Auf meine Frage
Es ist bestenfalls noch Deine persönliche Wahrheit – aber wem willst Du die glaubhaft verkünden?
Nur die kann ich glaubhaft verkünden! Ich kann nicht glaubhaft verkünden, was eine noch so tolle Kommission erarbeitet hätte. Meine Verkündigung ist mein Leben. Ich komme nicht mit dem Besen, um Leute zu bekehren. Meine Mission besteht darin, daß ich Menschen antworte, die mich fragen, warum ich mir dies oder jenes antue. Und dann kann ich nicht sagen, daß irgendwelche Typen das vor Jahrhunderten bestimmt haben, sondern daß das meine tiefe, innere Überzeugung ist.
Alles richtig, verkennt aber ein grundsätzliches Problem. Wir haben im Prinzip drei Positionen in den vergangenen Diskussionen gesehen:
- Es gibt eine Botschaft, die uns seit apostolischer Zeit zuverlässig übermittelt wird und zu der wir uns prinzipiell nur ablehnend, annehmend oder indifferent verhalten können.
- Die Zuverlässigkeit der Übermittlung steht in Frage, so dass Kriterien wie sola scriptura (mehr oder weniger traditionsgebunden) nötig sind, um über Ablehnung oder Annahme der Botschaft entscheiden zu können.
- Die Botschaft ist zwar nicht ganz unwichtig, aber eigentlich interessiert nur, was das Individuum davon glauben kann oder will (Modell Cafeteria) oder was es selbst daraus machen kann (Modell Bastelbogen).
Aus meiner Sicht gibt es da keine Mittelwege, sondern jede der drei möglichen Haltungen erfordert eine vorgängige Grundsatzentscheidung. Modern und zeitgeistig ist natürlich nur die dritte Variante. Ist sie deswegen auch wahr?