in Catholica

Liturgie

Ratlos lässt mich diese Notiz des heutigen Perlentauchers zurück:

„Auf der letzten Seite [des FAZ-Feuilletons] erklärt der katholische Priester Uwe Michael Lang die liturgischen Auffassungen Benedikts XVI., der die Bibel nach streng katholischem Glauben nicht dem Kirchenvolk zu lesen geben, sondern sie in der liturgischen Praxis zu Fleisch werden lassen wolle.“

Ebenfalls dank Perlentaucher weiß ich, dass Uwe Michael Lang der Autor des Buches Conversi ad Dominum ist (Untertitel: Zu Geschichte und Theologie der christlichen Gebetsrichtung). Dessen Vorwort hat übrigens kein geringerer als Joseph Kardinal Ratzinger (2003) verfasst.

Nachtrag: Die Gebetsrichtung und ihre liturgische Bedeutung war im vergangenen Jahr Thema bei Scipio.

Zweiter Nachtrag: eine Rezension zu Conversi ad Dominum aus der Tagespost (2003)

Dritter Nachtrag: ein ausführlicher Beitrag zur Liturgiereform bei theologisches.net

Vierter Nachtrag: der vollständige Artikel von Uwe Michael Lang

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Kommentar

  1. Die Perlentaucher-„Zusammenfassung“ ist ein Blödsinn. Offenbar meinen sie diese Passage ganz zu Beginn:

    Das Christentum ist keine Buchreligion – so steht es in dem 1992 erschienenen Katechismus der katholischen Kirche, der unter der Federführung Joseph Ratzingers, des damaligen Präfekten der römischen Glaubenskongregation, entstand. Mit dem Apostel Paulus betont Ratzinger, daß der Glaube vom Hören kommt, vom Hören auf das lebendige Wort, das Jesus Christus selbst ist. In der Mitte des christlichen Glaubens steht nicht ein Buch, das als solches die einzige und letzte Autorität wäre, sondern eine Person, denn „das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14). Die Kenntnis von diesem Offenbarungsereignis wird vermittelt zunächst durch die lebendige Überlieferung der Kirche, der Familie Gottes, die sich im Geist gründet auf das Ur-Bekenntnis vom Dominus Iesus: „Jesus ist der Herr“ (Röm 10,9; 1. Kor 12,3). In der Gemeinschaft der Kirche kristallisierte sich unter der Inspiration des Heiligen Geistes die Begegnung der Apostel mit dem menschgewordenen Gott zur Heiligen Schrift als Offenbarungsquelle. Dem Theologen Ratzinger ist viel daran gelegen, daß die Bibel ein Buch – um genauer zu sein, ein Kanon von Büchern – ist, das der Kirche gehört und in ihr zu lesen ist.

    Außerhalb dieses lebendigen Überlieferungsstroms zerfällt die Bibel in eine mehr oder weniger heterogene Literatursammlung. Die verschiedenen Teile des Alten und Neuen Testaments wären dann besser den historischen und philologischen Fachwissenschaften überlassen. Wenn der Ort der Bibel in der Kirche preisgegeben wird, verliert auch die Theologie ihre eigentliche Rolle als Schriftauslegung in dogmatischer Reflexion. Ratzinger, dem jeder Obskurantismus fremd ist, hat immer wieder gezeigt, wie sehr er den öffentlichen Diskurs schätzt – im Vertrauen auf die Vernunft, die als Gabe von Gott bei rechtem Gebrauch auch zu Gott führt. Die wissenschaftliche Exegese, die sich einer Fülle von historischen Methoden bedient, verhilft uns, so Ratzinger, zu wichtigen Einsichten in das Entstehen der biblischen Bücher und bereichert unser Verständnis von ihnen. Allerdings kann die Exegese in Abstraktion von der kirchlichen Überlieferung nicht zu der verbindlichen Deutung des biblischen Zeugnisses hinleiten, die allein zu einer existentiellen Begegnung mit dem menschgewordenen Gott führt und somit zu der „Gewißheit, mit der wir leben können und für die wir sterben können“.

    Es geht also um die Rolle der Bibel in der Kirche (als Institution) – aber es steht hier natürlich kein Wort darüber, dass die Bibel nicht vom Glaubensvolk gelesen werden soll…

  2. Allerdings kann die Exegese in Abstraktion von der kirchlichen Überlieferung nicht zu der verbindlichen Deutung des biblischen Zeugnisses hinleiten, die allein zu einer existentiellen Begegnung mit dem menschgewordenen Gott führt und somit zu der „Gewißheit, mit der wir leben können und für die wir sterben können“.

    Dagegen sprechen jene zahlreichen Biographien, die durch nichts weiter als eine Gideonbibel im Hotelzimmer o.ä. eine radikale und dauerhafte Wendung von absoluter Unkenntnis christlicher Traditionen hin zu festem Glauben gefunden haben. Da führte direkt Exegese (wenn man das unvoreingenommene Bibellesen so nennen möchte) zu einer Offenbarung, zu einer realen Gottesbegegnung.

    Jene zum Leben und Sterben ausreichende Gewißheit ist in der Praxis offenbar auch gegeben, wenn sie nicht der dogmatisch definierten Wahrheit entspricht. Menschen blieben ihrer persönliche Gewißheit treu in den Tod, der eine für diese, der andere für jene. Ganz ohne auf eine Deutungshoheit angewiesen zu sein.

    Die Frage bleibt, ob dieser Tod für sie wirklich der Tod war. Nicht unser Urteil, weil „deren Glauben Er allein kennt“.

    Ansonten gefällt mir hier Ratzinger mal wieder gut als geradliniger Argumentierer. Wie übrigens auch in der aktuellen Technology Review (trotz üblicher Denkfehler des Autors, der Konflikte zwischen Dialog und Konsequenz sieht, wo keine sind).

  3. Die „Zusammenfassung“ im Perlentaucher ist wirklich Blödsinn. Den ganzen Artikel kann man auf http://www.faz.net finden.

    Mir scheint es hier weniger um die persönliche Bibellektüre zu gehen als vielmehr um eine sich wissenschaftlich gebende Exegese, die am eigentlichen vorbeigeht.

    Selbstverständlich kann das unvoreingenommene Bibellesen zu einer realen Gottesbegegnung führen, aber woher haben wir die Bibel (als einen verbindlichen Kanon von Heiligen Schriften), wenn nicht von der Kirche?