Septuagesima

Heute sind es 70 Tage bis Ostern. Das stimmt zwar rein mathematisch betrachtet nur dann, wenn wir die Osteroktav noch mitzählen – in zehn Wochen ist Weißer Sonntag oder auch Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit. Aber darauf kommt es nicht an. Mit Septuagesima, so der Name des heutigen Sonntags, beginnt die Vorfastenzeit.

In der Non am gestrigen Sonnabend erklang das letzte Alleluja vor der Osternacht. Die liturgische Farbe ist auf violett gewechselt, allerdings vorerst nur an den Sonntagen – an den Werktagen bestimmen bis Aschermittwoch noch die Heiligen das Bild. Die Laudes an den Sonntagen beginnen nun mit dem Bußpsalm 50 (51), der in der Fastenzeit dann jeden Morgen gebetet wird:

Miserére mei, Deus, * secúndum magnam misericórdiam tuam.

Darauf folgt sonntags Psalm 117 (118), der zum einen auf das Leiden und den Tod Christi verweist:

Lápidem, quem reprobavérunt ædificántes: * hic factus est in caput ánguli.
Der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden.

Zum anderen enthält er auch einen starken Anklang auf Ostern hin, das wir ja ohnehin jeden Sonntag feiern:

Hæc est dies, quam fecit Dóminus: * exsultémus, et lætémur in ea.
Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; wir wollen jubeln und uns an ihm freuen.

Wie ich schon schrieb: Mir erscheint die Abschaffung der Vorfastenzeit gewichtiger als die moderate Verkürzung der Weihnachtszeit. Mit der Vorfastenzeit ist sozusagen die Vorhalle des großen Osterfestkreises verlorengegangen, die uns mit ihren drei Sonntagen – es folgen noch Sexagesima und Quinquagesima – auf dieses zentrale Ereignis unseres Heiles vorbereitet, bevor dann mit dem Aschermittwoch die eigentliche Fastenzeit beginnt.

Zum Ende der Weihnachtszeit

Am vergangenen Sonntag endete die liturgische Weihnachtszeit, und zwar sowohl in der außerordentlichen wie auch in der ordentlichen Form des römischen Ritus. Der einzige Unterschied: In der außerordentlichen Form war das Fest der Heiligen Familie an der Reihe, in der ordentlichen Form das Fest der Taufe Jesu.

Diese Parallelität ergibt sich nur alle Jubeljahre einmal, nämlich dann, wenn das Hochfest der Erscheinung des Herrn wie in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt. Dann, und nur dann, folgt das Fest der Taufe des Herrn nach den liturgischen Büchern von 1969/70 genau eine Woche später. Nach den Rubriken von 1960 wird der Taufe des Herrn immer am Oktavtag von Erscheinung des Herrn gedacht.

In beiden liturgischen Kalendern ist die Farbe der folgenden Sonntage grün. Hier hat die Liturgiereform nichts geändert. Die Verkürzung der Weihnachtszeit schwankt also mit dem Kalender und kann bis zu sechs Tage erreichen, wenn Erscheinung des Herrn auf einen Sonnabend fällt und Taufe des Herrn auf den Sonntag unmittelbar danach.

Allerdings kommt in der Bezeichnung der Sonntage, entweder „nach Erscheinung des Herrn“ oder „im Jahreskreis“, ein deutlicher Unterschied zum Ausdruck. In der außerordentlichen Form geht der liturgische Blick noch zurück auf den Weihnachtsfestkreis, während in der ordentlichen Form dieser Orientierungspunkt fehlt.

Gewichtiger erscheint mir allerdings die Abschaffung der Vorfastenzeit mit den drei Sonntagen Septuagesima, Sexagesima und Quinquagesima. Septuagesima ist sozusagen der liturgische Wendepunkt. Von da an geht der Blick voraus auf Ostern. In diesem Jahr wird das am 27. Januar sein, also einige Tage vor Lichtmess.

Hier verschränken sich die beiden Festkreise, was im Übrigen typisch für die römische Liturgie ist. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Fest der Verkündigung des Herrn (25. März), das meistens mitten in die Fastenzeit fällt und dabei den Blick voraus auf Weihnachten wirft. In diesem Jahr allerdings wird es auf den 8. April verlegt, den Montag nach der Osteroktav.

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