Aus der Abteilung: Habe ich das nicht gesagt? (1)

Warum es 2013 keinen Kanzlerwechsel geben wird, schrieb ich im Frühjahr an dieser Stelle. Und bis jetzt läuft alles (fast) nach Drehbuch.

Die SPD hat sich wider Erwarten für Peer Steinbrück als Kanzlerkandidaten entschieden (und sich damit das Problem eines in der eigenen Partei nicht mehrheitsfähigen Kandidaten eingehandelt).

Die Grünen haben mit Katrin Göring-Eckardt die Tür zu schwarz-grünen Sondierungsgesprächen nach der Bundestagswahl 2013 weit aufgestoßen (und sich zugleich so positioniert, dass eine solche Koalition praktisch nicht mehr in Frage kommt).

Alles läuft auf eine dritte Amtszeit von Angela Merkel hinaus, entweder in einer Großen Koalition oder mit der FDP, die abzuschreiben mir doch etwas verfrüht erschiene.

Ökumene jetzt!

Etwas überrascht war ich, als ich heute den Aufruf Ökumene Jetzt las. Übrigens ein sinnarmer Name, denn Ökumene (griech. oikoumene, „Erdkreis, die ganze bewohnte Erde“) ist ja ohnehin immer und überall. Aber das ist eine Spitzfindigkeit.

Ich war nicht überrascht über die theologische Dürftigkeit, denn die war zu erwarten, sind die Autoren doch Politiker und keine Theologen. Allerdings schaffen es in Deutschland auch Theologen, theologisch dürftige Memoranden zu verfassen. Nein, angesichts des gewaltigen medialen Grundrauschens ist das Papier auch rein praktisch gesehen überaus dürftig. Kein Aufruf zum Ungehorsam, überhaupt keine konkreten Schritte, nur allgemeines Blabla.

Was das Papier bei aller Dürftigkeit schön zeigt, sind die Legitimationsprobleme des Spätprotestantismus. Es ist tatsächlich selten geworden, dass ein Protestant noch schlüssig begründen kann, warum er und seine kirchliche Gemeinschaft weiterhin von Rom getrennt sein müssen. Was genau hindert eigentlich am sofortigen Übertritt in die römisch-katholische Kirche?

Um Zeichen zu setzen und dazu beizutragen, den gemeinsamen Glauben auch in einer gemeinsamen Kirche zu leben, hier mein Vorschlag für das Praktische:

  1. Für den Einzelnen ist jederzeit die Aufnahme in die römisch-katholische Kirche möglich. Alle Pfarrämter und jeder Priester stehen dafür als Ansprechpartner bereit.
  2. Sollten ganze Gemeinden die Aufnahme wünschen, so wäre es dem derzeitigen Papst sicher eine Freude, dafür eine Struktur zu schaffen, wie er es mit Anglicanorum Coetibus bereits für den anglikanischen Zweig der Reformation getan hat.
  3. Selbst Landeskirchen steht der Weg zur Einheit offen. Mit Unierten Kirchen haben wir seit Jahrhunderten Erfahrung – alles kein Problem.

Also, liebe Erst- und Folgeunterzeichner, was genau spricht gegen meinen Vorschlag? Ökumene jetzt!

Out of Office

Morgen ist mein erster Arbeitstag nach drei Wochen Sommerurlaub. Der führte uns in diesem Jahr ins Westallgäu. Und damit ganz in die Nähe von Wigratzbad, was mir immerhin dreimal die Gelegenheit gab, dort bei den Petrusbrüdern die Messe zu besuchen.

Der weltliche Höhepunkt war aber der Aufstieg auf den Hochgrat, den höchsten Berg des Allgäuer Voralpenlandes. Wir haben immerhin rund 1.000 Meter Höhenunterschied (netto) überwunden, den Abstieg nicht gerechnet. Für uns Flachlandtiroler ist das schon eine ganze Menge.

