Gerechte Sprache

Es scheint langsam ernst zu werden mit der für den Reformationstag angekündigten Veröffentlichung der Bibelübersetzung in „gerechter Sprache“. In der FAZ vom Wochenende befasst sich Felix Grigat ausführlich mit der Kritik an diesem Projekt.

Ein Hammerschlag gleich im ersten Satz: Demnach „entfernen sich einige Protestanten zusehends vom reformatorischen Schriftprinzip (sola scriptura), wonach die Bibel allein Richtschnur für kirchliche Lehre und Tradition ist.“

So haben sich die 52 Übersetzer […] darauf verpflichtet, neben der historisch-kritischen und literaturwissenschaftlichen Exegese Einsichten der feministischen Theologie, des christlich-jüdischen Dialogs sowie „Wahrnehmungen aus der Sicht von gesellschaftlichen Minderheiten“ zu berücksichtigen.

Kritiker kreiden an, dass „Grundsätze der klassischen Philologie hermeneutischen Interessen untergeordnet würden“.

Der Tübinger Alttestamentler Bernd Janowski sagte, die Neuübersetzung liefere sich an den Zeitgeist aus und sei ein „Dokument des sich selbst aushöhlenden Protestantismus“. Es sei „beschämend“, daß es überhaupt von kirchenleitender Stelle aus protegiert werde.

In der Summe bleibt kein gutes Haar an der Übersetzung, die bereits vor Erscheinen in einschlägigen Blogs massiv kritisiert wird. Übrigens nennt Grigat auch Margot Käßmann unter den Förderern – laut Website hat sie das 5. Buch der Tora mitbezahlt.

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Freiheit gegen Sicherheit

„Unser Bericht zeigt, dass die Menschen seit dem 11. September bereit sind, aus Furcht etwas von ihrer Freiheit für ihre Sicherheit aufzugeben“, zitiert Michael Kleff heute im Deutschlandfunk [MP3] Eric Nuzum, den Autor des Freemuse report on censorship in post 9/11 USA.

Wo ist das Problem? Wenn weder Freiheit noch Sicherheit absolute Werte sind, sondern jeweils in Relation zu anderen Werten stehen, dann ist das doch ein völlig legitimer Tausch.

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Angst vor der leeren Freiheit

Thomas Assheuer in der Zeit [via Perlentaucher]:

Doch warum wecken die dänischen Karikaturen auch den Zorn der Einsichtigen? Die Antwort liegt auf der Hand. Sie haben nicht deshalb demonstriert, weil sie sich plötzlich zu Fundamentalisten bekehrt hätten, sondern weil sie fürchten, die kulturelle Modernisierung könne sich am Ende doch als Sackgasse erweisen. Aus ihrem Protest spricht die Angst, dass von den heiligen Bildern der islamischen Tradition nichts mehr übrig bleibt – nur deren Karikatur. Es ist die Angst vor der leeren Freiheit, vor einem Liberalismus, der nur noch eines duldet: das Liberale. Schließlich spricht aus dem Protest der nagende Zweifel, ob es islamischen Gesellschaften gelingt, einen eigenen Weg in die kulturelle Moderne zu finden – oder ob sie sich dem säkularisierenden Sog einer kapitalistischen Konsumkultur unterwerfen müssen, die Gott in Geld und das »Heilige« in Reklame verwandelt.

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Genuin protestantischer Kampfbegriff

Der Münchner Moraltheologe Friedrich Wilhelm Graf im Interview mit der Welt [via Perlentaucher]:

Es gibt eine paradoxe Gleichzeitigkeit von Säkularisierungstendenzen und Revitalisierungstrends des Religiösen. Der Fundamentalismus-Begriff allerdings stammt aus protestantischen Debatten. Von „Fundamentalismus“ ist erstmals im frühen 20. Jahrhundert in den USA die Rede. Oft wird vergessen, daß wir einen genuin protestantischen Kampfbegriff zur Analyse islamischer Entwicklungen benutzen. Möglicherweise ist das kein sehr kluges Vorgehen.

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Ein Hammer

Heinz Angehrn kündigt eine neue Buchbesprechung an. Diesmal: Klaus-Peter Jörns. Notwendige Abschiede. Auf dem Weg zu einem glaubwürdigen Christentum. Gütersloh 2004. Vollmundig:

Das Buch ist ein Hammer und reinste Provokation für katholikale und evangelikale Kirchenohren und -hirne.

