Neuer Bischof in Hildesheim

Gegen diese Sedisvakanz war die des Heiligen Stuhls im Frühjahr nur eine kurze Episode: Seit August 2004 ist der Sitz des Bischofs von Hildesheim verwaist. Jetzt kündet das Kompendium von der Wahl eines neuen Hirten. Morgen um 12 Uhr werden wir seinen Namen kennen.

Papst in Gemelli-Klinik

Wenn ich Überschriften wie diese lese, erschrecke ich mich leise, denke an die ersten Monate dieses Jahres und frage mich: Er auch schon?

Aber dann eröffnet Benedikt XVI. doch nur das Akademische Jahr der Medizinischen Fakultät der Herz-Jesu-Universität (schöner Name für eine Uni, ähnlich dem meiner Alma Mater).

Deutschlandfunk

In den hiesigen Kommentarspalten ist gelegentlich Klage über die Kirchen- und Religionsberichterstattung im Deutschlandfunk zu lesen gewesen, und neulich erst hatte ich einen Beitrag über die Synode von Clermont kritisiert.

Der gestrige Kommentar [MP3 ist online, Text (noch?) nicht] von Gregor Hoppe zum jüngsten, vorab veröffentlichten Vatikan-Dokument indes ist eine Meisterleistung dieses Genres und des Deutschlandfunks nicht würdig. Viel dümmer geht’s nimmer, möchte man meinen. Jedenfalls nicht im DLF, ist meine leise Hoffnung.

Bislang hatte ich Deutschlandfunk, Kirche und Köln eher mit „katholisches Rheinland“ assoziiert. Aber vielleicht ist eine andere Assoziation treffender?

Eigentlich Wurst

Der Vatikan, mein eigentliches Staatsoberhaupt, hat ab heute gesagt: „Schwule dürfen keine Priester werden.“ Das hat mich gewundert, weil es ist doch eigentlich Wurst, mit wem man offiziell keinen Sex haben darf.

Harald Schmidt, 23. November 2005

Andreas Dung-Lac und Gefährten

Andreas, mit bürgerlichen Namen Dung An Trân, war Sohn armer nichtchristlicher Eltern aus dem Norden Vietnams. Diese zogen nach Hanoi, als Andreas zwölf Jahre alt war; hier wurde er von einem katholischen Katecheten versorgt, katholisch erzogen und getauft. Er wirkte drei Jahre als Katechet, studierte Theologie, wurde 1823 zum Priester geweiht und wirkte als Pfarrer in Ke-Dâm. In den Christenverfolgung unter Kaiser Minh-Mang’s wurde er 1835 ins Gefängnis geworfen, woraus er aber durch Lösegeldzahlungen seiner Gemeindeglieder frei kam.

Um den Verfolgungen zu entgehen, änderte er seinen Namen in Andreas Lac und wirkte fortan in einer neuen Gemeinde, aber am 10. November 1839 wurde er zusammen mit Peter Truong Van Thi wieder verhaftet; nach erneuter Freilassung aufgrund von Lösegeldzahlungen wurden beide bald erneut gefangen genommen, nach Hanoi gebracht, gefoltert und schließlich enthauptet. [Ökumenisches Heiligenlexikon]

Einer jener neuen Gedenktage, die im vierten Band des Kleinen Stundenbuches und im Lektionar zum Stundenbuch noch nicht enthalten sind (weshalb ich ihn heute morgen glatt vergessen und die Laudes vom Donnerstag der zweiten Woche gebetet habe).

