Dominica Secunda Post Pascha


Der gute Hirte. Russische Ikone, 19. Jh.

Ego sum pastor ovium: * ego sum via, veritas, et vita: ego sum pastor bonus, et cognosco oves meas, et cognoscunt me meae, alleluia, alleluia.
Ich bin der Hirt der Schafe. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ich bin der gute Hirt; ich kenne meine Schafe, und meine Schafe kennen mich. Halleluja, Halleluja.
Antiphon zum Benedictus (vgl. Joh 10; Joh 14)

Die Benedictus-Antiphon kombiniert das Wort vom guten Hirten aus dem Evangelium des zweiten Sonntags nach Ostern (Joh 10) mit dem Wort, in dem Jesus sich als den Weg, die Wahrheit und das Leben bezeichnet (Joh 14). Es sind zwei Schlüsselworte aus dem Johannesevangelium, in denen Jesus sich selbst als Sohn Gottes offenbart. Im Alten Testament erscheint Gott selbst als der Hirte Israels (vgl. zum Beispiel Ps 23). Papst Benedikt schreibt dazu in Jesus von Nazareth:

So gehören auch „die Schafe“, die ja von Gott geschaffene Personen, Abbilder Gottes sind, dem Hirten nicht wie Dinge – in dieser Weise nimmt sie der Räuber und der Dieb sich zu eigen. Eben dies ist der Unterschied zwischen dem Eigentümer, dem wahren Hirten, und dem Räuber: Für den Räuber, für die Ideologen und Diktatoren sind die Menschen nur Sache, die sie besitzen. Für den wahren Hirten aber sind die frei auf die Wahrheit und die Liebe hin; der Hirte erweist sich als ihr Eigentümer eben dadurch, dass er sie kennt und liebt, sie in der Freiheit der Wahrheit will. Sie gehören ihm durch das Einssein des „Kennens“, in der Gemeinschaft der Wahrheit, die er selber ist. Eben darum gebraucht er sie nicht, sondern gibt sein Leben für sie.

Das Wort vom guten Hirten, der sein Leben hingibt für seine Schafe, verweist auf die freie Hingabe Jesu am Kreuz.

Ego sum pastor bonus, * qui pasco oves meas, et pro ovibus meis pono animam meam, alleluia.
Ich bin der gute Hirte, ich weide meine Schafe, und ich gebe mein Leben hin für meine Schafe. Halleluja.
Antiphon zum Magnificat (vgl. Joh 10)