Vollkommener Ablass

Es ist zwar schon spät, aber noch nicht zu spät. Und auch wenn ich möglicherweise ökumenischen Empfindlichkeiten begegnen muss, so sei doch der folgende Hinweis gestattet.

Vom 1. bis 8. November kann täglich einmal ein vollkommener Ablass für die Verstorbenen gewonnen werden. Neben den üblichen Voraussetzungen (Beichte, wobei eine zur Gewinnung mehrerer vollkommener Ablässe genügt; entschlossener Abkehr von jeder Sünde; Kommunionempfang und Gebet nach der Meinung des Papstes – diese Erfordernisse können mehrere Tage vor oder nach dem Kirchen- bzw. Friedhofsbesuch erfüllt werden) sind erforderlich:
a) am Allerseelentag (einschließlich 1. November ab 12 Uhr): Besuch einer Kirche oder öffentlichen Kapelle, Vaterunser und Glaubensbekenntnis; in Hauskapellen können nur die zum Haus Gehörenden den Ablass gewinnen;
oder
b) vom 1. bis zum 8. November: Friedhofsbesuch und Gebet für die Verstorbenen.
Fehlt die volle Disposition oder bleibt eine der Bedingungen unerfüllt, ist es ein Teilablass für die Verstorbenen. Ein solcher kann in diesen und auch an den übrigen Tagen des Jahres durch Friedhofsbesuch wiederholt gewonnen werden.
(Quelle: Direktorium für Stundengebet und Messfeier in der Kirchenprovinz Hamburg)

Apropos Beichte: Eine solche habe ich in der vergangenen Woche wieder einmal abgelegt. Zeit war’s. Sie kann nur häufiger empfohlen werden. Denn auch dieses Mal beschenkte mich der Herr mit neuer Selbsterkenntnis und damit neuen Möglichkeiten der Besserung.

Es ist wohl die nahe Versöhnung, die den einigermaßen ungeschützten Blick in die eigenen Seelenabgründe erlaubt. Anders wäre der nicht auszuhalten.

Schützenfest und Glaubenszeugnis

Anstatt die heutigen liturgischen Missgriffe meines Ortsordinarius zu Protokoll zu geben (nun ja, nur die bis jetzt hier unerwähnten: die Ministranten trugen rot, der Pfarrer nur eine grüne Stola über der Albe, häßliche Keramikschalen und dazu passender Kelch, ohne Kelchvelum, und vieles andere mehr), notiere ich lieber, wie das hiesige Schützenfest sich zur Kirche verhält, nämlich gar nicht bis destruktiv.

In katholischen Gegenden mag eine Sonntagsmesse im Festzelt zu den ortsüblichen Sitten und Gebräuchen eines Schützenfestes zählen. Zeltmessen als solche sind auch nicht ohne Probleme, aber darum soll es hier nicht gehen. Hier in der Diaspora und dem ehemals protestantischen Alten Land ist das anders. Es gibt keinen evangelischen Gottesdienst. Statt dessen findet am Sonntagvormittag das Königsfrühstück und damit einer der Höhepunkte des Schützenfestes statt.

Für den Christen wäre dies die Gelegenheit zum Glaubenszeugnis durch demonstratives Fernbleiben und ebensolchen Gottesdienstbesuch. Allerdings nicht im Ort selbst. Hier wird erst nächste Woche wieder evangelischer Gottesdienst gehalten.

Nachtrag: Das Schützenfrühstück begann, wie ich gestern erfahren habe, erst um 12 Uhr. Also keine Terminkollision.

Irrational Drinking

Scipio hat den 6. Bloggeburtstag gefeiert. Mich erinnert dies daran, dass auch dieses Notizbuch seit nunmehr fünf Jahren geführt wird, wenn auch zuletzt reichlich spärlich.

Die Gründe dafür sind zahlreich und familiärer wie auch beruflicher Natur. Doch auch ein gewisser hiesiger Pflegestau trägt dazu bei. Die Blogroll müsste dringend aktualisiert werden, die Leseliste auch. Nun ja.