Was ich aber eigentlich schreiben wollte: Wie es so Brauch ist heutzutage, antwortete ein Automat auf meine berufliche Mail in den letzten drei Wochen mit dem Hinweis, ich sei Out of Office. Das englische Wort für Büro erinnert an das schöne Wort Officium, und damit auch an die berufliche Pflicht, aus der ich für eine gewisse Zeit entlassen war.

Gleichzeitig schwingen auch Assoziationen an das Divinum Officium mit, die göttliche Pflicht, von der ich mir keine Auszeit genommen habe. Oder an das Sanctum Officium, das heilige Büro sozusagen, heute weniger heilig als Congregatio pro doctrina fidei bekannt.

Morgen geht es also zurück ins schnöde Büro, um dort meiner Angestelltenpflicht nachzukommen. Irgendwie schade, denn Urlaub ist ja ein Zustand, der sich nach gewisser Gewöhnungszeit durchaus auch noch länger vorstellen lässt.

Wo die 80er bis heute fortleben

Das Heidentum sitzt heute in der Kirche selbst, schrieb der junge Theologe Joseph Ratzinger 1958 in einem Aufsatz, den jüngst das Vatican-Magazin wieder zugänglich gemacht hat. Wer wie ich seine Jugend in einer noch stark katholisch geprägten Gegend verbracht hat, der konnte sehen, was die äußere Deckung von Kirche und Welt bedeutet, die nur noch zum Schein besteht.

„Frieden und Gerechtigkeit“ stand damals in den 80ern unter Picassos Friedenstaube auf den ökopapiergrauen Briefumschlägen, in denen die Bezirksstelle der Katholischen Jugend ihre Post verschickte. An Mail war noch nicht zu denken. Meine Jugend begann mit Friedens- und Umweltbewegung, Nachrüstungsdebatte und der geistig-moralischen Wende der Ära Kohl.

Während sich die Generation unserer Eltern noch selbstverständlich hinter Helmut Kohl scharte, tobte innerhalb der Kirche schon der Kampf verschiedener Fraktionen. Wir Jugendlichen fühlten uns als christlicher, katholischer Teil der Friedens- und Unweltbewegung und gerieten so in Widerspruch zu unseren CDU-Eltern und dem katholischen Establishment.

Unsere Opposition war also eine innerkirchliche. Wir schauten kritisch auf alles, was unserer Meinung nach dem Evangelium widersprach, gerade in der Kirche. Und wir experimentierten mit unserer jugendlichen Art des Kircheseins. „Wir sind Kirche“, lautete Mitte der 80er das Motto einer großen Jugendwallfahrt mit Bischof Josef Homeyer nach Vierzehnheiligen. Mit der gleichnamigen Splittergruppe hatte das aber nichts zu tun.

Mir scheint, die 80er leben bis heute fort, wenn ich mir die heutige innerkirchliche Opposition ansehe. Sie arbeitet sich an Themen ab, die uns schon damals nur am Rande interessierten, und das auch nur, weil davon so viel gesprochen wurde. Dabei gerät völlig aus dem Blickfeld, was die eigentlichen Herausforderungen der Zeit sind.

Das Evangelium ernstzunehmen muss mit dem innerkirchlichen Heidentum, das nur noch pro forma am Christentum festhält, notwendigerweise in Konflikt geraten. Mir scheint aber, dass sich die heutigen Kritiker eher auf Seiten eben jenes Heidentums befinden. Sie nehmen ihre Maßstäbe aus der Welt, nicht aus dem Evangelium, und sie hätten die Lehre der Kirche gern zeitgemäß, was heißt: der Welt gemäß.

Genau hier setzt der von Papst Benedikt im vergangenen Herbst geprägte Begriff der Entweltlichung an. Sie ist das Gegenteil jener Verweltlichung, die unweigerlich in einem neuen Heidentum enden muss. Entweltlichung ist nicht der Abschied von der Welt, sondern der Wechsel der Maßstäbe, weg von denen der Welt, hin zu jenen des Evangeliums.

