Botschaften

Auf meine Frage

Es ist bestenfalls noch Deine persönliche Wahrheit – aber wem willst Du die glaubhaft verkünden?

antwortet Philipp:

Nur die kann ich glaubhaft verkünden! Ich kann nicht glaubhaft verkünden, was eine noch so tolle Kommission erarbeitet hätte. Meine Verkündigung ist mein Leben. Ich komme nicht mit dem Besen, um Leute zu bekehren. Meine Mission besteht darin, daß ich Menschen antworte, die mich fragen, warum ich mir dies oder jenes antue. Und dann kann ich nicht sagen, daß irgendwelche Typen das vor Jahrhunderten bestimmt haben, sondern daß das meine tiefe, innere Überzeugung ist.

Alles richtig, verkennt aber ein grundsätzliches Problem. Wir haben im Prinzip drei Positionen in den vergangenen Diskussionen gesehen:

  1. Es gibt eine Botschaft, die uns seit apostolischer Zeit zuverlässig übermittelt wird und zu der wir uns prinzipiell nur ablehnend, annehmend oder indifferent verhalten können.
  2. Die Zuverlässigkeit der Übermittlung steht in Frage, so dass Kriterien wie sola scriptura (mehr oder weniger traditionsgebunden) nötig sind, um über Ablehnung oder Annahme der Botschaft entscheiden zu können.
  3. Die Botschaft ist zwar nicht ganz unwichtig, aber eigentlich interessiert nur, was das Individuum davon glauben kann oder will (Modell Cafeteria) oder was es selbst daraus machen kann (Modell Bastelbogen).

Aus meiner Sicht gibt es da keine Mittelwege, sondern jede der drei möglichen Haltungen erfordert eine vorgängige Grundsatzentscheidung. Modern und zeitgeistig ist natürlich nur die dritte Variante. Ist sie deswegen auch wahr?

Elefantengleichnis

Sehr schön, wozu das Elefantengleichnis so alles herhalten muss. Ja, ich kenne es. Die jüngste Belegstelle hatte ich erst vor kurzem hier als Link

Am Ende des zweiten christlichen Jahrtausends befindet sich das Christentum gerade im Raum seiner ursprünglichen Ausdehnung, in Europa, in einer tiefgehenden Krise, die auf der Krise seines Wahrheitsanspruches beruht. Diese Krise hat eine doppelte Dimension: Zunächst stellt sich immer mehr die Frage, ob der Begriff Wahrheit sinnvoller Weise überhaupt auf die Religion angewandt werden könne, mit anderen Worten, ob es dem Menschen gegeben ist, die eigentliche Wahrheit über Gott und die göttlichen Dinge zu erkennen.

Der Mensch von heute findet sich viel eher in dem buddhistischen Gleichnis vom Elefanten und den Blinden wieder: Ein König in Nordindien habe einmal alle blinden Bewohner der Stadt an einem Ort versammelt. Darauf ließ er den Versammelten einen Elefanten vorführen. Die einen ließ er den Kopf betasten. Er sagte dabei: „So ist ein Elefant.“ Andere durften das Ohr betasten oder den Stoßzahn, den Rüssel, den Rumpf, den Fuß, das Hinterteil, die Schwanzhaare. Darauf fragte der König die einzelnen: „Wie ist ein Elefant?“ Und je nachdem, welchen Teil sie betastet hatten, antworteten sie: „Er ist wie ein geflochtener Korb … Er ist wie ein Topf … Er ist wie eine Pflugstange … Er ist wie ein Speicher … Er ist wie ein Pfeiler … Er ist wie ein Mörser … Er ist wie ein Besen.“ Daraufhin – so sagt das Gleichnis – kamen sie in Streit, und mit dem Ruf „Der Elefant ist so und so“ stürzten sie aufeinander und schlugen sich mit den Fäusten zum Ergötzen des Königs.

