Tragikomische Randfiguren

Um nun endlich über die Liturgiekonstitution schreiben zu können, muss ich sie erst einmal lesen. Und was sehe ich in der Einleitung von Rahner/Vorgrimler? Diesen Seitenhieb, den sich die beiden Theologen offensichtlich nicht verkneifen konnten, als sie (1966) über die Liturgiereform schrieben:

Widerstände ergeben sich aus sogenannten akademischen Kreisen, deren Angehörige ihre Unfähigkeit zur Kommunikation, ihren Bildungsdünkel und ihr steriles Verhältnis zur Geschichte hinter dem Anspruch besonderer Kirchlichkeit zu tarnen suchen, indem sie ihre Ressentiments als Maßstab des Katholischen ausgeben. Dem Konzil war es leichter, als dies einzelnen Bischofskonferenzen und Bischöfen geworden wäre, diese wortstarken und teilweise einflußreichen, aber in der Humanität gescheiterten tragikomischen Randfiguren der Kirche völlig außer Acht zu lassen.

Und übergangslos schreiten die beiden Autoren nach diesen Sätzen in der Kurzbeschreibung der Liturgiekonstitution fort.

Roe v. Wade distorts everything

Joseph Bottum kommentiert in First Things die Kongresswahlen in den USA:

The way the right in America thinks about the war in Iraq is not comparable to the way the right thinks about abortion. Let’s leave aside the question of whether opposition to abortion is properly a conservative issue. The process by which the Republicans became the pro-life party and the Democrats became the pro-abortion party is one of the most bizarre in our history. Roe v. Wade distorts everything it touches, including American politics. Still, opposition to abortion is now a fixed part of the conservative world, and, for deep-red-state Republicans, to cease to be pro-life would require a fundamental rethinking of everything it currently means to be a conservative. To cease to support the war in Iraq requires only a change of mind about a particular attempt to carry out one initiative of foreign policy.

All Hallows Eve

fono findet Halloween prima. Ich auch. Hier die katholisch korrekte Begründung: Halloween leitet sich von Allhallows Eve(ning) ab, dem Vorabend von Allerheiligen (1. November). Die Wikipedia weiß:

Da es mit Allerheiligen verbunden war, wurde Halloween früher nur in katholisch gebliebenen Gebieten der britischen Inseln gefeiert, vor allem in Irland. Von dort kam es mit den vielen irischen Auswanderern in die USA und gehörte dort zur Folklore dieser Volksgruppe.

Wenn also mein Ältester am Abend des Reformationstages mit seinen Kumpels verkleidet um die Häuser zieht, werde ich die erste Vesper von Allerheiligen beten und mich freuen.

PS: Mit dem Reformationstag hat Halloween tatsächlich nichts zu tun – weshalb die Lutherbonbonhersteller sich völlig zu Recht davor fürchten.

Verlässlich

Wenn in dieser Welt auf etwas Verlass ist, dann ist es der plumpe Antikatholizismus des Spiegel. Aus der Hausmitteilung dieser Woche:

Liebe, Lust und Leidenschaft müssen im Islam keine Tabus, Genuss und Glaube kein Widerspruch sein: Sexualität soll, anders als etwa im Katholizismus, nicht nur der Fortpflanzung dienen. Wehe dem aber, der sich nicht bis zur Ehe geduldet – ihm drohen, manchmal schon wegen Zärtlichkeiten, empfindliche Strafen.

Kein Kommentar.

Ähnlich klischeehaft kommt eine Deutschlandfunk-Reportage [MP3] von Gunnar Schulz-Burkel über das pfingstkirchliche Jesus Camp und andere christliche Phänomene in den USA daher, auf die mich Str per Mail hingewiesen hat. An christlichen Privathochschulen, so wird dort berichtet, schreiben sich mehr Studenten ein als je zuvor, und der Absatz von CDs mit christlicher Rockmusik ist binnen eines Jahres um 300 Prozent gestiegen. Für Schulz-Burkel ist das offensichtlich der Untergang des unchristlichen Abendlandes.