Viel spannender als die müde innerkirchliche Opposition mit den immergleichen Langweilerthemen ist die Kirche in Opposition zur Welt, nicht grundsätzlich, aber dort, wo die Welt heillos geworden ist. Das Heil kommt nicht aus der Welt, sondern nur von Christus. Daran wird die Kirche notwendigerweise immer festhalten.

Fronleichnam in Rom

Zwei Nächte in Rom, beruflich, zum ersten Mal überhaupt. Und dann Fronleichnam als Haupttag. Eine selten glückliche Fügung.

Mein erster Weg am Mittwoch führte mich gleich zu Fuß durch das Stadtzentrum zum Petersplatz. Kaum zu glauben, aber beinahe rechtzeitig zur ersten Vesper von Fronleichnam war ich nahe am Hochaltar, an der Cathedra Petri von Bernini, wo das Domkapitel des Bischofs von Rom die hochfestliche Vesper feierte.

Die Sonne tauchte den Petersdom in ein wunderbares Nachmittagslicht. Es war unbeschreiblich schön. Ich blieb nicht zur anschließenden Messe, weshalb die Ordner mich samt einer größeren Gruppe nachdrücklich hinter die Absperrungen zurück beorderte.

Überhaupt wird im Dom ein ordentliches Regiment geführt, um der Touristenströme Herr zu werden. Und das scheint im Rahmen des Möglichen auch ganz gut zu gelingen. Es gibt Platz zum Beten, die Beichte kann in zahllosen Sprachen abgelegt werden, für Gottesdienste wird der Altarraum großzügig abgesperrt.

Auch das Grab des seligen Papstes Johannes Pauls des Zweiten liegt hinter einer solchen Absperrung, unter dem Altar des Heiligen Sebastian. Auch dort konnte ich eine Zeit im Gebet verweilen.

Die Vatikanische Post war so freundlich, mir etwas Strom für den Akku des iPhones zu schenken. Damit kam ich immerhin etwas weiter, denn Stadtplan oder Reiseführer in Papierform hatte ich nicht dabei.

Das Abendessen nahm ich gegenüber der Kirche Santa Maria dell’Anima ein, die passend zu Tiramisu und Kaffee ihre Türen für ein Konzert öffnete. So konnte ich noch einen schnellen Blick in die Kirche der deutschen Gemeinde Roms werfen.

Das Pantheon sah ich an diesem Abend – wie alle weiteren Kirchen – nur von außen, denn es war inzwischen etwas später geworden. Nach einem kurzen Blick in den Trevi-Brunnen (habe ich schon die Brunnen auf der Piazza Navona erwähnt?) nahm ich die Abkürzung durch den schrecklich lauten Straßentunnel unter dem Quirinalspalast zurück zum Hotel.

Am Abend des Fronleichnamstages kam ich so rechtzeitig zur Piazza San Giovanni, dass ich dort noch einen Sitzplatz ergattern konnte. Die Wartezeit ließ sich durch die still gebetete Vesper trefflich verkürzen.

Doch von einem pünktlichen Beginn um 19 Uhr konnte keine Rede sein. Die päpstliche Festmesse begann mit einem akademischen Viertel Verspätung, was sich wie ein ironischer Wink in Richtung des Professors Ratzinger lesen lässt. Der Vorteil der kleinen Verzögerung war, dass die Sonne inzwischen hinter San Giovanni versunken war und uns nicht mehr blenden konnte.

Zur päpstlichen Liturgie gibt es wenig zu sagen. Das Ordinarium aus der Missa de Angelis konnte ich fröhlich zusammen mit dem wackeren Priester schmettern, der zu meiner Rechten Platz genommen hatte. Links saßen drei Damen reiferen Alters, die mit dem Latein weniger vertraut schienen.