Der Streit der Religionen erscheint den Menschen von heute wie dieser Streit der Blindgeborenen. Denn blind geboren sind wir den Geheimnissen des Göttlichen gegenüber, so scheint es. Das Christentum befindet sich für das heutige Denken keineswegs in einer positiveren Perspektive als die anderen – im Gegenteil: Mit seinem Wahrheitsanspruch scheint es besonders blind zu sein gegenüber der Grenze all unserer Erkenntnis des Göttlichen, durch einen besonders törichten Fanatismus gekennzeichnet, der das in eigener Erfahrung betastete Stück unbelehrbar für das Ganze erklärt.

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Nachtrag: Ralf erklärt, warum das Elefantengleichnis auf einen Gott, der sich offenbart, nicht zutrifft.

Inkonsistenz

Nach wie vor kreist die Debatte um ekklesiologische Fragen. Wer oder was konstituiert die Kirche? Matthias schreibt in den Kommentaren:

„Es gibt verschiedene kirchliche Glaubensgemeinschaften, die für mich aber wegen ihrer Orientierung auf Christus hin allesamt als legitime Teile einer Gesamtkirche anzusehen sind. Schade, dass ich das offenbar nicht begreiflich machen kann.“

Ich halte dem entgegen:

„Du kannst es nicht begreiflich machen, weil es logisch nicht konsistent ist. Sad to say. Ohne Logik aber lässt sich nichts begreifen.“

Philipp möchte jetzt wissen, wo die logische Inkonsistenz liegt.

Ganz einfach: Es gibt keinen kleinsten gemeinsamen Nenner dieser verschiedenen kirchlichen Glaubensgemeinschaften in der Frage, was die Kirche ist. Selbst Minimalaussagen wie Christus ist das Haupt der Kirche sind strittig. Wie sollen die besagten verschiedenen kirchlichen Glaubensgemeinschaften Teile einer Kirche sein, wenn sie nicht einmal gemeinsam sagen können, was diese Kirche eigentlich ist?

Das reicht als Inkonsistenz bereits völlig aus. Noch weiter auseinander gehen die Ansichten, was die Frage der Legitimität angeht. Es gibt kirchliche Glaubensgemeinschaften, die nur sich selbst als legitime Nachfolger Christi ansehen (die römisch-katholische Kirche gehört nicht dazu). Die würden sich definitiv nicht als Teile einer inhaltlich nicht näher bestimmbaren Gesamtkirche verstehen und diesen Vereinnahmungsversuchen vehement widersprechen.

Wenn die Orientierung auf Christus hin nicht mehr bedeutet als Christus ist die Wahrheit, alles andere ist Menschenwerk, dann ist dieser Maßstab keiner. Es gibt dann kein Kriterium, falsche Zeugen als solche zu erkennen (jedenfalls nicht an ihren Aussagen, da ja alle möglichen Aussagen wahr sein könnten). Es gibt kein Kriterium, die Legitimität der Zugehörigkeit zur Kirche zu erkennen. Letztlich kann dann jeder behaupten, er sei Teil der Kirche, weil er sich auf Christus hin orientiere. Mormonen? Zeugen Jehovas? Sind alle legitime Teile einer Gesamtkirche – deren Vorrat an Gemeinsamkeiten praktisch gegen Null geht.

Liturgie

Ratlos lässt mich diese Notiz des heutigen Perlentauchers zurück:

„Auf der letzten Seite [des FAZ-Feuilletons] erklärt der katholische Priester Uwe Michael Lang die liturgischen Auffassungen Benedikts XVI., der die Bibel nach streng katholischem Glauben nicht dem Kirchenvolk zu lesen geben, sondern sie in der liturgischen Praxis zu Fleisch werden lassen wolle.“

Ebenfalls dank Perlentaucher weiß ich, dass Uwe Michael Lang der Autor des Buches Conversi ad Dominum ist (Untertitel: Zu Geschichte und Theologie der christlichen Gebetsrichtung). Dessen Vorwort hat übrigens kein geringerer als Joseph Kardinal Ratzinger (2003) verfasst.