Orátio ante colligatiónem in interrete

Ein Gebet vor dem Gang ins Internet:

Omnípotens aetérne Deus,
qui secúndum imáginem Tuam nos plasmásti
et omnia bona, vera, et pulchra,
praesértim in divína persóna Unigéniti Fílii Tui
Dómini nostri Iesu Chrísti, quaérere iussísti,
praesta, quaésumus,
ut, per intercessiónem Sancti Isidóri, Epíscopi et Doctóris,
in peregrinatiónibus per interrete,
et manus oculósque ad quae Tibi sunt plácita intendámus
et omnes quos convenímus cum caritáte ac patiéntia accipiámus.
Per Christum Dóminum nostrum. Amen.

Gefunden bei What Does The Prayer Really Say?, dort u.a. auch die deutsche Übersetzung

Archivarbeit

Der Spiegel 41/2006 über die Öffnung des vatikanischen Geheimarchives für die Jahre bis 1939

Alexander Smoltczyk ist es wohl zu verdanken, dass der Spiegel vom kommenden Montag eine ganz lesbare Geschichte über erste Fundstücke aus dem vatikanischen Geheimarchiv der Jahre 1922 bis 1939 bringt. Die zentrale Passage:

Es finden sich die handschriftlichen Aufzeichnungen Pacellis über seine täglichen Treffen mit dem Papst – kurioserweise zwischen Benzin- und Stromrechnungen im Bestand „Stati Ecclesiastici“ verborgen, wo der Kirchenstaat seine Alltagsangelegenheiten ablegte. Es ist eine Entdeckung, welche die Seligsprechung von Pius XII. noch weiter hinausschieben dürfte.

Die Notate des Kardinals Pacelli, über dessen späteres Pontifikat der Schriftsteller Rolf Hochhuth sein Drama „Der Stellvertreter“ schrieb, zeigen eine Kirchenspitze, die den Aufstieg der Nazis zunächst mit Naivität, Ratlosigkeit, bisweilen Wohlwollen beobachtet. Gegenüber dem Kommunismus erschien ihr Hitler als das kleinere Übel.

Aus einer Audienz am 4. März 1933 etwa kommt Pacelli in offensichtlich gehobener Stimmung: „Adolf Hitler ist der erste und einzige Staatsmann, der sich öffentlich gegen die Bolschewisten stellt. Bis jetzt hat das nur der Heilige Vater getan“, so notierte der allmächtige Kardinal in seiner typischen Drei-Millimeter-Handschrift.

In einer anderen Schachtel liegt ein Zettel im DIN-A5-Format in derselben Handschrift. Es ist eine Aufzeichnung vom 1. April 1933, notiert nach der Audienz beim Papst, bei der über die beginnenden Judenverfolgungen in Deutschland gesprochen wurde. Einige Worte sind in eckige Klammern gesetzt, wohl als Kommentar zu einer Aussage des Papstes. Pacelli schreibt: „Es kann der Tag kommen, an dem man sagen können muss, dass etwas getan wurde.“ Ein Schlüsselsatz.

Es ist kein Satz eines Heiligen. Es geht nicht um richtig und falsch, nicht um Moral, sondern um diplomatisches Finassieren. Der Satz zeugt von ratloser Schwäche, Selbstlähmung, Feigheit.

Das R-Wort

Man konnte ja seit der Missa pro eligendo Romano Pontifice ahnen, was das große Thema des Pontifikates von Benedikt XVI. sein würde. Die Regensburger Vorlesung griff es in pointierter Weise wieder auf. Und nun scheint es, als ob auch der Islamwissenschaftler Bassam Tibi die Diagnose teilen würde:

Die Muslime stehen absolut zu ihrer Religion, das ist religiöser Absolutismus. Und die Europäer stehen nicht mehr zu den Werten ihrer Zivilisation. Sie verwechseln Toleranz mit Relativismus.

So Tibi in einem Interview des Spiegel (Ausgabe vom kommenden Montag).

Feiertage

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Noch ein Kalender-Tipp: Die wichtigsten christlichen Feiertage kann Outlook selbst in den Kalender einfügen. Das Bild zeigt, wie das geht.