in Catholica

Warum gibt es keine evangelischen Mönche?

Eine Erklärung im Anschluss an den Aufsatz „Theologisches und kirchliches Profil einer Erbengemeinschaft“ von Dr. Horst Hirschler, Landesbischof i.R., Abt von Loccum in dem Buch „Die Gemeinschaft Evang. Zisterzienser-Erben in Deutschland. Ihr Werden, ihre theologische und kirchliche Prägung“:

Nach lutherischer Überzeugung
– kommt das Heil allein aus der Gnade Gottes,
– aus dem menschlichen Handeln kann kein Anspruch auf Heil erwachsen,
– auch nicht aus dem Eintritt in ein Kloster,
– nicht aus absolutem Gehorsam,
– und nicht aus der Unterwerfung unter ewig bindende Gelübde,
– die mit der Freiheit des Christenmenschen unvereinbar sind.
– Maßstab des Handelns ist allein der Glaube.

Aus dieser Überzeugung folgte historisch zwangsläufig die Auflösung der Klöster in den evangelischen Gebieten, aber Luther hatte dabei wohl nicht an die Zerstörung der Klöster (durch den Bauernkrieg) gedacht, auch nicht an die Annexion des Klosterbesitzes durch die Fürsten. [Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben in Deutschland]

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Kommentar

15 Kommentare

  1. Ich weiß. Vgl. aber die oben zitierten Ausführungen im Kontext, zum Beispiel:

    Luther hat
    – das Mönchstum als besonderen Stand und als „Pforte zum Paradies“ ausgehebelt
    – die Regel „ora et labora“ auf alle Christen ausgeweitet.
    – Beten ist keinem Stand besonders zugeordnet,
    – Arbeiten ist für ihn „Ausführung der göttlichen Berufung im Alltag“,
    – geistliche Tätigkeit ist ein Beruf im Dienst an der Welt wie andere Berufe auch.
    Unter diesen Voraussetzungen hätte es wohl nie einen Zisterzienser-Orden gegeben, also auch keine Klöster, kein zisterziensisches Erbe.

    Somit bleibt für evangelische Christen das Spannungsverhältnis bestehen, dass das Mönchstum in seiner mittelalterlichen Konzeption als Irrweg abgelehnt wird, während die unbestreitbaren Leistungen und Werke der Zisterzienser für die Welt, für die religiöse Gemeinschaft, für den christlichen Glauben, für die theologische Lehre mit Ehrfurcht anerkannt und bewundert werden, erhalten, vermittelt und in unsere Welt fortgeführt werden sollen.

  2. Ja, jetzt habe ich die Seiten auch durchgelesen. Irgendwie erscheinen sie mir aber trotzdem noch widersprüchlich: Warum wird „das Mönchstum des Mittelalters als Irrweg abgelehnt“? Nur weil Luther es missverstanden hat und glaubte, die Mönche wollten sich selbst erlösen? Und warum gibt es dann trotzdem evangelische Ordensgemeinschaften (wenn zum Teil nur auf Zeit), wenn das alles so pfui ist? Und warum ist das Ordensgelübde mit der „Freiheit des Christenmenschen unvereinbar“ – gilt das denn nicht auch für das Taufgelübde? Und warum ist man dann trotzdem so von den Zisterziensern fasziniert? Und, und, und….

  3. Ich teile Deinen Eindruck. Die Lage ist verzwickt: Einerseits sieht sich die evangelische Kirche nach Hirschler „nicht als neue, sondern als erneuerte, reformierte Kirche mit dem Ziel, der wahren Kirche wieder näher zu kommen.“ Andererseits fehlt ihr offensichtlich eine klare Idee, woher sie wissen soll, was diese „wahre Kirche“ ausmacht. „Sola scriptura“ scheint nicht zu genügen. Es muss die Abgrenzung zur Katholischen Kirche dazukommen.

    Denn die Katholische Kirche kann ja nicht die „eine, heilige, allgemeine und apostolische Kirche“ sein, sonst müsste ein rechter Protestant ihr sofort beitreten. Trotzdem will und kann man sich nach Herzenslust aus ihrem Traditionenschatz bedienen. Auch Luthers Vorgaben gelten nur noch teilweise (das will allerdings keiner so deutlich sagen), sonst dürfte es keine evangelischen Orden geben. Die allerdings auch wieder nicht das sind, was Orden seit Benedikt von Nursia waren – weil ja „das Mönchstum in seiner mittelalterlichen Konzeption als Irrweg abgelehnt wird“.

