Dominica IV in Quadragesima

Codex Egberti, Speisung der Fünftausend

Cum sublevasset oculos * Jesus et vidisset maximam multitudinem venientem ad se dixit ad Philippum: Unde ememus panes ut manducarent hi? Hoc autem dicebat tentans eum: ipse enim sciebat quid esse facturus
Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben? Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte.
Joh 6, 5-6

So lautet in der traditionellen Form der römischen Liturgie die Antiphon zum Benedictus am vierten Fastensonntag. Nicht zufällig wird das Evangelium von der Brotvermehrung in der Fassung von Johannes (6, 1-15) gelesen. Denn auf die Brotvermehrung folgt im sechsten Kapitel bei Johannes die Brotrede Jesu, die auf das Geschehen des Gründonnerstages verweist. Das Brot verweist zugleich zurück auf die Versuchung Jesu in der Wüste, bei der ihn der Teufel aufforderte, aus Steinen Brot zu machen.

In den rosafarbenen Gewändern des Sonntags Laetare leuchtet, wie schon vor zwei Wochen in der Verklärung des Herrn, bereits die Auferstehung auf. Wieder steigt Jesus, so zitiert die Antiphon zum Magnificat das Evangelium, mit seinen Jüngern auf einen Berg.

Subiit ergo * in montem Jesus, et ibi sedebat cum discipulis suis
Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder.
Joh 6, 3

Auf dem Berg der Verklärung war Mose erschienen. Mose hatte in seiner Rede, bevor die Israeliten das Heilige Land betraten, einen Propheten angekündigt. Darauf nimmt Johannes in Vers 14 Bezug, der Antiphon zu den Psalmen der Non:

Illi ergo * homines cum vidissent quod fecerant Jesus signum, intra se dicebant: Quia hic es vere Propheta qui venturus est in mundum
Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll.

Die große Gabe des Mose aber war das Manna, das Brot vom Himmel. Jesus erweist sich in der Speisung der Fünftausend als der von Mose angekündigte Prophet. Und mehr als das: Jesus ist selbst das Brot vom Himmel.

Christliche Berufung und Öffentlichkeit

Charles J. Chaput, der Erzbischof von Denver, hat am 1. März eine beachtenswerte Rede an der Houston Baptist University gehalten. Sein Thema: The Vocation of Christians in American Public Life. Zwar bezieht er sich auf die USA, doch sind die zentralen Aussagen durchaus auch auf die Situation in Europa und Deutschland anwendbar.

The life of our country is no more “Catholic” or “Christian” than it was 100 years ago. In fact it’s arguably less so. And at least one of the reasons for it is this: Too many Catholics confuse their personal opinions with a real Christian conscience. Too many live their faith as if it were a private idiosyncrasy – the kind that they’ll never allow to become a public nuisance. And too many just don’t really believe.

Wer die Rede lieber hören möchte: Father Z hat sie zum einem Podcazt verarbeitet.

Dominica III in Quadragesima

Im Evangelium, das in der außerordentlichen Form des römischen Ritus am dritten Fastensonntag gelesen wird (Lk 11, 14-28), treibt Jesus einen Dämonen aus. Dies gibt einigen Beobachtern Anlass zur Frage, in wessen Namen dies geschehe: Etwa im Namen Beelzebuls, des Anführers der Dämonen? Jesus weist diese Unterstellung zurück, indem er fragt, ob das Reich des Satans Bestand haben könnte, wenn er mit sich selbst im Streit liegen würde. In Vers 20 sagt Jesus dann: „Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen.“ Und dann folgt ein Satz, den die Antiphon zum Benedictus wiederholt:

Cum fortis armatus * custodit atrium suum, in pace sunt omnia quae possidet
Solange ein bewaffneter starker Mann seinen Hof bewacht, ist sein Besitz sicher.
Lk 11, 21

Und weiter heißt es in Vers 22: „Wenn ihn aber ein Stärkerer angreift und besiegt, dann nimmt ihm der Stärkere all seine Waffen weg, auf die er sich verlassen hat, und verteilt die Beute.“ Jesus selbst ist dieser Stärkere, der den Satan besiegen wird, allerdings nicht mit Macht und Gewalt. In Vers 23 folgt der berühmte Satz: „Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich; wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.“

Das Evangelium endet mit einem Bezug zu Maria, wiederholt in der Antiphon zum Magnificat, dem Lobgesang der Maria. Die unten zitierte Einheitsübersetzung scheint einen Widerspruch zwischen der Seligpreisung Mariens und der Antwort Jesu zu sehen.

Extollens vocem * quaedam mulier de turba, dixit: Beatus venter qui te portavit et ubera quae suxisti! At Jesus ait illi: quinimo beati qui audiunt Verbum Dei et custodiunt illud
Als er das sagte, rief eine Frau aus der Menge ihm zu: Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat. Er aber erwiderte: Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen.
Lk 11, 27-28

Andere Übersetzungen wie zum Beispiel Luther (1984) geben den Satz anders wieder:

Und es begab sich, als er so redete, da erhob eine Frau im Volk ihre Stimme und sprach zu ihm: Selig ist der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, an denen du gesogen hast. Er aber sprach: Ja, selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren.

Kein „Vielmehr“, stattdessen ein „Ja“. Und in der Revidierten Elberfelder Bibel heißt es:

Es geschah aber, als er dies sagte, da erhob eine Frau aus der Volksmenge ihre Stimme und sprach zu ihm: Glückselig der Leib, der dich getragen, und die Brüste, die du gesogen hast! Er aber sprach: Gewiss, doch glückselig, die das Wort Gottes hören und befolgen!

Das „Gewiss“ bestätigt sogar die Aussage der Frau, auch wenn das „Doch“ einen Widerspruch anklingen lässt. Es muss an dieser Stelle unentschieden bleiben, ob Jesus der Seligpreisung seiner Mutter widerspricht oder nicht.