Kommentarspam

Da der Kommentarspam in den letzten Tagen immer mehr zunimmt, sehe ich mich zum Handeln gezwungen. Ich neige im Moment dazu, anonyme Kommentare nicht mehr zuzulassen. Um zu kommentieren, wäre dann ein Blogger-Konto nötig. Denn die Alternative dazu – den Zwang, eine verzerrt dargestellte Buchstabenkombination abtippen zu müssen – finde ich relativ lästig, gerade für Stammleser.

Wie seht Ihr das?

Katechismus der Katholischen Kirche, Kompendium

Ein sehr nützliches Buch. Und atemberaubend das Tempo, in dem es durch die Glaubenslandschaft fliegt. Kurze, einfache Fragen und ebensolche Antworten erschließen den Kosmos des Glaubens der Kirche.

Praktisch: Die korrespondierenden Nummern im großen Katechismus der Katholischen Kirche sind bei jeder Frage angegeben. Das erleichtert die Vertiefung des jeweiligen Themas, denn dort stehen dann die im Kompendium aus Gründen der gewünschten Knappheit fehlenden Erläuterungen nebst Quellenangaben.

Bemerkenswert auch die Bildauswahl, die sich gezielt aus dem reichen Fundus christlicher Kunst der vergangenen 2000 Jahre bedient hat, und die gut geschriebenen Interpretationen dazu.

Eigentlich ein Wunder, dass ein solches Unternehmen heute (wieder) möglich ist und auch bestehen kann. Dieses Kompendium wünsche ich mir in die Hände jedes Firmbewerbers der Katholischen Kirche.

Katechismus der Katholischen Kirche, Kompendium. Broschiert, 256 Seiten, Pattloch. 6,90 EUR.

Identität

„Im Kartensaal der Berliner Staatsbibliothek gibt es eine Deutschlandkarte, auf der die Stärke der politischen Parteien im ausgehenden Kaiserreich dargestellt ist. Auf ihr ist Deutschland dreigeteilt. Da ist der altkonservative, junkerliche, original ostelbische Osten – der weitgehend verlorene. Dann zeigt die Karte den klassischen Westen, also das Rheinland, und den Süden, fest in katholischer Hand; hier wird Zentrum gewählt. Dazwischen die rote Mitte von Hamburg übers Ruhrgebiet und Hessen-Süd. Schlesien teilen sich ziemlich gerecht Preußens Sozis und das restkatholische Zentrum. […]

Identität ist kein Spielzeug, keiner sucht sie sich aus, so en passant auf dem Weg durch die Schulzeit. Sie kann weh tun, tragisch verlaufen, man kann sie verfluchen, das ändert alles nichts. Man hat sie oder hat sie nicht. Sie hat einen. Man trägt es in sich, unter der Haut. Billiger ist das abgedroschene Wort nicht zu haben.

Und wenn tapfer kulturkritische Neudeutsche, die sehr stolz darauf sind, dergleichen nicht nötig zu haben, über Weihnachten auf die Seychellen fliehen, dann ist auch das Identität – ex negativo. Sie bezeugen, wie sehr ihnen das Wasserzeichen des Christbaums eingeprägt ist, den sie als Kitsch verspotten. Pfeifen im Wald. Sie pfeifen so sehr, dass sie abhauen müssen, wenn wieder der Baum droht.“ [Die Zeit]

Wunderglaube

Schon etwas seltsam, die Sache mit den Wundern: Zu allen Zeiten galt ein Ereignis als Wunder, für das es keine natürliche Erklärung gibt. Warum soll ausgerechnet heute, wo es für so viele früher unerklärliche Dinge natürliche Erklärungen gibt, jedes Wunder wegerklärt werden und der Glaube an Wunder nicht mehr möglich sein? Ist doch die Zahl der unerklärlichen Phänomene mit der enormen Ausweitung wissenschaftlicher Beobachtungsleistung eher gestiegen als gesunken…

(Notiz anlässlich einer Diskussion bei paxvobis)

Roger Kusch

Der Hamburger Justizsenator bezeichnet sich als „bekennendes Mitglied der Nordelbischen Kirche“. In einem am Dienstag im Hamburger Abendblatt erschienen Meinungsbeitrag griff Roger Kusch die evangelische Bischöfin Maria Jepsen scharf an. Er kritisierte einige ihrer Aussagen in einem Interview zum Hospiz- und Palliativ-Care-Tag:

ABENDBLATT: Haben Sie Verständnis für Menschen, die sich für einen „assistierten Freitod“ entscheiden, weil sie glauben, ihre Würde nicht mehr erhalten zu können?

