Kirche vs. Fußball

Franz Walter bei Spiegel Online:

Auch sonst ist die zähe Beständigkeit des institutionalisierten Christentums beträchtlich. Immerhin besuchen weiter mehr als 4,5 Millionen Gläubige Sonntag für Sonntag in verbindlicher Regelmäßigkeit den Gottesdienst. In den Fußballstadien und auf den deutschen Sportplätzen tummeln sich an den Wochenenden keineswegs mehr Menschen (aktiv wie passiv) – obwohl der Sport ungleich mehr Resonanz in den Medien erfährt.

Ein guter Vergleich. Vielleicht sollten wir daran arbeiten, diesen medialen Rückstand aufzuholen?

So vieles

So vieles müsste getan werden, und ich sehe, ich kann es nicht. Das gilt für die Pfarre, ich ahne wenigstens, wie sehr, es gilt auch für den Papst, er sollte soviel tun, und meine Kräfte reichen einfach nicht dafür aus. So muß ich lernen, das zu tun, was ich kann, und das Andere Gott und den Mitarbeitern zu überlassen, und zu sagen, am Ende musst es ja Du machen, denn die Kirche ist Deine Kirche, und Du gibst mir nur soviel Kraft, wie ich eben habe, die sei Dir geschenkt, denn sie kommt von Dir. Aber das Andere muß ich auch Dir überlassen.

Papst Benedikt heute in Freising zu Priestern und Diakonen

Multiplex-Kirchen

Der Cafeteria-Katholizismus ist ja sprichwörtlich und gibt berühmten Blogs den Namen. Der Vergleich kirchlichen Angebotsverhaltens mit Multiplex-Kinos hingegen war mir bis vor kurzem noch nicht untergekommen.

Jan-Philipp Görtz wies mich auf dieses Stück von John Parker über Churches That Give You What You Want, But Not What You Need bei Touchstone hin.

Every conceivable genre of movie, every conceivable type of food. Every hour of the day and evening. Who would ever have thought that churches might take this as their model for operation?

Jan-Philipp zieht dann die Verbindung zu Common Notions, wo in einer mehrteiligen Serie der Frage nachgespürt wird, why Protestants Don’t Like Natural Law.

Worin genau die Verbindung besteht, dies herauszufinden möchte ich dem geneigten Leser überlassen.

Teppich

„Das Weblog ist mein Wohnzimmer. Da sorge ich dafür, daß Gäste nicht auf den Teppich kotzen.“

Haltungsturner Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach, seit 1. August Chief Blogging Officer bei Edelman, zitiert in der Welt.

Ergiebig

Das Feuilleton der heutigen Welt gibt eine Menge her. Auf Peter Dittmars Kommentar zu den Richterschen Glasfenstern im Kölner Dom hat Scipio schon hingewiesen.

Thomas Hajduk rezensiert ausführlichst die neue Dauerausstellung im Kloster Walkenried (siehe dazu auch Kirchenschwinden).

Und Uwe Wittstock befasst sich mit der Generation Prekariat, der es – soviel scheint sicher – einmal schlechter gehen wird als ihren Eltern. Falls es ihr nicht heute schon schlechter geht.

Børglum Kloster

Jetzt sind wir oben in Jütland, oberhalb des Wildmoores; wir können den „Westwauwau“ hören (wie dort die Nordsee heißt); hören wie er bellt, er ist ganz nahe. Aber vor uns erhebt sich ein großer Sandhügel; lange haben wir ihn schon gesehen und wir fahren noch immer auf ihn zu, langsam fahren wir in dem tiefen Sande. Oben auf dem Sandhügel liegt ein großes altes Gebäude; es ist das Kloster Börglum, dessen größter Flügel noch heute als Kirche dient.. Spät am Abend langen wir an, aber es ist klares Wetter, es ist die Zeit der hellen Nächte. Weit, weit hinaus kann man von hier schauen, über Feld und Moor bis zur Aalborger Bucht, über Heide und Wiese, über das dunkelblaue Meer hin.

Nun sind wir oben, nun rasseln wir zwischen Ställen und Scheunen hindurch, biegen um und fahren gerade durch das große Tor in den alten Burghof hinein, wo die Mauer entlang eine Reihe stattlicher Lindenbäume steht. Dort stehen sie geschützt vor Wind und Wetter, deshalb wachsen sie, daß ihre Zweige die Fenster fast verhüllen.

Wir gehen die steinerne Treppe hinauf, wir schreiten durch die langen Gänge unter der Decke von starkem Gebälk hin, der Wind saust hier so wunderlich, draußen oder drinnen, man weiß wirklich nicht, wo es ist; und deshalb erzählt man – ja man erzählt so viel, man sieht so viel, wenn einem bange ist oder man andere bange machen will. Die alten verstorbenen Domherren gleiten, wie man sich erzählt, still an uns vorüber in die Kirche hinein, wo die Messe gesungen wird, die man im Sausen des Windes hören kann. Man wird dabei so sonderbar gestimmt, man denkt an die alten Zeiten – denkt, bis man sich im Geiste mitten in der alten Zeit befindet.

Hans Christian Andersen: Der Bischof auf Börglum und seine Sippe

Verstoßene Vernunft

Mit der französischen Revolution 1789 wurde Gott durch die Vernunft abgelöst. Die 1968er-Revolution hat dann auch die Vernunft verstoßen, die Natur an ihrer Stelle auf die Altäre gesetzt und die Freiheit individualisiert. Seither leben wir in einer Welt ohne Gott, ohne Jenseits, ohne Väter und ohne eine vernünftige Vorstellung von dem, was Freiheit ist.
Notker Wolf im stern-Interview [via Scipio]

Urlaubslektüre

Ich weiß, dass ich immer zuviele Bücher mit auf Reisen nehme. So auch diesmal. Im Stapel auf meinem Schreibtisch findet sich Martin Mosebach gleich zweimal (Schöne Literatur, gefunden bei Scipio, und Der Nebelfürst).

Dazu kommen zweimal Ratzinger (Die Tochter Zion, Der Geist der Liturgie – letzteres hat schon im letzten Campingurlaub einen ordentlichen Wasserschaden abbekommen, aber bislang habe ich es nur kursorisch gelesen), ein Chesterton (fast ausgelesen) und ein Kishon (war ein Geschenk, mal sehen). Und schließlich Chris Anderson (The Long Tail).

Ursprünglich hatte ich auch Schirrmacher (Minimum) für den Urlaub bestellt, aber das Buch entwickelte einen derartigen Sog, dass ich es bereits komplett gelesen habe.