Dies ist die Antiphon zum Invitatorium in der Osterzeit. Das deutsche Stundenbuch hat:
Christus ist erstanden; kommt, wir beten ihn an! Halleluja.
Womit die berechtigte Frage von Zuzanna nach dem Warum schon fast beantwortet wäre. Aber ich will etwas ausholen.
I.
Es ist nicht das Gleiche. Das deutsche Stundenbuch ist ganz offensichtlich keine getreue Übersetzung der Liturgia Horarum. Die Antiphon müsste sonst wohl lauten: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.“
Nun wird es sicher gute Gründe für solche Änderungen geben, und das deutsche Stundenbuch ist nicht falsch oder schlecht. Aber es ist nicht das Original.
Man mag zu Recht einwenden, das gelte auch für die Liturgia Horarum. Und ganz sicher werde ich früher oder später auch ein Breviarum Romanum erwerben.
Aber eines nach dem anderen. Es werden im Sommer erst vier Jahre, seit ich mit dem Stundengebet begonnen habe. Der kleine grüne, völlig zerfledderte Stundenbuchband von damals steht noch im Regal.
Die Liturgia Horarum ist jetzt einfach dran.
II.
Der römische Ritus ist der lateinische Ritus. Latein ist die Universalsprache einer Weltkirche, die ich erst im Zweipäpste- und Weltjugendtagsjahr 2005 so richtig entdeckt habe. Die Weltkirche, meine ich.
Latein verbindet noch einmal ganz anders mit allen Betern im Heute und zu allen Zeiten, als es die deutsche Sprache kann.
At 11:30 p.m. on Christmas Eve I was twiddling the knob of my radio. Unable to get out to Midnight Mass I wanted at least to bring it to my fireside. And as I switched from one European station to the next I tuned in to one Midnight Mass after the other. Belgium, France, Germany, Eire, yes, even behind the Iron Curtain, Prague. It seemed as though the whole of what was once Christendom was celebrating what is potentially the most unifying event in man’s history. And the important thing was that it was the same Mass. I am a newcomer to the Mass but I was able to recognized its continuity as I went from station to station for it was in one common language. This aspect of Catholicism is but a single one, and maybe not the most important. But I have a strong feeling that it is precisely the Catholicism of the Catholic Church which may prove the greatest attraction, and will meet the greatest need, for my disillusioned generation. [Douglas Hyde]
Als privater Beter des Stundengebetes und als Laie bin ich erst einmal allein. Den Weltpriestern geht es ähnlich. Das Gebet in Gemeinschaft ist, anders als bei Ordensleuten, die seltene Ausnahme. Das Stundengebet ist und bleibt aber in seinem Innersten ein Gemeinschaftsgebet, auch für mich. Das ist in jeder Sprache so.
Die Grundgebete und das Ordinarium der Messe sind mir inzwischen auf Latein geläufig. Damit entspreche ich, nebenbei, einem Wunsch des Heiligen Vaters.
III.
Latein ist eine charmante Kombination aus klassischer, herber Strenge und mediterraner Leichtigkeit. Latein ist schön. Man mag das als Ästhetizismus abtun. Dem halte ich entgegen, dass nicht zufällig das Wahre, Gute und Schöne in einer Reihe aufgezählt werden, nicht das Wahre, Gute und Hässliche.
Ich höre und sehe soviel Hässliches, leider auch in der Liturgie, dass ein moderater Ästhetizismus als Gegengewicht vielleicht nützlich ist. Oder sagen wir: ein Sinn für Ästhetik. aísthesis heißt ja nur sinnliche Wahrnehmung. (Denn sind wir etwa Protestanten?)
IV.
Latein bewahrt mich vor der Illusion, ich würde verstehen, was die liturgischen Texte sagen. Die Wahrheit ist: Ich verstehe nur wenig. In deutscher Sprache fällt das nur nicht so auf.
Und in Zeiten eines imminenten Motu Proprio und einer neuen Lateinbegeisterung allenthalben ist Latein natürlich einfach nur hip. Wann konnte man zuletzt mit Latein ganz vorn dabei sein und sich als Avantgarde fühlen?