Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn.
Meine Seele soll jubeln über meinen Gott.
Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils,
er hüllt mich in den Mantel der Rettung
und schmückt mich köstlich wie eine Braut.
Eröffnungsvers der Messe zum Hochfest
Dezember 2005
Das Dogma
„Zu Ehren der Heiligen und Ungeteilten Dreifaltigkeit, zu Schmuck und Zierde der jungfräulichen Gottesmutter, zur Erhöhung des katholischen Glaubens und zur Mehrung der christlichen Religion, in der Autorität unseres Herrn Jesus Christus, der seligen Apostel Petrus und Paulus und der Unseren erklären, verkünden und definieren Wir: Die Lehre, dass die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein einzigartiges Gnadenprivileg des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erretters des Menschengeschlechtes, von jedem Schaden der Erbsünde unversehrt bewahrt wurde, ist von Gott geoffenbart und darum von allen Gläubigen fest und beständig zu glauben.“
Pius IX., Apostolisches Schreiben „Ineffabilis Deus“, verkündet am 8. Dezember 1854 [Schott]
Der alte und der neue Mensch
Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten.
Sünde war schon vor dem Gesetz in der Welt, aber Sünde wird nicht angerechnet, wo es kein Gesetz gibt;
dennoch herrschte der Tod von Adam bis Mose auch über die, welche nicht wie Adam durch Übertreten eines Gebots gesündigt hatten; Adam aber ist die Gestalt, die auf den Kommenden hinweist.
Doch anders als mit der Übertretung verhält es sich mit der Gnade; sind durch die Übertretung des einen die vielen dem Tod anheim gefallen, so ist erst recht die Gnade Gottes und die Gabe, die durch die Gnadentat des einen Menschen Jesus Christus bewirkt worden ist, den vielen reichlich zuteil geworden.
Anders als mit dem, was durch den einen Sünder verursacht wurde, verhält es sich mit dieser Gabe: Das Gericht führt wegen der Übertretung des einen zur Verurteilung, die Gnade führt aus vielen Übertretungen zur Gerechtsprechung.
Ist durch die Übertretung des einen der Tod zur Herrschaft gekommen, durch diesen einen, so werden erst recht alle, denen die Gnade und die Gabe der Gerechtigkeit reichlich zuteil wurde, leben und herrschen durch den einen, Jesus Christus.
Wie es also durch die Übertretung eines einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so wird es auch durch die gerechte Tat eines einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung kommen, die Leben gibt.
Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern wurden, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden.
Das Gesetz aber ist hinzugekommen, damit die Übertretung mächtiger werde; wo jedoch die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden.
Denn wie die Sünde herrschte und zum Tod führte, so soll auch die Gnade herrschen und durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben führen, durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Röm 5,12-21 (Erste Lesung der Lesehore zum Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria)
Papier ist geduldig
Josef Osterwalder formuliert im St. Galler Tagblatt, warum es sich nicht lohnt, die Texte des jüngsten Konzils zu lesen:
„Das Entscheidende am Konzil aber waren nicht die Sätze, die es formuliert hat. Sobald man sie als Satzung nimmt, werden sie selber wieder zum gesetzlichen Korsett. Bedeutsam war der konziliare Prozess selbst, das gemeinsame Hören auf die Zeichen der Zeit. Das ist es denn auch, was heute die Kirche wohl am nötigsten hat.“
Und ich Dummerchen dachte, nach vierzig Jahren beginne jetzt endlich die Rezeption der Konzilsdokumente.
Traditionsbruch?
„Das Zweite Vatikanum brach 1965 mit katholischen Traditionen“, lautet die Unterzeile eines Welt-Artikels über das vor vierzig Jahren beendete Konzil. Weiß der verantwortliche Redakteur, was er da schreibt?
Ich bin mir nicht sicher, ob die Unterzeile von Gernot Facius selbst stammt. Denn den kenntnisreichen, altgedienten Journalisten und im Sudetenland geborenen Katholiken kann ich eigentlich nicht in der einschlägigen Ecke verorten.
Doch falls die Unterzeile stimmt, dann müsste das Konzil tatsächlich als gescheitert gelten.
Ambrosius von Mailand
Ambrosius, Sohn eines hohen römischen Verwaltungsbeamten, wurde 339 (oder 333) in Trier geboren. Er trat in den Staatsdienst und wurde Provinzstatthalter von Ligurien und Ämilien. 374 durch Akklamation zum Bischof von Mailand gewählt, stellte er seine ganze Kraft in den Dienst dieses Amtes. Durch das Studium vor allem der griechischen Kirchenväter erwarb er sich ein theologisches Wissen, das sich harmonisch mit seiner antik-römischen Bildung verband. Er verteidigte die Kirche von Mailand gegen die Ansprüche der arianischen Kaiserin Justina, wehrte staatliche Übergriffe auf kirchliche Bereiche ab („Der Kaiser steht innerhalb der Kirche, nicht über ihr“), diente durch Predigten und Schrifterklärungen dem Glaubenssinn seiner Zuhörer (unter denen sich Augustinus befand), dichtete Hymnen und führte sie nach östlichem Vorbild in die lateinische Liturgie ein. Er war ein Vertreter und Förderer des asketischen Lebens; er zeigte Maria als das Vorbild der gottgeweihten Jungfrauen und war selbst ein großer Marienverehrer. Ambrosius starb am 4. April 397; der 7. Dezember ist der Tag seiner Bischofsweihe. Mit Recht gilt er als der führende Mann seines Jahrhunderts und wird neben die großen Kirchenlehrer Augustinus, Hieronymus und Leo d. Gr. gestellt. [Schott]
Du hast die Aufgabe des Bischofs übernommen, hast deinen Platz auf dem Heck der Kirche und steuerst das Schiff gegen den Strom. Halte des Steuerruder des Glaubens fest, damit dich die Sturmböen dieser Welt nicht aus dem Kurs bringen. Das Meer ist groß und weit. Aber fürchte dich nicht, denn Gott hat die Kirche „auf Meere gegründet, sie über Strömen befestigt“.
