hasen-Bräu aus Augsburg zum Abendessen. Danach Osterfeuer bei Eiseskälte auf einer matschigen Wiese.

24. März: Feria secunda infra Octavam Paschale
Am Karfreitag hatte mein Vater schon dreimal Geburtstag. Am Ostermontag noch nie. Morgens strahlender Sonnenschein bei Frost. Abends begleiten uns Schneeschauer auf der Heimfahrt.

25. März: Feria tertia infra Octavam Paschale
Wieder zur Arbeit. Heute wurde eine junge Frau beerdigt, die an ihrem Geburtstag starb, wie meine Schwester an Krebs. Sie hinterlässt ihren Mann und ihr beider Kind.

Liturgisches Suchspiel

Zweiter Fastensonntag. Das Hirtenwort des Bischofs liegt als Broschüre am Eingang aus. Ich nehme ein Exemplar mit.

Der Pfarrer zieht zum feierlichen Orgelvorspiel ein. Er trägt ein Gewand in bräunlich-rötlichen Farben, das von fern einem Teppich aus den siebziger Jahren gleicht. Vor ihm tragen zwei Ministranten den Weihrauch. Der Altar ist mit Blumen geschmückt, die vom Weltgebetstag der Frauen stammen, wie sich später herausstellen wird.

Nach der Eröffnung tritt der Diakonatsanwärter ans Ambo und ruft die Gemeinde zur Besinnung. Auf Kyrie und Vergebungsbitte folgt ein vom Pfarrer frei formuliertes Gebet. Nach der ersten Lesung singt die Gemeinde „Du bist da, wo Menschen leben“.

Der Pfarrer verkündet das Evangelium. Anschließend fragt er die Kinder, was sie auf dem aus China stammenden Hungertuch sehen, mit dem die Kreuzigungsgruppe über dem Tabernakel verhängt ist. Daran schließt sich eine Predigt an.

Danach wird das Apostolische Glaubensbekenntnis gesprochen. Es folgen die Fürbitten und die Kollekte. Den Gesang zur Gabenbereitung singt der Pfarrer kräftig mit, während er die Gaben bereitet. Zur Händewaschung treten die beiden Kommunionhelfer zum Pfarrer an den Altar.

Nach dem Gesang trägt der Pfarrer die Antiphon „Mein Beten steige zu dir auf, wie Weihrauch, Herr, vor deinem Angesicht“ vor. Die Gemeinde wiederholt sie. Der Pfarrer beginnt die Präfation. Nach Sanctus und Wandlung folgen die Akklamation „Wir preisen deinen Tod“ und ein nicht identifzierbares (Kinder[?]-)Hochgebet mit weiteren Akklamationen.

Zum Vater unser bilden die Kinder einen großen Kreis um den Altar. Das Vater unser wird nach einer anderen Melodie gesungen und mit Gebärden begleitet. Der Embolismus entfällt, ein frei formuliertes Friedensgebet und der Friedensgruß schließen sich an. Der Pfarrer geht mit der Hostienschale einmal den Kreis um den Altar entlang, reicht Ministranten und Kommunionhelfern die Kommunion und bezeichnet die Kinder mit einem Kreuzzeichen.

Danach folgen das dreifach gesprochene Lamm Gottes und die Kommunionausteilung. Dazu spielt die Orgel. Nach einem Danklied trägt der Pfarrer ein frei formuliertes Gebet vor, lädt zum Kirchenkaffee und und erteilt den Segen. Ite missa est. Deo gratias. Zum Schlusslied zieht der Priester mit den Ministranten und Kommunionhelfern aus. Es folgt ein kräftiges Orgelnachspiel.

Wer findet alle Fehler?

Dilettantentreffen

Heute außer der Reihe nach Hamburg gefahren, um dort auf Einladung des dilettantus in interrete (nur echt mit dem Abendland) bei Dr. Wilfried H.-W. einen Espresso zu trinken und also Præses wie Cancellarius des Vereins Orietur Occidens zu treffen.

Meine Bemerkung, der Pfarrer sei nicht so wichtig, konterte Wilfried treffend mit der trockenen Feststellung, das komme darauf an, ob im Gottesdienst vor allem der Pfarrer oder doch die Messe vorkäme.

Familiäre Pflichten hielten mich davon ab, länger zu bleiben. Doch für Dienstag ist schon ein Folgetermin verabredet. Dann vielleicht auch mit Maxistrant?

(Bei Scipio waren sie auch schon.)

Weihnachten 2006

Wenn am 23. Dezember in der ungeheizten evangelisch-lutherischen Kirche, in der meine Söhne ihren Auftritt als Hirten proben, erst eine der vier Kerzen am Adventskranz entzündet war. (Der Gottesdienst am 3. Adventssonntag fand im kleinen, günstiger beheizbaren Gemeindehaus statt, am 2. und am 4. Adventssonntag gab es, wie an jedem zweiten Sonntag, keinen.)

Wenn am 24. Dezember die von mir geschätzte Pastorin in ihrer Predigt zum Krippenspiel vom Erstgeborenen spricht, dem weitere Geschwister folgten.

Wenn in der Christmette mein Pfarrer die Kommunion unter beiden Gestalten zu reichen beabsichtigt, dazu eine nicht näher erläuterte rote Flüssigkeit in drei Kelche füllt und mich also vor die Frage stellt, ob nun Rotwein (unwahrscheinlich, aber erlaubt) oder Traubensaft (wahrscheinlich, aber unerlaubt) konsekriert werden soll. Vom augenscheinlich selbstgebastelten Hochgebet und der kreativen Liedauswahl ganz zu schweigen.