Lateranbasilika

Die dem allerheiligsten Erlöser und seit dem 12. Jahrhundert auch dem hl. Johannes dem Täufer geweihte Lateranbasilika ist die älteste Papstkirche und führt den Titel „Mutter und Haupt aller Kirchen des Erdkreises“. Im anliegenden Lateranpalast residierten die Päpste vom 4. bis zum 14. Jahrhundert. Die Kirche wurde von Kaiser Konstantin errichtet und im Jahr 324 von Papst Silvester I. eingeweiht. Die durch Brand, Erdbeben und Plünderungen heimgesuchte Kirche wurde im Lauf der Jahrhunderte wiederholt restauriert. Papst Benedikt XIII. hat sie am 28. April 1726 nach größeren Restaurationsarbeiten neu eingeweiht und den 9. November als Kirchweihtag der Basilika bestätigt. [Schott]

Allmächtiger Gott,
du hast gewollt, dass dein Volk Kirche hieße,
denn wir sind das Haus,
in dem deine Herrlichkeit wohnt.
Gib, dass die Gläubigen,
die sich in deinem Namen versammeln,
dich ehren, dich lieben und dir gehorchen,
damit sie unter deiner Führung
das ewige Erbe erlangen.
Tagesgebet

Zum Glauben zurückfinden

Hanns-Georg Rodek bespricht den Film „Die große Stille“, der morgen in den Kinos anläuft:

„‚Die große Stille‘ ist ein Film, den im Fernsehen oder auf DVD zu betrachten schlicht unvorstellbar ist. Das liegt nicht an spektakulären Schauwerten, sondern an dem, was Regisseur Philip Gröning mit seinen Besuchern anzustellen sucht: Sie sollen vor der Leinwand die gleiche Erfahrung machen wie die Menschen auf ihr. Dazu braucht es Abgeschiedenheit, Disziplin und einen Raum, der nur einem Zweck geweiht ist. Ein Kino eben. Man könnte auch sagen: ein Kloster.

Die Menschen auf der Leinwand sind die Mönche der ‚Grande Chartreuse‘, dem Mutterhaus des Kartäuserordens in Frankreichs Alpenmassiv. Seit seiner Gründung 1084 spielt sich das Leben dort mehr oder minder unverändert ab, in Form von Gebeten, Studien, Arbeit und Gottesdiensten, darunter ein zweistündiges Offizium ab Mitternacht, gefolgt von drei Stunden Schlaf und der Morgenmesse. Die Kartäuser sind ein Schweigeorden, gesprochen wird nur beim wöchentlichen Spaziergang. […]

Wahrscheinlich war es gut, daß die Grande Chartreuse 15 Jahre überlegte, bevor sie Gröning angerufen hat. Ohne neu entwickelte High-Definition-Kamera hätte er gar nicht in dem düsteren Gemäuer filmen können; sein Gerät trug gerade die Seriennummer neun. Vor ein paar Jahren hätte es auch kein Publikum für ‚Die große Stille‘ gegeben, aber heute, da wir alle heftig nach den Ursprüngen europäischer Kultur graben, läßt sich wohl keine tiefer liegende Wurzel finden als der Kartäuserorden.

Das erstaunlichste Mitbringsel, das man aus dieser Reise zu den Grundlagen des Christentums vor die Kinotür nehmen kann, dürfte etwas gar nicht Existentes sein: die Abwesenheit von Angst innerhalb der Klostermauern. Dieser Urgrund von Vertrauen in einen gütigen Gott ist Europa im Lauf der Jahrhunderte verloren gegangen, abgegraben von den Ablaßverkäufern und den großen Kriegen und den Predigern des Leistungsethos. In der ‚Großen Stille‘ könnte man fast zum Glauben zurückfinden.“ [Perlentaucher]

Roma locuta

Der Wunsch Eberhard Jüngels ist erfüllt. Erklärung von Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls zum Fall Klaus Berger:

„In dem Streit um die Konfessionszugehörigkeit des Heidelberger Exegeten Klaus Berger, der sich als katholisch ansieht und – wie jetzt öffentlich bekannt wurde – 1968 durch Teilnahme am evangelischen Abendmahl ‚Glied der evangelisch-lutherischen Kirche‘ geworden ist, ist die Behauptung aufgestellt worden, ‚Kardinal Ratzinger, der nachmalige Papst‘, habe ‚den Vorgang nach seiner formalen Seite‘ genau gekannt und ‚keine Einwände erhoben‘. Diese Aussage ist falsch. Bis zum Ausbruch der gegenwärtigen Diskussion waren dem Kardinal bzw. Papst keinerlei Informationen zugekommen, die über das allgemein Bekannte hinausgingen; von einer doppelten Konfessionszugehörigkeit war nichts bekannt. Der Kardinal hatte daher keinerlei Anlaß, zur Frage der Konfessionszugehörigkeit von Herrn Berger Stellung zu nehmen und hat es auch nie getan. Es ist selbstverständlich, daß die Bestimmungen des katholischen Kirchenrechts, die eine gleichzeitige Zugehörigkeit zur katholischen Kirche und zu einer evangelischen Landeskirche nicht zulassen, ausnahmslos und daher auch im genannten Fall gelten. Von dieser Ordnung der Kirche kann auch nicht im Bußsakrament dispensiert werden.“

Causa finita?

Uneindeutigkeit

„Die katholische Art – man möge es jetzt einmal völlig leidenschaftslos drehen und wenden, wie man will – kommt den Unebenheiten der menschlichen Natur doch bedeutend besser entgegen als die protestantische. Menschliche Natur, die läßt sich nach allem, was wir wissen, am eindeutigsten auf den Begriff der gemischten Verhältnisse bringen. Also Uneindeutigkeit; das eine tun, das andere nicht lassen; Überzeugungen haben, ohne sich ihre Unabgeschlossenheit zu verhehlen; womöglich Übertritt von einem Standpunkt zum anderen, während man den einen natürlich nie ganz verläßt. Die protestantische Prämisse (zumindest auf der introspektiven Achse Berlin – Tübingen) räumt mit diesem ganzen strubbeligen Durcheinander auf. Eure Rede sei klar und wahr, heißt es da, seid lupenrein, tilgt und brandmarkt Widersprüche, wo immer sie sich in euch und um euch herum zeigen! Die Welt braucht, so hört man, nichts so dringlich wie ‚Glaubwürdigkeit‘ (eine, sehen wir klar, doch wohl widernatürliche, aber eben typisch protestantische Begriffsbildung). Und solche Glaubwürdigkeit sei nur herstellbar, wo die menschliche Natur geschlossen und aus einem Guß sich zeige.“ [FAZ via Perlentaucher]

Bitte dringend komplett lesen und sich an jeder einzelnen Anspielung delektieren!

Willibrord

Peter alias Echo Romeo hat den hl. Willibrord zum Patron seines neuen Blogs erkoren und zitiert Alkuin von Tours:

»In der Inbrunst seines Glaubens hat (Willibrord) Gott zuliebe Vaterland, Verwandte und Freunde verlassen,« – Vielleicht können wir es uns gar nicht mehr vorstellen, was es zur damaligen Zeit bedeutet haben muß, die Heimat (Northumbrien/England) zu verlassen – »die irdischen Güter geringgeschätzt, um die himmlischen zu erlangen. Deshalb hat er auch für seine Mühen die verdienten Erfolge gehabt: Viele Völkerscharen hat er zu Christus bekehrt, viele Heiden von Irrtum und Sünde abgebracht und so, mit Hilfe der göttlichen Gnade, aus Kindern des Zornes Kinder des Erbarmens gemacht. Die Hölle hat er verschlossen, den Himmel aufgetan. Zahlreiche Völker hat er aufgesucht, um alle auf den Weg der Wahrheit zu führen. Er hat sich selbst nicht geschont, sondern sich unter wilde Stämme begeben, um dort vielleicht die purpurne Krone des Martyriums zu finden. Gott aber hat ihn um des Heiles vieler willen bewahrt: Er sollte durch seine Verkündigung höhere Ehre empfangen, als wenn er als einzelner die Krone durch das Martyrium erlangt hätte. Der sich voll Hoffnung abgemüht hat, ist im Frieden entschlafen. Der das zeitliche Leben verlassen hat, hat nun das ewige erlangt. Uns wurde er weggenommen, den Engeln wurde er zugesellt.«

Roma non locuta

Es sagt viel aus, wenn der Doyen der evangelischen Theologie zur Causa eines evangelischen Theologen auf ein Machtwort aus Rom drängt, es gleichwohl nicht erwartet, und der Perlentaucher (bekanntlich ein Hugenott) dies [1,50 EUR] wie folgt zusammenfasst:

„Der evangelische Theologe Eberhard Jüngel drängt im Fall des Kollegen Klaus Berger auf eine klärende Stellungnahme aus Rom, damit es endlich heißt: ‚Roma locuta causa finita.‘ Wir schließen uns an.“

Lammert legt nach

Bundestagspräsident Norbert Lammert hat ganz offensichtlich nicht vor, sich bei der zweiten Auflage der Leitkultur-Debatte mit dem Minimalkonsens zu bescheiden, es handele sich um den falschen Begriff für eine richtige Debatte. Im Interview der Woche des Deutschlandfunks spricht er wie folgt:

„Ich habe gar keinen Zweifel daran, dass es eine Reihe von Überzeugungen gibt, die breit geteilt werden, über die nur in einer Mischung aus Leichtsinn und Oberflächlichkeit am liebsten nicht geredet wird. Diese Gesellschaft vermeidet die Diskussion über das, was sie miteinander eigentlich verbindet.

Und anstelle einer solchen Verständigung finden dann solche Ersatzorientierungen statt – Ersatz jetzt gar nicht im negativen Wortsinne -, dass wir doch schließlich eine Verfassung hätten, die für alle gelte, und dass wir doch Gesetze hätten, die für alle richtig seien, und das müsse doch als geistiges Gerüst einer Gesellschaft reichen. Dies reicht als Gerüst eben nicht aus, weil jede historische Erfahrung und im übrigen auch die aktuelle Erfahrung in unserem Land uns zeigt, dass Verfassungen und Gesetze schon der Ausdruck zugrunde liegender Wertüberzeugungen sind.

Und wenn diese Wertüberzeugungen, warum auch immer, verloren gehen, werden diese Setzungen nicht Bestand haben. Und wir haben zu lange verdrängt, und offenkundig sind da in den vergangenen Jahren Einsichten wieder gewachsen, dass es eine Bereicherung und zugleich eine Herausforderung für eine Gesellschaft darstellt, wenn unterschiedliche kulturelle Traditionen und Erfahrungen miteinander konfrontiert werden, aber es ist eine treuherzige Beschreibung dieser Erfahrung, wenn man leugnen wollte, dass es kulturelle Differenzen gibt.

Und es wäre grob unredlich, zu bestreiten, dass solche kulturelle Differenzen auch praktische Bedeutung haben können. Der Anspruch beispielsweise auf Gleichberechtigung der Frau und der Anspruch auf Dominanz des Mannes, beides kulturell begründet, sind in ein und derselben Gesellschaft nicht zu haben. Der Anspruch auf Trennung von Staat und Kirche, von Religion und Politik, und der Anspruch auf unmittelbare Geltung göttlichen Rechts, auch im politischen und rechtlichen Handeln, jeweils kulturell begründet, sind in ein und derselben Gesellschaft nebeneinander nicht möglich.

Und wir haben zu viel Zeit mit der vielleicht gut gemeinten Illusion verloren, dies solle man am besten nicht einmal diskutieren, schon gar nicht klären. Und inzwischen ist immer deutlicher geworden, dass sich eine Gesellschaft diesen Klärungsbedarf nicht schenken kann.“

Darmstädter Gespräche

Wo war unser Korrespondent in Darmstadt eigentlich am gestrigen Vormittag? Um 11 Uhr fanden dort im Staatstheater die Neuen Darmstädter Gespräche statt (Eintritt 10 EUR). Allein schon die Diskutanten rechtfertigten vermutlich den Preis: Demograf Herwig Birg, Stern-Journalist Hans-Ulrich Jörges, Querschnittprofessor Norbert Bolz und „Angstforscher“ Borwin Brandelow. Echo Online, ein Ableger des Darmstädter Echos, zitiert Birg:

„Diese Gesellschaft hat sich etwas vorgemacht. Deutschland hat sich aufgegeben. Das gemeinsame Projekt fehlt. Wir haben viel zu wenig Angst angesichts der realen Situation.“

Darauf Jörges:

„So wie Sie reden, würde ich mich auch davon machen“, erwidert er Birg und lobt die Berliner Aufbruchstimmung. Da wird zwar noch immer nicht regiert, doch Jörges sieht in Edmund Stoibers Rückzug, Franz Münteferings Demontage und Matthias Platzecks Aufstieg Anzeichen für das „Aufbrechen autokratischer Strukturen“. Nicht dass er einer Regierung Merkel viel zutrauen würde: „Wir werden jetzt eine System-Reparatur-Koalition kriegen.“ Aber irgendwann werden die Verhältnisse den Systemwechsel erzwingen. Jörges glaubt fest an die reformierende Kraft der Umstände.