Überhaupt Latein. Es gab relativ viel Italienisch für meinen Geschmack, eine Sprache, der ich leider nicht mächtig bin. Auf Latein waren das Hochgebet, das dritte in diesem Fall, und die meisten Gesänge, wenn auch bei weitem nicht alle.

Zu den liturgischen Höhepunkten möchte ich die Sequenz zählen, die in voller Länge und Schönheit im Wechsel zwischen Schola und Volk gesungen wurde. Ist die eigentlich im aktuellen Messbuch vorgesehen? Egal, es war phantastisch und übrigens durchaus anspruchsvoll zu singen, da das Volk des öfteren gerade nicht die Melodie des vorangegangenen Scholaverses wiederholen kann, sondern eine andere Melodie zu singen hat.

Die Predigt werde ich wohl mal nachlesen müssen. Was übrigens leicht nervte, waren die metallenen Absperrgitter, die der Ordner regelmäßig mit lautem Krachen zur Seite rückte, um das rege Kommen und Gehen abzuwickeln.

Der Römer an sich lässt sich auch durch eine Papstmesse nicht davon abhalten, im Straßenverkehr durch häufiges Hupen schlimmere Unfälle als kleinere Blechschäden zu vermeiden. So war immer klar, dass ich nicht träume. Denn irgendwie unwirklich war die Szene an diesem wunderbaren Frühsommerabend: die große Menschenmenge vor der festlich geschmückten Fassade der Lateranbasilika, der prächtige Altar und der zierliche Papst mit seinen weißen Haaren, alles unter einem strahlend blauen Himmel bei stetig abnehmendem Tageslicht.

Die Kommunionausteilung führte leider zu einem ziemlichen Gedränge. Der wackere Diakon, der an unserem Ende die Kommunion spendete, begann der großen Nachfrage wegen irgendwann damit, die Hostien zu halbieren. Er musste am Ende von einem Ordner zur Ordnung gerufen werden, weil er der letzte war, der noch die Kommunion spendete. Übrigens nur Mundkommunion, die scheint inzwischen bei päpstlichen Messen wieder selbstverständlich zu sein.

Dann war die Messe vorbei, und nun wurde die Lage etwas unübersichtlich. Wie ich später sah, hätte ich wohl einfach innerhalb der Absperrungen bleiben sollen, um mit den übrigen Gläubigen hinter dem Wagen mit dem Allerheiligsten und dem Papst zur Basilika Santa Maria Maggiore ziehen zu können. Der gesamte Weg dorthin war nämlich komplett abgesperrt.

Doch der Herdentrieb verleitete mich dazu, außerhalb der Absperrungen neben dem schier endlosen Zug kirchlicher Würdenträger an den zahlreichen Zuschauern vorbei zu gehen. Meine Kerze war schnell erloschen, weil ich keinen bunten Windschutz abbekommen hatte.

Von Priestermangel konnte an diesem Abend wohl keine Rede sein. Nicht nur zog eine unabsehbare Reihe von ihnen vor dem Allerheiligsten her, auch außerhalb der Absperrungen wimmelte es nur so von Römerkragen und Soutanen. Eine wahre Demonstration des Katholischen, rund um den auferstandenen Christus in der Monstranz.

Der Papst kniete dahinter, mit seinem etwas zerzaust wirkenden weißen Haar, wie von den Zeitläuften zerknittert. Die Prozession wirkte auf mich wie eine große Kundgebung der Solidarität mit dem Papst, der wiederum durch sein Knien zeigte, dass es nicht zuerst um ihn geht, sondern um Christus.

Die Texte und Gesänge zur Prozession waren nun fast ausschließlich auf Italienisch, und das Begleitheft verzichtete, anders als bei den Texten der Messe, auf Übersetzungen. Der Zug erreichte Santa Maria Maggiore, bevor der Vorrat an Wort und Musik erschöpft war. Sogar das letzte Evangelium entfiel.