Nachtrag: Die Gebetsrichtung und ihre liturgische Bedeutung war im vergangenen Jahr Thema bei Scipio.

Zweiter Nachtrag: eine Rezension zu Conversi ad Dominum aus der Tagespost (2003)

Dritter Nachtrag: ein ausführlicher Beitrag zur Liturgiereform bei theologisches.net

Vierter Nachtrag: der vollständige Artikel von Uwe Michael Lang

Tatort

Bekäme der „Tatort“ plötzlich eine neue Erkennungsmelodie und eine andere Eingangssequenz als die mit dem stahlblauen forschenden Auge im Fadenkreuz, es würde niemanden wundern, aber alle entsetzen. Denn damit wäre eine letzte Bastion der Verläßlichkeit gefallen, und die Folgen wären so verheerend wie die, als die katholische Kirche ihre jahrtausendealten lateinischen Formeln in Landessprachen übersetzte und so weltumspannende Riten zu umgangssprachlichen Redewendungen machte.
FAZ vom 4. Juni 2005

Werke

Was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke.
Der Mensch wird seiner Werke wegen gerechtfertigt, nicht durch den Glauben allein.
Wie der Leib ohne den Geist tot ist, so der Glaube ohne die Werke.
Der Mensch wird seiner Werke wegen gerechtfertigt, nicht durch den Glauben allein.
Responsorium aus der Lesehore vom Dienstag der 10. Woche im Jahreskreis

Rheinisch-Katholisches

Ein anderer Peter nimmt einen zweiten Anlauf, sein EchoRomeo erklingen zu lassen. Diesmal: Cardinal Meisner.

Heute traf ich unsere Nachbarn vor dem Haus. Das allein wäre noch keine Meldung wert, aber sie fragten mich, ob ich schon die Westdeutsche Zeitung gelesen hätte. Offensichtlich hat Kardinal Meisner wieder zur «C»-Frage der CDU Stellung genommen. Und laut Nachbarberichten (beide evangelisch) gesagt, die CDU solle endlich auf das «C» in ihrem Namen verzichten. Was christlich sei, befinde in Deutschland ohehin nicht eine Partei, sondern (und jetzt kommt’s!) die Katholische Kirche. Und überhaupt sei die Ökumene, die der Papst meine, weniger auf die Evangelischen als vielmehr auf die Orthodoxen gerichtet.

Nun bin ich einmal gespannt, was er denn nun wirklich gesagt hat.

Lieber Peter, was er wirklich gesagt hat, weiß ich auch nicht. Die Berliner Morgenpost bringt eine stark eingekürzte epd-Meldung:

Kardinal: „C“ streichen

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat die Unionsparteien aufgefordert, das C aus ihren Parteinamen zu streichen. „Was christlich ist, kann nicht die CDU definieren, das machen wir“, sagte der für seine konservativen Positionen bekannte Erzbischof. Meisner bekräftigte den absoluten Wahrheitsanspruch der katholischen Kirche und seine umstrittenen Haltungen in Fragen von Moral und Ökumene. Reformen seiner Kirche lehnt er ab. epd

Vielleicht wird ja meine Bitte um ein Medientraining für Meisner irgendwann erhört.

Nachtrag: Ralf stellt ein paar Überlegungen zur Verantwortung des Hirten im Allgemeinen und Meisners im Besonderen an.

10. Sonntag im Jahreskreis

Lasst uns streben nach Erkenntnis, nach der Erkenntnis des Herrn. Er kommt so sicher wie das Morgenrot; er kommt zu uns wie der Regen, wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt.
Was soll ich tun mit dir, Efraim? Was soll ich tun mit dir, Juda? Eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der bald vergeht.
Darum schlage ich drein durch die Propheten, ich töte sie durch die Worte meines Mundes. Dann leuchtet mein Recht auf wie das Licht.
Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer.
Hos 6, 3-6