Blick nach Köln

Ralf richtet eine neue Rubrik („Die Kirche von Köln“) ein. Sehr gute Idee! Zumal allein der Kölner Hirte schon den Blick lohnt.

Mit seinem neuen Pressesprecher scheint sich auch die notorische kommunikative Fettnäpfchenaffinität zu bessern. In der jüngsten Affaire trug der gewohnt reflexhaft agierende kölsche Kardinalkritikerklüngel schon eine erste schwere Niederlage davon. Sogar Margot Käßmann war mit Meisner einer Meinung.

Dilettantentreffen

Heute außer der Reihe nach Hamburg gefahren, um dort auf Einladung des dilettantus in interrete (nur echt mit dem Abendland) bei Dr. Wilfried H.-W. einen Espresso zu trinken und also Præses wie Cancellarius des Vereins Orietur Occidens zu treffen.

Meine Bemerkung, der Pfarrer sei nicht so wichtig, konterte Wilfried treffend mit der trockenen Feststellung, das komme darauf an, ob im Gottesdienst vor allem der Pfarrer oder doch die Messe vorkäme.

Familiäre Pflichten hielten mich davon ab, länger zu bleiben. Doch für Dienstag ist schon ein Folgetermin verabredet. Dann vielleicht auch mit Maxistrant?

(Bei Scipio waren sie auch schon.)

Weihnachten 2006

Wenn am 23. Dezember in der ungeheizten evangelisch-lutherischen Kirche, in der meine Söhne ihren Auftritt als Hirten proben, erst eine der vier Kerzen am Adventskranz entzündet war. (Der Gottesdienst am 3. Adventssonntag fand im kleinen, günstiger beheizbaren Gemeindehaus statt, am 2. und am 4. Adventssonntag gab es, wie an jedem zweiten Sonntag, keinen.)

Wenn am 24. Dezember die von mir geschätzte Pastorin in ihrer Predigt zum Krippenspiel vom Erstgeborenen spricht, dem weitere Geschwister folgten.

Wenn in der Christmette mein Pfarrer die Kommunion unter beiden Gestalten zu reichen beabsichtigt, dazu eine nicht näher erläuterte rote Flüssigkeit in drei Kelche füllt und mich also vor die Frage stellt, ob nun Rotwein (unwahrscheinlich, aber erlaubt) oder Traubensaft (wahrscheinlich, aber unerlaubt) konsekriert werden soll. Vom augenscheinlich selbstgebastelten Hochgebet und der kreativen Liedauswahl ganz zu schweigen.

Nicht so ungefährlich

Christian Geyer in der FAZ zum Schluss einer religionssoziologischen Umschau:

Im Kräftefeld rivalisierender Heilsanstalten mag dem Katholizismus, wie kulturprotestantische Analyse vermutet, sein ikonographisches Potential zugute kommen. Aber schöne Papstbilder machen noch keine Kirchen voll, wenn man die entsprechenden Statistiken zur Kenntnis nimmt.

Ohnehin schien sich der Katholizismus selbst um ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal gebracht zu haben, als er die Kategorie des Seelenheils, die auch der gemäßigte Islam für vordringlich erklärt, systematisch in den Hintergrund treten ließ, ja ausrangierte. Wir kommen alle in den Himmel – das ist die populäre Version der Heilsgewißheit, die Wortführer des Katholizismus in der Annahme vertraten, ihre Kirche könne im Handumdrehen eine Religion für alle werden – für Andersgläubige ebenso wie für Ungläubige.

Doch schien die Vereinnahmungsstrategie nicht aufgehen zu wollen: Die Heiden wollten lieber Heiden bleiben, denn in der vatikanischen Statistik als anonyme Christen geführt zu werden. Und die Christen selbst, entlastet vom Druck des Seelenheils, rückten in die Rolle der eifrigen Religionsmoderatoren, die den einen Gott für alle propagierten, auf welchem Wege auch immer man ihm folge: auf christlichem, islamischem oder atheistischem.

Doch mit dieser harmonischen Formel wurde das Christentum keine Religion für alle, sondern blieb statistisch eine Religion für viele und eigentlich für immer weniger. Jetzt zieht die katholische Kirche die Konsequenz und will ihre Meßbücher ändern. Dort soll es in den Landessprachen bald nicht länger heißen, daß Christus „für alle“ gestorben sei, sondern – getreu der lateinischen Vorlage – nur noch „für viele“.

