In vielen Zeiten, die für die Menschen wesentlich härter waren, bekamen sie mehr Kinder als heute. Es muß also ein tiefer liegendes Problem vorliegen. Ich vermute, es hängt mit unserer Einstellung zum Leben überhaupt zusammen. Irgend etwas ist hier gestört. In der Bibel ist davon die Rede, daß der Mensch das Leben von Gott empfangen hat. Gott war es, der den Menschen aus Ackerboden formte und ihm dann den Lebensatem einhauchte. Erst dann erging der Auftrag an den Menschen, fruchtbar zu sein und sich zu vermehren.Wer sein eigenes Leben und Schicksal nur schwer annehmen kann, wird sich auch schwer tun, dieses Leben weiterzugeben. Heute könnte man den Eindruck gewinnen, die Weitergabe des Lebens sei weniger eine Freude, sondern – wenn überhaupt – ein sorgenvolles Unterfangen. Unserer Gesellschaft ist die Offenheit für das Leben abhanden gekommen.
Februar 2006
Mehrheitsfähige Dummheit
»Mich beeindruckte die Standhaftigkeit und Treue der Kompendiaten zu dem umstrittenen Autor« und lächelt mich schräg an, weil der ihm gegenüber sitzt. »Du hast ja schon ziemlichen Blödsinn geschrieben und trotzdem standen sie zu dir auch dann, als sie selbst pauschaliert in deinen Topf geworfen wurden«.
Unsachliche Angriffe, bösartige Halbgarheiten, ja, dass komme ihm schon im Umgang der lautstarken, vermeintlichen Majoritäten mit dem Opus Dei bekannt vor. »Jetzt wo die Blödelzese am Kräftigsten schäumt, ist genau der richtige Zeitpunkt, beim Kompendium mitzumachen.« Alles andere wäre auch zu einfach.
Für einen angehenden Juristen klingt sein letzter Satz recht abgeklärt: »Weisst du. Die Dummheit kann auch mehrheitsfähig werden. Eine fiese Kombi. Dann sollte es Menschen geben dürfen, die darauf einmal hinweisen.«
Klingt für mich nach einer Fortsetzung der Affaire.
Sozialkatechismus
Stellungnahme von Karl Kardinal Lehmann bei der heutigen Pressekonferenz
Rentenbescheid
„Der letzte Anstoss, aus der Kirche auzszutreten, war, wenn Sie so wollen, der Rentenbescheid. Um meine sehr miserable Rente zu bekommen, musste ich eine Erklärung unterschreiben, dass ich nie wieder mein Priesteramt ausüben werde. Nun denn, so brauche ich jetzt endgültig das nicht mehr zu repräsentieren, worin ich mich selbst nicht mehr repräsentiert fühle.“
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Traditionskern unserer Kultur
Es gibt kein Recht auf Satireverschonung im Westen. Gerade das Christentum ist zum Gegenstand mitleidloser Kritik geworden, zum Objekt satirischer Zerlegung, die den Triumph des Humors über den Gottesdienst markiert. Die Möglichkeit, selbst das Allerheiligste zu verspotten, ist ein Traditionskern unserer Kultur, unverhandelbar, kein Symptom des Niedergangs, wie Kulturpessimisten deuten, sondern ein Beleg für gesunde Instinkte der Respektlosigkeit.
Bin ich Kulturpessimist? Vielleicht.
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Estne ista, quae ante portas stat?
Familienpolitik
Daran wird die Mobilisierung sämtlicher Sozial- und Politiktechnik überhaupt nichts ändern. Was ich der CDU indes vorwerfe, ist dass sie sich selbst an der Demontage der Norm (und in 16 Jahren Kohl auch an der Demontage der Familie, die Adenauer seinerzeit mit der Rentenreform eingeleitet hatte) beteiligt. CDU-Familienpolitik war schon immer verlogen, weil sie aus dem Lippenbekenntnis zur Familie nicht die nötigen Schlüsse gezogen hat.
Adenauer hat seinerzeit – gegen einschlägige Warnungen – ein gigantisches Schenkkreis-System zu Lasten der Familien mit Kindern und zu Gunsten Kinderloser installiert. Seit dieser Rentenreform waren Kinder optional, und der Lebensstandard Kinderloser besser gesichert als derjenige von Eltern. Es hat dann noch eine halbe Generation und einen gesellschaftlichen Umbruch gedauert, bis das Resultat in der Geburtenstatistik ablesbar war.
Seit inzwischen 30 Jahren konnten wir wissen, was wir tun. Vor 23 Jahren kam die CDU wieder an die Regierung, versprach diffus eine geistig-moralische Wende – und installierte Norbert „Die Rente ist sicher“ Blüm. Jetzt kommt die CDU in der Familienpolitik der großen Koalition mit einem technokratischen Ansatz daher, wie ihn die letzte SPD-geführte Regierung nicht zu realisieren wagte. Und noch dazu mit den falschen Instrumenten.
Ein Blick auf meine Gehaltsabrechnung zeigt, dass die Steuerbelastung nicht das entscheidende Problem ist. Die Sozialabgaben sind in der Summe etwa doppelt so hoch wie die Steuern. Und bitte nicht vergessen: Mein Arbeitgeber zahlt die gleiche Summe noch einmal direkt an die Sozialkassen. Meine Sozialabgaben sind also viermal so hoch wie die Steuern. Und was ist der größte Teil davon? Der Rentenbeitrag.
Wenn die CDU wirklich etwas für Familien mit Kindern tun wollte, würde sie den Arbeitnehmeranteil der Rentenbeiträge nach der Zahl der Kinder staffeln. Je mehr Kinder, desto weniger Rentenbeitrag. Das wird aber nicht geschehen, also zahle ich weiterhin schön fleißig die Rente jener Generation, die uns diesen ganzen Schlamassel eingebrockt hat.