Es gab auch keine Zwischenaltäre, wahrscheinlich aus Platzgründen, denn auch die Piazza Santa Maria Maggiore platzte aus allen Nähten, als der Zug dort ankam, und zwar auf beiden Seiten der Absperrgitter. Mit dem Tantum Ergo und dem Eucharistischen Segen endete die Feier.

Dem Begleitheft war zu entnehmen, dass ich einen Ablass hätte gewinnen können, wenn ich die üblichen Bedingungen erfüllen würde. Hätte ich das vorher gewusst, so wäre ich vermutlich am Vortag im Petersdom zur Beichte gegangen. Geschadet hätte das jedenfalls nicht.

Der hochfestliche Abend klang für mich im Antico Caffe Santamaria aus, das direkt gegenüber der Basilika Santa Maria Maggiore liegt. Nachdem die Feier samt Prozession rund drei Stunden gedauert und ich zuvor nichts gegessen hatte, war es Zeit für ein spätes Abendessen. Als ich Platz nahm, leuchteten noch die sechs hohen Kerzen auf dem Freialtar vor der Basilika in die warme römische Nacht.

Nächste Woche in Rom

Von Mittwoch bis Freitag werde ich das außerordentliche Vergnügen einer kurzen Romreise haben. Es ist tatsächlich das erste Mal, dass ich dort sein werde. Der Anlass ist eine Konferenz, an der ich dienstlich teilnehmen darf. Weil es aus Hamburg nur einen Direktflug nach Rom gibt, reise ich bereits am Mittwoch an.

Ich werde am frühen Nachmittag in Fiumicino landen. Mein Hotel liegt nicht weit vom Bahnhof Roma Termini. Von dort aus werde ich mich gleich mal zu Fuß in Richtung Petersplatz begeben. Weitere Pläne für den Mittwoch habe ich noch nicht, bin aber dankbar für jeden Hinweis.

Am Donnerstag – Fronleichnam! – will ich abends um 19 Uhr an der Hl. Messe mit dem Heiligen Vater in der Basilica di San Giovanni in Laterano und der anschließenden Prozession zur Kirche Santa Maria Maggiore teilnehmen. Die Rückreise am Freitagabend führt mich dann über Wien, weil es abends keinen Direktflug zurück nach Hamburg gibt.

Ich freue mich wirklich sehr über diese Gelegenheit, Rom zu sehen. Sie kam etwas unverhofft, aber umso größer ist die Freude.

Ein Vorschlag zur sprachlichen Güte

Über kirchliche Strukturfragen wird in diesem Land nicht nur allzu gern diskutiert, die Strukturdebatte der vergangenen Jahrzehnte hat auch jede Menge sprachliche Ungetüme hervorgebracht. So zählt die Wikipedia eine wahrscheinlich nicht einmal vollständige Reihe grässlicher Synonyme für Pfarrverband auf:

Seelsorgeeinheit, Seelsorgebezirk, Kooperationseinheit, Pastoralverbund oder Pfarreiengemeinschaft

Beim Wort Seelsorgeeinheit muss ich immer an die berühmte Raufutter verzehrende Großvieheinheit denken. Die sprachlichen Missgriffe verweisen auf Schwierigkeiten im Denken.

Dabei könnte es so einfach sein. Wozu sollen Pfarreien überhaupt eigenständig bleiben, wenn sie sich den Pfarrer und das übrige pastorale Personal ohnehin teilen müssen? Legen wir die Pfarreien zusammen, dann braucht es keine Pfarrverbände oder dergleichen.

Stattdessen geben wir die Gleichsetzung von Pfarrei und Gemeinde auf. Eine Pfarrei mit mehreren Standorten, gerne auch Kirchorte oder Filialkirchen genannt, besteht dann aus mehreren Gemeinden. Eine Gemeinde definiert sich über ihre Kirche, den Ort des Gottesdienstes. Eine Pfarrei hingegen ist eine Verwaltungseinheit mit dem Pfarrer als Führungskraft.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Jede Menge Gremien können abgeschafft, die Kräfte gebündelt und der Blick wieder auf das Wesentliche gerichtet werden. Die an sich bewährte Territorialstruktur mit dem Prinzip der Ortsgemeinde bleibt erhalten. Und übrigens: Viele heute eigenständige Klein- und Kleinstgemeinden sind keine 100 Jahre alt. Sie wurden eigenständig, als Pfarrstellen für Priester gebraucht wurden.

