Was feiern Atheisten zu Weihnachten?

Weihnachten ist im allgemeinen Bewusstsein und in der Öffentlichkeit so präsent wie wahrscheinlich nie zuvor. Gleichzeitig ist das Christentum in unseren Breiten eher auf dem Rückzug. Wie passt das zusammen?

Offensichtlich hat das Fest nur noch oberflächlich mit dem Christentum zu tun. Es scheint eher so, als ob sich eine mehr und mehr agnostisch-atheistische Gesellschaft der christlichen Zeichen und Symbole des Weihnachtsfestes bemächtigt und sie ihres eigentlichen Inhaltes beraubt, mithin ausgehöhlt hätte.

Schon vor mehr als zwölf Jahren habe ich mich in einschlägigen Foren mit der Aussage unbeliebt gemacht, ich hielte das Weihnachtsfest ohne christliche Substanz für hohl. An dieser Einschätzung hat sich wenig geändert – außer vielleicht, dass sich die Situation inzwischen eher noch verschärft hat.

Heutzutage braucht es zum Feiern generell keinen Anlass mehr – man geht am Wochenende feiern, ohne dass es dazu einen wie auch immer gearteten Grund braucht. Was feiern also Atheisten zu Weihnachten? Der Philosoph Slavoj Žižek versuchte kurz vor Weihnachten in der FAZ eine Antwort, konnte aber nicht so recht überzeugen.

Für Christen kann die Konsequenz im Grunde nur sein, dem Fest ein eigenes Profil zu geben. Die äußeren Zeichen von Weihnachten gehören uns nicht mehr, sie lassen sich allem Anschein nach auch schmerzfrei für ein Fest von Konsum und Kommerz ohne jegliche tiefere Bedeutung heranziehen. Wir brauchen also neue Zeichen und Symbole – sowie die alten Riten. Ein paar Beispiele:

  1. Weniger ist mehr: Die Advents- und Weihnachtszeit auf das Wesentliche reduzieren, das dann aber mit Sorgfalt und Liebe zum Detail pflegen. Dem Inhalt den Vorzug geben vor der Form, ohne der Formlosigkeit zu verfallen. Scharf überlegen, was wegfallen kann und was unbedingt sein muss.
  2. Keine Weihnachtsfeiern vor dem 24. Dezember: Zugegeben, das ist nicht einfach und könnte uns auch in ein falsches Licht der Leib- und Lustfeindlichkeit rücken, aber konsequent wäre es schon. Und es würde sofort den Vorweihnachtsstress deutlich reduzieren.
  3. Fasten im Advent: Während die Umwelt über Wochen schlemmt und futtert, könnten Christen fasten und verzichten, dem geistlichen Prozess den Vorzug geben und sich innerlich auf das Fest vorbereiten – das dann auch äußerlich viel schöner wird, weil nicht alle bis dahin bereits völlig übersättigt sind. Die Adventszeit ist eine kleine Fastenzeit mit eigener Prägung, und mangels kirchlicher Vorgaben können wir uns selbst aussuchen, wie wir unseren Verzicht gestalten.
  4. Roratemessen: Hier liegt ein großer liturgischer Schatz, den es zu pflegen und eventuell wieder zu heben gilt. Stark in der Form wie auch im Inhalt.
  5. Umkehr, Buße und Beichte: Eigentlich selbstverständlich, aber inzwischen so selten geworden, dass es wieder lohnt, daran zu erinnern. Lange Schlangen vor Beichtstühlen, wie ich sie im Advent in Hamburg sah, sind ein gutes Zeichen.
  6. Die Weihnachtsbotschaft in den Mittelpunkt: Sie kommt im allgemeinen Trubel kaum noch vor – rücken wir sie also wieder in den Mittelpunkt. Erzählen wir, was wir zu Weihnachten feiern. Und fragen wir Atheisten, warum sie so inkonsequent sind, Weihnachten zu feiern, ohne an das Wunder der Menschwerdung Gottes zu glauben.