Zu den einfacheren Dingen zählt die Lesefrucht des heutigen Freibadbesuches, geschenkt von Gilbert Keith Chesterton in Heretics, den rechten, katholischen Gebrauch des Alkohols betreffend:

Drink because you are happy, but never because you are miserable. Never drink when you are wretched without it, or you will be like the grey-faced gin-drinker in the slum; but drink when you would be happy without it, and you will be like the laughing peasant of Italy. Never drink because you need it, for this is rational drinking, and the way to death and hell. But drink because you do not need it, for this is irrational drinking, and the ancient health of the world.

In diesem Sinne sei das Glas auf Credo ut intelligam erhoben: Ad multos annos!

Hebdomada Sancta et Triduum Paschale

Meine Notizen zu den vergangenen Tagen, angeregt durch Scipio.

15. März: S. Joseph, Sponsi Beatæ Mariæ Virginis
Hochfest, in diesem Jahr vorgezogen. Auch das ist ungewöhnlich. Auftakt zur Heiligen Woche.

16. März: Dominica in Palmis de Passione Domini
Hosanna dem Sohne Davids! Der Jubel verweist schon auf den Ostersonntag.

20. März: Feria quinta in Cena Domini
Die Aushilfsorganistin, die ihre Sache sonst gut macht, spielt nach dem Gloria unverdrossen weiter auf der Orgel. Warum sie die Antiphon zur Fußwaschung, warum ich den Ruf vor dem Evangelium ohne Orgel gesungen habe?

21. März: Feria sexta in Passione Domini
Der nicht so wichtige Pfarrer ersetzt die Großen Fürbitten durch banale Bitten auf kopierten Zetteln nebst gesungenem Fürbittruf von ebensolchen. Warum die Lektoren dabei mitspielen? Schlusskanon: Der Himmel geht über allen auf

22. März: Vigilia Paschalis
Im Schneetreiben mit Eltern, Bruder und Söhnen zur Klosterkirche. Das Osterfeuer im Hof will nicht richtig anbrennen. Beim Exsultet, das ein Diakon singt, will Junior nach Hause. Ich bringe ihn und komme zur dritten Lesung zurück. Anschließend vor der Kirchentür bläst der eiskalte Wind die kleine Osterkerze aus. Später Glühwein für meinen Vater.

23. März: Dominica Paschæ in Resurrectione Domini
Päpstliche Ostermesse auf dem Petersplatz in strömendem Regen. Nach dem Essen am Grab meiner Schwester. Wir bringen ihr eine Osterkerze aus der Vigil. Ein Oster-Festbier von Hasen-Bräu aus Augsburg zum Abendessen. Danach Osterfeuer bei Eiseskälte auf einer matschigen Wiese.

24. März: Feria secunda infra Octavam Paschale
Am Karfreitag hatte mein Vater schon dreimal Geburtstag. Am Ostermontag noch nie. Morgens strahlender Sonnenschein bei Frost. Abends begleiten uns Schneeschauer auf der Heimfahrt.

25. März: Feria tertia infra Octavam Paschale
Wieder zur Arbeit. Heute wurde eine junge Frau beerdigt, die an ihrem Geburtstag starb, wie meine Schwester an Krebs. Sie hinterlässt ihren Mann und ihr beider Kind.

No love without suffering

Anyone who really wanted to get rid of suffering would have to get rid of love before anything else, because there can be no love without suffering, because it always demands an element of self-sacrifice, because, given temperamental differences and the drama of situations, it will always bring with it renunciation and pain.

When we know that the way of love–this exodus, this going out of oneself–is the true way by which man becomes human, then we also understand that suffering is the process through which we mature. Anyone who has inwardly accepted suffering becomes more mature and more understanding of others, becomes more human. Anyone who has consistently avoided suffering does not understand other people; he becomes hard and selfish.

Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI.: God and the World