Für die Aufgabe nicht geeignet

Vor einem Monat hieß es auch an dieser Stelle, Papst Franziskus habe Thomas von Mitschke-Collande als Berater für seine geplante Reform der römischen Kurie hinzugezogen. Nun scheint es, dass es nicht der Papst war, der ihn an Bord geholt hat. So berichtet Katholisches.info:

Der Auftrag wurde vom „mächtigen Sekretär“ (Sandro Magister) der deutschen Bischofskonferenz, dem Jesuiten Hans Langendörfer erteilt, der als graue Eminenz des Buchriesen Weltbild eine unrühmliche Rolle bei dessen „Geschäft mit Pornos“ spielte.

Erzbischof Reinhard Kardinal Marx von München-Freising war alles andere denn begeistert von der Eigenmächtigkeit Langendörfers. Kardinal Marx, einer der acht Kardinäle, die von Papst Franziskus zu seinen persönlichen Beratern ernannt wurden, fühlte sich durch den Sekretär der Bischofskonferenz hintergangen. Zudem hält der Kardinal von Mitschke-Collande nach der Lektüre von dessen jüngstem Buch mit dem polemischen Titel: Schafft sich die katholische Kirche ab? Analysen und Lösungen eines Unternehmensberaters, nicht für geeignet für die Aufgabe. Mitschke-Collande aus schlesischem Adel ist Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Das Vorwort zum Buch steuerte mit Karl Lehmann ein anderer deutscher Kardinal und Diözesanbischof bei.

Wie Sandro Magister schreibt, habe inzwischen eine andere „hohe Persönlichkeit“ der deutschen Kirche eine andere Veröffentlichung von Mitschke-Collandes der Glaubenskongregation in Rom zukommen lassen. Darin wurden alle Stellen gekennzeichnet, in denen das ZdK-Mitglied von der katholischen Glaubenslehre abweicht oder Irrtümer verbreite.

Nun habe ich besagtes Buch zu lesen begonnen. Nach knapp 70 Prozent des Textes kann ich sagen, dass das Werk seine Stärken und Schwächen hat. Wie zu befürchten war, bricht an vielen Stellen der unternehmensberaterische Ansatz brachial durch – auch dort, wo dogmatische, theologische, moralische oder disziplinäre Grundsätze berührt sind. Dass ein Kardinal nach dieser Lektüre den Autor nicht für geeignet hält, ihn bei der Kurienreform zu beraten, ist leicht einsichtig.

Stark finde ich hingegen die Analyse der kirchlichen Kommunikationsverhältnisse in Deutschland. Die sind ja bekanntlich schwach, und auch dort spielt der Jesuit Hans Langendörfer keine rühmliche Rolle, da er für die miserable Medienarbeit der katholischen Kirche in Deutschland ein gewisses Maß an Verantwortung trägt.

Ein Unternehmensberater in Rom

Papst Franziskus hat Thomas von Mitschke-Collande als Berater für seine geplante Reform der römischen Kurie hinzugezogen. So berichtet es jedenfalls heute der italienische Vatikanist Sandro Magister. Der ehemalige Direktor der Unternehmensberatung McKinsey in München war bereits für die Deutsche Bischofskonferenz und für verschiedene Diözesen tätig.

Im vergangenen Jahr hat er ein Buch mit dem Titel „Schafft sich die katholische Kirche ab? Analysen und Fakten eines Unternehmensberaters“ publiziert, für das Kardinal Karl Lehmann ein Vorwort beisteuerte.

Alles klar also? Ein Unternehmensberater maßt sich an, es besser zu wissen als die Insider? Und die Lehmannkirche gibt ihren Segen dazu? Nun, der Autor ist praktizierender Katholik und in seiner Gemeinde aktiv. Er weiß also zumindest, wovon er spricht. Ich habe begonnen, das Buch zu lesen.