Sophie Dannenberg im Spiegel-Interview über...

Sophie Dannenberg im Spiegel-Interview über ihren Roman „Das bleiche Herz der Revolution“: „Wenn die Wahrheit Rache an der Lüge ist – dann ist es so. Es geht mir darum, den verschwiegenen Teil der Wahrheit zur Sprache zu bringen. Schon in meinem linken Kinderladen habe ich gelernt, dass man die Wahrheit sagen muss, auch wenn es unangenehm ist. Übrigens habe ich gar nicht mit dem Vorsatz begonnen, über ’68 zu schreiben. Ich habe angefangen, eine Familiengeschichte zu schreiben, in der es um den Verlust des Glaubens ging, den Gottesverlust innerhalb einer Gesellschaft. Ich habe versucht, diese Spur zurückzuverfolgen. Im Laufe des Schreibens ging mir mehr und mehr auf, welche politischen Implikationen das Thema hat. Und ich fing an, über ’68 nachzudenken und zu recherchieren. Und so wurde aus meinem Buch unter anderem ein Buch über 1968.“

Dietmar Dath schrieb am vergangenen Wochenende im...

Dietmar Dath schrieb am vergangenen Wochenende im FAZ-Feuilleton über Einstein als vorbildlichen wissenschaftlichen Schriftsteller. Sein ganzseitiger Aufsatz, leider nicht online verfügbar, wickelt dann praktisch im Vorbeigehen gleich noch Popper und Kuhn ab. Zitat: „Der australische Philosoph David Stove hat Popper und Kuhn mittels mehrerer sich sehr allmählich herumsprechender Denkanstrengungen nachgewiesen, daß ihr tiefes, aus der revolutionären Physik der vorletzten Jahrhundertwende abgeleitetes und danach System gewordenes Mißtrauen gegen den Begriff des positiven Naturgesetzes und die Vorstellung einer dergleichen stützenden experimentellen Verifikation auf einer zwar tiefsinnigen, aber verheerenden Verwechslung von Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit beruht, die schon bei Hume angelegt ist.“ Puh. Langer Satz. Zum besseren Verständnis seien noch die beiden nächsten nachgereicht: „Denn es ist zwar tatsächlich immer möglich, daß, wie Hume, Popper und Kuhn gemeinsam annehmen, morgen früh eine unerwartete Beobachtung ein angenommenes gesetzförmiges Verhalten der Natur aufhebt. Aber die entscheidende Frage bleibt, ob es auch wahrscheinlich ist.“ Ich überspringe den nun folgenden Gedankengang – wer mag, kann ja bei der FAZ gegen Geld nachlesen – und zitiere den Abschluss dieser Passage: „Die moderne Wissenschaftsphilosophie mag also der Idee einer Welt, die wirklich ist, wie sie ist, als metaphysisch entraten können. Der Fortschritt der Wissenschaft selbst aber profitiert gerade in revolutionären Etappen von ihr als einer regulativen Variablen.“ Damit kann ich den Artikel nun, da hinreichend dokumentiert, dem Altpapier überantworten. (Falls ihn jemand haben möchte: Postadresse bei mr94 auf gmx.net hinterlassen, bevor ich das Papier zum Container trage.)

Noch ein Auszug aus besagter Chesterton-Morgenandacht...

Noch ein Auszug aus besagter Chesterton-Morgenandacht: „So sind wir zum Beispiel gewohnt, viel Gutes über die Familie zu hören. Auch und gerade aus dem Mund von Pfarrern und Bischöfen. Die Familie fördere den Zusammenhalt, sie sei die Basis einer gesunden Gesellschaft. In ihr könne alles Gute und Schöne Gedeihen. Alles falsch, sagt Chesterton. Ein Christ müsse die Familie verteidigen, gerade weil sie kein Hort des Friedens, der Freundlichkeit und der Einmütigkeit sei. Die Familie ist gerade deshalb eine gute Institution, weil sie unbequem ist. Sie ist ‚wie ein kleines Königsreich‘ – und wie dieses fast immer in einem Zustand der Anarchie. Wenn wir mit der Geburt in die Familie eintreten, betreten wir eine Welt, die unberechenbar ist, eine Welt, die ihre eigenen befremdlichen Gesetze hat, die wir nicht gemacht haben. ‚Tante Elisabeth ist unvernünftig, genau wie der Mensch. Papa ist reizbar, genau wie der Mensch. Unser kleiner Bruder ist boshaft, genau wie der Mensch.‘ In der Familie lernen wir mit Menschen zu leben, die wir uns nicht ausgesucht haben. Die Familie ist alles andere als eine Gruppe von Gleichgesinnten. Hier stellen wir uns von Anfang an der Vielfalt des Menschen. Das Christentum hat an der uralten und primitiven Institution der Familie nicht gerüttelt. Den Nächsten lieben lernen – auch und gerade wenn er ganz und gar anders ist als man selbst, das muss man in der Familie.“

Hoch über Siegburg liegt die Benediktinerabtei...

Hoch über Siegburg liegt die Benediktinerabtei Michaelsberg, als wäre sie da immer schon gewesen, seit Erzbischof Anno von Köln sie im Jahre 1064 gründete. Dabei wurde sie 1944 bei einem Bombenangriff fast völlig zerstört und nach dem Krieg wieder aufgebaut. Vom Berg aus hat man einen guten Ausblick über den endlosen Siedlungsbrei im Raum Köln/Bonn, wo eine Stadt praktisch nahtlos in die nächste übergeht. Erst hinter der Nachbarstadt Hennef, im Siegtal, lassen sich dann die einzelnen Orte wieder deutlicher voneinander unterscheiden.