In der Zeit erklärt heute Klaus Berger, nach wie vor Neutestamentler an der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg (und nicht „ehemaliger Professor“, wie der Perlentaucher schreibt), warum er jahrelang offiziell Mitglied der evangelischen Kirche war, heimlich aber immer Katholik geblieben ist.
„Ich wollte Priester werden und durfte es nicht, weil ich Positionen vertreten habe, die die katholische Kirche nicht hören wollte. So begann ein Weg, den nur Menschen verstehen, die ohne Wenn und Aber lieben. Hätte ich die ‚formelle Mitgliedschaft‘ in der katholischen Kirche bewahrt, ich hätte mein Leben nicht leben können.“ [Perlentaucher]
Ohne ihm zu nahe treten oder gar die seltsame Attacke von Robert Leicht rechtfertigen zu wollen: Ein bisschen weinerlich klingt das schon.
Im Aufmacher [1,50 EUR] des FAZ-Feuilletons kommentiert Edo Reents den Fall des „katholischen IM“ (Perlentaucher) und regelmäßigen FAZ-Autors: Dies sei ein „einzigartiger Fall einer gelebten Ökumene“.
Leute ruhig bleiben !
Daß der Berger irgendwie katholisch ist, das wußte man damals natürlich gerüchteweise, um nicht zu sagen: Es war ein offenes Geheimnis. (War in dieser Zeit dort Student) Außerdem ist er nicht „evangelischer Theologe“ sondern Exeget. Und aufgrund dieser Eigenschaften wurde er auch ja wohl berufen. Es zeugt von der großen Liberalität evangelischer Fakultäten, daß man auch „abweichend“ Denkende lehren und arbeiten läßt.
Daß der Herr Berger irgendwie weinerlich ist, dem ist wohl zustimmen.
Damals habe ich ihn als einen Professor erlebt, der mit gigantischen Materialmassen jegliches Denken totschlägt und das war mir nicht sympathisch.
Warum will er die Fakultät, die ihm Asyl gewährt hat nicht zu seiner Beerdigung einladen ?
Was hat man ihm getan ?
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Matthias, Du tust ja grad so, als könnte man sich von einem Menschen kein Bild machen, wenn man etwas liest, in dem er persönlich von sich spricht….
Ich habe den Artikel in der ZEIT übrigens auch recht melodramatisch gefunden – obwohl ich Berger ansonsten schätze und sein „Jesus“-Buch sehr gern habe.
Mit „Materialmassen“ ist folgender Zusammenhang gemeint.
Je dünner die These, desto materialreicher die Ausführung.
Klaus Berger repräsentiert bis in seinen Habitus hinein jenes „unglückliche Bewußtsein“, das zwangsläufig entsteht, wenn man rechtgläubiger Katholik ist und gleichzeitig versucht zu denken.
Ein weiteres Mal wird so das Leiden vieler Katholiken an eigenen Kirche deutlich.
Mag sein das der Artikel von Klaus Berger weinerlich ist (ich habe ihn noch nicht gelesen – mein Abo dieser Postille ist ja ausgelaufen).
Die Weinerlichkeit kann ich aber auch verstehen, wenn man bedenkt, welchen Angriff Herr Leicht hier gefahren hat. Die „alte Tante“ kann nämlich schnell zu einer wütenden Verfolgerin mutieren, die einem Boulevardblatt in nichts nachsteht. Denn „Freiheit ist immer die der Andersdenkenden, also die die anders denken als die Anderen“. Und da kennt Herr Leicht keine Gnade.
Anonymus, Mag sein daß evangelische Fakultäten eine größere Liberalität haben, was wohl an der Grundlage des Protestantismus liegt: Sola scriptura – wenn man es nur irgendwie aus der Bibel ziehen kann, ist es ok. Das mag man beurteilen, wie man will – negativ könnte man es auch Beliebigkeit nennen. Aber das ermöglicht natürlich einem Mann wie Berger auf dieser Fakultät Exeget zu sein (und nicht Dogmatiker).
Aber auch auf ev. Fakutäten gibt es Lehrzuchtverfahren (zumindest theoretisch) und würde ein solches gegen Klaus Berger angestrengt, würde ich die Sache anders sehen. Es kann ihm aber wohl keiner etwas vorwerfen in seiner Lehrtätigkeit.
Also, Anon, ich verstehe mich als „rechtgläubiger Katholik“ und denke auch zu denken, und leide nicht an meiner Kirche (zumindest nicht an ihrer Lehre – praktisch gibt natürlich immer Grund zum leiden und beten). Tatsächlich gingen bei mir „klar denken“ und „rechtgläubig werden“ Hand in Hand. Heute kann ich nur den Kopf schütteln über manche liberale Legenden und Dogmen.
Cor hominis abyssus, sagt der psalm; warum gesteht man einem prof Berger, der in seinem Fach zweifelsfrei respektable Leistungen erbracht hat und erbringt nicht 1. einen menschlichen/geistlichen intellektuellen Werdegang (mit allen auf und ab’s incl)
und 2. auch persönliche Schwächen zu, wie sie jeder von uns nur allzu schnell findet, wenn er auch nur ein wenig danach sucht.
Grundsätzlich halte ich es für nicht einsichtig, warum ein kompetenter Exeget nicht ein normaler suchender und zuweilen auch fehlender Christ sein darf. wenn man so will beweist Berger gerade damit dass er durch und durch Katholik (geblieben) ist.