Wenn es darauf ankommt

Aus dem Grußwort des ernannten Bischofs von Hildesheim, Norbert Trelle, verlesen gestern in allen Messen:

Die Berufung in den Hirtendienst dieser altehrwürdigen Diözese hat mich zunächst erschreckt. Ich habe mich gefragt, ob ich der großen Aufgabe wohl gewachsen sein werde. Dennoch habe ich sehr bald und mit frohem Herzen zugestimmt, weil ich Gottes gutes Geleit in meinem bisherigen Leben immer spüren durfte und weil ich mich in meiner neuen Aufgabe von Ihrem Gebet und Ihrem Gedenken in der Heiligen Messe getragen weiß.

Ich danke Ihnen daher heute aufrichtig für Ihre Gebete in den zurückliegenden Monaten und bitte Sie auch weiterhin um diesen Dienst geschwisterlicher Liebe: „Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen, auch für mich: dass Gott mir das rechte Wort schenkt, wenn es darauf ankommt, mit Freimut das Geheimnis des Evangeliums zu verkünden!“ (Eph 6, 18 – 19)

Anno

Anno II. war 1056-75 Erzbischof von Köln. Er stammte aus dem schwäbischen Land (aus Pfullingen), seine Ausbildung erhielt er in Bamberg. Als Erzbischof von Köln benützte er seinen Einfluss auf die Regierung des Reiches, um die Simonie (Kauf geistlicher Ämter) und die Habgier des Klerus zu bekämpfen. Er selbst lebte und starb in großer Armut. Er gründete mehrere Klöster, darunter die Abtei Siegburg, wo er auch begraben wurde. [Schott]

Allmächtiger Gott,
erhöre unser Gebet
am Gedenktag des heiligen Bischofs Anno,
der allen, für die er Verantwortung trug,
ein Helfer und ein leuchtendes Vorbild war.
Gib, dass auch wir
seine Fürsprache und seine Hilfe erfahren.
Tagesgebet

Nach katholischem Ritus

Erhaltenswerte Verlässlichkeiten beschreibt die NZZ in einer Besprechung über einen Film, der die These vom Freitod des Walter Benjamin in Zweifel zieht:

„Gewiss, Benjamin soll, nach eigener Aussage seit dem Vorabend mit Morphium vollgepumpt, Henny Gurland am Morgen seines Todestags den bekannten, seinen Selbstmord ankündigenden Brief an Adorno übergeben haben, dessen Original freilich verschollen ist. Umgekehrt macht die Befragung diverser älterer Ortsbewohner – mehr als die der internationalen Benjamin-Kenner und -Freunde – klar, dass neben einer langen Reihe offener Fragen auch einige handfeste Indizien Zweifel an der Selbstmordthese rechtfertigen. Um lediglich eines davon hier anzudeuten: ein Selbstmörder, in auffälliger Eile nach katholischem Ritus begraben?“ [Perlentaucher]

Was natürlich weitere Rätsel aufwirft, denn schließlich war Benjamin jüdischer Herkunft.

Bei Cohen wie bei Kant vermisste Benjamin vor allem die Reflexion auf einen Aspekt, der ihm besonders wichtig war und den Gegenstand von Aufsätzen über Sprachphilosophie und Sprachkritik bildete, den Aspekt der Sprachlichkeit aller Erkenntnis. Aus alledem resultierte eine gewisse philosophische Enttäuschung, die Benjamin Gershom Scholem gegenüber in die Worte fasste: wolle er Cohen in allem folgen, könne er «auch gleich katholisch werden». [WOZ]

Konsens

Ursula von der Leyen im Interview mit dem Rheinischen Merkur:

Schwarz-Rot will prüfen, „wie die Situation bei Spätabtreibungen verbessert werden kann“. Was heißt das?

Bei diesem Thema gibt es zwischen den großen Fraktionen unterschiedliche Haltungen, wie man mit dieser juristischen Grauzone umgehen soll. Das grundsätzliche Prinzip des Paragrafen 218 werden wir nicht mehr antasten. Da ist nach vielen gesellschaftlichen Diskussionen ein Konsens gefunden worden, der jetzt von allen Seiten getragen wird. Bei den Spätabtreibungen tauchen aber ganz tragische Fälle auf, etwa von Kindern, die mit schwersten Schäden überleben. Hier müssen wir in aller Ruhe und mit viel Sachverstand prüfen, ob es Regelungsbedarf gibt. Das wird ein schwieriger Weg. [kreuz.net/kath.net]

Biete auf deine Macht

Biete auf deine Macht, Herr, unser Gott,
und komm.
Entreiße uns den Gefahren,
in die unsere Sünden uns bringen.
Mache uns frei und rette uns.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Tagesgebet vom Freitag der 1. Woche im Advent

Abweichung vom Manuscript

In ihrer Regierungserklärung sprach Angela Merkel gestern diese Sätze:

„Wir brauchen einen Dialog mit dem Islam. Wir müssen einander verstehen lernen; das gehört dazu. Wir müssen im Übrigen darauf achten, dass wir unsere eigene Religion, das Christentum, ausreichend verstehen, soweit wir Christen sind – das gilt auch für andere, die anderen Religionen anhängen -; denn einen Dialog der Kulturen kann man nur führen, wenn man sich seiner eigenen Kultur auch wirklich bewusst ist.

Wir werden das offen und ehrlich tun. Wir werden vor allen Dingen Differenzen eindeutig benennen, wo immer sie auftreten.“

Sie wich damit in bemerkenswerter Weise vom Manuscript ab, wo nur dies gestanden hatte:

„Dem Dialog mit dem Islam kommt eine große Bedeutung zu. Wir müssen einander verstehen lernen. Wir werden einen offenen und ehrlichen Dialog führen. Dabei werden wir Differenzen nicht verwischen, sondern sie eindeutig benennen.“

Eine Steilvorlage für Norbert Lammert.