Et in Spiritum Sanctum


O komm, du Geist der Wahrheit,
und kehre bei uns ein,
verbreite Licht und Klarheit,
verbanne Trug und Schein.
Gieß aus dein heilig Feuer,
rühr Herz und Lippen an,
dass jeglicher getreuer
den Herrn bekennen kann.

O du, den unser größter
Regent uns zugesagt,
komm zu uns, werter Tröster,
und mach uns unverzagt.
Gib uns in dieser schlaffen
und glaubensarmen Zeit
die scharfgeschliffnen Waffen
der ersten Christenheit.

Unglaub‘ und Torheit brüsten
sich frecher jetzt als je,
darum musst du uns rüsten
mit Waffen aus der Höh‘;
du musst uns Kraft verleihen,
Geduld und Glaubenstreu‘
und musst uns ganz befreien
von aller Menschenscheu.

Es gilt ein frei Geständnis
in dieser unsrer Zeit,
ein offenes Bekenntnis
bei allem Widerstreit,
trotz aller Feinde toben,
trotz allem Heidentum
zu preisen und zu loben
das Evangelium.

In aller Heiden Lande
erschallt dein kräftig Wort,
sie werfen Satans Bande
und ihre Götzen fort;
von allen Seiten kommen
sie in das Reich herein;
ach soll es uns genommen,
für uns verschlossen sein?

O wahrlich, wir verdienen
solch strenges Strafgericht;
uns ist das Licht erschienen,
allein wir glauben nicht.
Ach lasset uns gebeugter
um Gottes Gnade flehn,
daß er bei uns den Leuchter
des Wortes lasse stehn.

Du Heil’ger Geist, bereite
ein Pfingstfest nah und fern,
mit deiner Kraft begleite
das Zeugnis von dem Herrn.
O öffne du die Herzen
der Welt und uns den Mund,
dass wir in Freud‘ und Schmerzen
das Heil ihr machen kund.

Pfingsten


VENI, Sancte Spiritus,
et emitte caelitus
lucis tuae radium.

Veni, pater pauperum,
veni, dator munerum
veni, lumen cordium.

Consolator optime,
dulcis hospes animae,
dulce refrigerium.

In labore requies,
in aestu temperies
in fletu solatium.

O lux beatissima,
reple cordis intima
tuorum fidelium.

Sine tuo numine,
nihil est in homine,
nihil est innoxium.

Lava quod est sordidum,
riga quod est aridum,
sana quod est saucium.

Flecte quod est rigidum,
fove quod est frigidum,
rege quod est devium.

Da tuis fidelibus,
in te confidentibus,
sacrum septenarium.

Da virtutis meritum,
da salutis exitum,
da perenne gaudium,
Amen, Alleluia.

Fachbegriffe des Christentums

Ursprünglich wollte ich diesen Beitrag am 29. März posten, aber Ihr ahnt vielleicht, was dann dazwischenkam…

Ein Teil der heutigen Sprachlosigkeit des Christentums speist sich unmittelbar aus einem Verlust der Sprachfähigkeit, also der Fähigkeit, sich in heutigen Worten verständlich zu machen. Oberflächliche sprachliche Anbiederung an die jeweilige Zielgruppe verstärkt diesen Effekt nur, weil dann häufig auch noch die Botschaft selbst über Bord geht (und nicht nur ihre zeitbedingte sprachliche Form).

Viele Zeitgenossen verstehen, unabhängig von ihrer jeweiligen Weltanschauung, zentrale Begriffe des Christentums nicht (mehr) oder falsch. Über die Ursachen lässt sich trefflich spekulieren und auch streiten, aber das mag zu einer anderen Zeit geschehen. Ich werde hier in loser Folge einige dieser wichtigen Begriffe in meinen Worten zu erläutern versuchen. Nur so, ohne weitere Absichten als der, meinen Lesern und mir selbst ein paar nützliche Zeilen aufzuschreiben.

Genug der Vorrede. Hier die erste, vorläufige Begriffsliste:

Weitere Vorschläge sind willkommen. Bitte in den Kommentaren hinterlassen. Ich werde jeden Vorschlag wohlwollend prüfen und im Falle der Ablehnung auch erläutern, warum ich ihn nicht in meine Liste aufnehme.

Erster Nachtrag: Die gesammelten Vorschläge aus den Kommentaren:

  • Offenbarung
  • Glaube
  • Liebe
  • Fegefeuer
  • Buße
  • Freiheit
  • Ablass
  • Tradition
  • Kirche
  • Evangelisierung
  • Mission
  • Wahrheit

Ich selbst füge noch hinzu:

  • Verheißung

Ich kann noch nicht versprechen, dass ich alle Begriffe erläutern werde. Aber ich habe schon eine Idee, mit welchem ich anfange. 🙂

Zweiter Nachtrag:

  • Bekehrung

Dritter Nachtrag:

  • Dogma

Vierter Nachtrag:

Positives Denken

Ricky Spears zitiert Mt 6,25-24 und zieht ein paar Schlüsse daraus.

25 Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung?
26 Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?
27 Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern?
28 Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht.
29 Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.
30 Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!
31 Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?
32 Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.
33 Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.
34 Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.