JEPSEN: Ohne es gutzuheißen: Ich habe Respekt vor jedem Menschen und vor seiner Freiheit. Aber wenn ein Mensch gar keinen Halt, gar keine Hoffnung mehr hat, wenn er meint, es nicht ertragen zu können, so schwach zu sein, dann markiert diese Situation auch ein Scheitern der Gesellschaft und ihrer Menschlichkeit. Denn es ist offenbar nicht gelungen, einen kranken Menschen so zu begleiten, daß er Mut und Hoffnung durch die Nähe anderer Menschen erfährt und seinen Weg zu Ende gehen kann.

Kusch dazu:

Mein Verständnis von Würde ist ein anderes: Sterben kommt nicht nach dem Leben, sondern ist Teil des Lebens. Eine humane Gesellschaft hat die Pflicht, jedem einzelnen ihrer Mitglieder ein Leben in Würde zu ermöglichen. Ist nun wegen einer unheilbaren Krankheit ein Weiterleben in Würde nicht mehr möglich, dann verdient der ernsthafte Wunsch des Betroffenen, nicht mehr weiterleben zu wollen, vollen Respekt. Und in Einzelfällen kann dieser Respekt gebieten, den Leidenden zu erlösen. Verantwortungsvolle, mitfühlende Sterbehilfe ist für mich kein Verstoß gegen humane Grundwerte, sondern ein Gebot christlicher Nächstenliebe.

Tötung auf Verlangen also nicht nur straffrei oder erlaubt, sondern gar als Gebot christlicher Nächstenliebe? Das ist mehr als eine Akzentverschiebung und löste dementsprechend eine „hitzige Debatte“ (Die Welt) aus. Jepsen hatte im Interview klar formuliert:

Als Kirche vertreten wir die Auffassung, daß man sich nicht das Leben nehmen darf. Das wäre gegen Gottes Willen. Ich kann und will Menschen, die das tun, dennoch nicht verurteilen. Aber wir dürfen auch niemanden ermutigen, sich das Leben zu nehmen. Im Gegenteil, wir haben alles zu tun, daß solche Menschen selbst im Schwachsein Halt finden. Das ist immer der bessere Weg. Gott hat gesagt ,Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein‘. Wir haben kein Recht, einen Menschen aus Gottes Hand zu reißen.

Kusch hingegen macht an dieser Stelle klar, zu was er sich tatsächlich bekennt:

Ich bin bekennendes Mitglied der Nordelbischen Kirche und muß feststellen: Das ist nicht mein Gott. Der Gott, an den ich glaube, kann gar nicht den Willen haben, einen unheilbar und damit hoffnungslos Kranken über dessen Durchhaltevermögen hinaus leiden zu lassen. Es war der katholische Theologe Hans Küng, der mir vor Jahren diesen auch im Sterbenlassen barmherzigen Gott gezeigt hat.

Kusch verkündet also seinen selbstgemachten Gott, der mit der Verkündigung der Kirchekirchlichen Gemeinschaft, zu der er sich formal bekennt, offensichtlich nichts zu tun hat. Als Jurist, der an logisches Denken gewöhnt ist, lässt er diesen Widerspruch stehen, greift aber messerscharf einen anderen auf:

Gemessen an den theologischen Problemen ist die juristische Analyse der Sterbehilfe einfach, weil es hier im Kern nur um das Verhältnis der beiden Rechtsgüter „Leben“ und „Autonomie“ geht. Unsere geltende Rechtsordnung ist eindeutig. Sie gibt dem Rechtsgut „Leben“ absoluten Vorrang und verwehrt selbst dem unheilbar Kranken die Autonomie über sein eigenes Leben. Nach § 216 des Strafgesetzbuches (StGB) wird Tötung auf Verlangen mit Freiheitsstrafe nicht unter sechs Monaten bestraft, selbst wenn der Wunsch des Leidenden noch so dringlich war, endlich erlöst zu werden.