Vielversprechend auch die Kurzbeschreibung bei Amazon:

Provozierend und Notwendig. Die kritische Revision christlicher Glaubensaussagen. Eine scharfe Analyse in großer Sympathie. Für einen Glauben, der Leben schafft. Das Unbehagen wächst – aber niemand tut etwas. Die Menschen wenden sich gelangweilt ab. Selbst Pfarrer und Pfarrerinnen glauben kaum, was ihr Amt ihnen zu bekennen aufgibt – doch niemand traut sich, die Wahrheit offen auszusprechen: Die Kirche muss sich von vielen ihrer Glaubensaussagen verabschieden. Es gilt, Neues zu bedenken. Klaus-Peter Jörns unterzieht alle zentralen Glaubensaussagen der Christen einer kritischen Revision. Ob die Bedeutung der Bibel oder Jesus Christus, ob Offenbarungsglaube oder Schöpfungsbericht – alles prüft er mit scharfer Analyse und in großer Sympathie. Sein Ziel: die Neuformulierung eines Glaubens, der Leben schafft.

Und Amazon in seiner großen Weisheit weiß das Buch gleich richtig einzuordnen:

Kunden, die dieses Buch gekauft haben, haben auch diese Bücher gekauft:

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Sterbende Ideologien

Im Kampf der Karikaturen (Alan Posener) stehen sich zwei Ideologien unversöhnlich gegenüber: Säkularismus und Islamismus.

Der Islamismus hat dem Säkularismus seine Vitalität voraus. Säkular dominierte Gesellschaften sterben aus, während die Bevölkerung islamischer Länder dynamisch wächst.

IslaMuslimische Zuwanderer in säkular dominierte Länder stellen zu Recht die Frage, warum sie sich dem Wertesystem einer sterbenden Gesellschaft anpassen sollen.

Dennoch ist es ein Kampf zwischen zwei Verlierern: Der zur Ideologie gewordene Islam hat sich von der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklung abgekoppelt; der ideologische Säkularismus ist schon rein biologisch nicht in der Lage, sich zu reproduzieren.

Der Christ sitzt hier zwischen allen Stühlen, was ihm im Zweifel auch nicht hilft.

Gregor VII. vs. Heinrich IV.

Heute vor 930 Jahren verhängte Papst Gregor VII. den Kirchenbann über König Heinrich IV. Ein Jahr später ging Heinrich nach Canossa. Das heißt, eigentlich wollte er nach Rom, aber der Papst war schon auf dem Weg in Richtung Augsburg, um dort Gericht über Heinrich zu halten. Mehr im Deutschlandfunk. [MP3]

Wer ist Mehrheit, und wer ist Minderheit?

Frank Schirrmacher antwortet in der FAZ (online beim Spiegel, Hinweis von Scipio) auf einen Spiegel-Essay von Botho Strauß:

Wer ist Mehrheit, und wer ist Minderheit? Diese Frage, die Politiker aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich zu stellen wagen, hat der Bevölkerungsforscher Herwig Birg längst beantwortet. Dabei geht es nicht um die Veränderungen der Mehrheitsverhältnisse in der Gesellschaft insgesamt, sondern um eine demographische Revolution von unten. Wie die unsere Debatten bestimmt, ließ sich in den letzten fünfzehn Jahren studieren: Erst debattierte die Gesellschaft den Familiennachzug, dann die Probleme bei der Integration in den Kindergärten, es folgte eine Auseinandersetzung um die Probleme in Grundschulen, dann – mittlerweile war die Großelterngeneration in den Herkunftsländern hoch betagt – eine Debatte um das Staatsbürgerrecht mit besonderem Hinweis auf die Erbschaftsproblematik.

Wir sind jetzt, Stand 2006, bei den Hauptschulen und den fünfzehnjährigen Schülern angelangt, die im Pausenhof Deutsch sprechen sollen – jeder, der die Augen nicht verschließt, weiß, daß die nächste Phase der Debatte bevorsteht: der Augenblick, wo diese Generationen die Schulen verlassen und, da schlecht von uns ausgebildet, mit einem abweisenden Arbeitsmarkt konfrontiert werden. Dieser Augenblick ist schätzungweise noch maximal fünf Jahre entfernt.