DĂ©esse

Nein, es geht nicht um ein legendäres Auto. Die Rede muss vielmehr sein von einer Frau. Also spricht Christian Bommarius in der Berliner Zeitung:

„Haben es denn die Juden in Deutschland noch immer nicht begriffen? Muss man ihnen wirklich alles immer und immer wieder erklären, bis sie endlich verstanden haben und also schweigen? War es ihnen seit Beginn der Debatte vor 17 Jahren tatsächlich nicht klar, dass das zu errichtende Denkmal für die ermordeten Juden Europas keineswegs ein Ort der Erinnerung an Schuld und Verbrechen sein würde, keine Gedenkstätte, nicht einmal ein Kunstwerk, sondern ein sakraler Raum, in dem die Hohepriesterin Edith, selbst genannt Lea, Rosh die Anbetung der gleichnamigen Göttin besorgt? Wenn an diesem Ort die Hohepriesterin spricht, dann haben die Besprochenen – die Juden, die lebenden und die toten -, gefälligst zu schweigen. Wird hier ein Gottesdienst gefeiert – und hier wird seit Jahren, schon lange vor der Eröffnung nie etwas anderes gefeiert -, dann mögen die Juden Gebete murmeln, so lange und so viel wie sie wollen, aber angebetet wird hier einer nur, genauer gesagt: eine.“

Mir war Lea Rosh schon lange unheimlich, und hier bringt jemand auf den Punkt, woran das wohl liegen könnte. Ihren halbherzigen Rückzug vom Plan begründet sie nun damit, ihr habe nichts ferner gelegen, als religiöse Gefühle zu verletzen. Religiöse Gefühle? So spricht jemand, der nicht weiß, wovon er redet. Die in der Berliner Republik häufig zu hörende Phrase von den religiösen Gefühlen, die es nicht zu verletzen gelte, markiert nicht mehr als eine Art Waffenstillstandslinie. Wer sie gebraucht, hält Religion letztlich für Blödsinn, gesteht ihr aber ein Reservat zu, das er nicht antasten möchte. Er strebt an, den Glauben als Privatsache zu verkapseln und seine Botschaft als letztlich irrelevant für eine Gesellschaft zu markieren – die derweil ungestört ihre Zivilreligion praktiziert, mit Lea Rosh als Hohepriesterin.

Da ist mir doch Condoleezza Rice lieber, die zum würdelosen Umgang von US-Soldaten mit dem Koran klare Worte findet:

„I want to speak directly to Muslims in America and throughout the world. Disrespect for the Holy Koran is not now, nor has it ever been, nor will it ever be tolerated by the United States,“ she said. „Disrespect for the Holy Koran is abhorrent to us all.“ (Reuters)

Auch Reuters ist übrigens in seiner internationalen Nachrichtengebung sehr viel deutlicher und spricht von desecration, während die gleiche Meldung in deutscher Sprache dieses Wort vermeidet. Klar, hier könnten ja zivilreligiöse Gefühle verletzt werden… (Und der Praktikant bei Focus, der die Headline zur Reuters-Meldung gedichtet hat, hält sich wohl auch für unglaublich originell.)

Nachtrag: Klare Worte auch bei Chuzpe

Zweiter Nachtrag:

Dritter Nachtrag: Chuzpe dreht das Thema weiter.

Vierter Nachtrag: Newsweek zieht seine Story zurück:

Based on what we know now, we are retracting our original story that an internal military investigation had uncovered Qur’an abuse at Guantanamo Bay.

Geld ohne Gott

Gott ohne Geld – der Titel der Reportage, die ich gestern nach Harald Schmidt noch gesehen habe. Tilman Jens führte einen zum Teil bizarren Bilderbogen der Krise vor, von der die evangelischen Kirchen in Deutschland erschüttert werden. Natürlich mit Bildern von der Entwidmung der Hamburger Stephanuskirche und dem unvermeidlichen Kirchenkritiker (diesmal ein mir unbekannter, älterer Herr, nebenbei auch Journalist).

Was mich allerdings wirklich erschüttert hat, war der emeritierte Theologieprofessor Matthias Kroeger, der mehrmals mit reichlich schrägen Thesen auftreten durfte. Sein Plädoyer gipfelte in seinem wohlmeinenden Rat, doch auf Transzendenz und Jenseits zu verzichten und stattdessen das Du Gottes in der gesamten Welt zu suchen, die uns umgibt wie einen Fisch das Meer. Wenn das kein Pantheismus ist, was dann?

Kroeger verkaufte seinen Rat als echte Neuheit, was mich entweder an meinem, an seinem oder dem Verstand des Autors Tilman Jens zweifeln lässt. Ein wirklicher Tiefpunkt zeitgenössischer evangelischer Theologie. Das stützt die These, der Protestantismus sei nach knapp fünfhundert Jahren endgültig erledigt: Seine ursprünglichen Anliegen sind erfüllt, seine intellektuelle Kraft erschöpft. Was bleibt, ist nur noch Häresie. Wäre nicht 2017 ein guter Termin, die Reformation ad acta zu legen?

Von Matthias Kroeger stammen Bücher wie Im religiösen Umbruch der Welt – Der fällige Ruck in den Köpfen der Kirche oder Die Notwendigkeit der unakzeptablen Kirche – Eine Ermutigung zu distanzierter Christlichkeit. Zu letzterem hier eine relativ harsche Rezension. Auszug:

Sein Buch ist einfach in schlechter Verfassung: Professoral geschwätzig und derart undiszipliniert gegliedert, daß man oft vor lauter Ärger die Lust am Weiterlesen verliert. Einfach zwei Reden zusammenzuschustern, ohne sie auf Wiederholungen durchzusehen und in ein Ganzes zu überarbeiten, hat weder das Thema noch der Kunde verdient – egal, ob distanzierter, nicht distanzierter oder gar kein Christ!