Zugang zu Luther

Geronimo zitiert ausführlich aus dem Buch der Ketzer von Walter Nigg und schließt diese Bemerkung an:

„Mir kommt es vor, als hätte der allergrößte Teil der Protestanten von heute den Zugang zu Luther völlig verloren (ich bezweifle auch, dass der allergrößte Teil der Protestanten ihn überhaupt jemals gehabt hat).

Ich sag nur eines:

Tolle Sache, Martin, deine Bibelübersetzung!“

Wäre das nicht eine Lösung für die Affaire Einheitsübersetzung? Eine katholische Revision der Lutherbibel, das wär’s doch…

Simon und Judas

Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst.
Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.
Eph 2, 20-21 (aus der Lesung zum Fest der hl. Apostel Simon und Judas)

Mehr bei St. Dymphna und bei fono.

Dünkel

Der Freitag resümiert die ehemalige Leitkultur-Debatte und haut dann kräftig auf die Kacke:

„Den Begriffen ‚deutsche Leitkultur‘ und ‚christliches Abendland‘ ist gemeinsam, dass sie als gegeben unterstellen, was es nie gegeben hat. Die Vorstellung einer ethnisch homogenen Nation oder einer nationalen Kultur – sie ist ebenso Legende und Mythos wie die zum Idyll verklärte Wertegemeinschaft, die eine sozial zerklüftete Gesellschaft einzuebnen meint. Um das ‚christliche Abendland‘ steht es kaum besser, außer Christen gab es in Europa immer auch Heiden, Ketzer, Juden, Muslime und Atheisten. Die zitierten Begriffe leben von Chauvinismus und religiösem Dünkel. Mit ihnen sollen in pluralistischen Gesellschaften Mehrheiten zusammengeleimt werden. Tatsächlich bilden sie Instrumente zur Ausgrenzung und Diskriminierung von Minderheiten, Andersgläubigen und Andersdenkenden.“

Na dann…

Berger reloaded

In der Zeit erklärt heute Klaus Berger, nach wie vor Neutestamentler an der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg (und nicht „ehemaliger Professor“, wie der Perlentaucher schreibt), warum er jahrelang offiziell Mitglied der evangelischen Kirche war, heimlich aber immer Katholik geblieben ist.

„Ich wollte Priester werden und durfte es nicht, weil ich Positionen vertreten habe, die die katholische Kirche nicht hören wollte. So begann ein Weg, den nur Menschen verstehen, die ohne Wenn und Aber lieben. Hätte ich die ‚formelle Mitgliedschaft‘ in der katholischen Kirche bewahrt, ich hätte mein Leben nicht leben können.“ [Perlentaucher]

Ohne ihm zu nahe treten oder gar die seltsame Attacke von Robert Leicht rechtfertigen zu wollen: Ein bisschen weinerlich klingt das schon.

Im Aufmacher [1,50 EUR] des FAZ-Feuilletons kommentiert Edo Reents den Fall des „katholischen IM“ (Perlentaucher) und regelmäßigen FAZ-Autors: Dies sei ein „einzigartiger Fall einer gelebten Ökumene“.

Frauenkirche im Modell


IBM zeigt ein 3D-Modell der Dresdner Frauenkirche, die am Sonntag geweiht* wird. Nötig ist ein 3D-XML-Player, der an Ort und Stelle angeboten wird. Die Bedienung indes ist etwas gewöhnungsbedürftig. [ECIN]

* Ja, tatsächlich – es gibt sie doch, die Weihe in der evangelischen Kirche.

Warum gibt es keine evangelischen Mönche?

Eine Erklärung im Anschluss an den Aufsatz „Theologisches und kirchliches Profil einer Erbengemeinschaft“ von Dr. Horst Hirschler, Landesbischof i.R., Abt von Loccum in dem Buch „Die Gemeinschaft Evang. Zisterzienser-Erben in Deutschland. Ihr Werden, ihre theologische und kirchliche Prägung“:

Nach lutherischer Überzeugung
– kommt das Heil allein aus der Gnade Gottes,
– aus dem menschlichen Handeln kann kein Anspruch auf Heil erwachsen,
– auch nicht aus dem Eintritt in ein Kloster,
– nicht aus absolutem Gehorsam,
– und nicht aus der Unterwerfung unter ewig bindende Gelübde,
– die mit der Freiheit des Christenmenschen unvereinbar sind.
– Maßstab des Handelns ist allein der Glaube.