Nun schlichen sich jene Männer heran und fanden Daniel, wie er zu seinem Gott betete und flehte.
Darauf gingen sie zum König und erinnerten ihn an sein Verbot; sie sagten: O König, hast du nicht ein Verbot unterzeichnet, nach dem jeder, der innerhalb von dreißig Tagen an irgendeinen Gott oder Menschen außer an dich, König, eine Bitte richtet, in die Löwengrube geworfen werden soll? Der König gab zur Antwort: Die Anordnung steht fest nach dem unwandelbaren Gesetz der Meder und Perser.
Da berichteten sie dem König: Daniel, einer von den verschleppten Juden, achtet weder dich, König, noch das Verbot, das du unterschrieben hast, sondern verrichtet dreimal am Tag sein Gebet.
Als der König das hörte, war es ihm sehr peinlich und er dachte nach, wie er Daniel retten könne. Bis Sonnenuntergang bemühte er sich, ihn freizubekommen.
Doch jene Männer bestürmten ihn und sagten: Bedenke, König, es ist bei den Medern und Persern Gesetz, dass jedes Verbot und Dekret, das der König erlässt, unabänderlich ist.
Darauf befahl der König, Daniel herzubringen, und man warf ihn zu den Löwen in die Grube. Der König sagte noch zu Daniel: Möge dein Gott, dem du so unablässig dienst, dich erretten.
Und man nahm einen großen Stein und wälzte ihn auf die Öffnung der Grube. Der König versiegelte ihn mit seinem Siegel und den Siegeln seiner Großen, um zu verhindern, dass an der Lage Daniels etwas verändert würde.
Dann ging der König in seinen Palast; fastend verbrachte er die Nacht; er ließ sich keine Speisen bringen und konnte keinen Schlaf finden.
Früh am Morgen, als es gerade hell wurde, stand der König auf und ging in Eile zur Löwengrube.
Als er sich der Grube näherte, rief er mit schmerzlicher Stimme nach Daniel und fragte: Daniel, du Diener des lebendigen Gottes! Hat dein Gott, dem du so unablässig dienst, dich vor den Löwen erretten können?
Daniel antwortete ihm: O König, mögest du ewig leben.
Mein Gott hat seinen Engel gesandt und den Rachen der Löwen verschlossen. Sie taten mir nichts zuleide; denn in seinen Augen war ich schuldlos und auch dir gegenüber, König, bin ich ohne Schuld.
Darüber war der König hoch erfreut und befahl, Daniel aus der Grube herauszuholen. So wurde Daniel aus der Grube herausgeholt; man fand an ihm nicht die geringste Verletzung, denn er hatte seinem Gott vertraut.
Nun aber ließ der König die Männer herbeiholen, die Daniel verklagt hatten, und ließ sie mit ihren Kindern und Frauen in die Löwengrube werfen. Sie waren noch nicht am Boden der Grube angelangt, da stürzten sich die Löwen auf sie und zermalmten ihnen alle Knochen.
Daraufhin schrieb König Darius an alle Völker, Nationen und Sprachen auf der ganzen Erde: Friede sei mit euch in Fülle!
Hiermit ordne ich an: Im ganzen Gebiet meines Reiches soll man vor dem Gott Daniels zittern und sich vor ihm fürchten. Denn er ist der lebendige Gott; er lebt in Ewigkeit. Sein Reich geht niemals unter; seine Herrschaft hat kein Ende.
Er rettet und befreit; er wirkt Zeichen und Wunder am Himmel und auf der Erde; er hat Daniel aus den Tatzen der Löwen errettet.
Dan 6,12–28 (Lesung der Messe vom Gedenktag)

Infotainment

Konjunktiv 2 bringt es auf den Punkt:

Hier eine weitere Folge der seit mindestens 250 Jahren beliebten Dauer-Infotainment-Serie ‚Der Vatikan muß X, wenn die Kirche nicht im nächsten Jahr untergehen soll‘:

„Man muß den Vatikan vor einer generellen Verdammung der Homosexuellen warnen”, sagte der Grünen-Politiker Volker Beck am Dienstag. Sollten die Presseberichte stimmen, käme das Dokument einer theologischen Verteufelung der Homosexuellen gleich. Auch Menschenrechtler aus den Vereinigten Staaten kritisierten das Schreiben, das in der kommenden Woche veröffentlicht werden soll.

