
Halleluja. Halleluja.
Selig bist du, Jungfrau Maria;
du hast das Wort Gottes bewahrt und in deinem Herzen erwogen.
Halleluja.
Juni 2005
Sancta Bloggeria
Bislang unbekannte Heilige bei fono entdeckt. Ich brauche auch so eine Patronin für das Notizbuch…
Heiligstes Herz Jesu

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken und dich mit der ganzen Schöpfung zu loben durch unseren Herrn Jesus Christus. Am Kreuz erhöht, hat er sich für uns dahingegeben aus unendlicher Liebe und alle an sich gezogen. Aus seiner geöffneten Seite strömen Blut und Wasser, aus seinem durchbohrten Herzen entspringen die Sakramente der Kirche. Das Herz des Erlösers steht offen für alle, damit sie freudig schöpfen aus den Quellen des Heiles.
Marktwirtschaft
Wunder verkaufen sich blendend. Der Deutschlandfunk hat heute über christliche Sekten in Nigeria berichtet. Auszug:
„Kunle Songonuga ruft seine Anhänger immer erst abends zur Bibelstunde in sein Wohnzimmer – so haben die Gläubigen Zeit, tagsüber in einen Gottesdienst zu gehen, und abends bestimmte geistliche Fragen in der Bibelstunde noch einmal zu vertiefen. Heute predigt der 34-Jährige darüber, wie Christen zu Wohlstand kommen können. Das Thema ist sein Spezialgebiet: Kunle Songonuga hat sich vor zwei Jahren als ‚Pastor‘ selbstständig gemacht und die ‚Gemeinschaft für die Herrschaft der Gläubigen‘ gegründet. […] Eine theologische Ausbildung hat Kunle nicht – eigentlich ist er diplomierter Betriebswirt. Doch sein Diplom half ihm im Leben nicht weiter:
Ich arbeitete nach dem Studium zuerst als Praktikant im Marketing-Bereich, aber das Unternehmen ging pleite, und ich stand auf der Straße. Also machte ich mich mit einem Business-Center selbstständig, aber weil ständig der Strom ausfiel, konnte ich nicht gewinnbringend arbeiten und die Rechnungen nicht bezahlen. Ich hatte das Gefühl, dass man in Nigeria nicht vorankommen kann und beschloss, meinen Kram zu packen und das Land zu verlassen. Ich wollte irgendwo hin, wo die Dinge funktionierten.
Kunle bemühte sich um ein Visum für die Vereinigten Staaten, doch ihm war klar, dass er kaum Chancen hatte, eine Einreiseerlaubnis zu bekommen.
Da sagte jemand zu mir: ‚Wenn du Christus dein Leben gibst, kannst du sogar ein Visum kriegen.‘ Und ich dachte: ‚Ja, wenn er Gott ist, sollte er das für mich tun können!‘ Und ich bekehrte mich zu Christus.
Inzwischen hat Kunle seine Bemühungen um ein Visum aufgegeben und fühlt sich zum geistlichen Amt berufen. Sein besonderes Augenmerk gilt finanziellen und beruflichen Fragen. Er verspricht seinen Anhängern überraschende Karrieresprünge und plötzlichen finanziellen Segen. Asonzeh Ukah:
Wunder verkaufen sich gut. Wenn ein Pastor keine Wunder vorweisen kann, muss er seinen Laden schließen. Ich habe noch keinen Geistlichen getroffen, der nicht von sich behaupten würde, er könne Wunder vollbringen. Wunder verkaufen sich hier so gut, wie Sex, Pornographie und Kinderschändung in Europa oder Amerika.