Aus dieser Überzeugung folgte historisch zwangsläufig die Auflösung der Klöster in den evangelischen Gebieten, aber Luther hatte dabei wohl nicht an die Zerstörung der Klöster (durch den Bauernkrieg) gedacht, auch nicht an die Annexion des Klosterbesitzes durch die Fürsten. [Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben in Deutschland]

Luther reloaded

Bischöfin Margot Käßmann will am Reformationstag Martin Luthers legendären Thesenanschlag wiederholen. Sie verteilt zudem am Montag in Hannovers Fußgängerzone „Lutherbonbons“ und sucht das Gespräch mit Passanten, wie die Evangelisch-Lutherische Landeskirche mitteilte. [Radio Vatican, 24.10.2005, via kreuz.net]

Bei der EVLKA findet sich für den Thesenanschlag keine Bestätigung. [evlka.de]

Nachtrag: Aus einer Pressemitteilung der ELVKA von gestern:

Mit einem Thesenanschlag der besonderen Art und dem Verteilen von „Lutherbonbons“ möchte Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann zusammen mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Landeskirchenamtes Hannover Neugier auf und Interesse für den Reformationstag wecken.

Am Montag, dem 31. Oktober 2005 wird Bischöfin Käßmann zwischen 11.00 Uhr und 12.00 Uhr auf dem Kröpcke in Hannovers Innenstadt dazu mit Passanten ins Gespräch kommen.

Dabei wird, so Pressesprecher Christian Weisker, eine kleine Litfasssäule stehen, auf der Menschen Veränderungsvorschläge als „Thesenanschlag“ notieren können.

Skandal: Klaus Berger ist Katholik

Robert Leicht, früherer Chefredakteur der Zeit und von 1997 bis 2003 Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), lüftet ein Geheimnis, das keines war. Unter der Überschrift „Wie der Theologe Klaus Berger die gläubige Welt täuschte“ enthüllt er in der jüngsten Ausgabe der Zeit die Tatsache, dass Klaus Berger sich als Katholik versteht, obwohl er seit langem evangelische Kirchensteuer zahlt und seit 1974 Neues Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg lehrt.

Das Verwirrspiel sei 1974 von einem Beichtvater aus dem katholischen Erzbistum Freiburg von Anfang an gebilligt worden, wie Berger behauptet; sogar der jetzige Papst habe seinerzeit davon gewusst und sein Placet dazu gegeben. Berger hatte dieser von ihm behaupteten Abrede zufolge Kirchensteuer an die evangelische Kirche entrichtet und damit den Anschein einer Konversion erweckt. [Die Zeit]

Bei Spiegel Online findet sich ein interessantes Detail zur Häresie, die Berger seinerzeit an einer Laufbahn als Priester und katholischer Theologe gehindert haben soll:

Nach eigenen Angaben konnte Berger in jungen Jahren wegen einer von der offiziellen katholischen Lehre abweichenden Meinung nicht Priester werden. Er habe die Auffassung vertreten, dass Jesus nicht das jüdische Gesetz aufgehoben habe. [Spiegel Online via Matthias Heil, weitere Details bei jesus.ch]

Kirchenrechtlich dürfte die Sache klar sein… Und wenn mich nicht alles täuscht, zieht sich diese „Auffassung“ bis heute durch das Werk Bergers.

Nachtrag: Berger äußert sich zu den Vorwürfen [IDEA, kath.net]

Zorn und Schwert

Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen.
Ihr sollt keine Witwen und Waisen ausnützen.
Wenn du sie ausnützt und sie zu mir schreit, werde ich auf ihren Klageschrei hören.
Mein Zorn wird entbrennen, und ich werde euch mit dem Schwert umbringen, so dass eure Frauen zu Witwen und eure Söhne zu Waisen werden.
Ex 22, 20-23 (aus der ersten Lesung vom 30. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A)