Wie aber ist das Verhältnis von „Leben“ und „Autonomie“ anderswo geregelt? Man muß im Gesetzbuch nur zwei Paragraphen weiter blättern und stößt beim Schwangerschaftsabbruch auf die Fristenlösung des § 218a StGB – seit über zehn Jahren fester und unangefochtener Bestandteil unserer Rechts- und Gesellschaftsordnung. Hier nun werden die Rechtsgüter „Leben“ (des werdenden Kindes) und „Autonomie“ (der werdenden Mutter) in ein völlig anderes Verhältnis gebracht als bei § 216 StGB: Der Autonomie der Schwangeren wird drei Monate lang absoluter Vorrang vor dem Lebensrecht des Embryos eingeräumt.

So also mißt unsere Rechtsordnung mit zweierlei Maß: Die Schwangere darf sogar fremdes Leben zerstören, aber der Todkranke darf nicht die Beendigung seines eigenen Lebens verlangen.

Von der Abtreibung zur Tötung auf Verlangen (und dann zur Euthanasie) ist es nur ein kleiner Schritt. Logisch. Und weder christlich noch humanistisch, sondern barbarisch und egozentrisch.

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Zölibat

Seit ich kirchlich verheiratet bin, habe ich das Zölibat schätzen gelernt. Da muss es doch einen Zusammenhang geben.

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Schwierige Zeiten

Michael Stürmer im Politischen Feuilleton von Deutschlandradio Kultur zur Kampagne Du bist Deutschland:

Wenn der Sozialstaat, nach der D-Mark, alleinige Grundlage des Deutschseins ist, dann kommen schwierige Zeiten. Denn es bleibt die Frage aller Fragen, wie denn die Wiegen wieder gefüllt, die Generationen wieder im Gleichgewicht sein sollen. Zuerst weigern sich die Deutschen, Kinder in die Welt zu setzen, dann wollen sie gut leben, und am Ende weigern sie sich zu sterben: Wenn das vom deutschen Sozialkontrakt geblieben ist, dann ist es schlecht um ihn bestellt, und er bedarf schmerzhafter Revision. Andernfalls werden Sozialstaat und Patriotismus ernsten Prüfungen ausgesetzt sein.

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Prachtvoller Hirtenbrief

Nachzutragen wäre noch die ganze Seite [0,85 EUR], auf der Prof. Dr. Joachim Kuropka in der FAZ vom Wochenende den inzwischen seliggesprochenen Kardinal Clemens August Graf von Galen würdigt. Und dieses Zitat eines nicht namentlich genannten evangelischen Superintendenten aus dem Jahre 1936 vorträgt:

„Wieder ein prachtvoller Hirtenbrief des Bischofs, kraftvoll, gläubigen Bekennens… (Man) freut sich von Herzen, obwohl es sich um die katholische Kirche handelt. Es sind doch zuletzt auch Zeugnisse für die christliche Kirche und für Christus selbst.“

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Keine Theorie

„Wie ein gewisser Karl Popper sehr richtig festgestellt hat, ist die Psychoanalyse keine Theorie, die man widerlegen könnte. Sie ist eine Praxis – eine Praxis, die so lange dauert, wie sie eben dauert.“ Jaques Lacan [Die Welt via Perlentaucher]

Könnte man solches nicht auch über das Christentum sagen? Keine Theorie, die man widerlegen könnte, sondern eine Praxis, die so lange dauert, wie sie eben dauert.

Nachrichtengebung

Eine Nachricht in zwei Versionen.

  • Papst will Homosexuellen Priesteramt ermöglichen
    Während sich der Vatikan in der Vergangenheit prinzipiell dem Thema Homosexualität gegenüber unbeugsam zeigte, scheint sich unter Papst Benedikt XVI. eine gewisse Öffnung abzuzeichnen: So sollen Männer mit homosexuellen Neigungen künftig dann die Möglichkeit erhalten, zur Priesterweihe zugelassen zu werden, wenn sie beweisen können, seit mindestens drei Jahren enthaltsam gelebt zu haben. [Salzburger Nachrichten]
  • Vatikan-Dokument: Schwule sollen nicht mehr Priester werden
    Der Vatikan will Homosexuellen den Zugang zum Priesteramt verwehren. Ein entsprechendes Dokument sei von Papst Benedikt XVI. bereits unterzeichnet worden, berichteten italienische Zeitungen.
    Rom – Dem Mailänder „Corriere della Sera“ zufolge sollen Männer mit homosexuellen Tendenzen, die nicht seit mindestens drei Jahren keusch leben, künftig nicht mehr zum Priester geweiht werden. [Spiegel Online]

Mehr dazu bei Petra.

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