Das Seelenheil dürfe man sich nicht als eine mechanistische Angelegenheit vorstellen, heißt es zur Begründung. Was Christus allen verdient habe, müsse gleichwohl einzeln gewollt werden. So begegnet man dem geschäftsschädigenden Image, im Vergleich zu anderen Religionen eine harmlose Religion zu sein und noch dem Atheismus zuzublinzeln. Der Katholizismus ist, wie es scheint, nicht so ungefährlich, wie er oft tut. Ihm geht es wieder um etwas.

Gegenkulturell

Schlichtes Fasten im Advent macht schlagartig deutlich, wie weit das Christentum, zumal katholischer Spielart, inzwischen vom kulturellen Hauptstrom entfernt liegt – der die advent- und weihnachtliche Symbolik zwar reichlich verbraucht, aber inzwischen völlig aus ihrem Kontext gerissen hat.

Überall Weihnachtsbäume, Plätzchen und Süßigkeiten, jede Institution feiert ihr eigenes Weihnachten vor der Zeit. Der schlichte Verzicht stellt einen Abstand her und entlastet zugleich etwas vom kollektiven Jahresendirrsinn.

Lackmustest

Zwar hat der Deutschlandfunk mal wieder weitgehend auf Erläuterungen verzichtet, was genau eigentlich der Kölner Erzbischof will und was nicht, und stattdessen seinen Kritikern breitesten Raum eingeräumt. Den journalistischen Totalschaden verhindet jedoch ein Interview mit einem jener Hirten, denen Scipio in dieser Angelegenheit mit gewisser Skepsis gegenübersteht, wenn er schreibt:

Momentan werden noch Wetten angenommen, ob bei Fortsetzung dieser „Affäre“ andere deutsche Bischöfe dem Kölner Mitbruder beispringen.

Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke jedenfalls zog sich heute früh einigermaßen achtbar aus der Affaire.

Fastenprogramm

Für Petra kurz notiert: Wie ich ab morgen faste.

  • kein Alkohol
  • keine Süßigkeiten
  • weniger Fleisch
  • regelmäßigeres Gebet

Ich werde es – diversen Terminen geschuldet – etwas weniger streng halten als in der Fastenzeit. Am kommenden Hochfest wird ohnehin nicht gefastet. (Gebetet aber schon.)

Der sein Leben für uns hingab

Aus gegebenem Anlass.

Lieber wollen wir bei unverständigen und dummen, bei überheblichen Menschen, bei Prahlern, die sich ihrer Rede rühmen, Anstoß erregen als bei Gott. Dem Herrn Jesus, der sein Leben für uns hingab, wollen wir Ehrfurcht erweisen, unsere Vorsteher achten, die Alten ehren, die Jungen in der Zucht der Furcht Gottes erziehen und unsere Frauen zum Guten anleiten.

Klemens I. (+101). Aus dem Brief an die Korinther (zit. nach Lektionar zum Stundenbuch II/8, Montag der 30. Woche).

Bedenkt, Geliebte, wie der Herr uns immer wieder zu verstehen gibt, daß einst eine Auferstehung kommen wird, zu deren Erstling er den Herrn Jesus Christus gemacht hat, indem er ihn von den Toten erweckte.

Klemens I. (+101). Aus dem Brief an die Korinther (zit. nach Lektionar zum Stundenbuch II/8, Dienstag der 30. Woche).

Fasten im Advent

Advent ist im Dezember. Stimmt natürlich, greift aber zu kurz. Fragen wir deshalb eine Institution, die sich mit sowas auskennt:

During this time the faithful are admonished

  • to prepare themselves worthily to celebrate the anniversary of the Lord’s coming into the world as the incarnate God of love,
  • thus to make their souls fitting abodes for the Redeemer coming in Holy Communion and through grace, and
  • thereby to make themselves ready for His final coming as judge, at death and at the end of the world.

Große und schöne Ziele, aber wenig konkret unterfüttert. Wie wäre es mit der altbewährten Methode des Fastens, um diesen Zielen etwas näher zu kommen?

Ähnliche Gedanken beschäftigen gerade den Beisassen im Kirchlein, und er befindet sich damit in bester Tradition. Auch wenn diese in neuerer Zeit etwas verschüttet wurde.

Vatikanischer Geldautomat

Der Spiegel 48/2006 (Ausschnitt)

Viel interessanter ist, was Henryk M. Broder über seinen Besuch beim päpstlichen Chefhistoriker berichtet. Und über den Geldautomaten mit lateinischer Benutzerführung.