Neuer Zelebrationsaltar in St. Cyriakus

Gestern hatte ich Gelegenheit, einige Fotos vom neuen Zelebrationsaltar in meiner alten Heimatkirche St. Cyriakus in Duderstadt zu machen, den Bischof Norbert Trelle am Vorabend des 4. Adventssonntages geweiht hat. Mein Fazit gleich vorweg: Die Neugestaltung erscheint mir durchaus gelungen zu sein, der neue Altar und der Ambo fügen sich harmonisch in das Gesamtensemble ein.

Sie treten an die Stelle einer massiven Altarinsel, die vor rund 50 Jahren entstanden war und in jeder Hinsicht (Ausmaße, Material und Gestaltung) ein Fremdkörper geblieben war. Die gotische Hallenkirche verlor dadurch ihre Transparenz ad orientem, auf den Hochaltar hin. Und damit auf den mit der aufgehenden Sonne wiederkehrenden Christus.

Der neue Altar nimmt sich demgegenüber sehr stark zurück, nicht zuletzt durch die transparente, aus drei Glasplatten bestehende Mensa. Dadurch rückt der spätgotische Hochaltar optisch wieder in den Mittelpunkt, und das Chorgestühl stärkt die Sichtachse der Kirche. Die Sedilien stehen nun seitlich rechts und links vom Altar – und nicht mehr auf einem Podest hinter dem Choraltar, wie es vorher war und im Grunde allenfalls für die Kathedra in einer Bischofskirche angemessen gewesen wäre.

Die Ausmaße der früheren Altarinsel lassen sich noch gut am roten Farbton des Sandsteinbodens ablesen, der nun wiederhergestellt wurde. Ich nehme an, dass sich der Kontrast im Laufe der Zeit durch Abnutzung verringern wird, denn wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, war der in den achtziger Jahren installierte neue Fußboden im Mittelschiff und den beiden Seitenschiffen anfangs ebenfalls rötlich.

Sollte das so kommen, dann wäre auch das langsame Verblassen der Erinnerung an einen immerhin fast 50 Jahre währenden Bauzustand ein schönes Zeichen der Kontinuität. Was nun noch fehlt, ist eine regelmäßige Zelebration am Hochaltar in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus. Dadurch käme die Einheit des Ritus und seine Kontinuität durch alle Zeiten hindurch aufs Schönste zum Ausdruck.

Der neue Altar ist ein Werk des Braunschweiger Künstlers Claus Kilian.

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Sechs Glocken für St. Cyriakus

Ein Glockenbauverein bemüht sich seit knapp einem Jahr darum, das Geläut der Kirche meiner Heimatgemeinde wieder zu vervollständigen. Im zweiten Weltkrieg waren die sechs Glocken der St.-Cyriakus-Propsteikirche enteignet und eingeschmolzen worden. Schon 1950/51 konnten die vier kleinsten Glocken ersetzt werden, die beiden größten jedoch fehlen bis heute. Für das kommende Jahr ist nun die Vervollständigung geplant.

Mein Vater, Jg. 32, hat uns schon als Kindern von den fehlenden Glocken berichtet und sich und uns gefragt, ob das Geläut wohl jemals wieder komplettiert würde. Nun scheint es bald soweit zu sein. Ich hoffe, dass ich bei der Einweihung der neuen Glocken dabei sein kann. In meiner heutigen Gemeinde hat nur eine der beiden Kirchen überhaupt Glocken, die Hauptkirche wurde seinerzeit ohne Glocken errichtet und hat seit kurzem ein winziges Glöcklein, das an einer Holzkonstruktion neben dem Haupteingang aufgehängt ist.

Auf der vor kurzem restaurierten Creutzburg-Orgel von St. Cyriakus hat nun Hans-Joachim Trappe, Direktor der Kardiologie im Marienhospital Herne, eine Benefiz-CD eingespielt, auf der auch das vollständige Geläut in einer Aufnahme von 1940 zu hören ist. Die CD kostet 15 Euro, online konnte ich sie allerdings nicht finden.

Die Enteignung und Zerstörung unzähliger Kirchenglocken in den beiden Weltkriegen ist eine Geschichte für sich. Die tatsächliche kriegswirtschaftliche Bedeutung des Glockenmetalls halte ich für ziemlich gering, die ideologische Bedeutung jedoch war hoch. Die Kirchen ihres Geläutes zu berauben war ein nicht zu überhörendes Warnsignal. So beseitigten oder schwächten die damaligen Herrscher vernehmbar die akustische Präsenz der Kirche und des Glaubens in den Städten und auf den Dörfern.

Heute braucht es nur misslaunige Nachbarn und willfährige Richter, um das Geläut in der Öffentlichkeit zurückzudrängen.