Doch die Apostel hielten das alles für Geschwätz

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A Book of Nonsense by Edward Lear (ca 1875 James Miller edition)

Geschwätz. Vermutlich ist diese Einschätzung heute wieder sehr weit verbreitet, nahezu konsensfähig. Was wir zu Ostern feiern, was uns vier freie Tage am Stück beschert (was übrigens noch nicht genügt, denn die Bedingungen dafür wollen wir auch noch selbst bestimmen, siehe die unsäglich dumme Diskussion, die unter dem irreführenden Stichwort #tanzverbot geführt wird), das halten die meisten unserer Mitmenschen heutzutage für Geschwätz.

Immerhin sind sie damit in bester Gesellschaft, denn so sahen das auch die Apostel, jene Elitetruppe, die dieser jüdische Wanderrabbi namens Jesus, der später den Beinamen Christus erhielt, um sich geschart hatte. In dieser Osternacht haben, während 11,34 Millionen Menschen ein Fußballspiel am Fernsehgerät verfolgten, katholische Christen u.a. die folgende Passage aus der Feder des Evangelisten Lukas zu hören bekommen:

Und sie kehrten vom Grab in die Stadt zurück und berichteten alles den Elf und den anderen Jüngern. Es waren Maria Magdalene, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus; auch die übrigen Frauen, die bei ihnen waren, erzählten es den Aposteln. Doch die Apostel hielten das alles für Geschwätz und glaubten ihnen nicht. Petrus aber stand auf und lief zum Grab. Er beugte sich vor, sah aber nur die Leinenbinden dort liegen. Dann ging er nach Hause, voll Verwunderung über das, was geschehen war. (Lk 24, 9-12)

Geschwätz. Am Anfang des Christentums steht nicht etwa der Glaube, sondern der Unglaube. Und das nicht etwa nur ganz zu Anfang. Die Irritation hielt an. Lukas berichtet weiter, in jener berühmten Emmauserzählung, die heute im Evangelium zu hören war:

Auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht. (Lk 24, 22-24)

Große Aufregung, aber völliges Unverständnis. Die Sache bleibt rätselhaft. Und auch nach dem Emmausereignis ist die Sache noch längst nicht geklärt. Am kommenden Sonntag, das ist dann schon eine Woche nach Ostern, hören wir den Evangelisten Johannes:

Thomas, genannt Didymus – Zwilling -, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. (Joh 20, 24-25)

Thomas, auch einer von diesen Aposteln, klingt wie die heutigen Atheisten und Agnostiker: Wenn nicht [dies und das], glaube ich nicht. Wir wollen selbst die Bedingungen bestimmen. Letztlich setzen wir uns so selbst an die Stelle Gottes, ob wir wollen oder nicht. Und wir müssen uns spätestens nach der Geschichte des 20. Jahrhunderts und auch des frühen 21. Jahrhunderts fragen, ob das wirklich so eine gute Idee ist.

Dominica in Albis in Octava Paschae


Caravaggio: Die Ungläubigkeit des Thomas

Der Oktavtag von Ostern steht im Zeichen des Apostels Thomas. Das Johannesevangelium (20, 19-31) beschreibt die Zeitspanne vom Tag der Auferstehung bis zum achten Tag, an dem sich die Jünger erneut versammeln – wie sie es seitdem an jedem achten Tag tun.

Cum esset sero die * illa una sabbatorum, et fores essent clausae, ubi erant discipuli congregati in unum, stetit Jesus in medio, et dixit eis: Pax vobis, alleluia.
Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger die Türen verschlossen hatten, trat Jesus in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Halleluja.
Antiphon zum Benedictus (vgl. Joh 20, 19)

Wir befinden uns in der Zeit zwischen Auferstehung und Himmelfahrt, in der Jesus nach seiner Auferstehung erscheint, „zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben.“ (Apg 10, 41) Der Gruß, mit dem der Auferstandene in die Mitte seiner Jünger tritt, heißt: Der Friede sei mit Euch! In der Heiligen Messe ist dies der Gruß des Bischofs nach dem Kreuzzeichen zu Beginn.

Post dies octo * januis clausis ingressus Dominus dixit eis: Pax vobis, alleluia, alleluia.
Acht Tage darauf waren die Türen verschlossen. Da trat Jesus in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Halleluja, halleluja.
Antiphon zum Magnificat (vgl. Joh 20, 26)

Am achten Tag begründen die Jünger und der auferstandene Herr die ewig wiederkehrende Feier des Sonntags. Bis heute tritt Jesus in die Mitte seiner Jünger, die sich zur Feier der Eucharistie versammeln.