Für die Prediger ist das ein einträgliches Geschäft. Sie berufen sich auf einen Vers in der Bibel, wonach jeder Gläubige der Kirche ein Zehntel seines Einkommens geben muss. Zusätzlich sammeln sie Kollekten und bitten außerdem um Spenden. Die erfolgreichsten unter den Pastoren fahren Luxuslimousinen und tragen maßgeschneiderte Anzüge, einer hat es bis zum Privatjet gebracht.“
Schade, dass dieses Geschäftsmodell in Europa wohl nicht so recht funktionieren dürfte…
Ironie
„Frankreich bestand bei der EU-Verfassung darauf, daß Gott nicht erwähnt wird, und ausgerechnet dieses Land beschert uns allen nun ein ‚Nein‘, das viele Christen genau deshalb wollten. Man muß einen ausgeprägten Sinn für Ironie haben, um die Kunde aus Frankreich voll auskosten zu können: Ausgerechnet die Bürger dieses Landes, dessen Machthaber ganz Europa eine gottlose Verfassung aufzwingen wollen, verwarfen nun dieses Dokument.“
Kommentar von Uwe Siemon-Netto
Sichere Erkenntnis
Joseph Kardinal Ratzinger sieht die Probleme schon seit langem. Gerade darum hat er, so scheint mir, im Einverständnis mit Papst Johannes Paul II. „Dominus Jesus“ geschrieben: um den Katholiken bei der Unterscheidung zu helfen zwischen dem, was katholisch ist, und dem, was es nicht ist. Das freilich setzt eine – noch dazu, wie das Dokument betont – „sichere“ Erkenntnis der Wahrheit voraus. Aber gerade deren Möglichkeit wird heute grundsätzlich in Abrede gestellt und dann, wenn sie jemand behauptet, als Anmaßung, also moralisierend, gedeutet. So stand denn auch folgerichtig ganz oben auf der Liste der ersten Angriffe auf den neuen Papst: Wie konnte er in „Dominus Jesus“ behaupten, die katholische Kirche stehe „über“ allen anderen Religionen und die anderen christlichen Gemeinschaften seien keine „Kirchen“ im Vollsinn des Wortes? Ja, sie haben recht, die Kritiker, J. Ratzinger hat das behauptet, aber nicht als „seine persönliche Meinung“, sondern als biblische und darum katholische Wahrheit. Die Kritiker übersehen, dass dieser Vorrang der katholischen Kirche nicht eine Frage der Moral ist, sondern der Logik des Glaubens selbst entspringt, die auch ein Ungläubiger hypothetisch verstehen kann: Wenn Jesus wirklich der Sohn Gottes war, wie könnte eine andere Religion dieser einen Religion, die Gottes Sohn selbst gegründet und mit der er sich identifiziert hat, das Wasser reichen können? Wie könnte sie eine Gemeinschaft, die wesentliche Strukturen bestreitet, als ganz und gar „gleichwertig“ anerkennen können? Aus dem Glauben an die Menschwerdung Gottes und Seinem Willen ergeben sich alle Ansprüche der katholischen Kirche von selbst und haben, wohlbemerkt, nichts mit der persönlichen Haltung, sei es Demut oder Hochmut, von katholischen Christen zu tun. An das Credo der Kirche zu glauben und gleichzeitig zu behaupten, alle Religionen seien in etwa „gleich“, ist nicht nur ein Glaubensmangel, sondern auch ein innerer, logischer Widerspruch.
Weihbischof Andreas Laun über Papst Benedikt XVI.
Reformagenda
Matthias fasst (in den Kommentaren) den Reformbedarf der Kirche so zusammen:
„Relevante Themen (und Anfragen an die römisch-katholische Kirche) sind weiterhin: Rehabilitierung der Reformatoren, Neuauslegung des Petrusamtes als kirchenverbindende Aufgabe, Relativierung der kirchengeschichtlichen Traditionen gegenüber den Evangelien im speziellen und dem Neuen Testament im erweiterten Sinn (über das Verhältnis von Tradition und Traditionen schrieb ich bereits, bitte nochmal lesen), die längst fällige Anerkennung, dass Ordination und Weihe gleichwertig sind, die Aufhebung des Zölibat als Zwangsmaßnahme, Gleichsetzung von Abendmahl und Eucharistie und sicher noch ein paar andere Dinge, wenn ich noch länger nachdenke.“
In summa ist das die Forderung, die katholische Kirche möge sich selbst protestantisieren. Ich kenne kein Kriterium, unter dem dies sinnvoll erschiene. Unter weltlichen Aspekten würde dies bedeuten, die Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit aufzugeben.
Die meisten dieser Forderungen sind im Protestantismus selbst längst verwirklicht – und mit welchem Ergebnis? Die Schwäche eben jener protestantischen Kirchen, die diese Agenda realisiert haben, stand am Anfang unserer ökumenischen Grundsatzdebatte. Ich zitiere Erich:
„Für tatsächlich ausgezehrt und verbraucht halte ich hingegen das institutionelle Landes- und Staatschristentum. Die Ironie dabei: dass gerade jene Maßnahmen und gesellschaftlichen (Wert-)Haltungen, die diesen nichts nützten, was eine „Durchchristlichung“ der Gesellschaft betrifft, der katholischen Kirche als Medizin und Heilmittel für deren Gebreste ans Herz gelegt werden. Das ist, als würden jene, denen das Wasser fast schon über dem Kopf zusammenschlägt, jenen, denen es „nur“ bis zum Halse reicht, gute Ratschläge zur Errettung aus der Not gegen. Da sage ich: Arzt, heile Dich selbst.“
Aber auch theologisch ist das Programm recht bedenklich.
- Was bedeutet denn die Forderung nach Rehabilitierung der Reformatoren? Genügt die Bescheinigung guten Willens oder müssen alle reformatorischen Häresien künftig als wahre Lehre gelten?
- Die Neuauslegung des Petrusamtes ist längst im Gange, vgl. Ut unum sint.
- Was heißt Relativierung der kirchengeschichtlichen Traditionen? Genügt es, zeitgebundene Traditionen – wie das Rosenkranzgebet – als solche zu bezeichnen oder müssen Dogmen widerrufen werden? Hier lauert natürlich die Frage im Hintergrund, was eigentlich Dogma bedeutet. Diese Frage ist in unserem ökumenischen Disput bislang nicht erörtert worden, was möglicherweise einige Irritationen erklärt.