Und der Angstforscher tröstet:

„Glück definiert sich nicht nur durch Geld.“ Und manche Angst könne man doch auch durch einen Schluck Weißwein nehmen. Eine Flasche hat Moderator Martens denn auch schon in Reserve stehen. Wahrscheinlich hat er bereits vor dieser Gesprächsrunde geahnt, dass es hernach Bedarf geben könnte, sich die Welt ein paar Promille schöner zu trinken.

Ausdrücklich ausgeladen

Aus der Pressemitteilung der EKD zum Arbeitsbericht des Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber:

„Bei der Trauerfeier für den Gründer der Gemeinschaft von Taizé, den Protestanten Roger Schutz, am 23. August habe sich die neue Atmosphäre in der ökumenischen Situation gezeigt, so der Ratsvorsitzende. ‚Die Repräsentanten protestantischer und orthodoxer Kirchen waren teilweise von der Teilnahme an der Mahlfeier ausdrücklich ausgeladen.'“

Warum „teilweise“?

Und zum Protestantismus von Roger Schutz sei Andreas Püttmann zitiert:

Daß dieser nur noch aus Ordens-Raison offiziell protestantisch und in pectore, zumal beim Eucharistieverständnis, mit Wissen des Kardinals wohl längst katholisch war, durfte man aus Gründen der ökumenischen Korrektheit – und des angebrachten Respekts vor dem religiösen forum internum – ja nicht laut sagen. Nicht einmal aus dem später von Kurienkardinal Kasper zelebrierten katholischen Requiem für Roger Schutz wurde öffentlich der korrekte Schluß gezogen.

Dazu dann diese Fußnote:

Außer durch den Leserbriefschreiber Prälat Dr. iur. can. Peter Hilger in der FAZ vom 6.9.05 („Katholisch geworden“) unter Hinweis auf can. 205 CIC und LG 14. Dazu auch schon mein Artikel: Taizé auf dem Weg nach Rom?, in: Rheinischer Merkur vom 13.12.1991.

Can. 205 CIC lautet:

Voll in der Gemeinschaft der katholischen Kirche in dieser Welt stehen jene Getauften, die in ihrem sichtbaren Verband mit Christus verbunden sind, und zwar durch die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung.

Und LG 14:

Den katholischen Gläubigen wendet die Heilige Synode besonders ihre Aufmerksamkeit zu. Gestützt auf die Heilige Schrift und die Tradition, lehrt sie, daß diese pilgernde Kirche zum Heile notwendig sei. Christus allein ist Mittler und Weg zum Heil, der in seinem Leib, der Kirche, uns gegenwärtig wird; indem er aber selbst mit ausdrücklichen Worten die Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe betont hat (vgl. Mk 16,16; Joh 3,5), hat er zugleich die Notwendigkeit der Kirche, in die die Menschen durch die Taufe wie durch eine Türe eintreten, bekräftigt. Darum könnten jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten. Jene werden der Gemeinschaft der Kirche voll eingegliedert, die, im Besitze des Geistes Christi, ihre ganze Ordnung und alle in ihr eingerichteten Heilsmittel annehmen und in ihrem sichtbaren Verband mit Christus, der sie durch den Papst und die Bischöfe leitet, verbunden sind, und dies durch die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft. Nicht gerettet wird aber, wer, obwohl der Kirche eingegliedert, in der Liebe nicht verharrt und im Schoße der Kirche zwar „dem Leibe“, aber nicht „dem Herzen“ nach verbleibt. Alle Söhne der Kirche sollen aber dessen eingedenk sein, daß ihre ausgezeichnete Stellung nicht den eigenen Verdiensten, sondern der besonderen Gnade Christi zuzuschreiben ist; wenn sie ihr im Denken, Reden und Handeln nicht entsprechen, wird ihnen statt Heil strengeres Gericht zuteil. Die Katechumenen, die, getrieben vom Heiligen Geist, mit ausdrücklicher Willensäußerung um Aufnahme in die Kirche bitten, werden durch eben dieses Begehren mit ihr verbunden. Die Mutter Kirche umfaßt sie schon in liebender Sorge als die Ihrigen.