Ambrosius: Aus einem Brief über die Aufgabe des Bischofs (Zweite Lesung der Lesehore zum Gedenktag)
Gott,
du hast uns im heiligen Bischof Ambrosius
einen hervorragenden Lehrer
des katholischen Glaubens
und ein Beispiel apostolischen Freimutes gegeben.
Höre auf seine Fürsprache
und berufe in deiner Kirche Bischöfe,
die deinem Willen gehorsam sind
und dein Volk mit Kraft und Weisheit leiten.
Tagesgebet
Durcheinanderwurf
Isolde Charim wirft in der taz (Unintelligentes Wissenschaftsdesign) alles durcheinander:
„Mit dem Vormarsch der ID-Vertreter in den USA, gestärkt durch Schützenhilfe von höchster Stelle – Papst Benedikt XVI. meinte bei seiner Amtseinführung: ‚Wir sind nicht das zufällige und sinnlose Produkt der Evolution. Jeder von uns ist die Frucht eines Gedanken Gottes.‘ -, meldet sich das alte Erkenntnishindernis zurück. Ist das die Rückkehr eines Verdrängten? Keineswegs.
Der ‚epistemologische Bruch‘, den eine Wissenschaft vollzieht, bedeutet, dass sie sich einen eigenen, neuen Gegenstand konstruiert. Es ist also der Abschied von der trügerischen Selbstverständlichkeit des Gegebenen, von der empirischen Evidenz der Welt. Der theologische Diskurs versucht nun, eben diese Abgrenzung zu überschreiten. Er tut so, als bezögen sich religiöser und wissenschaftlicher Diskurs auf ein und dasselbe Objekt, und deshalb könne er diese gemeinsame empirische Realität definieren. Die Evidenz des göttlichen Planes, das unwissenschaftliche Konzept par excellence, ist nicht zufällig eine der zentralen Kategorien des ID.
Der religiöse Diskurs versucht also, das Terrain, das die Wissenschaft für sich abgesteckt hat, zu usurpieren und sich ebendort durchzusetzen: Er versucht, seine Begriffe am Ort der Wissenschaft einzuschreiben – als seien diese mit jenen kompatibel. Mehr noch, er will einen Rollentausch vornehmen, dessen erster Schritt lautet: ‚Jedes Denksystem‘, so der Wiener Kardinal Schönborn, der den amerikanischen IDlern in der New York Times zur Hilfe eilte, ‚das die überwältigende Evidenz für einen Plan in der Biologie leugnet, ist Ideologie, nicht Wissenschaft.‘ Nicht genug, dass die Evolutionisten als die eigentlichen Obskurantisten abgekanzelt werden, präsentieren die IDler sich selbst auch noch als die wahren Hüter der Vernunft.“ [Perlentaucher]
An diesem Text stimmt so gut wie nichts. Weder Benedikt XVI. noch Kardinal Schönborn reden der Theorie (?) des Intelligent Design das Wort. Und es geht auch nicht um Rollentausch, sondern bestenfalls um die Abwehr einer Grenzüberschreitung seitens des Neodarwinismus.
Der nämlich hat den alten Satz etsi deus non daretur – eine historische Einschränkung der naturwissenschaftlichen Methode in Abgrenzung zur Theologie – inzwischen zum Dogma erhoben, das aller Wissenschaft, ja aller Erkenntnis zugrunde zu legen sei. Was nichts anderes bedeutet als außer der naturwissenschaftlichen Methode keine Erkenntnis mehr zuzulassen. Und den methodischen zum dogmatischen Atheismus zu erheben.
Es darf niemanden wundern, dass sich Papst und Kardinal dagegen wenden. Aber ID-Anhänger sind sie deshalb noch lange nicht. Ihnen geht es um jene Linie, an der die (nicht-naturwissenschaftliche) Interpretation naturwissenschaftlicher Resultate und Theorien beginnt. Man lese dazu die zweite Katechese von Kardinal Schönborn.
Nikolaus
Dass der Hl. Nikolaus im 20. Jahrhundert einen langjährigen Werbevertrag mit Coca-Cola unterzeichnet hat (Quelle: BCGGL), trug enorm zu seiner Bekanntheit bei. Aber auch zu seiner Profanisierung. Außerdem hat sich seine ursprünglich auf die Nacht zum 6. Dezember beschränkte (vgl. aber Matthias Heil) Arbeitszeit als Gabenspender inzwischen auf eine ganze Saison erweitert. Das ist der Preis des Ruhmes.
Literatur
Werner Mezger: Sankt Nikolaus
Manfred Becker-Huberti: Der heilige Nikolaus
Roman Mensing: Nikolaus von Myra
Gott, du Spender alles Guten,
hilf uns auf die Fürsprache des heiligen Nikolaus
in aller Not
und steh uns bei in jeder Gefahr.
Gib uns ein großmütiges Herz,
damit wir anderen schenken,
was wir empfangen,
und den Weg des Heiles ungehindert gehen.
Tagesgebet
Mehr bei Felix Pfefferkorn
Denying the cat
Peter zitiert und karikiert Chesterton.
Seligsprechungsreform
Heute in der FAZ: „Stefan Samerski unterrichtet uns [1,50 EUR] über die von Benedikt XVI. geplante Reform des Verfahrens der Seligsprechung.“ [Perlentaucher]