- (Protestantische) Ordination und Weihe sind auch im nachreformatorischen Selbstverständnis nicht das Gleiche. Priester und Nicht-Priester sind zwei verschiedene Stände. Über die Wertigkeit ist damit nichts gesagt, aber an diesem Thema hängt das gesamte Amtsverständnis. Und das ist keine Frage, die mit einem Federstrich aus Rom zu erledigen wäre.
- Der Zölibat gehört nicht in diese Debatte. Punkt. Es handelt sich um eine Frage der Disziplin und des Kirchenrechts, nicht des Glaubens. Hier gibt es Gestaltungsmöglichkeiten, aber diese Frage geht nur diejenigen an, die sich unter den Jurisdiktionsprimat des Papstes stellen wollen.
- Für Abendmahl und Eucharistie gilt, was ich schon zu Ordination und Weihe schrieb: Sie sind auch im nachreformatorischen Selbstverständnis nicht das Gleiche. Realpräsenzglaube und Transsubstantiationslehre sind zwar nicht ganz so weit voneinander entfernt wie Realpräsenzglaube und Gedächtnismahltheologie, aber sie unterscheiden sich doch in wesentlichen Punkten. Sichtbar wird dies insbesondere in der zeitlichen Befristung der Realpräsenz auf den Moment des Mahles selbst, während die Transsubstantiation als ein bleibender Vorgang verstanden wird. Fronleichnam ist unter der Prämisse der Realpräsenz nicht möglich. Und nun?
Was machen wir mit diesen Unterschieden? Austragen oder verkleistern?
Bleibt noch festzuhalten, dass die Realisierung der meisten dieser Forderungen einen absolutistischen Herrscher auf dem Stuhle Petri voraussetzen würden. Den gibt es nicht. Der Papst ist nicht losgelöst (absolutus) von allen Bindungen und frei in seinen Entscheidungen. Ganz im Gegenteil: Er ist der Diener der Diener Gottes. Er kann nicht einfach hingehen und alles reformieren, wie es ihm gerade in den Kram passt.
Das mag jetzt alles recht nüchtern klingen und manchem Diskutanten sauer aufstoßen. Aber was hilft es? Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder kann klar belegt werden, warum das Kirchen-, Amts- und Eucharistieverständnis der katholischen Kirche falsch ist – oder die Hoffnung, es könne sich ändern, müsste aufgegeben werden. Und als Beleg für den Irrtum gilt nicht, dass es der Einheit oder der Ökumene im Weg steht. Denn die Wahrheit steht über Einheit und Ökumene – darin waren wir uns bislang doch einig.
Europäisches Wir
Es scheint doch erhebliche Unklarheit darüber zu geben, was eigentlich Europa ausmacht. Der Perlentaucher zitiert heute den Schriftsteller Navid Kermani (aus der Süddeutschen), der ein europäisches Wir konstatiert und darum fürchtet:
„Indem dieses Wir seine Offenheit verliert, verliert es ein Wesensmerkmal: Die europäischen Grundwerte sind an keine bestimmte Herkunft oder Religion gebunden, sondern lassen sich prinzipiell übertragen, mehr noch: Spezifisch an ihnen ist, dass sie – im Unterschied zu den Werten einer Religionsgemeinschaft oder der alten europäischen Nationalstaaten – geteilt werden können von Menschen unterschiedlicher Abstammung und Kultur.“
Von Benedikt XVI. hatten wir gerade etwas gelernt, was dem nahezu diametral entgegensteht: dass nämlich die europäischen Grundwerte sich nicht von ihren christlichen Wurzeln ablösen lassen – und dass Europa, wenn es dies versucht, sich seine eigenen Wurzeln abschneidet. Durch die Wahl des Bildes liegen die Konsequenzen dann auf der Hand.
Axiomatisch
Philipp antwortet auf die zweite ökumenische Frage von Ralf:
„‚Sola scriptura‘ war als Axiom gemeint und ein Axiom braucht keinen Beweis. Es war die Arbeitsgrundlage, um die Entwicklung der Lehre hinterfragen zu können.“
Guter Punkt. Demnach wären sola scriptura, sola fide, sola gratia und solo Christo die Axiome des Protestantismus oder vielmehr der Reformation?
Was ist denn mit den Glaubensbekenntnissen? Müssen, dürfen oder sollen die dann auch unter diesen Axiomen interpretiert werden? (Das scheint mir zum Beispiel in Matthias‘ Argumentationsweise der Fall zu sein.)
Sola Scriptura
Ralf stellt seine zweite ökumenische Frage:
„Wo in der Hl. Schrift steht was von ’sola scriptura‘ (also ’nur die Schrift‘)? Das müßte da ja stehen, sonst kann man ja schlechterdings diese Basis schlecht haben, oder?“
Das erinnert mich an Psalm 119,152:
Aus deinen Vorschriften weiß ich seit langem, / dass du sie für ewig bestimmt hast.
Etwas zirkulär, das alles.