    Hirschler spricht deshalb von einem „Spannungsverhältnis“. Man könnte das auch unfreundlicher formulieren.

  4. Ekklesiologische Debatten mit Dir haben sich bis jetzt als wenig zielführend erwiesen. Deshalb nur eine kurze Bemerkung:

    Entweder ist die Katholische Kirche die „eine, heilige, allgemeine und apostolische Kirche“ – dann ergibt sich daraus mit zwingender Logik für jeden Christen die Pflicht, ihr in voller Gemeinschaft anzugehören. Oder sie ist es nicht – dann stellt sich die Frage, wo sonst diese Kirche existiert (und zwar als konkrete Gemeinschaft, nicht als wolkige Idee, und in Fülle, nicht in einzelnen Aspekten), zu der wir uns im Credo bekennen.

    Von Rom getrennt existiert diese Kirche nur in den orthodoxen Kirchen. Alles andere sind kirchliche Gemeinschaften mit mehr oder weniger großen Mängeln.

    Aber das weißt Du ja längst. Nur die Konsequenzen daraus schmecken Dir nicht. Deshalb ziehst Du den Grauschleier vor.

  5. „Ich sehe es überhaupt nicht so, dass sich andere Kirchen „nach Herzenslust“ wie aus einem Steinbruch katholischer Traditionen bedienen. Meiner Meinung nach scheint hier ein sehr seltsames Kirchenverständnis vorzuliegen.“

    Das einzige, was ich mich momentan frage – was bringt uns jetzt eigentlich die ganze Aufregung?

    Sorry, hier stand ich und konnte nicht anders…

    Ok, jetzt ernsthaft: Natürlich heißt es nicht, daß man alles Katholische als Protestant ablehnen muß, das ist klar. Gilt ja auch umgekehrt. Jedoch kann das ganze zu einem Patchwork-Christentum werden, in dem man sich die guten Dinge aus den verschiedenen Konfessionen herauspickt, um nur nicht die etwas unangenehmeren Dinge mittragen zu müssen. Ist für mich die Abgeschwächte Form des „sich ein eigenes Bild von Gott machen“, will heißen, den Gott seines Geschmacks erfinden. Ich sage ausdrücklich „kann“, nicht „muß“! Ich für meinen Teil habe nämlich gar nichts gegen evangelische Mönche…

  6. „Ich für meinen Teil habe nämlich gar nichts gegen evangelische Mönche…“

    Ich auch nicht.

  7. MR94
    Deine ekklesiologischen Ausführungen sind einfach Unsinn. Vermutlich selbst für die katholische Theologie.
    Bitte einfach mal unterscheiden:
    Sichtbare und unsichtbare Kirche.
    Wirkliche und geglaubte Kirche.
    Dann gehts doch gleich besser.
    Der Ansatz „deiner“ Ekklesiologie macht die (katholische) Kirche zu einem totalitären Verein, der auch vor Zwangsmaßnahmen nicht halt zu machen braucht.
    Natürlich glauben alle Christen an die geglaubte, eine Kirche. Die wird aber nie realisierbar sein unter den Bedingungen des Diesseits. Außerdem ist sie Werk Gottes.
    Und bitte: Den Kampfbegriff „kirchliche Gemeinschaften“ lassen, zumindest gegenüber der evangelischen Kirche, den ob ihrs glaubt oder nicht: Wir haben eine formulierbare und formulierte Ekklesiologie. Und wir haben eine konsistente, formulierbare, formulierte Theologie. Und noch schlimmer: Wir haben einen formulierten und formulierbaren evangelischen Glauben.
    Also: Wir sind nicht abhängig von der Polemik und schon garnicht von der Abgrenzung gegenüber der katholischen Kirche.

  8. Wir sind nicht abhänging von der Polemik?
    Und warum dann der scharfe Ton?

    Egal. Jedenfalls sieht man hier wunderbar, wie sich die Sicht der Kirche von protestantischer und katholischer Seite unterscheiden.

    @Matthias: Ich dachte, Du findest es ok, sich an der anderen Konfession zu „bedienen“, ums mal so auszudrücken. Kann sein, daß ich da an Dir vorbeigelesen habe.

  9. „Ich finde es nicht in Ordnung, sich bei den anderen Konfessionen zu bedienen. Weil man in dem Fall meistens nur das ausgewählt hat, was einem paßt, ohne zu verstehen, worum es eigentlich geht. Es handelt sich schließlich nicht um ein Buffet.“

    Genau. 🙂

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