Gruß aus der Brandstwiete

Die PR-Maßnahmen zum Filmstart („Der Exorzismus von Emily Rose“) laufen bestens. Nach dem großartigen Auftakt per Bullshit-Marketing beschert uns nun der Spiegel (47/2005) mit seiner als Rezension getarnten Version des Exorzismus der Anneliese Michel eine Sternstunde des aufgeklärten Journalismus.

Sektierer […] nur Eingeweihte, strenge Katholiken, die an Marienerscheinungen und Stimmen aus dem Jenseits glauben […] das Drama mit der mittelalterlichen Aura […] der fromme Kult […] Betsüchtige Mitbürger der Familie […] die strenggläubigen Eltern der Frau […] Pilger aus ganz Europa […] meinen allen Ernstes, der Teufel sei einst in dieser Idylle niedergefahren […] dieser Teufelskreis aus Gläubigkeit, einflussreichen Nachbarn und Gehorsam gegenüber der Kirche […] eine fatale Familienkonstellation […] die Ängste und die nicht geglückte Ablösung einer schwerkranken jungen Frau von ihren Eltern […] die Klingenberg-Pilger durch solche Aufklärungsversuche nachdenklich […] verlockend scheint für manche Katholiken die Vorstellung, das Böse lauere täglich auf Opfer, und nur ständiges Gebet halte es in Schach.

Hektische Stille

Ich habe ihn gestern gesehen. Und fand ihn stellenweise zu hektisch geschnitten. Wenn zum Beispiel die Mönche bei ihrer Prozession mit dem Allerheiligsten gerade das Tantum ergo anstimmen, dann muss doch nicht schon nach der zweiten Zeile (veneremur cernui) geschnitten werden – in einem 160-Minuten-Film, der seinen Zuschauern einiges abverlangt.

Was die Bedingungen angeht, so schließe ich mich der Meinung von Hanns-Georg Rodek an:

Es sollte dunkel sein, stockdunkel; es ist zunehmend schwierig in Kinos, einen Platz zu finden, an dem sich keine Notausgangsleuchte ins Blickfeld drängt. Der Saal muß isoliert sein, völlig schalldicht; in schlechteren Multiplexen hört man die Explosionen aus anderen Kinos, wenn der eigene Sensurround ein paar Sekunden Atem holt. Absolute Handydisziplin ist von Nöten und ein Publikum, das weder flüstert noch Ausflüge zum Popcorn-Stand unternimmt.

Außerdem sollten die Sitze bequemer sein als im oberen Kino des Abaton. Richtig dunkel war es dort nicht, aber immerhin ruhig und das Publikum diszipliniert.

Trotz dieser kleineren Unbill – die ja ganz gut mit dem wenig kommoden Klosterleben in der Karthause harmoniert – ein wirklich sehenswerter Film. Als Director’s Cut in mindestens 220 Minuten Länge und mit ungeschnittenem Tantum ergo würde ich ihn ein zweites Mal ansehen.

Cäcilia

Die Verehrung der hl. Jungfrau und Märtyrin Cäcilia wird ausdrücklich erst im 6. Jahrhundert bezeugt: bei der Feier am 22. November 545 in der Titelkirche S. Cecilia wurde Papst Vigilius gefangen genommen. Diese Kirche stammt aus dem (4. oder) 5. Jahrhundert; Cäcilia war vermutlich die Stifterin. Die Legende von der vornehmen Römerin Cäcilia, die mit Valerian, dem Heiden, der um ihre Hand angehalten hatte, und dessen Bruder Tiburtius wegen ihres Glaubens enthauptet wurde, ist gegen 500 entstanden. [Schott]

Als die Nacht zu Ende ging, rief Cäcilia: Auf, ihr Streiter Christi, legt ab die Werke der Finsternis und zieht die Waffen des Lichtes an.
Benedictus-Antiphon vom Gedenktag