Aber es geht nicht nur um ein Integrationsproblem einer vorwiegend muslimischen Mehrheit. Es geht mittlerweile um ein Desintegrationproblem der nicht zugewanderten jungen Minderheit. „Es ist nicht übertrieben“, so Birg mit Blick auf die Jahre 2010 bis 2015, „daß die nicht zugewanderte, inländische Bevölkerung bei den unter Vierzigjährigen vielerorts zu einer Minderheit unter anderen Minderheiten wird.“

Ein katholischer Schriftsteller

Jens Jessen in der Zeit 10/2004 über Nicolás Gómez Dávila:

Es sind messerscharfe Aphorismen, in fünf Bänden gesammelt von 1977 bis 1992, die von einem überwältigenden Hass auf die Moderne angetrieben werden, wie er seit Nietzsche nicht mehr formuliert worden ist. Es ist aber nicht Gott, den er zu Grabe trägt, sondern der moderne Glaube, ohne Gott auskommen zu können. Gómez Dávila ist ein katholischer Schriftsteller von einzigartiger Angriffslust. Der Atheismus, sagt er, macht den Menschen nicht frei, sondern unterwirft ihn den absurdesten innerweltlichen Heilsversprechen. […]

Er selbst sah sich als „authentischen Reaktionär“. Das macht es
allerdings für ein zeitgenössisches Publikum nicht leichter. Unter einem Reaktionär kann es sich kaum etwas anderes als einen Faschisten oder, bestenfalls, Monarchisten vorstellen. Gómez Dávila ist aber weder das eine noch das andere. Der Reaktionär ist für ihn überhaupt kein politischer Aktivist, der alte Zustände wiederherstellen will, sondern „bloß ein Passagier, der mit Würde Schiffbruch erleidet“. Der Reaktionär sei „jener Narr, der die Eitelkeit besitzt, die Geschichte zu verurteilen, und die Unmoral, sich mit ihr abzufinden“.

Gómez Dávila will die Moderne nicht abschaffen, das hält er für unmöglich; aber er will ihr die Selbstverständlichkeit bestreiten, mit der sie einen Fortschritt zum Besseren behauptet. […] In der Bereitschaft, um des Fortschritts willen den Menschen zu versklaven, sieht er nicht den geringsten Unterschied zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Insbesondere empört er sich über die Gelassenheit, mit der das Scheitern der totalitären Großversuche des 20. Jahrhunderts hingenommen wird, zu denen er ohne Umschweife auch die liberale Marktwirtschaft rechnet. […]

Für Gómez Dávila ist der moderne Mensch ein Wesen von monströser Verantwortungslosigkeit; und zwar aus Selbstüberschätzung. Er fühlt sich als Meister seines Glücks. Aber wenn sich herausstellt, dass er doch eher als Meister des Unglücks tätig war, zweifelt er noch immer nicht an seiner Güte. […]

Sein zentraler Gedanke ist die merkwürdige Bereitschaft der Bürger, Mehrheitsentscheidungen auch über Grundwerte und Gewissensfragen zu akzeptieren. Das wäre, wenn es einen nichtmenschlichen Gott gäbe, an dessen Gebot der Bürger glaubte, gänzlich unverständlich. Wahrhaft göttliche Gebote müssten jedem irdischen Dafürhalten entzogen sein.

Auch die unerträgliche Einschränkung der individuellen Freiheit, die im Mehrheitsprinzip liegt, ist nur akzeptabel, wenn der Bürger annimmt, dass in der Mehrheitsmeinung eine höhere, quasigöttliche Vernunft zu Geltung kommt. Aber warum sollte diese Vernunft bei der Mehrheit liegen? Das eben, sagt Dávila, ist der mystische Glaubenskern der Demokratie, an dem sich ihr pseudoreligiöser Charakter erkennen lässt.

Keine Werber hier oben

Werbeblogger Andreas Rodenheber (Gottes Werk und Werbers Beitrag) schreibt ein göttliches Briefing:

From: JHWH
To: Hl. Petrus the Rock.
CC: Jesus v. Nazareth, Hl. Geist, Hl. Sebastianus, Hl. Christopherus, Hl. Martin von Tours
Subject: Spread the Word!

Moin,

also, wie schon gesagt.

Zielgruppe:
Deutschland. Alle Menschen, die guten Willens sind.

Ziel:
Ende mit der Rumjammerei. Teamgeist wecken. Aktivierung für die gute Sache.

Benefit:
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir dein Stecken und Stab trösten mich.

Reason why:
Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele und führet mich auf rechter Strasse um seines Namens Willen.

Timing:
Konzeptpräsentation mit Bildideen (Scrap) und Headlines (Copy blind) Anfang 7. KW

Keine Ausreden. Keine Halbheiten. Kein Wenn und Aber.

gez.
JHWH
nach Diktat verreist

Dringend die ganze Story lesen!