Heute ist es umgekehrt.

Sommerurlaub im Allgäu

Unseren diesjährigen Sommerurlaub werden wir, zusammen mit einer befreundeten Familie, im Westallgäu verbringen. Wie ich bei einem Blick auf die Landkarte festgestellt habe, liegt unsere Ferienwohnung nur vier Kilometer von Wigratzbad entfernt.

Das wird mir sicher die eine oder andere Gelegenheit geben, dort vorbeizuschauen. Zumal wir auch am 15. August, dem Fest Mariä Himmelfahrt, dort sein werden. Uns Nordlichtern wird da quasi ein Feiertag geschenkt, was mich besonders freut.

Warum Ästhetik alles andere als unwichtig ist

Gelegentlich entsteht der Eindruck, dass ästhetische Gründe irgendwie unwichtig sind. Es kommt auf Funktion und Inhalt an, die Form ist zweitrangig. Form follows function?

Welch ein Irrtum! Ästhetik ist Wahrnehmung. Wenn wir von Ästhetik sprechen, dann sprechen wir davon, wie etwas wahrgenommen wird. Und das soll unwichtig sein?

Jede Botschaft, auch und gerade die frohe, braucht eine Form, damit sie überhaupt wahrgenommen werden kann. Martin Mosebach hat bekanntlich der Häresie der Formlosigkeit einen ganzen Essayband gewidmet.

Diese Häresie hat uns jede Menge schreiend hässlicher Kirchengebäude und eine vielfach verhunzte Liturgie beschert. Wo Hässlichkeit und liturgischer Murks zu Prinzipien erhoben werden, da lässt sich Gott nicht mehr wahrnehmen. An die Stelle Gottes tritt der Mensch mit all seinen Unzulänglichkeiten.

Wie langweilig! Die Wahrnehmung Gottes geht hingegen immer mit Schönheit einher. Kirchengebäude und Liturgie müssen schön sein, damit sie etwas vom Wahren, Guten, Schönen durchscheinen lassen. Die Wahrheit, die Christus ist, die Güte Gottes und die Schönheit seiner Verehrung liegen eng beeinander.

Neben diesen grundsätzlichen Überlegungen habe ich auch ganz persönliche Gründe für diese Ansicht. Als ich in den neunziger Jahren vor der Frage stand, ob ich Christ oder Agnostiker bin, da sagte ich mir: Um Agnostiker zu sein, müsste ich das gesamte christliche Erbe als Irrtum verwerfen, oder wenigstens als auf den Sand des Nicht-Erkennbaren gebaut.

Das schien mir unmöglich. Die herrlichen Kathedralen, die wunderbare sakrale Kunst, die unglaublich schöne geistliche Musik – das kann doch nicht das Produkt eines großen Irrtums der Menschheit sein.

Bei vielen heutigen Kirchenbauten, moderner Sakralkunst und neuem geistlichen Lied hingegen bin ich mir da nicht so sicher.

Auch wenn das eine schöne Schlusspointe wäre, so will ich doch dem Eindruck wehren, früher sei alles besser gewesen. Das denke ich nicht. Was aber die Jahrhunderte überlebt hat, das ist das Wahre, Gute, Schöne. Das Unwahre, Schlechte und Hässliche verschwindet früher oder später.

Insofern können wir das Urteil über unsere Kirchengebäude, die heutige Sakralkunst und die gegenwärtige geistliche Musik getrost späteren Generationen überlassen. Wenn sie überhaupt noch etwas davon sehen werden.